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Mehr als nur ein Konzerthaus

Die Elbphilharmonie

Mitten im Strom der Elbe, an der westlichen Spitze der HafenCity, entsteht Hamburgs neues Konzerthaus: die Elbphilharmonie.

Über dem Backsteinkorpus eines ehemaligen Kakaospeichers erhebt sich ein schillernder Glasaufbau auf bis zu 110 Meter. Das Herzstück des Gebäudes ist ein Konzertsaal von Weltklasse auf einer Höhe von 50 Metern mit 2.100 Plätzen - eine spektakuläre Bühne für Hamburgs vibrierende Klassikszene und Stars aus aller Welt. Neben zwei weiteren Sälen beheimatet die Elbphilharmonie ein Hotel, ein Restaurant, 45 Wohnungen sowie die Plaza, einen frei zugänglichen Platz mit 360°-Panorama über die Stadt.

Der Bau des Konzerthauses wurde seit 2008 von Auseinandersetzungen zwischen dem Bauherrn und dem Bauunternehmen begleitet. Im April 2013 hat die Stadt eine Neuordnung des Projekts beschlossen, die eine Abnahme des gesamten Gebäudes zum 31.10.2016 garantiert. Die Eröffnung wird voraussichtlich im Frühjahr 2017 stattfinden.

An dieser prominenten Stelle in der HafenCity entsteht jetzt Hamburgs künftiges Kultur-Wahrzeichen, ein Gesamtkunstwerk aus atemberaubender Architektur, exzellenter Musik und einzigartiger Lage. Früher stand dort der Kaiserspeicher als Wahrzeichen des alten Hafens bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Seit 1966 wurden dann im Kaispeicher A - einem Monument der Nachkriegsmoderne - , Kakao, Tabak und Tee gelagert.

Der Entwurf für das Konzerthaus, das bereits weltweit für Aufsehen sorgt, stammt von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, die auch das Olympia-Stadion in Peking planten. Das Gebäude lebt vom Kontrast: Den Sockel bildet der historische Kaispeicher A. Über dem Backsteinsockel erhebt sich der kristalline, geschwungene Neubau. Spektakulär sind auch die Zu-und Eingänge der Elbphilharmonie. Ein eigener Schiffsanleger empfängt die Gäste direkt am Wasser. Der Zugang zum Gebäude ist gesichert durch 29 Aufzüge und vor allem durch die sogenannte "Tube", eine 82 Meter lange Rolltreppe, die sich vom Eingangsportal im Osten durch das gesamte Gebäude bis zur Westseite zieht. Sie führt hinauf ins sechste Geschoss zu einem Panoramafenster, das den spektakulären Blick auf Hafen und Landungsbrücken freigibt. Von dort gelangen die Besucher über eine weitere Rolltreppe zur Plaza auf 37 Metern Höhe. Sie liegt genau an der Schnittstelle von altem Kaispeicher und Neubau.

Die Aussichtsplattform mit einzigartigen Perspektiven auf Hafen, Elbe und Stadt ist öffentlich und frei zugänglich. Hier werden sich zukünftig Konzertbesucher, Hamburger und Touristen wie auf einem Marktplatz begegnen. Unterteilt ist die Plaza in einen Aussenrundgang und einen durch Glaswände geschützten Bereich mit Zugang zu den Konzertfoyers sowie zur Hotellobby und zum Café. Die Gesamtfläche ist mit 4.000 Quadratmetern etwa so gross wie der Hamburger Rathausmarkt.

Mit dem Hotel auf 14 Ebenen mit 250 Zimmern, Wellness- und Konferenzbereich sowie 45 grosszügig geschnittenen Appartements wird die Elbphilharmonie mehr sein als nur ein Konzerthaus.

Die Glasfassade

Die schillernden Scheiben der Glasfassade der Elbphilharmonie bilden einen weithin sichtbaren Blickfang. Insgesamt besteht die Fassade aus knapp 1.100 einzelnen Elementen, jeweils zwischen vier und fünf Metern breit und über drei Meter hoch; im Foyer Bereich sogar fünf Meter hoch, also etwas grösser als ein herkömmliches Garagentor. An der Elbphilharmonie summieren sie sich auf eine Gesamtfläche von 16.000 Quadratmetern - zwei Fussballplätze liessen sich damit abdecken. Jedes einzelne Element wiegt etwa 1,2 Tonnen, so viel wie ein Auto. Um derart schwere Scheiben in Position zu manövrieren, wurde für die Montage eigens eine Schiene angebracht, die wie eine Gardinenstange einmal um das Gebäude herumlief.

Die Fensterscheiben selbst sind ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Noch nie wurden Glasscheiben nacheinander bedruckt, beschichtet und bei 600° C auf den Millimeter exakt gebogen. Die Art der Wölbung orientiert sich an der Nutzung der Gebäudebereiche. So verfügen Hotel und Foyer über kiemenförmige Luken, während hufeisenförmige Ausschnitte die Balkone der Wohnungen in der Westspitze bilden. Das Glas hält höchsten Belastungen stand, bspw. Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h oder sintflutartigen Regen.

Um das Gebäude vor Sonneneinstrahlung zu schützen, wurde die Glasfassade mit einem Punkte-Raster versehen. Funktionalität und Ästhetik verbinden sich in den basaltgrauen und reflektierenden Punkten, die einerseits die Sonneneinstrahlung minimieren und andererseits in ihrer Spiegeloptik glitzernd die Umwelt reflektieren. An der Wasserseite gewährleistet das speziell entwickelte Raster, dass Schiffsradare das Gebäude orten können. Die Anordnung der Punkte auf den einzelnen Scheiben wurde für den optimalen Effekt je nach Einbauposition am Computer berechnet, so wird die Elbphilharmonie im Kleinen wie im Grossen einzigartig.

Der Grosse Konzertsaal: das Herz der Elbphilharmonie

Musik hören und sehen, im Grossen Saal, dem Herzen der Elbphilharmonie, wird das zu einer Erfahrung besonderer Art werden. Die Bühne für Künstler und Orchester liegt in der Mitte des Saales. Das Publikum kann von nahezu jedem der 2.150 Plätze im Parkett und auf den terrassenförmig aufsteigenden Rängen bestens hören und sehen, Künstler und Zuschauer können sich von Angesicht zu Angesicht begegnen.

Für die perfekte Akustik sorgt einer der renommiertesten Akustiker der Welt, der Japaner Yasuhisa Toyota. Mit seiner Firma Nagata Acoustics hat er unter anderem die Suntory Hall in Tokio und die Walt Disney Hall in Los Angeles geplant. Für Wände und Decke im Grossen Saal der Elbphilharmonie wurde eine weltweit einzigartige Oberfläche entwickelt: die »Weisse Haut«. 10.000 Gipsfaserplatten, nach Computerberechnung individuell gefräst, reflektieren den Klang in jeden Winkel und garantieren optimalen Hörgenuss auf jedem einzelnen Platz. Ein Reflektor, der in der Mitte des Deckengewölbes aufgehängt ist, sorgt zusätzlich dafür, dass sich der Klang gleichmässig im Raum verteilt. Ausserdem beherbergt er einen Teil der Lichttechnik und eine viermanualige Orgel mit 65 Registern sowie weiteren Registern im Reflektor unter der Saaldecke, die von der traditionsreichen Werkstatt Johannes Klais Orgelbau gebaut wird.

Aus Schallschutzgründen ist der Saal vollständig vom restlichen Gebäude entkoppelt. Eine bauliche Meisterleistung: In 50 Metern Höhe ruhen 2.100 Plätze mit 12.500 Tonnen Gewicht auf rund 300 gewaltigen Stahlfedern. So dringen keine Aussengeräusche in den Saal. Weder der Trubel auf der Plaza noch die Schiffe im Hafen stören den Konzertgenuss.

Den Raumklang des Grossen Saales - entworfen von den Architekten Herzog & de Meuron - berechnete Yasuhisa Toyota mit Hilfe von komplexen 3D-Modellen am Computer. Dann baute er den Saal als Modell im Massstab 1:10 nach, um weitere Messungen durchzuführen: Mittels 2.000 kleiner Filzpuppen und Dutzender empfindlicher Mikrofone konnte der Klang simuliert und so der Saal perfekt »gestimmt« werden, etwa durch die Neigung der Brüstungen oder die Struktur der »Weissen Haut«. Das 1:10 Akustik-Modell ist im ersten Obergeschoss des Elbphilharmonie Pavillons auf den Magellan-Terrassen zu besichtigen.

Im Grossen Saal werden vor allem klassische Konzerte mit grossen Orchestern sowie Unplugged-Auftritte von Jazz und Popkünstlern zu erleben sein.

Kleiner Saal und Kaistudio

Neben dem Grossen Saal gibt es in der Elbphilharmonie noch zwei weitere Konzertsäle: Der Kleine Saal mit 550 Plätzen ist in der klassischen »Schuhkarton«-Architektur angelegt, bei der die Musik von der Stirnseite eines rechteckigen Raumes erklingt, und ist insbesondere für Kammermusik vorgesehen. Flexible Bestuhlung und Podesttechnik machen zahlreiche weitere Nutzungenvarianten möglich, etwa für Bälle oder Konferenzen.

Im Sockelbau des ehemaligen Speichers befindet sich das Kaistudio. Mit seinen 170 Plätzen dient es als Aufführungsort für zeitgenössische und experimentelle Musik, für Kinderkonzerte sowie für Orchester- und Chorproben.

Der besondere Ort

Die Elbphilharmonie entsteht dort, wo Hamburgs Herz schlägt: im Hafen. Hier pulsiert das Leben, hier begegnen sich wirtschaftliche Ader und städtischer Geist. Sie verleiht damit nicht nur der HafenCity ihr architektonisches Zentrum, sondern wird in die ganze Stadt hinein strahlen und das Profil Hamburgs weltweit als Musikmetropole schärfen.

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Autor: VHSt
Fotos: Severin

HBZ · 10/2014
 
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