Einen Augenblick bitte
Restpfennige = Restcents
Anfang des Jahres 1996 hat der damaligen Ersten Bürgermeister Dr. Henning Voscherau die so genannte "Restpfennigaktion" ins Leben gerufen und dafür auch die Schirmherrschaft übernommen.
Rund 15.000 Beschäftigte der Freien und Hansestadt Hamburg haben sich daraufhin freiwillig und spontan bereit erklärt, dass die "Pfennigbeträge" ihrer Netto-Bezüge - also die Beträge hinter dem Komma - auf ein Sonderkonto bei der damaligen Hamburgischen Landesbank für einen wohltätigen Zweck im Rahmen der hamburgischen Städtepartnerschaft mit León - der zweitgrössten Stadt Nicaraguas mit rd. 150.000 Einwohnern - eingezahlt werden.
Am 10. Mai 1989 hatte Bürgermeister Voscherau den Vertrag der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und León unterschrieben. Sie fusste zunächst vor allem auf den intensiven Beziehungen, die nach der Revolution 1979 von einer Hamburger Solidaritätsszene mit den revolutionären Sandinisten in dem mittelamerikanischen Land geknüpft wurden. Die Beziehungen lassen sich wohl am ehesten als Entwicklungspartnerschaft bezeichnen, bei der es in erster Linie darum geht, die Lebensbedingungen der Menschen in León zu verbessern. Ihre grosse Solidarität mit den Menschen in der lateinamerikanischen Stadt zeigen die Hamburger zum Beispiel auch durch schulische Hilfsaktionen, Gewerkschaftskontakte und den Austausch im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr. Auch nach den Verwüstungen durch den Hurrikane Mitch im Jahr 1998 halfen viele Hamburger mit Spenden beim Wiederaufbau.
Es war die fünfte von heute insgesamt neun Städtepartnerschaften Hamburgs. In chronologischer Reihenfolge: St. Petersburg, Marseille, Shanghai, Dresden, León, Osaka, Prag, Chicago und Dar es Salaam in Tansania (Daressalam). Im Januar 1998 hat Bürgermeister Ortwin Runde die Schirmherrschaft übernommen und bedankte sich bei den Teilnehmern des öffentlichen Dienstes. Er berichtete damals, dass im Vorjahr fast 76.000 DM an Pfennigbeträgen zusammengekommen sind, die für die Trinkwasserversorgung in vier Stadtteilen von León verwendet wurden. Er kündigte auch an, dass weiterhin der Bau einer Abwasserentsorgung als nächstes vorgesehen sei.
Aus dem "Restpfennig" hat sich nach der Einführung des Euro eine "Resteurocentaktion" ergeben; weiterhin wurde der Euro-Betrag nach dem Komma vom Nettogehalt abgezogen, wodurch sich der Wert der Spenden (Kaufkraft) verdoppelt hat.
Ob die Nachfolger von Ortwin Runde, die Bürgermeister v. Beust, Ahlhaus und Scholz ebenfalls die Schirmherrschaft übernommen haben, welcher Betrag inzwischen zusammengekommen ist und wofür dieser verwendet wurde, ist den Spendern nicht mitgeteilt worden.
FEEDBACK nennt man das wohl, was hier vermisst wird
Aber das Internet gibt ja Auskunft: "Mehr als 26.000 Beschäftigte (Aktive und Ruheständler) der Freien und Hansestadt Hamburg spenden jeden Monat den Centbetrag ihres Gehaltes. An der Restcent-Aktion beteiligen sich auch Beschäftigte von öffentlichen Unternehmen und Einrichtungen wie dataport, UKE und TÜV Hanse. Aus den vielen kleinen Spenden werden grosse Summen: Seit dem Start 1996 kamen bereits bis 2013 rund 2,8 Millionen Euro zusammen, monatlich kommen über 13.000 Euro hinzu. Ergänzend zu staatlich finanzierten Massnahmen konnten ten so zusätzliche Projekte im Bereich Gesundheit, Hygiene und Trinkwasserversorgung sowie das Strassenkinderprojekt "Las Tias" in León finanziert werden. Abgewickelt wird die Aktion über die für die Gehaltsabrechnung zuständige Stelle. Die Mittel gehen auf ein gesondertes Sparkonto und werden entsprechend den Projektvereinbarungen nach Nicaragua überwiesen.
Am 19. Juni 2013 empfing Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz Leóns Bürgermeister im Hamburger Rathaus, wo sich Alcalde Dr. Gurdián ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Während seines Aufenthalts führte Leóns Bürgermeister zahlreiche Gespräche, nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch mit Vertretern der Hamburger Fachbehörden und den Nicaragua-Initiativen in Hamburg, um sich über die laufenden Kooperationen zu informieren. Der Bürgermeister besuchte die Hamburger Stadtreinigung, wo die Übergabe von vier Hamburger Müllfahrzeugen an León stattfand. Zuletzt stand ein Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern des Freundeskreises León e.V. auf seinem Programm. Der Freundeskreis kümmert sich auch vor Ort um die Projekte der "Restcent-Aktion".
Autor: Rolf Anthony
HBZ · 03/2015
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