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Schiefer als Pisa

Der schiefe Turm von Bad Frankenhausen

Seit fast 630 Jahren wacht der Turm der Kirche "Unserer lieben Frauen am Berge" oder Oberkirchturm über Bad Frankenhausen. Längst ist der schiefe Riese an der Ruine der Oberkirche zu einem Wahrzeichen der Stadt am Kyffhäusergebirge und damit auch zu einer Touristenattraktion geworden.

Seine Berühmtheit verdankt er den geologischen Verhältnissen des Untergrunds. Denn mit einer Schrägstellung von fast 4,5 Metern bei einer Höhe von 56 Metern hat die Oberkirche den schiefsten Turm Deutschlands - mit einer Neigung, die diejenige des berühmtesten aller schiefen Türme im italienischen Pisa mit "nur" einer Neigung von 4,07 Metern übertrifft.

Seit Jahren gibt es Bemühungen, den Turm wie auch die gesamte Kirche zu stabilisieren. Die Variante, Beton in den Boden zu pumpen, wurde verworfen, um den Kurbetrieb nicht zu gefährden. Ein Plan, die Kirche mit Stahlseilen zu verankern, erwies sich als zu teuer. So neigt er sich weiter, der schiefe Turm von Bad Frankenhausen und kämpft jetzt ums Überleben.

Denn die im 14. Jahrhundert ursprünglich als Basilika im gotischen Stil erbaute Kirche steht auf einem Grund, der von einer Sole- Quelle durchlöchert ist, die den Untergrund der Stadt permanent auslaugt. Und die Quelle ganz in der Nähe ist schuld daran, dass der 2500 Tonnen schwerer Koloss in eine bedrohliche Schieflage geraten ist.

Das im Volksmund als "Oberkirche" bezeichnete Gotteshaus hat derzeit eine Schieflage von 4,41m außer Lot. Allerdings nur für den steinernen Turmkörper, denn ab einer Höhe von 37 Metern weist die hölzerne Turmspitze einen Neigungswinkel von 5,42 Grad auf. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass nach einem Turmbrand im Jahr 1761 der hölzerne Turm neu errichtet und dabei aber der bereits bestehenden Schiefstellung angepasst wurde.

1952 erhielten Turm und die Südseite des Kirchenschiffes eine neue Schiefereindeckung. Wegen starken Schwammbefalls musste das Kirchendach jedoch 1962 abgetragen werden. Gelder für eine Reparatur waren nicht vorhanden. 1984 wurde die Oberkirche dann durch die Staatliche Bauaufsicht gesperrt uns aus Sicherheitsgründen der Abriss der barocken Turmhaube gefordert. Wegen fehlender Ausrüstung konnte der Abriss nicht erfolgen. Nach erneuten Sicherungsmaßnahmen am Turm konnte die Vollsperrung im September 1993 in eine Teilsperrung umgewandelt werden. Zwischen 1999 und 2001 wurden weitere Maßnahmen zur Turmstabilisierung durchgeführt.

Bis zum Jahr 2008 neigte sich der Oberkirchturm pro Jahr durchschnittlich 55 mm (knapp 6 cm) mehr. Nach weiteren Sanierungsmaßnahmen beträgt jetzt die mittlere Neigung bezogen auf die Jahre 2008 - 2010 aktuell ca. 2 cm.

Die Kirche ist aber weiterhin gesperrt und es droht der Abriss des Turmes, wenn der zunehmenden Neigung nicht Einhalt geboten werden kann. Pläne, ihn bis auf einen jämmerlichen Stummel zurechtzustutzen, gibt es bereits.

Aber die Menschen in Bad Frankenhausen und in der Kyffhäuser- Region kämpfen für ihren Turm. Ein Förderverein hat sich der Kirche und ihrer Erhaltung, Rettung und Sanierung angenommen. Dennoch die Zeit drängt, denn wird das Geld für die Rettung des schiefen Riesen von rund einer Million Euro - weitaus mehr als die Stadt aufbringen kann - nicht bald aufgebracht, ist das unwiederbringliche Aus für ein einmaliges Bauwerk, das zum kulturellen Erbe Thüringens und Deutschlands gehört, besiegelt. Aber noch ist die Hoffnung auf Rettung nicht aufgegeben worden!

Autor: VHSt

HBZ · 07/2011
 
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