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Mystischer Hintergrund der Zahlen

Zahlen und ihre große Symbolkraft

Um Zahlen ranken sich allerlei Mythen, denn ihre Symbolkraft ist groß. Wir haben gelernt und sind gewohnt, Zahlen quantitativ zu betrachten, denn mit der quantitativen Betrachtung der Zahlen bewältigen wir den Alltag und die Bankgeschäfte.

Eine Zahl bedeutet ihre Größe und sonst nichts. Acht ist mehr als drei; 2400 Euro Gehalt sind besser als 2300 und 4,3 Millionen Arbeitslose sind schlimmer als 3,7 Millionen.

Dennoch gibt es jenseits des nüchternen Blicks, der nur ihre Größe berücksichtigt, auch heute noch einen anderen Umgang mit Zahlen - den qualitativen. Viele Menschen mögen bestimmte Zahlen lieber als andere. So empfinden offensichtlich viele eine Art Zuneigung zur Sieben oder zur Neun - denn diese Zahlen werden beim Lotto besonders oft angekreuzt. Manche verspüren auch eine Abneigung gegen bestimmte Zahlen, fürchten sich vor der Vier oder ängstigen sich an einem Dreizehnten.

Diese qualitative Betrachtung der Zahlen hat eine lange Tradition. Schon die Bibel misst zum Beispiel der Zahl Sieben eine besondere Bedeutung bei: Am siebten Tag ruhte Gott bei der Erschaffung der Welt. Sieben Todsünden gibt es und sieben Sakramente. Siebenmal umrundeten sieben Priester an sieben Tagen die Stadt Jericho, dann brachte der Ton von sieben Posaunen die Stadtmauern zum Einsturz. Im Alten Testament gilt die Sieben als Zahl der Fülle - sie symbolisiert eine von Gott gewollte Totalität, ist quasi durchdrungen von dieser göttlichen "Schwingung". Auch außerhalb der Bibel wird die Sieben auffällig oft gesichtet: Rom wurde auf sieben Hügeln gegründet, sieben Weltwunder zählten die Griechen. Deutsche Märchen kennen die Siebenmeilenstiefel, einen Wolf, der sieben Geißlein verspeisen will, und ein Schneewittchen, das von sieben Zwergen bedient wird.

Heute noch sprechen wir vom siebten Sinn, wähnen uns im siebten Himmel oder auf Wolke sieben und finden es passend, dass James Bond die Nummer 007 trägt, selbst wenn dies der Code für Bonds Lizenz zum Töten symbolisiert. Selbst die Natur scheint die Sieben zu bevorzugen: Sieben Töne hat die Tonleiter, sieben Farben der Regenbogen, und in unserem Kurzzeitgedächtnis finden genau sieben Ziffern Platz.

Eine ähnliche Sonderstellung wie die Sieben scheint die Drei zu haben. Der deutsche Gelehrte Raimund Müller schrieb 1903, die Menschen hätten diese besondere Bedeutung der Dreiheit aus der Beobachtung der Natur abgeleitet: "Als die Menschen Wasser, Luft und Erde sahen, entwickelten sie die Idee der Existenz dreier Welten (Midgard, Asgard und Niflheim); sie erkannten drei Zustände (fest, flüssig und gasförmig); sie fanden drei Gruppen erschaffener Dinge (Mineralien, Pflanzen und Tiere) und entdeckten in den Pflanzen Wurzel, Stamm und Blüte und in der Frucht Schale, Fleisch und Kern." Autor Peter Plichta ergänzt die Liste der Dreier um weitere Beispiele: die drei Grundrassen des Menschen (Weiße, Schwarze, Gelbe) und weitere Beispiele.

Mystischer Hintergrund
der Zahlen

Unwillkürlich fragt man sich: Steckt hinter solchen Beispielen die Absicht einer höheren Intelligenz? Haben Zahlen einen bestimmten "Charakter", der sich auf die gezählten Dinge überträgt? Ist zum Beispiel die Drei die Zahl der Ordnung?

Die Suche nach der Antwort auf solche Fragen führt uns weit zurück. Vor über zweitausend Jahren versuchten die Pythagoräer, den mystischen Hintergrund der Zahlen zu entschlüsseln. Diese spirituelle Gruppe rund um den Mathematiker Pythagoras (ca. 570 - 497 v. Chr.) fand Zusammenhänge zwischen Tönen und den zugehörigen Längen der Saiten, entdeckte, dass Zahlen gerade oder ungerade sind, ordnete ihnen die Eigenschaften männlich und weiblich, gut und böse oder Licht und Dunkelheit zu. "Alles ist Zahl" war der Wahlspruch der Pythagoräer.

Im Bereich der Zahlenmystik muss man höchst wachsam sein. Neben wirklichen und tiefen Einsichten sind Verirrungen jeden Grades zu finden. Auch viele Scharlatane tummeln sich auf dem Markt, versuchen mit trivialen numerologischen Spielchen Geld zu machen. Aber auch gewissenhafte Sucher, die das Geheimnis der Zahlen durchschauen wollen, werden nicht selten in die Irre geführt. Sie entdecken scheinbar bedeutungsvolle Zusammenhänge und Eigenschaften, die sich aber ganz einfach mathematisch erklären lassen.

Auf eine andere Weise sind auch die Entdecker der zahllosen Dreiergruppen einem ganz normalen mathematischen Gesetz "zum Opfer" gefallen: dem Gesetz der kleinen Zahlen. Es lautet: Es gibt zu wenig kleine Zahlen - man kommt nicht umhin, sie immer wieder zu benutzen.

Auf unglaublich verschiedene Weisen kann man nämlich Dinge in Kategorie einteilen. Eine Einteilung zu wählen, die, sagen wir, 261 verschiedene Kategorien liefert, wäre aber höchst unübersichtlich. Also nutzen wir aus Bequemlichkeit eine überschaubare Anzahl von Kategorien - am liebsten zwei, drei und vier.

Und genau deshalb tauchen so viele Dinge in diesen kleinen Gruppen auf: Neben Beispielen für Dreiergruppen gibt es ebenso unzählige für Zweier- (Schuhe, Essstäbchen, Adam und Eva, gut und böse, Yin und Yang, Himmel und Erde et cetera) oder Vierergruppen (vier Jahreszeiten, vier Windrichtungen, vier Elemente, vier Körperteile et cetera).

Die Tatsache, dass viele Dinge in Dreiergruppen auftauchen, ist also kein Beleg für irgendeine Sonderstellung der Drei. Unbestritten ist aber die Tatsache, dass Dreiergruppen ein ganz anderes Gefühl in uns heraufbeschwören als Vierergruppen. Wir rufen "dreimal Hoch!" zum Geburtstag und nicht "viermal Hoch!", weil sich die Drei in diesem Zusammenhang eben stimmiger anfühlt. Die Segenssprüche in Märchen, die Rätsel, die von Märchenhelden gelöst werden müssen, um erlöst zu werden - immer kommen sie im Dreierpack.

Das Problem ist nur: Man kann diese Besonderheit der Drei weder wissenschaftlich beweisen noch erklären. Eine mystische Einsicht ist prinzipiell nicht wissenschaftlich prüfbar!

Zusätzliches Problem: Mystische Erkenntnisse - egal, ob über Zahlen oder über die Zeit, die Welt, die Seele - werden von jemandem gewonnen, dem in einem besonderen Moment oder Bewusstseinszustand Einsichten über verborgene Zusammenhänge in der Welt zuteilwerden. Doch schon derjenige, der nur davon gehört hat, spricht nicht mehr von einer Erfahrung, sondern gibt einen Bericht weiter. Der Startpunkt einer langen Überlieferungskette ist gelegt, und am Ende der Kette wartet oft genug der Aberglaube.

Gut beobachten kann man das wieder an der Zahl Sieben. Irgendwann vor über 4000 Jahren wählten die Sumerer die Zahl Sieben als Maß für die Zeit, sie schufen die Woche mit sieben Tagen. Wieso sie die Sieben wählten, bleibt im Dunkeln, aber man kann vermuten, dass mystische Einsichten über die Natur der Zahlen zugrunde lagen. Es könnte mit den sieben Planeten zu tun haben, die man damals kannte, oder auch mit der Länge der Mondphase von 28 = 4 x 7 Tagen.

Da die Sumerer die Sieben für eine besondere Zahl hielten, begründeten sie damit eine Überlieferung, in der sich bald mystische Einsicht mit geschichtlicher Tradition mischte. Irgendwann war beides nicht mehr zu trennen.

Mystische Einsicht und geschichtliche Tradition

Für uns bedeutet das: Die Sieben ist auch deshalb etwas Besonderes, weil viele Menschen daran glauben, dass sie es ist. Dieser Glaube spiegelt sich nicht nur in der Länge unserer Woche, sondern auch in den Maßen vieler Kirchenbauten. So enthält der Kölner Dom sieben Chorkapellen, der Turm des Stephansdoms in Wien ist 7 x 7 x 7 Stufen hoch, und das Grundmaß des Freiburger Münsters beträgt 21 = 3 x 7 Ellen.

Auch andere bedeutungsvolle Zahlen aus der Bibel haben auf diese Weise ihren Weg in unseren Alltag gefunden. So verweisen zwölf Säulen, Fenster oder Tore in den Kirchen oft auf die zwölf Apostel. Die heilige Dreifaltigkeit spiegelt sich in drei Säulen, die ein Dach tragen, in dreiflügeligen Altarbildern oder in Längenmaßen wie zum Beispiel der Gesamtlänge des Doms von Speyer: 444 Fuß symbolisieren dort sowohl die Dreifaltigkeit Gottes als auch die vier Himmelsrichtungen.

Der Elf wiederum traute man noch nie etwas Gutes zu, weil sie durch Überschreiten der Zehn zustande kam - also durch Überschreiten der Zehn Gebote. Deshalb war die Elf die Zahl der Sünde. Nicht zufällig beginnt daher der Karneval, die Zeit des ausgelassenen Übertretens aller Moralvorstellungen, auch heute noch am 11.11. um 11:11 Uhr, und den Vorsitz über alle Aktivitäten führt ein Elferrat.

Und wie die Elf als Nachfolgerin der Zehn die Bedeutung der Zahl negativ einfärbte, so ist auch die Dreizehn der böse Gegenspieler der guten Zwölf geworden. Auch hier liefert die Bibel eine Rechtfertigung: Judas, der Verräter, war der dreizehnte Teilnehmer am Abendmahl.

Der Glaube, dass die Dreizehn negativ besetzt ist, hat sich inzwischen zur Überzeugung verschärft, dass die Dreizehn Unglück bringt. So wird ein Hotelier Probleme bekommen, Zimmer mit der Nummer Dreizehn oder jene in der dreizehnten Etage zu vermieten - und deshalb überspringt er oft die "Unglückszahl" bei seinen Nummerierungen. Aus Glauben wird so Realität.

Auf der Suche nach einer verborgenen Bedeutung der Zahlen.

Doch wieso kommt sogar die Internet-Generation auf die Idee, wie die alten Pythagoräer nach einer verborgenen Bedeutung der Zahlen zu suchen? Ein Grund ist sicherlich der Wunsch, die Welt erklärbar - "stimmig" - zu machen.

Ein anderer Grund ist die angeborene Fähigkeit des Menschen, Muster zu erkennen. Wir brauchen sie, um in der Welt bestehen zu können und um Ursache und Wirkung zu erkennen. Doch diese Fähigkeit kann man auch überstrapazieren. Dann erkennt man Muster, wo vielleicht keine sind. Sieht Verschwörungen, wo es keine gibt; holt Siebenen aus Texten, wo niemand sie hineingesteckt hat. Hat man sich einmal für eine Zahl sensibilisiert, entdeckt man sie überall.

Woher kommt die Faszination für Zahlen und Codes, warum rätseln Menschen seit Jahrhunderten, was es mit der Bedeutung der 13, der 5 oder der 7 auf sich hat? Laut Wissenschaftler Schmidt-Biggemann ist es die Mischung aus Rationalität und Irrationalität, die Dialektik des Geheimnisvollen, die Zahlen derart symbolisch auflädt. Einerseits umgebe sie ein Schleier des Unerforschlichen, weil das Geheimnis nie vollkommen gelüftet werden könne. Andererseits hätten sie mit Logik zu tun, denn sie sind berechenbar. Eine Doppeldeutigkeit, die das Rätseln immer wieder neu befeuert: "Zahlen erscheinen uns als absolut rational, und doch erwartet man etwas Rätselhaftes dahinter. Es sind alte Geschichten, deren Sinn uns abhandengekommen ist und von denen nur noch die Hülsen übriggeblieben sind."

Das gilt auch für den Mythos um das siebte Beziehungsjahr. "Ob es verflixt ist, sei dahingestellt, aber das Deutungsmuster stammt aus der Schöpfungsgeschichte", sagt er. In sechs Tagen hat Gott die Welt erschaffen, am siebten Tag ruhte er; daher komme unser Wochenrhythmus. "Nach der 7 kommt erst einmal nichts", sagt Schmidt-Biggemann. "Deshalb steht die 8 auch für Unendlichkeit."

Der Mensch versteht Zahlen, weil er mit einem angeborenen Zahlensinn ausgestattet ist. "Die Zahl ist eine der fundamentalen Kategorien, mit deren Hilfe unser Nervensystem die Wahrnehmung der Außenwelt verarbeitet", sagt der Mathematiker und Psychologe Stanislas Dehaene.

Autor: VHSt (Quelle: freenet)

HBZ · 01/2016
 
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