VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Skat

Eines der erfolgreichsten Kultspiele

Schätzungsweise beherrschen in Deutschland ca. 20 Millionen Menschen das Skatspiel mehr oder minder gut. Inzwischen wächst auch die Zahl derer, die gerne online Skat spielen. Skat ist eine Männerdomäne, hat es aber bei den jüngeren Generationen schwer anzukommen.

Skat ist ein Strategiespiel. Die Kartenwerte, deren Beziehung zueinander, die vielen Spielvarianten, die ausgeklügelte Bewertung des Spiels erfordern mathematisches Denkvermögen, die Fähigkeit zum Kopfrechnen, Phantasie, die Fähigkeit Spielzüge strategisch zu planen und logisch vorauszudenken.

Beim Skatspiel entscheidet ausschließlich das menschliche Denkvermögen und nicht der Zufall über Gewinn oder Verlust. Das Glück spielt lediglich beim Kartengeben eine Rolle. Entscheidend ist allein die mathematische Denkleistung des Mitspielers.

Da das Kartenspiel Skat durch menschliches Können beeinflussbar ist, zählt es nicht zu den Glücksspielen, auch wenn in einzelnen Fällen um Geld gespielt wird. Skat ist ein Unterhaltungsspiel, das Spaß machen soll, das ehrlich und fair auf klaren Regeln basierend als Denksport anzusehen ist.

Richard Strauss der Skat-Fan

Bereits als Skat in seinen Kinderschuhen steckte, erfreute sich das Kartenspiel großer Beliebtheit. So war beispielsweise der Komponist Richard Strauss ein großer Fan und spielte regelmäßig. Seine Begeisterung für Skat war so groß, dass er sogar eine Skat-Partie in der Oper "Intermezzo" komponierte.

Aus der Geschichte des Skatspiels

Das Skatspiel hat in Deutschland eine über 200jährige Tradition. Das Skatspiel ist Anfang des 19. Jahrhunderts in der Stadt Altenburg in Thüringen entstanden. Von allen Geschichten und Anekdoten, die sich um den Ursprung des Skatspiels ranken, ist wohl die vom Skatforscher Stein erwähnte die glaubwürdigste. Hiernach hat ein Altenburger Kutscher, der viel in benachbarte Länder fuhr, aus dem sächsisch-böhmischen Erzgebirge von dort eine Variante des wendischen Schafskopfspiels mitgebracht.

Von ihm hat ein Mitglied der "Brommeschen Tarockgesellschaft" dieses Kartenspiel gelernt, und seitdem wurde es des Öfteren in Altenburg gespielt. Vor allem Honoratioren im thüringischen Altenburg fanden Gefallen an diesem Spiel und entwickelten diese Variante weiter. In den Jahren 1810-1817 entstand dann aus Schafskopf, dem L'hombre, dem Solo und Tarock das Skatspiel. Im September 1813 wurde "Scat" dann das erste Mal urkundlich erwähnt und 1884 erschien das erste "Illustrierte Scatbuch".

Zwei Jahre später fand der erste deutsche Skatkongress mit mehr als 1000 Teilnehmern in Altenburg statt. Drei Jahre später wurde der Deutsche Skatverband (DSkV) mit Sitz in Altenburg durch den Altenburger Robert Fuchs gegründet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1953 der Sitz des Verbandes nach Bielefeld verlegt. 2001, elf Jahre nach der Wiedervereinigung, kehrte er wieder zurück nach Altenburg. Dieser Schritt wurde 2005 mit der Schließung der Geschäftsstelle Bielefeld abgeschlossen. In seinen heutigen dreizehn Landesverbänden sind derzeit mehr als 25.000 Skatfreundinnen und Skatfreunde verbunden.

Neun Richter und ein Gesetz für Skat

Heute spielt schätzungsweise jeder vierte Deutsche Skat - doch bisweilen endet die gesellige Runde im Streit: Muss neu gemischt werden, wenn beim Austeilen eine Karte auf den Boden fällt? Was passiert, wenn ein Spieler falsch reizt oder bedient? Wer sich partout nicht einig wird, kann sich heute an das internationale Skatgericht in Altenburg wenden. Seit fast 90 Jahren sind die Altenburger Skatexperten die Instanz für alle Regelfragen.

Das erste Skatgericht wurde 1927 als Regelkommission auf dem 11. Kongress des Deutschen Skatverbands im thüringischen Altenburg gegründet. Die Aufgabe bestand zunächst darin, aus den unzähligen regional unterschiedlichen Spielarten ein einheitliches Regelsystem zu entwickeln. Beim Kongress im Folgejahr wurde aus den Vorschlägen die «Neue Deutsche Skatordnung » verabschiedet. Dieses Regelwerk ist mit kleinen Änderungen bis heute verbindlich für Skatspieler in aller Welt.

Mit Kriegsbeginn 1939 wurde der Verband und damit das Gericht aufgelöst, 1950 die Arbeit in Bielefeld wieder aufgenommen. Damals wurde versucht, trotz der innerdeutschen Teilung ein einheitliches Gericht für ganz Deutschland aufzubauen, aber unter den politischen Verhältnissen war das damals nicht möglich. Während in Westdeutschland das deutsche Skatgericht strittige Fragen klärte, war in Ostdeutschland das Altenburger Skatgericht zuständig. Nach 1990 wurden dann beide Gerichte in Bielefeld zusammengeführt.

Mit der Gründung der «International Skat Players Association» (ISPA) Anfang der 1970er Jahre spaltete sich die Skatwelt weiter. Die ISPA-Mitglieder spielten nach eigener Skatordnung und riefen ein eigenes Gericht ins Leben. Bis Mitte der 1990er tobte eine teils erbitterte Diskussion zwischen den Verbänden. Der Ruf nach einer Skat-Justiz und einem eindeutigen Regelwerk wurde immer lauter. Beendet wurde der Streit 1998 mit der gemeinsam erarbeiteten «internationalen Skatordnung». 2002 vereinigten sich beide Skatgerichte zum «Internationalen Skatgericht» mit Sitz in Altenburg.

Am 1. Dezember 2001 wurde in Altenburg das Internationale Skatgericht gegründet, das über strittige Fälle entscheidet. Denn die Skatordnung ist nur ein kleines Din-A6-Heftchen mit 54 Seiten - da können nicht alle Streitigkeiten geklärt sein. Vom Mischen der Karten über Reizen, Stiche, und Trümpfe bis hin zum Aufschreiben der Punkte: die Auslegung und Kommentierung der Regeln erfolgt in Altenburg.

Neun Schiedsrichter sind jetzt das höchste Gremium in der Skatwelt. Sieben Mitglieder des Deutschen Skatverbands (DSkV) und zwei Vertreter der ISPA entscheiden seitdem vier Mal im Jahr ehrenamtlich über Streitfälle am Spieltisch. Die obersten Schiedsrichter sind zudem für die Ausbildung der Skatschiedsrichter zuständig. Jeder Schiedsrichter wird durch das Gremium geprüft - alle fünf Jahre muss die Prüfung erneuert werden.

Es entscheidet über alle möglichen Skat-Streitfälle und Probleme und ist weltweit bekannt und respektiert. Etwa 400 Streitfälle verhandeln die Skatrichter im Jahr. Neben Diskussionen über Regelauslegungen im Skatsport sind darunter rund 80 Anfragen von privaten Gelegenheitsspielern. Heute besitzt die "Internationale Skatordnung" weltweit Gültigkeit - sie wurde 1999 nach Abstimmung zwischen dem DSkV und der ISPA (International Skat Players Association) entworfen..

"Wenn dem Deutschen so recht wohl ums Herz ist, dann singt er nicht. Dann spielt er Skat", schrieb Schriftsteller Kurt Tucholsky 1920 über die Deutschen und das auftrumpfende Kartenspiel aus Thüringen.

Autor: VHSt

HBZ · 03/2016
 
Weitere Meldungen:

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 

Keine Angst vor dem Finanzamt

Einkommenssteuerberatung des VHSt

Der erfahrene Steuerberater Jörg Hahn berät alle Mitglieder des Vereins Hamburgischer Staatsbeamten kompetent rund um das Thema Steuererklärung - kostenlos. Fu...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP