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VHSt-Besuch der St. Gertrudkirche Altenwerder

Der Hamburger Hafen in allen seinen Facetten

52 Mitgliedern wurde Rahmen einer ganztägigen Besichtigungstour mit dem Reisebus unter sachkundiger und unterhaltsamer Führung ein tiefer, umfassender Einblick in den Hamburger Hafen, seine Hafenunternehmen, Kaianlagen, verschiedenen Umschlags- und Kreuzschifffahrtsterminals, die alte und neue Architektur und, und … geboten.

Für die nötigen Erholungsphasen zwischen den hochinteressanten Programmpunkten sorgten die obligatorische Kaffeepause am Reisebus, das Mittagessen im Warsteiner Elbspeicher an der Elbstraße mit herrlichem Blick auf den Hamburger Hafen und das beeindruckende Kaffeetrinken mitten in der St. Gertrudkirche.

Ein Ort der Erinnerung - die St. Gertrudkirche in Hamburg-Altenwerder

Inmitten von Containerterminals, Gleisen und der Autobahn A 7.

Vor dem Nordeingang empfing uns Anneliese Schauberg und hieß uns herzlich willkommen. Als 1. Vorsitzende des Vereins zur Förderung und Erhaltung der St. Gertrud-Kirche Altenwerder widmet sie sich ehrenamtlich der Förderung und dem Erhalt der Kirche. Geboren und aufgewachsen in dem alten Fischer- und Bauerndorf Altenwerder, getauft, konfirmiert und getraut in der St. Gertudkirche erfuhren wir aus erster Hand das Schicksal des Dorfes, die Geschichte der Kirche und ihre persönlichen Erinnerungen.

Geschichte und Bau der Kirche

Das Dorf Altenwerder hatte nachweislich schon um das Jahr 1436 eine eigene Kirche. Die heutige Kirche wurde 1830 bis 1831 als klassizistischer Emporensaal mit hohen Rundbogenfenstern errichtet. Den neugotischen Turm baute man im Jahre 1895 mit 62 Metern Höhe so hoch, dass er auch vom damaligen Gemeindeteil Neuhof (heute ein Teil von Wilhelmsburg) auf der anderen Seite des Köhlbrands gesehen werden konnte.

Noch im Jahr 1945 wurde die Kirche durch einen Bombenabwurf beschädigt. Sie konnte nach Reparaturen bereits 1948 als eine der ersten Kirchen südlich der Elbe wieder eingeweiht werden. Im Turm hängen seit 1958 wieder zwei Glocken, eine weitere kleine Stundenglocke befindet sich am Turm. Die Turmuhr von 1895, mit ihrem großen mechanischen Uhrwerk, wird einmal wöchentlich von Hand aufgezogen. Die Sturmflut von 1962 überstand St. Gertrud weitgehend unbeschädigt, ein Schwelbrand im Jahre 1964 zerstörte jedoch die damalige Orgel. Seit 1969 erklingt die "neue" Beckerath-Orgel, die auch die seit 1971 jährlich stattfindenden Baumblütenkonzerte maßgeblich begleitet.

Der Friedhof lässt sich in seinen Anfängen bis in die Zeit um 1600 zurückverfolgen, die ältesten heute noch vorhandenen Gräber stammen jedoch aus dem 19. Jahrhundert. Viele der Grabinschriften zeigen den früheren Charakter als Bauern- und Fischerdorf. Ein besonders beeindruckendes Grabmal steht auf der Nordseite der Kirche und zeigt eine aufgerichtete Engelsplastik auf einem steinernen Sockel.

In der Kirche fällt als erstes die Altarkanzel auf. Das beherrschende Element ist hier die Kanzel auf halber Höhe, der restliche Altar ist sparsam geschmückt. An hohen Festtagen wird von dort oben gepredigt. Zwischen Altar und den ersten Bankreihen befindet sich ein Taufbecken. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1863.

An den Wänden hängen acht Gedenktafeln für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Mitglieder der Gemeinde. Der hohe Innenraum wird von einem hölzernen Tonnengewölbe überspannt und durch die von toskanischen Säulen getragenen Emporen stark gegliedert. Auf der westlichen Empore befindet sich die Orgel, die südliche und nördliche Empore sind mit Sitzbänken versehen.

Die Kirche kann man heute durch den Eingang auf der Nordseite betreten, der ehemalige Haupteingang auf der Westseite unter dem Turm wird nicht mehr genutzt. In diesem Bereich und in der ehemaligen Sakristei wird dauerhaft eine Fotoausstellung mit Bildern zur Geschichte des Dorfes Altenwerder gezeigt. Die heutige Bemalung bekam die Kirche 1964, als sie nach dem Schwelbrand renoviert werden musste. Unten im Turm befindet sich eine große Grabplatte aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde bei Bauarbeiten der heutigen Kirche gefunden.

Altenwerder - das verschwundene Dorf

Das kleine Dorf Altenwerder existierte schon lange, bereits Ende des 14. Jahrhunderts wurde es erwähnt. An der Süderelbe gelegen, lebten die meisten Bewohner vom Fischfang oder Landwirtschaft. Im Jahre 1937 wurde Altenwerder in die Stadt Hamburg eingemeindet, genauer in das Ortsamt Süderelbe. Bis zu 2500 Bewohner lebten einst in Altenwerden, sie alle mussten ihr Dorf im Zuge der Hafenerweiterung verlassen und das etwa 14 Quadratkilometer große Ortsgebiet wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Das Hamburger Hafenerweiterungsgesetz von 1961 hat das Schicksal des Dorfes und der Kirche besiegelt. Es schränkte bereits die Verfügungsgewalt der Grundstückseigentümer ein - wer nicht zustimmte, dem drohte die Enteignung durch die Stadt. Von 1973 bis 1978 wurden ein Großteil der Häuser und Grundstücke, darunter auch die Kirche, von der Stadt aufgekauft. Viele Jahre lag dann das Gebiet des ehemaligen Dorfes brach, bis das Gelände aufgespült und der neue Containerterminal Altenwerder errichtet wurde.

Am 20. Januar 1982 wurde das Ende des Ortes durch das zweite Hafenerweiterungsgesetz endgültig beschlossen. Einige Anwohner klagten und bekamen zunächst Recht - allerdings zu spät. Die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten. Seit 1998 leben in diesem Stadtteil keine Menschen mehr. Im Jahr 2002 wurde ein hochmoderner Container-Terminal in Betrieb genommen.

Alle Proteste der Einwohner waren vergeblich!

Heute stehen nur noch die Kirche St. Gertrud und der dazugehörige Friedhof mit einem kleinen Nebengebäude, alles umgeben von einem schmalen grünen Gürtel.

Die Kirche, damals von der Landeskirche an die Hansestadt verkauft, gehört heute rechtlich zur Hamburg Port Authority (HPA). Kirchlich wird das mittlerweile denkmalgeschützte Gebäude von der Thomasgemeinde in Hamburg-Hausbruch betreut, verwaltet und weiter genutzt. Da es in Altenwerden kein Gemeindehaus mehr gibt, wurde im hinteren Teil des Kirchenschiffes das Kirchencafé eingerichtet.

Frau Schauberg zum Abschied: "Denken Sie daran, die Altenwerder Kirche ist nicht nur Gotteshaus, sie ist auch Denkmal, Mahnmal, Dokumentationsstätte und Treffpunkt für ehemalige Dorfbewohner. Wir bieten Kirchenführungen, kirchliche Amtshandlungen wie Taufen, Konfirmationen und Trauungen und ein vielseitiges Programm von kulturellen Veranstaltungen an. Wir möchten das letzte Gebäude des ehemaligen Dorfes, die Kirche, als Stätte lebendiger Begegnung für viele Menschen erhalten. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie dabei unterstützen würden!"


Autor: VHSt
Fotos: Dietrich Severin

HBZ · 05/2016
 
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