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Säugetieratlas 2016

Hamburg bleibt wild

Sie reichen vom rund 200 kg schweren Rothirsch im Duvenstedter Brook bis zur ca. 5 Gramm wiegenden Mückenfledermaus im Wohldorfer Wald und von der Kegelrobbe (bis zu 1/3 Tonne schwer) vor Scharhörn bis zur Zwergspitzmaus in den Vier- und Marschlanden.

In Hamburg kommen äußerst seltene Arten vor wie die Haselmaus und die Große Bartfledermaus, Rückkehrer wie Biber und Fischotter und exotische Neuankömmlinge wie Marderhund und Nutria. Insgesamt sind 54 Säugetierarten nachgewiesen und in die Rote Liste eingestuft worden. Dabei hat sich die Lage der Säugetiere in Hamburg im Vergleich zur letzten Untersuchung vor 14 Jahren insgesamt kaum verändert: acht Arten sind weniger gefährdet, acht Arten mehr, und alle übrigen sind entweder als unverändert eingestuft oder es liegen nicht genug Daten zur Beurteilung vor.

Trotz immer dichter werdender Bebauung und weiter steigender Bevölkerungszahl bleibt Hamburg artenreich. Das ist ein wesentlicher Gradmesser für erfolgreichen Naturschutz.

Um den Säugetieratlas zu erstellen, ist das Stadtgebiet in 243 je vier km² große Quadrate aufgeteilt worden, in denen über vier Jahre alle Säugetierarten gezählt wurden. Dazu kamen Daten aus zahlreichen anderen Quellen. Die letzte Bestandsaufnahme hatte 2002 stattgefunden. Jede Art hat im Atlas Steckbrief, Foto und Verbreitungskarte. Grundlage dieser systematischen Erfassung und Beobachtung (Monitoring) ist § 6 des Bundesnaturschutzgesetzes, der eine fortlaufende Ermittlung und Bewertung des Zustands der Natur vorschreibt. Die Ergebnisse fließen in die Aktualisierung der sogenannten Roten Listen ein. Rote Listen sind Verzeichnisse gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Sie stellen die Basis für Planungen im Arten- und Naturschutz sowie in der Landschaftsplanung dar. Voraussetzung ist, dass sie regelmäßig aktualisiert werden.

Für Spitzmäuse und Nagetiere wurden zwischen 2011 bis 2014 Lebendfallen im gesamten Hamburger Stadtgebiet aufgestellt und insgesamt rund 2.000 Kleinsäuger aus 12 Arten gefangen. Dies war die erste flächendeckende systematische Untersuchung dieser Tiere seit 30 Jahren in Hamburg. Weitere Daten stammen aus verschiedensten Quellen, darunter von vielen ehrenamtlichen Naturschutzschützern. Insgesamt standen 33.209 Datensätze zu Funden von Säugetieren aus den Jahren 1900 bis 2015 zur Verfügung.

Besonders artenreich ist dabei Wohldorf-Ohlstedt mit 38 Säugetierarten pro Quadrant, während im urbanen Bereich durchschnittlich etwa zehn verschiedene Arten vorkommen. Hier stellen die großen Grünanlagen entscheidende Rückzugsräume dar, so wurden auf dem Ohlsdorfer Friedhof bis zu 20 verschiedene Arten pro Quadrant nachgewiesen.

Die Lage im Einzelnen

Der Biber ist 2002 nach Hamburg zurückgekehrt und hat seitdem mehrere Reviere besetzt. Dabei wandert er von Geesthacht kommend entlang des Elbstroms sowie der Dove und Gose Elbe bis nach Wilhelmsburg und in den Holzhafen. Auch der Fischotter wandert weiter nach Hamburg ein und ist sowohl im Norden entlang der Alster als auch im Südosten in den Vier- und Marschlanden ansässig sowie ganz neu in Harburg.

Der Feldhase, in Deutschland als gefährdet auf der Roten Liste geführt, kommt in Hamburg mit stabilen Beständen vor. Die Hausspitzmaus, die seit 1900 als ausgestorben galt, konnte sogar erstmals wieder in Hamburg nachgewiesen werden. 14 Fledermausarten leben in Hamburg - so viele wie nie zuvor. Zahlreiche sind jedoch durch Gebäudesanierungen und die modernen, glatten Fassaden gefährdet.

Bekannte Tierarten wie Fuchs, Reh und Wildschwein erobern die Innenstadt und profitieren vom zunehmend waldartigen Charakter mancher Gärten und Parks. In Siedlungen, die an Waldbereiche angrenzen, werden Wildschweine sogar zunehmend zum Problem.

Es mussten aber auch Arten neu in die Rote Liste aufgenommen werden, z.B. Erd-, Feld- und Waldmaus. Diese Arten leiden offensichtlich sehr unter der Industrialisierung Landwirtschaft und der zunehmenden Zerschneidung der Landschaft. Auch eng an den Menschen gebundene Arten wie Hausmaus und Hausratte sind inzwischen stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. Für diese Arten sind offensichtlich durch die Umwandlung des Hafens vom Stückgut- zum Containerhafen viele Refugien verloren gegangen.

Auch eingeschleppte oder eingewanderte Säugetierarten leben in Hamburg: Bisam und Wanderratte sind bereits lange in Hamburg etabliert und werden als Schädlinge systematisch bekämpft. Der Waschbär ist etwa seit den 1980er Jahren in Hamburg nachgewiesen, der Marderhund hat sich erst in den letzten 15 Jahren etabliert und dringt inzwischen bis in die Innenstadt vor. Die Nutria (Sumpfbiber), ursprünglich in Südamerika beheimatet, breitet sich ebenfalls entlang der Elbe aus und wird in Hamburg immer häufiger gesehen.

Artenschutz

Beim geförderten Mietwohnungsneubau macht die Stadt zur Bedingung, dass Quartiere für Gebäudebrüter und Fledermäuse (z.B. Nistkästen) in die Fassaden eingebaut werden. Biber und Fischotter fallen nicht selten dem Verkehr zum Opfer. Bei neuen Bauvorhaben an Straßen und Bahnlinien wird deshalb speziell darauf geachtet, otter- und biberfreundliche Gewässerdurchlässe (Bermen) zu gestalten, die auch anderen Arten zugutekommen, die sich entlang der Gewässer bewegen. Biber und Fischotter in Hamburg profitieren von der gestiegenen Wasserqualität und der besseren Durchlässigkeit der Gewässer. Hier zahlen sich entsprechende Maßnahmen bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmen- Richtlinie und die Aktivitäten der 'Stiftung Lebensraum Elbe' aus.

Zu effektivem Natur- und Artenschutz gehören neue Pflege- und Entwicklungspläne für Hamburgs Naturschutzgebiete (NSGs). Drei sind seit 2015 fertiggestellt, 11 in Bearbeitung und bis 2018 werden alle NSGS damit ausgestattet sein. Bis dann soll Hamburg auch drei neue NSGs haben: die Allermöher Wiesen (106 ha), die noch in diesem Jahr ausgewiesen werden sollen, die Neuländer Moorwiesen (255 ha, 2017) und das NSG Duvenwischen in Volksdorf (43 ha, 2018). Dann werden 9,5% der Fläche Hamburgs unter Naturschutz stehen, so viel wie weiterhin in keinem anderen Bundesland.

Per Senatsbeschluss sind einige bestehende NSGs im Zusammenhang mit der Flora-Fauna- Habitat Richtlinie der EU um zusammen ca. 30 ha erweitert worden.

Autor: VHSt

HBZ · 10/2016
 
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