VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Titelbild: Innenraum Stilbruch (c) Stadtreinigung Hamburg

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Alter Elbtunnel

Neuer Glanz für den Alten Elbtunnel

Ende dieses Jahres werden die Sanierungsarbeiten der Oströhre voraussichtlich endlich abgeschlossen sein.

Dann kann damit begonnen werden, auch die Weströhre in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Bis hierhin war es jedoch ein weiter und schwieriger Weg …

Der Letzte seiner Art

Als eines der "eigenartigsten Bauwerke der Ingenieurbaukunst Deutschlands" bezeichnete der Baumeister des Alten Elbtunnels, Otto Stockhausen, sein Meisterwerk. Die Entwürfe stammen von Otto Wöhlecke aus der Architekturgemeinschaft Raabe & Wöhlecke, die schon die Landungsbrücken entwarf.

Sein Ziel war es, unter der Sohle des, an dieser Stelle 400 Meter breiten, Elbstromes einen unterirdischen Verkehrsweg zu erschaffen, der St. Pauli mit den Industrie- und Hafengebieten Steinwerder und Kuhwerder verbindet. Heute ist der einzigartige Tunnel, dessen Glasgower Vorbild, der Clyde Tunnel, schon in den 60ern stillgelegt wurde, ein Touristenmagnet.

Eindrucksvolle Architektur mit kunstvollen Details

Schon während man die 132 Stufen hinuntergeht oder mit den nostalgischen Holzlastenaufzügen nach unten gleitet, bekommt man einen wunderschönen Eindruck der einmaligen und kunstvollen Konstruktion. Architekt Wöhlecke entwarf die Zugangsgebäude in gleichen Maßen und mit identischen Kupferkuppeln (die in Steinwerder wurde bei Luftangriffen zerstört) aus unterschiedlichen Materialien - angepasst an die umgebende Architektur: in St. Pauli aus Tuffstein, Basalt und Granit, in Steinwerder aus Backstein-Ziegeln. Der Baustil ist die sogenannte "Hamburger Reformarchitektur", eine Weiterentwicklung des damals angesagten Historismus.

Die sechs Lastenfahrstühle mit Fahrkörben, die anstelle der sonst üblichen Rampen verwendet wurden, waren beim Bau die größte Innovation. Der Alte Elbtunnel ist weltweit der einzige dieser Art, der noch als Verkehrsweg genutzt wird. Grund waren die steilen Zufahrtsrampen, die von Fuhrwerken nicht bewältigt werden konnten, weswegen der Einsatz von Lastaufzügen nötig war.

Die Treppenhalle auf der St.-Pauli-Seite zeigt Keramikreliefs der Leiter aller am Bau beteiligten Firmen und Behörden. Dort befinden sich auch Terrakottafriese, die Reliefs mit Motiven zu Auftrag, Bau, Durchstich und Tunneleröffnung zeigen. In Steinwerder sind technische Erneuerungen zu den vier Elementen die Motive. Die Majolika-Tunnel-Reliefs thematisieren die darüberliegende Elbe mit Fischen, Muscheln, Krebsen aber auch Ratten und weggeworfenen Gegenständen wie Arbeitsstiefeln.

Sanierung komplizierter als gedacht

Wenn man in den letzten Jahren aber etwas näher an die, in seitliches Licht getauchten, Details heranging, sah man, wie stark der Zahn der Zeit genagt hatte: fehlende Kacheln, angeschlagene Reliefs, kaputte Lampen und einiges mehr. Bereits 1994/1995 wurde mit der Sanierung begonnen, die für beide Röhren spätestens zum 100. Jubiläum des Alten Elbtunnels abgeschlossen sein sollte. Doch es gab Komplikationen.

Die Schwierigkeiten bestanden zunächst in der Begutachtung und teilweisen Erneuerung der 37.000 Meter Bleifugen und Nieten der gusseisernen Tunnelringsegmente (Tübbings). Das Blei war stark korrodiert und somit giftig geworden. Das Arbeitsverfahren musste überdacht und angepasst werden. Glücklicherweise mussten nur etwa 10.000 Meter der Bleifugen und etwa 6.500 der 78.000 Nieten erneuert werden. Dafür mussten allerdings spezielle Werkzeuge entwickelt werden. Die Arbeiten waren so weitaus komplizierter, zeitaufwendiger und teurer als zunächst angenommen.

Neue Gelder - es kann weitergehen

Da der Tunnel seit 2003 unter Denkmalschutz steht, gehört er nun zu den Nutznießern, die in den Genuss der Aufstockung des Kulturetats kommen, den der Haushaltsausschuss des Bundestages 2014 beschlossen hat. Die Sanierung der Weströhre ist nun beschlossene Sache. Man einigte sich auf eine Beteiligung der FHH in Höhe von 50 Prozent, die Hamburg etwa 40 bis 50 Millionen Euro kosten wird. Die Gesamtsumme für Ost- und Weströhre wird auf etwas mehr als 100 Millionen Euro geschätzt.

Die Oströhre im neuen Glanz

Die 426 Meter langen Wände und Gewölbeflächen des Tunnels, der einen Innendurchmesser von 5,9 Metern hat, sind nun mit gut 40.000 Kacheln fertig gekachelt und mit Reliefs versehen. Dabei wurde sich streng an die Originale gehalten. Sieben verschiedene Farben wurden verwendet, damit der Lichteffekt der damals verwendeten Speziallasur erhalten bleibt. Auch die alten Tunnelleuchten im Stil des Art déco und die Wandreliefs wurden mit viel Expertise restauriert und strahlen nun wieder wie bei der Eröffnung des Tunnels im Jahr 1911. Mit weiteren Verzögerungen wird vonseiten der Hamburg Port Authority nicht gerechnet. Danach soll gleich mit den Arbeiten an der Weströhre begonnen werden.

Quellen: Hamburg Port Authority, HPA-Tunnelausstellung- Festschrift, HC Hagemann, Sven Bardua: Der Alte Elbtunnel, Hamburg. Bundesingenieurkammer

Fotos: Andreas Dude / Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg, Bestand 720-1/2 Plankammer, Mappen 252-01 bzw. 252-04, Signaturen 04/02 bzw. 04/21

Autor: VHSt

HBZ · 02/2018
 
Weitere Meldungen:

Aufgeblättert: Buchtipp

Pfeffersäcke mit Nilpferdpeitsche

"Pfeffersäcke" - so nannte der Volksmund die durch Gewürzhandel wohlhabend gewordenen Kaufleute der norddeutschen Hanse spöttisch....
HBZ · 3/2024
 

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP