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Das jüdische Lichterfest

Chanukka an der Alster

Zu den vorweihnachtlichen Traditionen Hamburgs gehören nicht nur christliche: Seit Jahren lädt die jüdische Gemeinde zum 'Chanukka an der Alster' - dem festlichen Entzünden der Chanukka-Kerzen des sechs Meter hohen Leuchters.

Bei koscherem Glühwein, Sufgianot (koschere Berliner) und Latkes (Kartoffelpuffer) kommen jüdische und christliche Hamburgerinnen und Hamburger einander näher und miteinander ins Gespräch. Doch was wird eigentlich gefeiert mit diesem acht Tage dauernden Lichterfest, das 2018 in die Zeit vom 3. bis 10. Dezember fällt?

Das Lichtwunder

Chanukka geht zurück auf die Zeit der Makkabäer. Wer zu Hause eine Bibel hat, in der die sogenannten "Apokryphen" enthalten sind, hat vielleicht schon einmal in den beiden Makkabäer- Büchern geblättert. Sie geben Auskunft über den geschichtlichen Hintergrund, dem das Chanukka-Fest entstammt: Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem nach dem Makkabäeraufstand im Jahr 164 v. Chr.

Damals siegten die Makkabäer - obwohl ihren Gegnern deutlich unterlegen - über die Seleukiden, eines der Nachfolgereiche Alexanders des Großen, und die ihnen verbundenen hellenisierten Juden. Die Seleukiden hatten das Land im Jahre 200 v. Chr. erobert und in der Folge die Ausübung des Judentums brutal unterdrückt. Schließlich wurde auch der Tempel entweiht, geplündert und vom Herrscher der Seleukiden, Antiochos IV., dem Zeus-Kult gewidmet. Dagegen lehnten sich die Makkabäer auf. Nach der Wiedereroberung Jerusalems stellten sie das Heiligtum wieder her und weihten den Tempel neu ein. Daher auch der Name "Chanukka": "Einweihung".

Nun aber war für den rituellen Tempelleuchter lediglich eine kleine Menge Öl vorhanden; alles andere Öl war durch die griechische Besatzungsmacht verunreinigt worden und durfte nicht verwendet werden. Die vorhandene Menge hätte eigentlich nur für einen Tag gereicht. Doch durch ein Wunder brannten die Kerzen so lange, bis neues geweihtes Öl hergestellt werden konnte - acht Tage lang. Daran erinnert das achttägige Fest, bei dem jeden Tag eine weitere Kerze angezündet wird. Und daher stammt auch die Tradition, an Chanukka in Öl zubereitete Speisen zu essen.

Die Chanukkia

Darum hat auch die Chanukkia, der verwendete Leuchter, einen Arm mehr als die siebenarmige Menora. Oft hat sie sogar einen neunten, der die Kerze hält, mit der alle anderen angezündet werden: den Schamasch, den "Diener".

Das Anzünden der Kerzen folgt festen Regeln. Am ersten Abend wird die Kerze am rechten Rand der Chanukkia unter rituellen Segenssprüchen entzündet. Jeden weiteren Abend wird ein Licht links von den bisherigen hinzugefügt. Entzündet wird nun aber zuerst die neu hinzugekommene Kerze und dann - von links nach rechts - die bereits an den vorigen Abenden entzündeten. Dabei müssen die Lichter gleich hoch sein und mindestens bis eine halbe Stunde nach Einbruch der Nacht leuchten.

Das "Dreidel"-Spiel

Mit Chanukka eng verknüpft sind weitere Bräuche und Traditionen. Eine davon ist das Spiel mit dem Dreidel, einem vierseitigen Kreisel, der auf jeder Seite mit einem hebräischen Buchstaben gekennzeichnet ist. Die vier Buchstaben Nun, Gimel, Heh und Schin stehen für die Anfangsbuchstaben des Satzes "Nes Gadol Haja Scham" - übersetzt: "Ein großes Wunder geschah dort."

Doch auch für das Spiel selbst haben die Buchstaben eine Funktion. Am Anfang des Spiels erhalten die Mitspieler eine Anzahl an Bonbons, Münzen oder ähnlichen Spielmarken. Dann wird der Dreidel gedreht - die Jüngsten beginnen. Doch zuvor müssen die Spieler einen Einsatz in die Mitte legen. Je nachdem, welcher Buchstabe schließlich oben liegt, erhalten sie nichts (Nun), den ganzen (Gimel) oder halben (Heh) Einsatz oder müssen zwei Spielmarken in die Schüssel einzahlen (Schin).

Das Spiel geht auf die Legende zurück, dass Tora-Lehrer und -Schüler zur Zeit der seleukidischen Besatzung im Geheimen weiter studierten. Das Spiel diente ihnen als Tarnung: Wann immer eine Patrouille gesichtet wurde, versteckten sie die heiligen Schriften und gaben vor, mit dem Dreidel zu spielen.

Ein Fest der Freiheit

Das Dreidel-Spiel weist auch auf eine andere Dimension des Chanukka-Festes hin: Es ist nicht nur ein Fest, bei dem die Familie enger zusammenrückt, miteinander spielt, sich beschenkt und sich anderen gegenüber wohltätig zeigt. Bei Chanukka geht es auch um die Erinnerung an die Möglichkeit des Widerstands gegen die Unterdrückung von außen, um religiöse und politische Freiheit. Chanukka erinnert an den Sieg eines unterdrückten Volkes gegen eine scheinbare Übermacht. Wie das kleine Fläschchen Öl erwiesen sich die Makkabäer stellvertretend für dieses Volk als kräftiger und ausdauernder, als man es hätte erwarten können.

Wenn die jüdischen Gemeinden heute die Chanukka-Leuchter also nicht nur im Kreis der Familie, sondern auch an öffentlichen Plätzen anzünden, so stellen sie sich damit auch der Welt um sie herum. Die Lichter der Chanukkia erhellen dann nicht nur die Dunkelheit von Hass und Gewalt, denen sich Juden in aller Welt gegenüber sehen. Sie erinnern zugleich Menschen jeder Glaubensrichtung daran, dass es unser aller Aufgabe ist, Unterdrückung zu bekämpfen, anderen zu helfen und etwas Gutes, Lichtes in die Welt zu bringen.

Autor: VHSt
Fotos: Wikimedia Commons (c) Dnalor 01

HBZ · 12/2018
 
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