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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 14. September 2018 bis 17. Februar 2019

Otto. Die Ausstellung

Da Otto Waalkes am 22. Juli diesen Jahres 70 Jahre alt wurde, hat das Museum seinem vielseitigen Werk eine repräsentative Ausstellung gewidmet: Gezeigt werden Videos von witzigen oder frappierenden musikalischen Show-Auftritten von 1974 bis 1982, seine Filme, Cartoons, einige Kostümierungen sowie seine Auszeichnungen.

Vor allem bestaunen Presse und Ausstellungsbesucher aller Altersgruppen seinen ausführlichen Streifzug durch die Kunstgeschichte. Hier hat er nämlich als jugendlicher Kunststudent und in neuester Zeit Kopien angefertigt, von Rembrandt (Otto als "Mann mit dem Goldhelm") bis in die zeitgenössische Kunst von 2018 (s. Banksy, der kürzlich den Kunstbetrieb auf einer Auktion infrage stellte, indem er eins seiner Gemälde sich selbst zerstören ließ). So weit geht Otto allerdings nicht. Zitat Otto: "Meine Komik habe ich nie als anarchisch empfunden."

Auch Darstellungen der Weihnachtsgeschichte hat er ausgespart - vielleicht ist hier ein niveauvoller Respekt erkennbar. Wäre es doch leicht gewesen, Ochs und Esel oder die Gruppe der Heiligen Drei Könige durch den "Ottifanten" zu ergänzen. Dieses merkwürdige Tier ist in alle Gemälde und Zeichnungen integriert: Picassos Dame mit Pferdeschwanz-Frisur hält es sich vor die Nase, vor rot-orangenem Himmel stakst der "Dalifant" mit spinnendünnen Beinen über eine Ebene mit niedrigem Horizont und nimmt Dalis Horrorvision etwas von ihrem Schrecken - oder fügt dem Komischen die Dimension des Schreckens hinzu.

Die Arbeiten sind in "Mischtechnik" auf Leinwand oder Ostfriesentee-getöntem Papier ausgeführt, d. h. vor allem in Acryl- oder Wasserfarbe oder als Zeichnung mit souveränem Strich. Dabei weiß Otto bestimmt über die alten Techniken Bescheid: Grundieren von Holz oder Leinwand mit "Sienna-Braun" oder "Grüner Erde" oder Orangefarben (s. Rubens), Anlegen der figürlichen Konturen, Höhung und Schattierung, dann Auftragen der Ölfarben, eventuell "glättendes" Lasieren mit einem verdünnten Farbton … Diese geduldige Genauigkeit, die er z. B. dem variationsreichen Rembrandt eher irrtümlich zuschreibt, hat ihn fasziniert: "Da siehst du jedes einzelne Haar am Pelzmantel. Das versuchte ich auch: mit feinstem Pinsel die Spitzen, dann Deckweiß, Tempera, trocknen lassen, dann Ölfarben. Ich gestehe: So kurz und ernsthaft ich auch versucht habe [z. B. auf der HfBK bei dem übergenauen Surrealisten Konrad Hausner!], es ist mir nicht gelungen. Ich habe mich dann aufs Ottifanten-Zeichnen verlegt", so Otto in seinem Pressetext. Man betrachte aber einmal das sehr schöne Porträt eines Mädchens im Profil mit Strickmütze aus den 70er-Jahren, angebracht über einem angedeuteten Ensemble von Ottos Werkstatt.

Vor dem Missfallen an einer sich wiederholenden "Ottifanten-Masche" bewahrt vielleicht der intensive Blick auf das Einzelstück und die jeweilige Funktion von Ottos Spaß, z. B. am Zerstören von oft lästiger Beweihräucherung, die sich um die so bekannten Maler und Themen gelegt hat. Das gilt auch für ein gewisses melancholisches Pathos im Werk von Edward Hopper. In einer daran orientierten Selbstdarstellung sitzt Otto einsam in Seitenansicht auf einem (Hotel?-) Zimmerbett, blickt als "Götterbote" mit Hermesflügeln auf der Schirmmütze in die Ferne, die allerdings durch einen winzigen Leuchtturm an Ostfriesland erinnert. Vor Ottos nackten Füßen sitzt mit gesenktem Rüssel der Ottifant.

Zum Aufbau der Ausstellung:

Benutzen Sie den Fahrstuhl zum 1. Stock, stoßen Sie gleich am Beginn des Flurs auf das zwei Meter hohe Elefantenplüschtier mit seinen neugierigen Glotzaugen und seinem gestauchten Rüssel. An die linke Wand sind Texte aus Ottos Show-Auftritten gestempelt, z. B. das Lied von "Hänsel und Gretel" in verschiedenen deutsch-englischen Countryund Popmusik-Variationen: "Hänsel und Gretel in West-Virginia", "feeling lonly, ohne Babysitter" … Wer das - zunächst zu Recht - nicht witzig findet, sollte unbedingt Ottos musikalische Darbietung dieses Textes im Raum mit den Videos ansehen und hören und sich überdies die moderne penetrante Durchflechtung der deutschen Sprache mit englischen Sprachbrocken vergegenwärtigen. Auf der gegenüberliegenden Wand etwas Lustiges für Skatfreunde: "Skatgymnastik", eine Fotoserie des jungen Otto. Der Flur endet im Treppenhaus. Von dort öffnet sich der Eingang in die drei Haupträume, in zwei Räumen der Mitte Ottos Gemälde, auch seine Referenzen an den "Weggefährten" Udo Lindenberg, mit dem er, zusammen mit dem Autor Robert Gernhardt, in den späten 70ern in einer Wohngemeinschaft lebte. Daran schließt sich ein Raum mit Sitzen zum Betrachten einer Videovorführung: "Harry Hirsch", Reporter mit Ostfriesenmütze (Otto), forscht scheinbar ständig desillusioniert Ottos Jugendbiografie nach. Auf Monitoren zu sehen und mit Kopfhörern zu hören ist einer der amüsantesten Ausstellungspunkte: Ottos Show-Auftritte, z. B. als Pastor mit pathetischer Kirchentonart oder in einer Faustszene, in der Otto drei Rollen spielt: Faust, Mephisto und Gretchen.

Auf jeden Fall: Ihnen Dank, Otto Waalkes, für Spaß und Lebensfreude und weiterhin Erfolg! Zum Beispiel nochmals auf dem Wacken Open Air. Denn mit einer Band will Otto demnächst wieder dorthin. Oje!

Autor: VHSt
Fotos: (c) Otto Waalkes

HBZ · 12/2018
 
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