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Seit mehr als 5000 Jahren ein unverzichtbares Accessoire

Der Schirm

Die ältesten bekannten Funde eines Schirms bzw. schirmähnlichen Gegenstandes stammen aus dem orientalischen Raum aus dem Jahr 3000 v. Chr.

Diese ersten Schirme, so genannte Fächerschirme, werden vorrangig dazu genutzt, dem Herrn und Herrscher Luft zuzufächeln oder Schatten zu spenden. Doch auch dem heutigen Schirm sehr ähnliche runde, wenn auch einfach konstruierte Schirme mit gewölbtem Dach, werden von verschiedenen Herrschern und Mächtigen bereits im dritten Jahrtausend vor Christus als Hoheitssymbole eingesetzt.

Der Schirm als wichtiges Element der Inszenierung von Herrschern und Königen setzt sich nach und nach auch in anderen Kulturen durch. Das beweisen zahlreiche Funde aus Persien, Griechenland, Asien und Afrika oder auch Indien (1. Jahrtausend v. Chr.). Einzelne Kulturen kennen und nutzen die Schutzfunktion des Schirmes bereits, diese übernehmen die Symbolik als Hoheitszeichen erst später, wie zum Beispiel in China. Dort übernimmt der Schirm erst im Laufe der Jahre neben der Schutzfunktion auch die Funktion der Klassifizierung und Demonstration der Zugehörigkeit zu verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. Schirmform und -farbe wechseln je nach Rang und Beruf des Trägers. Noch im 20. Jahrhundert wird zum Beispiel in Afrika der Schirm als Kultsymbol, vor allem bei religiösen Zeremonien, Fruchtbarkeits- und Hochzeitsriten verwendet und ist gleichzeitig Bestandteil der königlichen Insignien.

In Westeuropa hält der Schirm erst sehr viel später Einzug, aber auch hier offensichtlich zunächst im Sinne eines Hoheitssymbols. Die früheste nachweisbare bildliche Darstellung eines Schirmes in Westeuropa zeigt eine Illustration in einer Psalter-Handschrift, die um 830 in Reims entstanden ist. Dargestellt wird ein Engel, der über dem Haupte König Davids einen aufgespannten Schirm hält und ihn damit deutlich in den Mittelpunkt stellt. Im Mittelalter erhält der Schirm im Christentum grosse Bedeutung als signifikanter Bestandteil des päpstlichen Zeremoniells. Er ist sichtbares Zeichen Macht und Würde des Papstes und behält diese Bedeutung bis heute. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ist der Schirm in Westeuropa ein Hoheits- und Rangzeichen und allein den Würdenträgern vorbehalten.

Ende des 16. Jahrhunderts dann stellen die Damen des Adels und der reichen Oberschicht fest, was für ein nützliches Accessoire der Schirm zum Schutz gegen die Sonne ist, den Damen der Antike hingegen diente er immer schon auch als Sonnenschutz, ungeachtet der Herrschaftssymbolik. Ende des 17. Jahrhundert entdecken die Damen zusätzlich seine noch heutige vorrangige Bestimmung, nämlich die zum Schutz gegen Regen. Im 17. und 18. Jahrhundert setzt sich der Sonnenschirm mehr und mehr auch in Frankreich, Italien, England und Deutschland durch, zunächst vor allem bei Hofe. Männer freunden sich mit dem Schirm als nützlichem Gebrauchsgegenstand erst Mitte des 18. Jahrhunderts an. Seine Bedeutung als unverzichtbares, modisches Accessoire mit Funktion erlangt der Schirm im 18. und 19. Jahrhundert zunächst bei der Oberschicht, später dann auch bei den Bürgerlichen. Wie wichtig der Schirm in dieser Zeit ist, zeigt die Tradition der Biedermeierzeit, die handgefertigten, kunstvollen Schirme als Familienerbstücke von Generation zu Generation weiterzugeben.

Anfang des 19. Jahrhunderts ist es erstmals so, dass der Schirm hauptsächlich als Regenschirm und weniger als Sonnenschirm genutzt wird. Das liegt vor allem daran, dass die Bürgerlichen bisher keinen wirksamen Schutz bei Regen kennen, während die Oberschicht sich nicht für einen besonderen Schutz interessiert. Sie bewegt sich erst in Sänften und später in Kutschen fort und muss sich somit weder Sonne noch Regen aussetzen. Das führt dann auch dazu, dass der Schirm im 19. Jahrhundert ein wenig von seiner modischen Bedeutung als fester Bestandteil der Garderobe verliert. Er entwickelt sich mehr und mehr zu einem funktionellen Gebrauchsgegenstand. Für alle gesellschaftlichen Schichten.

Der Schirm in seiner Funktion als Regenschirm setzt sich im 19. Jahrhundert also immer stärker durch. Seine Grösse und sein Gewicht aber machen ihn unhandlich. Viele "Erfinder" versuchen darum seit Anfang des 18. Jahrhundert, den Schirm kleiner, handlicher und damit auch leichter zu gestalten. Das Gewicht kann im Laufe der Jahre durch den Einsatz anderer Materialien effektiv reduziert werden. Nachdem die Schirme ursprünglich hauptsächlich aus Fischbein, Messing und Holz gefertigt werden, setzt sich nach der industriellen Revolution das Metallrohr für Stock und Schiene durch. Neben dem Gewichtsvorteil sind eindeutige Produktionsvorteile überzeugendes Argument für eine dauerhafte Materialumstellung. Eine funktionsfähige Klapp-, Teleskop- oder Falttechnik hat bis 1928 allerdings niemand entwickeln können.

Auch Hans Haupt, Bergassessor a. D. (1898 - 1954) ärgert sich lange Zeit darüber, dass der Schirm, damals noch obligatorischer Bestandteil der Garderobe, so unpraktisch ist. Für ihn noch unpraktischer als für andere, da er, gehbehindert aufgrund einer Kriegsverletzung, zwar den üblichen Gehstock nicht aber noch einen zusätzlichen Regenschirm mit sich führen kann. Doch Not macht erfinderisch! Und das beweist Hans 1928 mit der Erfindung und Entwicklung des Knirps®, dem ersten Schirm mit Teleskop-Gestell. Im selben Jahr meldet er den Taschenschirm Knirps® zum Reichspatent an, dessen Funktion zunächst am 26. April patentiert und dann mit der Ausgabe der Patentschrift am 23. November 1934 endgültig bestätigt wird. Hans Haupt ist sich seiner Sache von Anfang an sicher und weiss, dass er mit seinem Knirps® eine bahnbrechende Entwicklung in Händen hält. Bestätigt wird ihm dies auch durch das Ergebnis einer zeitgleichen Untersuchung des englischen Patentamtes. Über 3000 Personen geben bei der Frage nach wünschenswerten, zeitnahen Entwicklungen unter anderem den Wunsch nach einem guten Taschenschirm an.

Durch sämtliche Jahrhunderte und Epochen hindurch ist der Schirm zentrales Element in der Kunst. Man findet ihn auf zahlreichen Gemälden wie zum Beispiel Carls Spitzwegs "Der arme Poet". Auch Christo, der "Verpackungskünstler", kann sich der Faszination des Schirmes nicht entziehen und setzt 1991 zeitgleich in den USA (Kalifornien) und in Japan (Ibaraki) sein spektakuläres Projekt "The Umbrellas - Joint Project for Japan and the USA 1984 - 1991" mit 1.340 blauen Schirmen in Japan und 1.760 gelben Schirmen in den USA um.

(Quelle:Wikipedia-org/schirm)

Autor: VHSt

HBZ · 05/2012
 
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