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Mögen auch die angepriesenen Sonderfunktionen gelegentlich wegen "Betriebsstörung" ausfallen - das E-Book ist im Kommen - sagt jedenfalls die E-Book-Lobby. Dennoch, Nostalgiker, die gern über Büchern sinnen, den Verfasser am Seitenrand kommentieren oder die Papierpublikation für praktische Zwecke (z.B. Möbelstabilisierung) nutzen, müssen nicht resignieren:

Schliesslich ist auch der Buchhandel auf dem Kiwief: Wenn Sie nächstens z. B. Wurst kaufen wollen, aber stattdessen unwiderstehlich an der Nase in einen Buchladen oder eine Bücherei um das Feinkostgeschäft herum geführt werden, hatte Sie möglicherweise ein aus dem Büchergeschäft versprühter Papier-Duft verlockt.

Dieses Parfüm "modern, zwischen Alchemie und High- Tech" (NDR 3, Anfang Juli) entspricht der besonderen Beeinflussbarkeit der Urteilskraft durch das Riechorgan. Der Duft wurde von einer exklusiven Kosmetikfirma erfunden, die auch "Madonna" zu ihren Kunden zählt.

Welche Bücher wird "Madonna" nun wohl erwerben? Vielleicht folgende?

Dann wirst Du eben Krankenschwester.

Mit diesem 2011 herausgekommenen Dokument aus der Berufs- und Zeitgeschichte schildert Agnes Werner- Schwede, Jg. 1929, aus Hamburg, anschaulich ihre Ausbildung zwischen Wunschbild eines begabten Mädchens der Kriegszeit und disziplinierter Anpassung an die Möglichkeiten der Jahre ab 1939.

War sie 1944 gerade für die von ihr so ersehnte Lehrerausbildung empfohlen und von der LBA Dreibergen/Oldenburg, aufgenommen und hatte den Koffer schon gepackt, kam die Enttäuschung: Anfang Juli 1944 wurde die Schule durch eine Zufallsbombe zur Ruine.

Die Folge für Agnes Schwede: Erst einmal Pflichtjahr auf einem Bauernhof, Abschlussprüfung 1945 als Haus- und Landwirtschaftsgehilfin, schwere Arbeit mit 2 ½ Stunden Fussweg. Dann stösst die Mutter auf eine Zeitungsannonce: Das DRK sucht Krankenschwestern - für Agnes' Mutter die Lösung: "Irgendwas musst du ja werden." Eher überredet als begeistert macht sich Agnes im Frühjahr 1947 mit dem Pflichtgepäck ("unauffällige Zivilkleidung … 2 Paar schwarze Schnürschuhe") zur DRK-Schule im weit entfernten Offenbach am Main auf. Zwar wohnt in der Nähe eine Tante, aber ihre Hamburger Familie wird sie lange nicht wiedersehen. Fünf Jahre absolviert sie dort eine strenge Ausbildung.

Kleider- und Rangordnung, sorgfältigster Dienst und Freizeit-Rituale, heute in ihrer Akkuratesse etwas fremdartig, haben sicherlich zu einem beispielhaft geordneten Krankenhausbetrieb beigetragen. Agnes Schwede gewöhnt sich, zumal die Freundlichkeit der Umgebung nicht fehlt, und schliesst ihre Ausbildung so erfolgreich ab, dass ihr eine Karriere zur Oberschwester angeboten wird. Aber Agnes- ihren Lehrerinnenwunsch bewahrend- möchte studieren. Geldmangel verhindert das. Wiederum Einstieg in den Pflegeberuf.

Schliesslich heiratet sie. Auf dem Umweg über ihr Buch ist Agnes Werner doch noch Lehrerin geworden: Sie wird heutzutage zum Vorlesen in Schulen eingeladen.

Die beachtliche Autobiografie, demnächst im Buchhandel, jetzt noch DIN A 4, 78 S., gut lesbarer Druck, kostet 10,00 Euro und kann unter Telefon (040) 43281 - 532 bei der Autorin bestellt werden.

Bringt Frau Werner unbekümmert und offenbar mit Lust am Schreiben ihren "Erstling" in die Lesewelt, so betrachtet der professionelle Hamburger Autor und Literaturkenner Wolfgang Schömel, Jg. 1942, den zeitgenössischen Literaturbetrieb mit Skepsis (s. HH-Abendblatt, 24./26.Dez.11):

Sowohl denkbare Leser (anvisierter Typus: der "begabte, alerte und hormonstarke junge Mensch") als auch begabte potentielle Autoren würden von "lohnenderen Dingen" angezogen als "sich ausgerechnet für die Kunst quälen."

Schon im Vorfeld scheitere ein literarisches Kunstwerk: Enthalte der Text zu komplexe Gedanken, zu komplexe Sätze oder zu schlechte Laune, winkten Lektor und Verleger ab. Gelange der Text wirklich unter die Flut der Neuerscheinungen, dann kämen die Kritiker/-innen zum Gern im Licht trendiger Berühmtheit bevorzugten sie z.B. schriftstellernde TV-Stars und seien zudem "eklatant" desinteressiert an der Sprachform des besprochenen Werks.

Ergebnis: Kaum Empfehlungen konzentrationsfordernder Literatur.

Hat vielleicht eine ordentliche Portion Satire eine Chance?

Breite Partien seines Romans Die grosse Verschwendung (Klett-Cotta 2011, 239 S., 19,95 v) stattet Wolfgang Schömel damit aus. Inhalt: Behördenvertreter von "Bremen" (fiktiv gemeint), bemühen sich, ihren "Standort" mit Hilfe eines "Leuchtturm-Projekts" aufzuwerten: Der "Maritimen Oper" (Jede "Ähnlichkeit" mit... "Namen Personen, Institutionen, Orten" "ist rein zufällig.")

Zum Aufbau dieser "Erlebniswelt" (der Art gängige Vokabeln führt die Hauptfigur, der engagierte Wirtschaftssenator Dr. Glabrecht, süffisant und mit geheimer Distanz geläufig vor) wird bei der Sponsoren- und Investorenwerbung wenig ausgelassen:

Von der Dekolletée-Inszenierung einer Mitarbeiterin, über rührselige Ansprachen bei Festessen im Rathaus mit ahnungslosem Renommiergast "Günter Grass", bis zu verlustträchtigen Zugeständnissen an den ausländischen Geldgeber.

Dr. Glabrecht, 50 Jahre und frustrierter Ehemann, verliebt sich in die junge Assistentin des Investors. (Recht krass gestaltete Szenen!) Glabrecht wird als Projektleiter ausgetrickst, und die Geliebte favorisiert den "mächtigeren" Investor. Entlassen aus jeglichem Erfolgsstress sucht der Deprimierte fern "Bremen" Trost in Gesprächen mit einem Jugendfreund über Möglichkeit und Erkennbarkeit des Lebensglücks.

Umgeben von herbstlicher Natur nimmt Glabrecht die Episodenhaftigkeit des Daseins wahr.

Das Buch erfasst unerträgliche Zeiterscheinungen. Daher zu empfehlen.

Autor: VHSt

HBZ · 09/2012
 
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