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Zu Besuch bei Hans-Peter Lucht

Honig aus der Großstadt

Hans-Peter Lucht (71) hat ein interessantes Hobby und wie er sagt, damit auch einen vierten Beruf, nämlich die Imkerei.

Seine Liebe zu den Bienen entdeckte er in seinem Kleingarten in Hamburgs Norden- eine grüne Idylle mit einer sagenhaften Blütenpracht in den Blumenbeeten, Sträuchern und Hecken. Hier beobachtete er damals voller Faszination die Bienen bei ihrer emsigen Tätigkeit. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis er sich intensiv und umfassend über die Bienen- und Imkerwelt in vielen Lehrgängen fortgebildet hatte und seine ersten zwei Bienenvölker im Kleingarten aufstellen konnte.

Heute betreut er 9 Völker und erntet zweimal im Jahr viele Gläser Honig von höchster Qualität. Und er ist 1. Vorsitzender eines der grossen Imkervereine in Hamburg mit dem Namen "Hamburg Rechtes Alsterufer" (gegründet 1934) mit über 90 Mitgliedern.

Wir haben Hans-Peter Lucht in seinem Kleingarten besucht und viel Wissenswertes über die Bienen erfahren. Er zeigte uns seine Bienen, das Bienenvolk im Bienenstock und an den Fluglöchern bei ihrer fleissigen Arbeit.

Die fleissige Biene

Wir erfuhren von Hans-Peter Lucht: "Für jedes Glas Honig fliegen die Bienen ca. 3 Millionen Blüten an und 50.000mal vom Bienenstock zu den Blüten und zurück. Auf diese Weise sammeln sie Nektar, der in den Blüten von Wiesenblumen, Heckensträuchern und Bäumen abgeschieden wird. Honigtau findet sich an Nadeln, Blättern, Stengeln und Zweigen von Bäumen und Sträuchern. Bereits bei der Aufnahme des Nektars werden dem Sammelgut körpereigene Stoffe zugegeben, so dass bereits während der Zeit des Rückfluges die Umwandlung in Honig beginnt.

Im Bienenstock übernimmt dann die Stockbiene das Sammelgut und verarbeitet es mit grosser Sorgfalt weiter zu Honig. Dabei verlagert sie das Sammelgut ständig von einer Wabenzelle zur anderen und entzieht ihm dabei Wasser. So reift der Honig langsam heran, wobei er von der Stockbiene mit Enzymen angereichert wird, die z.T. auch antibakteriell wirkende Substanzen im Honig bilden. Dann schliesst die Biene die Zellen mit einer dünnen Wachsschicht, um den fertigen Honig vor allen fremden Einflüssen zu bewahren.

Grossstädte bieten gute Lebensbedingungen für Bienen

"Wussten Sie, dass die Bienen als wärmeliebende Tiere sich in der Grossstadt sehr wohl fühlen", fragte uns der Imker. "Ja, es stimmt, denn hier liegen die Temperaturen stets um zwei bis drei Grad höher als im Umland. Und weil die Bienen erst bei mehr als 10 Grad ihren Stock verlassen, um Pollen und Harze zu sammeln, vor allem jedoch Nektar, aus dem sie Honig machen, ist das Angebot in städtischen Gebieten ganzjährig länger nutzbar als in ländlichen Gegenden. Während sich auf dem Land zunehmend Agrarwüsten ausbreiten, gibt es in der Stadt eine Vielzahl an Pflanzen in Gärten, Parkanlagen, Alleen und in Schrebergärten. Nicht zuletzt finden Honigbienen bei Blumen in Kübeln auf Balkonen und Terrassen sowie beim wilden Wein, der an Hausmauern hochrangt, genug Blüten. Der Befürchtung von Geniessern, dass Stadthonig mit Schwermetallen, etwa aus Autogasen, stark belastet sein könnte, halten Experten entgegen: Für Honig gilt das nicht, weil er zwei biologischen Filtern unterliegt, der Pflanze und der Biene! Zwar reichert die Biene Schwermetalle in ihrem Fettgewebe an. Aber weil sie im Sommer jedoch nur vier bis sechs Wochen lebt, spielen diese Substanzen für den Honig keine Rolle.

Weltmeister im Honigverzehr

Die Deutschen sind Weltmeister im Honigschlecken; sie verzehren etwa 1/3 der weltweit gehandelten Ernte. 1,4 Kilogramm verzehrt der Durchschnittsbürger jährlich. Dieser hohe Bedarf kann aber nur zu 20 % mit deutschem Honig gedeckt werden. Industrielle Abfüller verwenden daher hauptsächlich Importhonig, dessen Herkunft nicht immer klar ist. Auch teurere Qualitätshonige aus Amerika werden oft mit Billigware aus China gestreckt. Im Billigpreissegment dürfte der Anteil der chinesischen Ware an Mischblütenhonigen bei 70 bis 100 % liegen. Und gerade der chinesische Honig gerät wegen mangelnder Hygiene, hohem Wassergehalt, Verfälschungen und zu hohen Rückständen von Arzneimitteln und Pestiziden immer wieder in die Kritik. Ausserdem bringt die industriemässige Abfüllung von Honig eine erhebliche Verringerung der Naturbelassenheit mit sich. Importhonig kristallisiert bereits beim Schiffstransport in grossen Fässern. Er muss erwärmt werden, um ihn in Gläsern abfüllen zu können. Ein Honig dagegen, der vom Imker selbst ohne Klimaschädigung und lange Lagerung nach möglichst wenigen schonenden Verarbeitungsschritten in das Glas gefüllt wird, ist besonders wertvoll, da er reich an Enzymen ist.

Bienen sind lebensnotwendig

Wir brauchen auch die Bienen in Deutschland zur Bestäubung. Obwohl die Bienen in Deutschland jährlich ca. 15.000 Tonnen Honig erzeugen, ist ihr wichtigster Nutzen die Bestäubung unserer Pflanzen. Der volkswirtschaftliche Wert des Pollentransports übersteigt den Wert der Honig- und Wachserzeugung etwa um das 20fache, von den Bestäubungsdiensten bei Wildpflanzen ganz zu schweigen. Und wenn die Bienen durch die Bestäubung die Samenbildung ermöglichen, so dient das nicht nur dem Fortbestehen der Pflanzenart. Die entstehenden Samen und Früchte sind eine wichtige Nahrung für viele Tiere und auch für den Menschen. Wenn im Frühjahr die Obstbäume blühen, sind die anderen Insekten noch nicht zahlreich genug, um diese enorme Bestäubungsarbeit zu leisten. Bienenvölker überwintern mit ca. 15.000 Mitgliedern, und bilden schon zeitig im Jahr ein Heer von Bestäubern.

Gesundheit aus dem Bienenvolk

  • Honig wirkt entgiftend, stärkt das Immunsystem und regt die Selbstheilungskräfte des Körpers an. Er wirkt daher schon vorbeugend gegen viele Beschwerden und verstärkt die Wirkung von Heiltees. Der Honig sollte aber erst kurz vor dem Trinken zugesetzt werden, da einige seiner Wirkstoffe sehr hitzeempfindlich sind.

  • Honig wirkt entzündungshemmend und wundheilend. Er lindert Hustenreiz, erleichtert die Atmung und wirkt auswurffördernd.

  • Er hat eine antibiotische Wirkung gegen eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen und hilft auch bei entzündlichen Magen-/ Darmerkrankungen.

  • Blütenhonig aus der Nachbarschaft kann auch Heuschnupfen-Beschwerden mindern, da er zum Teil die gleichen Pollen enthält, die dem Allergiker Probleme bereiten.

  • Honig stärkt die Nerven. 2 Teelöffel Honig wirken entspannend: Das Gehirn produziert weniger Stresshormone, der Blutdruck sinkt.

  • Der Energiespender Honig macht fit. Er ist nicht nur süss, sondern auch reich an bioaktiven Substanzen. Er enthält Flavonoide, Duft- und Aromastoffe, die wichtig für den Stoffwechsel sind. Mineralien, Vitamine und Spurenelemente liegen zwar in geringer Konzentration vor, ergänzen sich aber in ihrer Wirkung. Trotz seiner Klebrigkeit verursacht Honig keine Karies wie Kristallzucker, denn er enthält einen hohen Anteil Fruchtzucker, der eine um 80 % geringere kariöse Wirkung hat als Haushaltszucker. Ausserdem hemmen die im Honig enthaltenen Inhibine das Wachstum der Karieserreger.

Honig macht nicht dick

Er ruft keinen Heisshunger auf Süsses hervor. Die im Honig enthaltene Fruktose (Fruchtzucker) findet sich als Zuckeraustauschstoff in vielen Diabetikererzeugnissen. Im Gegensatz zum Haushaltszucker erhöht sie den Blutzuckerspiegel nicht. Von besonders fruktosereichem (dunklem) Honig dürfen sogar Diabetiker kleine Mengen (25-30 g/Tag) naschen.

Hans-Peter Lucht und sein faszinierendes Hobby

Man merkt es ihm deutlich an: Hans-Peter Lucht ist nicht nur stolz auf seinen vierten (Hobby) Beruf, er liebt ihn auch, obwohl der ihn zeitlich voll in Anspruch nimmt. Als Vorsitzender eines grossen Imkervereins in Hamburg lenkt er nicht nur die Vereinsgeschicke, sondern er führt auch selbst viele Imkerlehrgänge durch. Selbstverständlich alles auf ehrenamtlicher Basis, lediglich seine Ausgaben bekommt er erstattet. Und nicht zuletzt verlangen seine Bienenvölker eine ständige, liebevolle Betreuung.

Voller Elan und Begeisterung hat er uns in die Geheimnisse der Honigbienenwelt eingeführt und uns reichlich mit Sachliteratur versorgt. Die angenehme Gesprächsatmosphäre mitten in der Natur hat uns stark beeindruckt und ein neues und besseres Verständnis über die Bienenwelt in uns geweckt.

Zum Abschied gab er uns noch folgenden Rat: "Kaufen Sie Ihren Honig möglichst nah am Bienenvolk! Guter Honig ist zwar teuer, da die Imkerei mühsam ist und die Ernten in unserer abwechslungsreichen Landschaft nur klein sind. Aber ihre Gesundheit wird davon profitieren!"

Mit einem herzlichen Dankeschön und guten Wünschen machen wir uns auf den Heimweg. Dankbar waren wir auch seinen Bienenvölkern, die heute friedlich, sanftmütig und emsig ihre Arbeit verrichteten und uns von schmerzenden Stichen verschonten.

Wussten Sie schon, dass ...

… im Bundesgebiet etwa 1,5 Millionen Bienenvölker leben?

… ein Bienenvolk im Sommer etwa 60.000 Arbeitsbienen, mehrere 100 Drohnen und 1 Königin hat?

… aus befruchteten Eiern (weibliche) Arbeitsbienen, aus unbefruchteten Eiern männliche Bienen, die Drohnen entstehen?

… die Königin im Jahr etwa 200.000 Eier legt - im Sommer täglich zwischen 1.500 und 3.000?

… diese tägliche Legeleistung ihrem eigenen Körpergewicht gleichkommt?

… das Ei bis zur fertigen Biene eine Entwicklung von 21 Tagen, bis zur Drohne 24 und bis zur Königin nur 18 Tage braucht? … eine Arbeitsbiene des Sommers sich in 6 Wochen zu Tode gearbeitet hat? … eine Winterbiene bis 9 Monate alt werden kann? … die Königin ein Alter von etwa 4 Jahren erreicht?

… eine Königin im Mai/Juni bis 3.000 Eier pro Tag legen kann?

… 5000 Eier 1 Gramm wiegen?

… eine Bienenlarve 2000 Pflegebesuche bekommt?

… 10.000 Arbeitsbienen etwa 1 kg wiegen?

… das Bienenvolk im Sommer durch Muskelkraft der Arbeitsbienen eine beständige Wärme von 35° Celsius erzeugt und hält?

… die Biene beim Nektar- und Pollensammeln den Bienenstand bei schönem Wetter bis etwa 5 km weit verlässt?

… eine Biene in 2 Minuten 1 km weit fliegt?

… die Fluggeschwindigkeit der Arbeitsbiene etwa 25 km/h beträgt?

… eine Biene in ihrem Leben 800 km zurücklegt?

… eine Arbeitsbiene je nach Trachtquelle bis zu 6mal die Erde umfliegen müsste um 1 kg Honig zu sammeln?

… die Honigblase einer Arbeitsbiene etwa 50 mg Nektar fasst?

… je nach Blütenart bis zu 10 Millionen Blüten besucht werden müssen um 1 kg Honig zu sammeln?

… 1 kg Honig die Lebensarbeit von 350 - 400 Bienen darstellt?

… etwa 80% der Blüten unserer Kulturpflanzen von Insekten beflogen werden müssen um befruchtet zu werden?

… in jedem Bienenvolk etwa 20.000 Bienen überwintern und bei einsetzendem Frühlingswetter sofort voll zur Stelle sind?

… die Bestäubung der Frühjahrsblüher (Obst) zu fast 100% der Arbeit unserer Bienen zu verdanken ist?

… die Arbeitsbienen das Wachs für den Wabenbau mit Hilfe ihrer Wachsdrüsen erzeugen - ein Wachsschüppchen wiegt 0,08 mg?

… 1,5 Millionen Wachsschüppchen erforderlich sind, um 1 kg Wabenbau zu erstellen?

… ein Bienenvolk in einem Jahr ca. 500 g Wachs erzeugen kann?

… neben Honig auch Kittharz und Pollen Pollen Erzeugnisse der Imker sind?

… alle diese Erzeugnisse medizinisch sehr wertvoll sind?

Quelle: www.berg-bauerngarten.de/imker/imkerwissen

Autor: VHSt
Fotos: Severin / Peter A. (pixelio.de) / W. Zander

HBZ · 11/2012
 
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