VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Titelbild: Innenraum Stilbruch (c) Stadtreinigung Hamburg

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Das russische Äquivalent zum Weihnachtsmann

Zu Gast bei Väterchen Frost

Das russische Äquivalent zum Weihnachtsmann, Väterchen Frost, und seine Enkelin, Schneeflöckchen, sind in der Silvesternacht mit ihrem Dreispänner unterwegs und verteilen in ganz Russland Geschenke.

Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Sie kommen in der Silvesternacht, wenn anderswo die Christbäume langsam ihrem Ende entgegen blicken, gehen die Feiertage in Russland erst los. Zu verdanken ist dies der vorübergehenden Abschaffung von Weihnachten durch die Revolution von 1917. Erst 1937 sah man ein, dass ein Winterfeiertag mit Geschenken doch eine gute Idee ist, und liess das Väterchen Frost mit Verstärkung durch eine Enkelin zurückkehren. Kurzerhand wurde das feiertags Datum, das zu christlich war, auf den Silvesterabend bzw. Neujahrsmorgen umgelegt. Seither ist dies der Feiertag, an dem die Familie an einem reich gedeckten Tisch beisammensitzt, Geschenke unterm Tannenbaum liegen, Streitigkeiten beigelegt werden.

Neujahrsbaum und Maskerade

Da es in Russland keinen Fasching gibt, wird an diesem wichtigen Feiertag auch das Verkleiden für die Kinder mit integriert und in allen Schulen, Kindergärten, Sport- und Konzerthallen veranstaltet. Rjazhenie - die Maskerade an Silvester ist den Kindern vorbehalten, die sich meist als Bär, Hase oder Märchenfigur verkleiden. Das beste Kostüm wird am Ende prämiert. Der Weihnachtsbaum - der genau genommen ein Neujahrsbaum ist, wird Jolka genannt. Der russische Baumschmuck unterscheidet sich nur durch die Verwendung von wesentlich mehr Lametta, die ausschliessliche Nutzung von elektronischen Kerzen und den roten Stern auf der Spitze, der den Kreml symbolisiert, vom Deutschen. In den letzten Jahren wurde der rote Stern aber immer häufiger durch Glasfiguren ersetzt. Am Neujahrsmorgen tragen die Kinder, die sich wieder verkleidet haben, Gedichte vor und singen, bevor sie ihre Geschenke, die Väterchen Frost und seine Enkelin nachts verteilt haben, auspacken dürfen.

Der Herr des Winters und der Gaben

Der russische Herr des Frosts lebt in einem Wald, einige Kilometer von der sibirischen Stadt Welikij Ustjug entfernt. Den Wohnsitz hat man vor etwas mehr als zehn Jahren in Moskau festgelegt. Mit weissem Bart, langen blauem oder rotem Mantel mit weissem Pelzkragen, breitem Gürtel und Pelzmütze ähnelt er dem gängigen Bild des Nikolaus. Anstatt der Rute hat er einen mächtigen, magischen Eiszapfen. Mit vollem Namen heisst das Väterchen Djeda oder auch Ded Moroz Iwanowitsch, was übersetzt so viel wie Grossvater Frost Iwanowitsch heisst. Der Name Iwanowitsch stammt von dem russischen Schriftsteller Wladimir Odojewskij, der 1840 das Märchen "Moroz Iwanowitsch", welches - ähnlich wie die Werke der Grimms - auf Volkssagen und Märchen beruht, schrieb. Er veränderte allerdings die russischen Volksmärchen so, dass der eigentlich grausige Charakter, der auf grimmigen ostslawischen Gottheiten basiert, zum netten Opa mutierte. Bevor das Väterchen mit seiner Enkelin Geschenke verteilte, war er ein mächtiger Zauberer, der mit seinem Eiszapfenzepter und Eisatem über den russischen Winter herrschte und sich zur Besänftigung schöne Jungfrauen opfern liess. In seiner netten heutigen Form, verlangt er lediglich ein Gedicht oder ein Lied von den Kindern, um zufrieden zu sein.

Die eisig schöne Enkelin

An Väterchen Frosts Seite reist seine Enkeltochter Snegurotschka - das Schneeflöckchen. Eine berückend schöne, junge Frau, gekleidet in einem weissen oder hellblauen mit Perlen und silbernen Fäden bestickten Mantel. Auf ihrem zum Zopf geflochtenen blonden Haar trägt sie ein silbernes Krönchen. Ihre Geschichte ist ebenso alt, wie die es Väterchens und existiert in mehreren Varianten die alle aus alten Überlieferungen stammen. In jeder Version formt zuerst ein kinderloses, altes Ehepaar ein Mädchen aus Schnee, das lebendig wird. In einer Version geht das Schneemädchen im Frühsommer zu einer Feier in den Wald. Bei einem Tanz springen die Mädchen über ein Feuer und sie verdampft. In einer anderen Version wird das Mädchen von der Hexe Baba Yaga entführt und als Haussklavin gehalten. Sie überlistet die Hexe und kann so wieder mit ihren Eltern glücklich bis an ihr Ende leben. Zur Enkeltochter des Väterlein Frosts wurde sie erst zur Wiedereinführung von Väterchen Frosts. In dem nach ihr benannten Theaterstück von Alexander Ostrowski, das 1873 im Bolschoi Theater uraufgeführt wurde, war sie jedoch schon die Tochter von Väterchen Frost und der Frühlingsgöttin. Die junge Frau verliebt sich darin in einen Menschen und schmilzt schliesslich in der Sonne, während ihr Geliebter sich ertränkt.

Heiligabend und Weihnachten

Das eigentliche Weihnachten wird seit 1992 wieder offiziell und wie in allen anderen christlichen Ländern am 25. Dezember gefeiert - nur dass dieser Tag in Russland auf den 6. Januar fällt. Grund hierfür ist russisch orthodoxe Kirchenführung, die im Gegensatz zu allen anderen am julianischen Kalender festhielt, der im Vergleich zu dem seit 1582 sonst überall gängigen gregorianischen Kalender 13 Tage nachgeht.

An Heiligabend, Sotschelnik, gibt es keine Geschenke aber ein Familienessen, wobei das traditionelle 12-Gänge- Menü - für jeden Apostel eines - sowie das vorherige 40-Tage-Fasten nur noch von streng orthodoxen Russen praktiziert werden. Der Trend an Weihnachten wieder in die Kirche zu gehen und an langen Messen teilzunehmen nimmt jedoch in den letzten Jahren wieder zu.

Zu Weihnachten gibt es Kutja

Dieser Brei symbolisiert Ruhe und Unsterblichkeit. Die Schüssel, aus der gemeinsam gegessen wird, steht für Familie und Gemeinschaft.

Zutaten für 4 Personen: 500 g Buchweizen, 3-4 Liter Wasser, 100 g gehackte Hasel- oder Walnüsse, 200 g Mohnblumensamen, 50 g Rosinen, 200 ml Honig.

Zubereitung: Den Weizen über Nacht in 3-4 Liter Wasser einweichen. Den Weizen aufkochen und 4-5 Stunden auf kleiner Flamme sieden lassen. In der Zwischenzeit den Mohn aufbrühen und 15 Minuten sieden lassen, anschliessend über ein Sieb abgiessen und in einem Mixer zerkleinern. Kurz vorm Servieren den Weizen mit Mohn, Nüssen, Trockenfrüchten und Honig mischen, kalt stellen und eventuelle Garnierung wie gebratene Pilzen hinzufügen.

Silvesterabend ist Schlemmerabend

Während zu Weihnachten eher bei orthodoxen Russen, die die Fastenzeit beenden, viel aufgetischt wird, ist zu Silvester überall gemeinsames Schlemmen angesagt. Der Salat Olivier und die russischen Hors d'Oeuvre namens Sakuski sind dabei auf jeder Festtafel zu finden. Zu den Sakuski gehören salzige Kleinigkeiten die zum Wodka gereicht werden sowie Sülzen.

Salat Olivier

Das in europäischen Ländern als "Russischer Salat" bekannte Gericht, stammt ursprünglich vom französischen Meisterkoch Lucien Olivier, der in den 1860er Jahren ein Restaurant in Moskau betrieb.

Zutaten für 4 Personen: 5 grosse festkochende Kartoffeln, 500 g Fleischwurst, 3 Möhren, 400 g Erbsen, 1 Zwiebel, 4 Eier, 5 Saure Gurken, 200 g Salatmayonnaise und ½ Bund Petersilie.

Zubereitung: Die Kartoffeln werden gekocht, danach gepellt und zum Abkühlen stehen gelassen. Alle Zutaten werden klein geschnitten, mit der Mayonnaise vermischt und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt und mit Petersilie garniert.

Seit einem Erlass von 2005 hat ganz Russland zwischen Silvester und Weihnachten kollektiv 10 Tage Urlaub. In dieser Zeit erscheinen keine Zeitungen und selbst die Regierung erholt sich.

Pozdrevlyayu s prazdnikom Rozhdestva!

Autor: Samira Alinto
Fotos: flickr.com - Grete Howard / snegurochka-dedmoroz.ru

HBZ · 12/2012
 
Weitere Meldungen:

Aufgeblättert: Buchtipp

Pfeffersäcke mit Nilpferdpeitsche

"Pfeffersäcke" - so nannte der Volksmund die durch Gewürzhandel wohlhabend gewordenen Kaufleute der norddeutschen Hanse spöttisch....
HBZ · 3/2024
 

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP