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Plastik - ein Material für die Ewigkeit?

Endstation Meer?

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat das erdölbasierte Material seinen Siegeszug durch die Konsumwelt angetreten. Es ist preiswert, einfach in der Verarbeitung und nimmt fast jede gewünschte Eigenschaft an. Heute werden weltweit pro Sekunde 8000 kg Kunststoffe hergestellt. Was aber passiert mit einem Plastikprodukt nach dem Ende seines Lebenszyklus?

Seit Massenprodukte aus Kunststoff unser Leben erleichtern, hat sich das Meer schleichend in eine gigantische Plastiksuppe verwandelt - jedes Jahr gelangen mehr als 6,4 Millionen Tonnen Abfälle in die Ozeane und 80% dieser Abfälle stammen vom Land. Bereits heute gibt es keinen Quadratkilometer Meerwasser, der frei ist von Plastikteilen. Der grösste Teil des Mülls sinkt auf den Meeresboden, 15% treiben auf der Oberfläche und weitere 15% stranden irgendwann an den Küsten.

Da herkömmlicher Plastik nicht biologisch abbaubar ist, werden die Teile in immer kleinere Stücke aufgebrochen und gelangen in die Nahrungskette. So finden wir den Müll am Ende auf unserem Teller wieder, mit gravierenden gesundheitlichen Konsequenzen.

Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt bis zum 31. März 2013 die internationale Wanderausstellung "Endstation Meer? Das Plastikmüll Projekt"

Der erste Ausstellungsteil »Plastik im Meer« zeigt den Hintergrund des Problems und seine fatalen Auswirkungen auf Meere, Tiere und Menschen.

Im zweiten Bereich »Plastik im Alltag« werden die verbreitetesten Kunststoffe vorgestellt und Fragestellungen wie Konsum, gesundheitliche Risiken, Mikroplastik, Materialkreisläufe oder Biokunststoffe näher beleuchtet. Lösungsansätze im Sinn von Reduzieren, Umnutzen oder Wiederverwerten sollen zum Handeln anregen.

Das Zentrum der Ausstellung bildet ein riesiger Berg aus Plastikmüll, der aus drei Weltmeeren zusammengetragen wurde. Ein grosser Teil stammt von der beliebten Ostsee-Insel Fehmarn. Neben rätselhaften Gegenständen aus der Fischereiindustrie findet man die Reste wohlbekannter Alltagsobjekte, die sichtbare Spuren des Treibens im Salzwasser und des Zusammentreffens mit Meeresbewohnern aufweisen. An den gezeigten Stücken lassen sich Herkunft, Lebenszyklus, Sinn und Unsinn von Plastikprodukten nachvollziehen.

Die Ausstellung stellt die verbreitetesten Kunststoffe vor und beleuchtet Fragen zu Konsum, gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier, zur Umweltverschmutzung, Mikroplastik, Materialkreisläufen und Biokunststoffen.

Unser Alltag ist voll von Plastik
Plastiktüte, Kinderspielzeug, PET-Flasche, Lebensmittelverpackungen …

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat das Plastikmaterial seinen Siegeszug durch die Konsumwelt angetreten. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es ist preiswert, einfach in der Verarbeitung und nimmt fast jede gewünschte Eigenschaft an. Was aber passiert mit einem Plastikprodukt nach dem Ende seines Lebenszyklus? Ein grosser Teil dieser Produkte landet unkontrolliert in unserer Umwelt und schliesslich in unseren Meeren und verwandelt diese schleichend in eine globale Plastiksuppe. Jedes Jahr gelangen mehr als 6,4 Millionen Tonnen Abfälle in die Ozeane. 80 Prozent dieser Abfälle stammen vom Land. Bereits heute gibt es keinen Quadratkilometer Meerwasser, der frei ist von Plastikteilen. Obwohl nur ein kleiner Teil davon an der Oberfläche treibt, bilden sich aufgrund der Meeresströmungen gigantische Plastikstrudel. Die derzeit umfangreichste dieser schwimmenden Inseln befindet sich im Pazifik und hat bereits die Grösse von Mitteleuropa erreicht. Da herkömmliches Plastik nicht biologisch abbaubar ist, wird es in immer kleinere Stücke aufgebrochen und gelangt schliesslich sogar in die Nahrungskette. So findet der Mensch den Müll am Ende auf dem Teller wieder mit gravierenden Konsequenzen für die Gesundheit.

Plastik im Meer

Auch Jahrhunderte nach unserer Zeit finden sich Plastikobjekte von heute an Stränden oder im Meer. Als Zeugen unserer Zivilisation werden sie so langfristig zu archäologischen Objekten. Studierende der Vertiefung Scientific Visualization an der Zürcher Hochschule der Künste haben Schwemmgutobjekte aus Hawaii zeichnerisch untersucht, als wären es Funde aus der Bronze- oder Steinzeit. Die Darstellungen eröffnen einen faszinierenden Blick auf die an sich wertlosen Plastikabfälle.

Plastikmüllstrudel: In den Meeren existieren grossräumige dreidimensionale Strömungssysteme, die durch die Erdrotation, Windbewegungen, Druck-, Temperatur- und Salzgehaltunterschiede sowie die Topografie des Meeresgrundes entstehen. Die sogenannten oberflächlichen Meeresströmungen, welche vor allem durch Windbewegungen gelenkt werden, führen in fünf Bereichen der Weltmeere zur Bildung von grossen kreisförmig rotierenden Wasserwirbeln.

Die stillen Zonen innerhalb dieser Wirbel sind als »Garbage Patches« bekannt, weil sich dort besonders viele schwimmende Plastikobjekte konzentrieren. Einmal im Wirbel angelangt, dreht das Schwemmgut oft über Jahrzehnte seine Runden und zerfällt durch Reibung und Lichteinwirkung in immer kleinere Stücke.

Plastikmüll im Meer: Was passiert mit Plastikobjekten, die ins Wasser gelangen? Leichte Kunststoffstücke treiben an der Oberfläche und werden von den Strömungen über weite Strecken und grosse Zeiträume mitgetragen. Ein Teil davon wird an die Küsten gespült. Plastikarten, deren Dichte höher ist als diejenige von Meerwasser, sinken auf den Meeresboden.

Ein grosser Teil des Kunststoffes wird aber auch von Tieren gefressen. Vom Problem des Plastikmülls im Meer sind nicht nur Anrainerstaaten betroffen, sondern auch Länder, die über keine Meeresküsten verfügen. Schätzungsweise 80 Prozent des Abfalls gelangt über Flüsse vom Land ins Meer.

Auswirkungen auf die Tierwelt: Viele Tiere verwechseln Plastikstücke mit Nahrung. Vögel fressen PET-Flaschendeckel, Feuerzeuge sowie verschiedene Plastikbruchstücke. In Schildkrötenmägen von tot aufgefundenen Tieren wurden auffällig viele Überbleibsel von Plastiktüten gezählt. Je nach Form und Funktionsart der Speiseröhren und Mägen der Tiere können die unverdaulichen Stücke nicht mehr ausgeschieden werden, was zu Verhungern mit vollem Magen, Ersticken oder inneren Verletzungen führt. Planktonfressende Organismen nehmen mit ihrem natürlichen Futter auch Mikroplastik auf. Untersuchungen von Wasserproben aus dem nördlichen Pazifik ergaben, dass in der oberen Meerwasserschicht stellenweise 46mal mehr Plastik als Plankton vorkommt.

Mikroplastik: Wie sich die Aufnahme von Plastikteilen über die Nahrung auf die verschiedenen Stufen der Nahrungskette auswirkt, ist heute noch nicht absehbar. Da Kunststoffe zum Teil gefährliche Zusatzstoffe enthalten und sich gewisse Schadstoffe auf dem Plastik anreichern, werden weitreichende Folgen vermutet. Forschungen an Muscheln haben bereits gezeigt, dass Mikroplastikteile auch ins Gewebe von Filterorganismen aufgenommen werden können.

Plastikmüll in Nord- und Ostsee: Ein grosser Anteil an Plastikmüll, der in Deutschland und anderen Anrainerstaaten der Nord- und Ostsee entsteht, gelangt in die Meere und sinkt auf den Meeresboden. Über Jahrzehnte hinweg sind so in der Nordsee bereits etwa 600.000 Kubikmeter Abfall zusammengekommen. Jährlich kommen 20.000 Tonnen dazu. Ähnlich alarmierende Zahlen gelten nach jüngsten Informationen auch für die Ostsee. Das Modul veranschaulicht, wie sehr die Belastung der Weltmeere allein diese Region betrifft. Sie stellt eine grosse Gefahr für Mensch und Tier dar, die durch Plastik gequält, vergiftet und getötet werden.

Plastik im Alltag

Es ist erstaunlich, wie sehr Kunststoffe unseren Alltag durchdringen - sie scheinen unvermeidbar zu sein. Die Beliebtheit von Plastik erklärt sich nicht nur durch seine tiefen Produktionskosten, sondern auch durch seine zahlreichen praktischen Eigenschaften wie geringes Gewicht, Säureresistenz oder Biegsamkeit. Darüber hinaus fördern Kunststoffe mit ihren flexiblen Eigenschaften technologische Innovationen und führen insbesondere in den Bereichen Medizin, Gebäudetechnik sowie in der Konstruktion von Flugzeugen und Automobilen zu neuartigen Lösungen. Genauso erstaunlich ist es aber, wie wenig wir oftmals über diese Materialien wissen. Dieser Ausstellungsteil gibt einen Überblick über die häufigsten Plaskommen, und welche giftigen Zusatzstoffe enthalten sein können.

Plastik, der schnelle Konsum: Die in den 1960er Jahren eingeführte Plastiktüte gilt als das Symbol der Konsumgesellschaft. Weltweit werden pro Jahr ca. 600 Milliarden Plastiktüten hergestellt, das entspricht ca. 20.000 pro Sekunde.

Dabei werden die Tüten oft nur einmal verwendet. Vor allem die dünnen Plastiksäcke stellen ein gravierendes ökologisches Problem dar. In einigen Ländern wie Frankreich, Indien oder China sind Plastiktüten inzwischen generell oder in der leichten Version verboten. Gleiches gilt für Verpackungen und Take Away- Behälter, für die ca. ein Drittel des weltweit produzierten Plastiks eingesetzt wird. Dabei besteht ein starker Kontrast zwischen der Kurzlebigkeit des Produkts und der Langlebigkeit der Verpackung von bis zu mehreren hundert Jahren. Viele Detailhändler und auch Fast Food- Ketten bemühen sich schon um umweltfreundlichere Alternativen, aber auch individuell lässt sich einiges tun.

Zusatzstoffe: Einige Arten und Anwendungen von Kunststoffen sind nicht nur für die Meere gefährlich, vielmehr birgt der tägliche Umgang mit Plastik Gefahren für unsere Gesundheit. Immer wieder wird über bedenkliche Zusatzstoffe diskutiert, insbesondere in Bezug auf bestimmte Weichmacher und Bisphenol A, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Dieser Ausstellungsteil vermittelt den aktuellen Stand der Diskussion und zeigt, welche Produkte man besser meidet und wie unbedenkliche Varianten gekennzeichnet sind.

Mikroplastikpartikel: Neuere Untersuchungen zeigen, dass Textilien aus Fleece oder anderen synthetischen Fasern bei jedem Waschgang bis zu 1900 Kunststofffasern verlieren. Gleiches gilt zum Beispiel auch für Peeling-Produkte, die oft Mikroplastikkügelchen aus Polyethylen enthalten. Diese Mikropartikel (kleiner als 5 mm) gelangen meist ungefiltert in die Meere, verschmutzen die Strände oder dringen mit Schadstoffen angereichert in die Nahrungskette ein. Produkte aus Naturmaterialien sind hier eine wichtige Alternative.

Materialkreisläufe Kunststoffe: Überproduktion und Überkonsum führen zu Unmengen von Abfall. Was aber, wenn dieser von Anfang an vermieden oder als neuer Rohstoff verstanden wird? Das Denken in Kreisläufen bietet ganzheitliche Ansätze für Designer, Produzenten und Konsumenten. Gerade im Bereich von Kunststoffen, die auf wertvollem Erdöl basieren, können Materialkreisläufe auch ökonomische Anreize für Produzenten bieten. Neben Strategien des Recyclings werden drei solcher Ansätze vorgestellt: Die Ökobilanz, das Cradle to Cradle-Prinzip »von der Wiege zur Wiege« und Zero Waste - die Vision einer Zukunft ohne Abfall.

ENDSTATION MEER? DAS PLASTIKMÜLL-PROJEKT

Plastik - ein Material für die Ewigkeit? Die Ausstellung macht das Ausmass dieser ökologischen Katastrophe sichtbar. Filme, Fotografien, Zeichnungen, Objekte, Installationen, Cartoons und Konsumartikel geben Einblicke in das Problem Plastik, klären auf und regen zum Nachdenken und Handeln an.

Ein Besuch der Ausstellung kann nur empfohlen werden!

Autor: VHSt

HBZ · 02/2013
 
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