VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Postsendung von Ingeborg Gräfin von Bernstorff

Einen Augenblick bitte

Viel interessante Post erhalten Vereinsvorstand und HBZ-Redaktion aus dem grossen Leserkreis. Oftmals ein herzliches Dankeschön für unvergessliche Fahrten, Ausflüge, Glückwünsche zu besonderen Geburtstagen und Vereinsjubiläen, aber auch kuriose Fotos, kleine Gedichte und Geschichten.

In der letzten Postsendung fand sich ein Brief, der sogleich unser besonderes Interesse weckte. Absenderin Ingeborg Gräfin von Bernstorff. Sie schrieb uns:

"Für die freundlichen Glückwünsche zu meinem 90igsten danke ich Ihnen sehr. Wir haben in diesem Kreis viele frohe Stunden erlebt und wunderschöne Reisen gemacht, und auch Ihre Nadel zur 25jährigen Zugehörigkeit trage ich stolz. Möge es uns vergönnt sein, noch weitere schöne Erinnerungen sammeln zu können".

Wir waren neugierig geworden, was die Gräfin mit dem Verein Hamburgischer Staatsbeamten verbinden könnte und verabredeten mit ihr ein Treffen an Ihrem Alterssitz auf einem herrlich gelegenen Landgut in der Nähe von Mölln.

In einem kleinen Bungalow (ursprünglich ein Stall) direkt an einem malerischen See gelegen und in Sichtweite des Gutshauses hiessen uns die Gräfin und ihr Mann Arthur Graf von Bernstorff herzlich willkommen. Bei einer Tasse Kaffee, frischgebackenen Kranzkuchen und einem wohlige Wärme spendenden Kaminofen, der sofort die Minustemperaturen draussen und den eisigen Wind vergessen liess, kamen wir sehr schnell in ein lebhaftes Gespräch. Gross war unser Interesse, etwas über eine wechselvolle Lebensgeschichte zu erfahren.

Als junge Frau, Anfang zwanzig, in den Kriegszeiten unter all den vielen damaligen Zwängen aufgewachsen fand die Gräfin nach dem Zusammenbruch ohne Familienangehörige und mittellos in Hamburg eine neue Heimat. Mit kleinen kunstgewerblichen Arbeiten, Anfertigen von Scherenschnitten, Lampenschirmen, Schuhen und sonstigen Gegenständen verdiente sie sich ihren notwendigen Lebensunterhalt. Es ging ihr gut, ihre Artikel waren sehr nachgefragt. Mit den Jahren konnte sie das Geschäft ausbauen und sich mit vier Angestellten selbständig machen. Stolz war sie, als sie 1948 von der britischen Besatzungsmacht die Erlaubnis erhielt, auf der ersten Hannover Messe nach dem Krieg ihre Produkte auszustellen. Und zu diesem Zeitpunkt konnte sie ihr Glück kaum fassen - ihr Mann kehrte aus russischer Gefangenschaft zurück!

Die Währungsreform 1948 brachte einen tiefen finanziellen Einschnitt mit wenig Hoffnung auf Besserung. Sie besann sich auf ihre kaufmännische Ausbildung und um wieder auf den neuesten Stand zu kommen, besuchte sie Abendkurse und bewarb sich dann als Sekretärin beim Vorstandsvorsitzenden einer Hamburger Wohnungsbaugesellschaft.

Nach der Geburt ihres Sohnes 1953 beendete sie ihre berufliche Tätigkeit. Ihr Mann hatte nach seiner Rückkehr eine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen und inzwischen eine gute Anstellung bei einer Hamburger Mineralölgesellschaft gefunden. Sie bewohnten aber immer noch mit Sohn 1 1/2 Zimmer als Untermieter in Blankenese. Als sie die Chance bekam, über das Hilfswerk der evangelischen Kirche zu einem Reihenhaus zu kommen, machte sie sich erneut auf Arbeitssuche, was damals sehr schwierig war. Froh war sie daher, bei der bekannten Wedeler Strumpffabrik "bel ami" eine Stelle im Verkauf zu finden. Bald übernahm sie dort eine neue Aufgabe im Aussendienstbereich mit Vorträgen über neue Produkte. Diese Vorträge hielt sie drei Jahre lang in Westdeutschland. Dann wurde ihr Mann nach Süddeutschland versetzt und sie gab diese erfolgreiche Tätigkeit auf, um sich nur noch der Erziehung ihrer inzwischen drei Kinder zu widmen.

Als diese die Schule beendet hatten und ins Studium gingen, wollte sie sich noch einmal beruflich engagieren. Sie hatte zwischenzeitlich nebenbei zwei Jahre lang einmal wöchentlich die Schule für Hauswirtschaft und Bekleidung besucht mit dem Abschluss einer Meisterin der Haushaltswirtschaft; sie durfte Lehrlinge ausbilden.

Mit dem neuen Wissen bewarb sie sich bei der Hamburgischen Universität. Mit 54 Jahren bot man ihr eine Stellung als Vorzimmerdame im 1. Institut für Theoretische Physik bei Prof. Appel an, wo sie bis zum Eintritt in den Ruhestand noch fast 10 Jahre tätig war.

Fast 30 Jahre lebte die Familie zuletzt in der Heide bei Bad Bevensen in einem grossen alten Bauernhaus aus dem vorletzten Jahrhundert, dass alle mit vereinten Kräften wieder in Stand gesetzt hatten. Vor fünf Jahren, die Kinder waren längst ausser Haus und das Anwesen war inzwischen für sie beide allein zu gross geworden, übersiedelten sie zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn auf das Landgut in Schleswig Holstein. Ihr ganzer Stolz sind jetzt ihre 13 Enkel.

Natürlich interessierte uns, wie Gräfin von Bernstorff zum VHSt kam und was sie heute noch mit den Vereinsaktivitäten verbindet. Wir erfuhren, dass sie damals durch die HBZ, die im Institut auslag, auf unseren Verein aufmerksam wurde. Ihr Interesse wurde durch eine Ausschreibung für eine preisgünstige Club Reise nach Kreta geweckt. Beim Besuch im Vereinsbüro lernte sie Frau Ewert vom Reisedienst kennen, die mit ihrer freundlichen und kompetenten Art beide als Teilnehmer und sie als Mitglied gewann. Die umsichtige Betreuung während der Club Reise, eine interessante Programmgestaltung und ein angenehmer Teilnehmerkreis haben beide damals total begeistert. Viele weitere Club Reisen folgten darauf z. B. nach Südafrika, Ungarn, Kanada, Masuren, Botswana …

Und in besonders guter Erinnerung ist zum Beispiel die Fahrt nach Kannada 1993 geblieben. Teilgenommen hatte damals auch der damalige Pastor der Binnenschiffer von der Flussschifferkirche an den Elbbrücken. Pastor Schulz ein höchst interessanter und liebenswerter Gesprächspartner und mit seinem Elbsegler in der Gruppe nie zu übersehen. Gerne erinnern sich beide auch an zahlreiche Tagesauflüge z. B. auf die Nordseeinseln, die Halligen und auf die Halbinsel Eiderstedt, auf denen sie viele Sehenswürdigkeiten kennengelernt und dabei viele Bekanntschaften geschlossen haben.

Viele dicke Fotoalben lagen auf dem Tisch mit akribisch beschrifteten Fotos und dekorativ eingeklebten exotischen Eintrittskarten. Bewundernswert das Erinnerungsvermögen und die interessanten Kommentare, als wären beide gestern erst von der Reise zurückgekehrt. Apropos zurückgekehrt: Vor ein paar Tagen sind sie gerade voller Begeisterung von einer Kreuzfahrt im Persischen Golf nach Hause gekommen. Wegen des hohen Alters bevorzugen sie jetzt Kreuzfahrtreisen mit einem Arzt an Bord. Bestens beraten und vermittelt von Marion von Schröder - der Leiterin unseres VHSt-Reisedienstes im Reisebüro globetrotter am Neuen Wall.

Zwei Stunden vergingen wie im Fluge. Gräfin und Graf von Bernstorff begleiteten uns zur Haustür und fröhlich winkend verabschiedeten sie uns in der untergehenden Abendsonne. Im tiefen Schnee erreichen wir unser Auto und schalteten das NAVI ein. Mit dem Warnhinweis Achtung unbefestigte Wegstrecke machten wir uns auf den Rückweg. Ein letzter Blick zurück in eine faszinierende Natur mit dem zugefrorenen See, den schneebedeckten Bäumen und gedankenverloren an einen bewegenden Besuch an diesem Nachmittag.

Autor: VHSt

HBZ · 05/2013
 
Weitere Meldungen:

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 

Keine Angst vor dem Finanzamt

Einkommenssteuerberatung des VHSt

Der erfahrene Steuerberater Jörg Hahn berät alle Mitglieder des Vereins Hamburgischer Staatsbeamten kompetent rund um das Thema Steuererklärung - kostenlos. Fu...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP