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Bauwerk der Superlative

Der Gotthardt-Basistunnel

Sedrun liegt an einem der beiden Quellflüsse des Rheins -dem Vorderrhein - im Schweizer Kanton Graubünden in der Nähe des Oberalppasses. Er ist ein kleiner Ort mit rd. 2.000 Einwohnern, der in "einschlägigen Kreisen" im Zusammenhang mit drei Weltrekorden "berühmt" ist, nämlich mit dem längsten Eisenbahntunnel, der tiefsten Bahnstation und dem längsten Personenaufzug der Welt.

Der Gotthard-Basistunnel bildet das Herzstück der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale NEAT, mit der die Schweiz eine Lücke im europäischen Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz schliesst und gleichzeitig die sensible Bergwelt von dem zunehmenden Lkw-Schwerverkehr entlastet, der damit auf die Schiene verlagert werden kann. Er ist Bestandteil der Hauptachse Basel - Zürich - Mailand, die wiederum für den gesamten europäischen Transitverkehr in Nord-/Südrichtung eine wichtige Rolle spielt und eine Verkürzung der Eisenbahn Fahrzeit um gut eine Stunde möglich macht.

Weltrekord Nr. 1: Längster Tunnel der Welt Gut 14 Jahre nach Beginn der ersten Vorarbeiten war am 23. März 2011 der feierliche Durchschlag auch für die zweite Röhre und damit Weltrekord geschafft (bisher Seikan in Japan 54 km und Eurotunnel von Frankreich nach England 53 km). Die zwei eingleisigen Röhren des Gotthard-Basistunnels, die im Abstand von 40 m parallel zu einander verlaufen, wurden von fünf Stellen gleichzeitig in Angriff genommen, um die Bauzeit zu minimieren. Zeitgleich wurden auch die Anschlüsse an die alte Stammstrecke der Gotthardbahn 4,4 km im Norden und 7,8 km im Süden hergestellt.

Drei Viertel der beiden je 57 km langen Tunnelröhren wurden mit vier Tunnelbohrmaschinen mit einem Durchmesser von knapp 10 Metern gebohrt. Mit einer Kraft von 3.000 Tonnen wurde der Bohrkopf gegen den 300 Millionen Jahre alten Granit und das andere Gestein gedrückt.

Das andere Viertel wurde im Sprengvortrieb hergestellt. Teilweise war der Bergdruck so hoch, dass ein grösserer Durchmesser herausgesprengt werden musste, der durch eine bis zu 2 m dicke Betonschale ausgekleidet und gesichert wurde. Im regelmässigen Abstand von 325 Metern sind beide Tunnelröhren für den "Notfall", durch 176 Querstollen als Fluchtwege miteinander verbunden. Somit ist kein Punkt im Tunnel weiter als 160 m von einem "Notausgang" entfernt. 2.500 Personen aus 10 Nationen waren am Bau beteiligt.

Interessanterweise hat der Gotthard-Basistunnel eine geschwungene Linienführung. Ein gewichtiger Grund dafür war, dass drei Talsperren und Stauseen nicht unterfahren werden durften, weil Verformungen an der Oberfläche nicht auszuschliessen sind.

Weltrekord Nummer 2: Die tiefste Bahnstation der Welt, die allerdings erst später verwirklicht wird, weil sie nicht Bestandteil der Finanzierung für die NEAT ist. In Sedrun wurde zunächst ein 1000 m langer Zugangsstollen horizontal in den Berg vorgetrieben und von dort zwei 800 m tiefe Aufzugs- und Lüftungsschächte geschaffen. Unten wurde dann eine Riesenkaverne herausgesprengt, die eine der beiden "Multifunktionsstellen" mit einer Nothaltestelle aufnehmen kann.

Aus dieser Kaverne heraus begann der Tunnelvortrieb: je zwei Röhren nach Norden und nach Süden. Nun war die Meisterleistung der Vermessungsingenieure - im Bergbau Markscheider genannt - gefordert, denn Satellitennavigation (GPS) war dort unten nicht zu gebrauchen. Eine Hilfe stellte dabei ein "Vermessungskreisel" dar, der ähnlich wie ein Kreiselkompass wirkt. Auf den kilometerlangen Vortriebstrecken von zwei Seiten aufeinander zu war der jeweilige "Fehler" bei den acht Durchschlägen (vier je Röhre), an denen man sich traf, maximal nur 14 cm in der Horizontalen und 2 cm in der Vertikalen! Eine hervorragende Meisterleistung

Weltrekord Nummer 3: Der höchste Personenaufzug der Welt. Wenn auch hier die Finanzierung unabhängig von der NEAT gesichert ist, wird in einem der Schächte in Sedrun ein Personenaufzug zu der 800 m tiefen Bahnstation "Porta Alpina" eingebaut werden. Das ist so hoch wie die beiden ehemaligen Zwillingstürme des World Trade Centers in New York übereinander.

Inbetriebnahme Dezember 2017 Gegenwärtig werden nun der Innenausbau und die bahntechnische Installation wie Fahrbahn, Stromversorgung, Telekommunikations- und Sicherungsanlagen eingebaut. Für diese Arbeiten und für umfangreiche Tests und Erprobungen ist in der Planung noch ein Zeitraum bis zur vollständigen Inbetriebnahme im Dezember 2017 vorgesehen. Es zeichnet sich jedoch ein früherer Termin ab. Dann sollen stündlich je 2 Personenzüge pro Richtung mit einer Geschwindigkeit von 230 bis zu 250 km/h und Güterzüge mit 120 bis 160 km/h hier unten durch die Alpen fahren - in 550 m ü. M. quasi "von Talboden zu Talboden". Das entspricht 20 % der Kapazität für Personenund 80 % für Güterzüge.

Die Steigung von 8 Promille wurde gewählt, damit der Tunnel in einem natürlichen Gefälle entwässert werden kann. Und noch etwas sehr Bemerkenswertes: Bei Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels ist dieser dann restlos bezahlt. Das Schweizer Volk hat 1998 auch dem Finanzierungskonzept zugestimmt: 65 % werden durch eine (Lkw-)Schwerverkehrsabgabe, 25 % durch die Mineralölsteuer und 10% mit der Mehrwertsteuer finanziert: rund 12 Milliarden Franken. Die EU hat für diese gesamteuropäische Kraftanstrengung der "kleinen" Schweiz keinen Franken beigesteuert.

Autor: Dipl.-Ing. Rolf Anthony

HBZ · 06/2013
 
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