Hamburger Schulbehörde
Rechtschreibung an Hamburgs Schulen soll besser werden
Die Rechtschreibung an Hamburgs Schulen wird verbessert. Senator Ties Rabe Rabe: "Gute Rechtschreibung ist in Zeiten von E-Mails, SMS und Internet wichtiger denn je. Die Schulbehörde wird deshalb eine Reihe von Massnahmen zur Verbesserung des Rechtschreibunterrichts auf den Weg bringen.
Dazu zählen jährliche Rechtschreibtests in den Klassen 1 bis 10, das Einüben eines verbindlichen Kernwortschatzes an der Grundschule sowie eine Handreichung für Lehrkräfte mit inhaltlichen und methodischen Erläuterungen für guten Rechtschreibunterricht. Mit der Handreichung werden wir auch den Hamburger Bildungsplan präzisieren und klarstellen, dass richtiges Schreiben in der Schule von Anfang an geübt werden muss. Methoden, nach denen die Kinder monatelang oder gar jahrelang nicht auf richtige Rechtschreibung achten müssen, sind in Hamburg nicht zulässig."
Die Massnahmen werden in den nächsten Monaten von Experten der Schulbehörde in Zusammenarbeit mit Lehrkräften ausgearbeitet. Rabe warnte in diesem Zusammenhang vor einer einseitigen Methodendiskussion: "Glaubenskriege führen uns nicht weiter. In der Praxis werden meist unterschiedliche Bausteine verschiedener Methoden angewendet. Viele Untersuchungen zeigen zudem, dass Lehrkräfte auf unterschiedlichen Wegen gleich gute Ergebnisse erreichen können. Entscheidend ist, wie die Lehrkräfte ihren Unterricht gestalten und auf die individuellen Lernvoraussetzungen der Kinder eingehen."
Erstmals wird in Hamburg ein verbindlicher Kernwortschatz für die Grundschule eingeführt, den die Kinder am Ende der vierten Klasse sicher beherrschen sollen. Der Kernwortschatz soll rund 800 Wörter umfassen - darunter häufig gebrauchte Wörter, aber auch Wörter, an denen sich bestimmte Rechtschreibregeln besonders gut erlernen lassen. Die Schulen können diesen Kernwortschatz um bis zu 50 Prozent erweitern.
Bayern hat mit diesem Instrument gute Erfahrungen gemacht. Zwar geht die Einführung eines solchen Kernwortschatzes oft mit uferlosen Diskussionen über die Auswahl der Wörter einher. Und selbstverständlich müssen die Kinder wesentlich mehr Wörter beherrschen. Denn der Kernwortschatz bietet Kindern und Lehrkräften die Chance, sich auf ein klares Ziel zu konzentrieren und zugleich beispielhaft Rechtschreibregeln für alle anderen Wörter zu lernen."
Darüber hinaus soll es künftig in jeder Jahrgangsstufe von Klasse 1 bis Klasse 10 einen verbindlichen Rechtschreibtest für jedes Kind geben. Ties Rabe: "Die in Hamburg entwickelte so genannte Hamburger Schreibprobe ist bundesweit anerkannt und geschätzt. Dieser Test soll künftig jedes Jahr verbindlich in allen Schulklassen durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen den Schulen und den Lehrkräften Rückmeldungen über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler sowie Hinweise über Unterrichtserfolge und Handlungsbedarfe geben."
Um die Hamburger Bildungspläne zu präzisieren sowie Tipps und Erläuterungen zum Rechtschreibunterricht zu geben, wird die Hamburger Schulbehörde zudem eine Handreichung für den Rechtschreibunterricht entwickeln. Konkretisierend und beispielhaft sollen Unterrichtsziele, Methoden, Inhalte, aber auch organisatorische Massnahmen zur Verbesserung der Rechtschreibung dargestellt werden. In der Handreichung werden auch der Kernwortschatz und die neuen Testverfahren erklärt. Die Handreichung soll den Lehrkräften helfen, den Rechtschreibunterricht zu verbessern und die abstrakten Lernziele aus dem Bildungsplan in konkreten Unterricht zu überführen."
Zur Umsetzung der neuen Massnahmen sollen die Fortbildungen für Lehrkräfte für guten Rechtschreibunterricht in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut weiterentwickelt werden. Zudem werden die Fachleitungen der Schulen in regionalen Konferenzen speziell auf die neuen Aufgaben und die Erkenntnisse im Bereich des Rechtschreibunterrichts vorbereitet.
"Wir wollen nicht alles auf den Kopf stellen, sondern Gutes weiterentwickeln. Hamburgs Lehrkräften ist es mit grossem Einsatz gelungen, den in den 1990er Jahren einsetzenden allgemeinen Verfall der Rechtschreibung zu stoppen und trotz einer wachsenden Zahl von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern die Rechtschreibleistung in den letzten zehn Jahren zu stabilisieren. Das zeigt, dass hier bereits ein Umdenken eingesetzt hat. Darauf werden wir aufbauen."
Die Massnahmen sollen bis zum Sommer 2014 erarbeitet und dann im Schuljahr 2014/15 schrittweise umgesetzt werden. Spätestens im darauf folgenden Schuljahr sollen die Massnahmen dann flächendeckend eingeführt sein.
Rabe stellte in diesem Zusammenhang auch klar: "Gute Rechtschreibung lernt man nicht im Vorbeigehen. Dazu braucht jedes Kind guten Unterricht, aber auch Zeit und Übung. Wenn Politik, Gesellschaft und Eltern heute im Vergleich zu den 1960er Jahren einen Verfall der Rechtschreibung beklagen, dürfen sie nicht einseitig Lehrkräfte oder Lernmethoden dafür verantwortlich machen. Ursächlich ist auch, dass die begrenzte Unterrichtszeit heute bereits in der Grundschule für viele neue Themen eingesetzt werden muss, beispielsweise Englisch, Informatik, Theater, soziales Lernen, Schwimmen, Referats- und Vortragstechnik und vieles mehr. Die Rechtschreibdiskussion sollte deshalb auch Anlass sein, den ständigen Wunsch nach neuen und zusätzlichen Lerninhalten künftig kritischer zu prüfen. Ein Schultag lässt sich nicht beliebig erweitern."
Autor: VHSt
HBZ · 02/2014
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