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Gesundheit aktuell

Arthrose und entzündliche Gelenkerkrankungen

Strahlentherapie gegen Schmerzen

HBZ-Redakteurin Samira Aikas bei der Behandlung eines Arthroseknies im Strahlenzentrum Hamburg-Langenhorn. Resultat gibt es im Herbst. Foto: Samira Aikas mit freundlicher Unterstützung des Strahlenzentrums Langenhorn
HBZ-Redakteurin Samira Aikas bei der Behandlung eines Arthroseknies im Strahlenzentrum Hamburg-Langenhorn. Resultat gibt es im Herbst. Foto: Samira Aikas mit freundlicher Unterstützung des Strahlenzentrums Langenhorn
In Deutschland werden jährlich nur etwa 50.000 Patienten mit entzündlichen Gelenkschmerzen mit einer Strahlentherapie behandelt.

Bei etwa fünf Millionen allein an Arthrose Erkrankten sind das verschwindend geringe Patientenzahlen. Das liegt unter anderem daran, dass viele bei einer Strahlentherapie ausschließlich an die Behandlung von Krebserkrankungen und deren Nebenwirkungen denken. Warum diese Angst unbegründet und für wen die Therapie geeignet ist, hat Priv.-Doz. Dr. med. Hendrik A. Wolff, Facharzt für Strahlentherapie und Radioonkologie der Radiologie München, im Interview mit der HBZ erklärt.

Schmerz abschalten

Beschwerden in den Gelenken entstehen häufig nach einer Überlastung oder einer Verletzung durch lokale Entzündungsreaktionen, die als Warnmechanismus des Körpers darauf hinweisen, dass dort etwas nicht stimmt. Solche Entzündungen gehen meistens mit Schmerzen und Schwellungen durch Flüssigkeitsansammlungen einher. Klingt die Entzündung nicht nach kurzer Zeit ab, kann ein chronischer Dauerzustand entstehen, der eigentlich keinen physiologischen Sinn mehr erfüllt. Hier setzt die niedrigdosierte Strahlentherapie an: Die lokal aktiven Immunzellen werden deaktiviert und hören auf, permanent Entzündungsreaktionen hervorzurufen. Die Schwellungen gehen zurück, die Schmerzen nehmen ab oder verschwinden ganz und die Gelenke werden häufig wieder beweglicher.

Ungefährliche Therapieform

Die Strahlentherapie ist eine der ältesten schulmedizinischen Therapieformen, es gibt sie seit mehr als 100 Jahren. Laut Dr. Wolff sind bei der niedrigen Dosierung, die für die Behandlung von entzündlichen Erkrankungen nötig ist, keine Nebenwirkungen außer einer möglichen kurzfristigen Erstverschlechterung zu erwarten. Dabei reagiert der Körper bei wenigen Patienten zunächst mit einer lokalen Schmerzverstärkung, die aber in der Regel wieder sehr schnell abklingt und zu sehr guten Therapieergebnissen führt. Entgegen häufigen Äußerungen ist eine langfristige Veränderung und Schädigung des behandelten Gewebes ausgeschlossen. So sind danach - falls notwendig - eine Operation oder andere Therapieformen uneingeschränkt möglich.

Die Bestrahlung dauert nur wenige Sekunden, ist kontaktlos und schmerzfrei. In der Regel erfolgen sechs Bestrahlungen in einem Block innerhalb von zwei bis drei Wochen. "Bei Patienten, die seit Jahren eine lokale Entzündung haben, kann es eine gewisse Zeit dauern, bis der Körper aufhört, neue Entzündungszellen zu aktivieren, und die Entzündung somit vollständig abklingen kann. Deshalb kann man frühestens nach drei Monaten wirklich beurteilen, welchen dauerhaften Effekt die Strahlentherapie hat bzw. ob man bei etwaigen Restschmerzen noch einen weiteren Therapieblock folgen lässt. In aller Regel sind je nach Gelenk und Dauer der vorherigen Beschwerden aber 70 bis 90 Prozent der Patienten im Verlauf beschwerdefrei oder nicht mehr im Alltag eingeschränkt", so Dr. Wolff. Die Krankenversicherungen zahlen die Behandlung in vollem Umfang und ohne jegliche Zuzahlung durch den Versicherten.

Arthrose, Rheuma und Co.

Mit der Strahlentherapie lassen sich entzündliche Gelenkerkrankungen in Schulter, Hüfte, Ellenbogen und Knie sowie Finger-, Hand- und Fußgelenken bis hin zur Wirbelsäule behandeln. Nach einer erfolgreichen Strahlenbehandlung verändert sich dabei nicht die Anatomie. Vielmehr bildet sich die chronische Entzündung und damit auch der Schmerz zurück - und das häufig permanent. Bei Gelenkentzündungen, die durch Falsch- oder Überbelastung entstanden sind, wie zum Beispiel eine Achillessehnenreizung oder ein Tennisarm, kann es allerdings bei weiterer oder erneuter Fehlbelastung zu einer wiederholten Entzündung kommen, da das Immunsystem durch die Strahlentherapie vollständig intakt bleibt und somit erneute Warnsignale entstehen können.

Während bei entzündlichen, isolierten Gelenkerkrankungen häufig eine dauerhafte Schmerzfreiheit erreicht wird, ist eine Bestrahlung bei rheumatischen Beschwerden mit kleinen Einschränkungen erfolgversprechend. Rheuma ist eine systemische Erkrankung, die den ganzen Körper betreffen kann. Auch hier sind die entstehenden Schmerzen und Knötchen mit Entzündungsreaktionen verbunden. Als Begleittherapie zu einer Basis-Rheumabehandlung wird die Strahlentherapie deshalb bei akuten Schmerzen in einzelnen Gelenken eingesetzt. "Wir haben enge Kooperation mit verschiedenen Rheumatologen und viele ihrer Patienten sprechen auf die Strahlentherapie ebenfalls sehr gut an. Das Rheuma an sich wird so aber natürlich nicht geheilt. Somit können im Verlauf neue Entzündungen in anderen oder auch erneut in den behandelten Gelenken auftauchen. Ebenso bleiben die zuvor bestehenden Veränderungen und Fehlstellungen der Gelenke bestehen, die Schmerzsymptomatik kann aber häufig sehr positiv beeinflusst werden", erklärt Dr. Wolff.

Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Ihrer Information. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt in keinem Fall eine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen Arzt.

Quelle: Priv.-Doz. Dr. med. Hendrik A. Wolff, Facharzt für Strahlentherapie und Radioonkologie mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, Radiologie München, Burgstr. 7, 80331 München, Tel.: (089) 5525280, www.radiologie-muenchen.de und Radioonkologie, Universität Regensburg

Autor: VHSt

HBZ · 03/2020
 
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