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Der berühmteste aller Narren

Till Eulenspiegel

Noch heute kennt jedes Kind die Volksgeschichten des berühmtesten aller Narren: Till Eulenspiegel. Die älteste entdeckte Ausgabe der Erzählungen stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Ob das Volksbuch auf wahren Begebenheiten ruht, konnte bis heute jedoch nicht eindeutig bewiesen werden.

Wer war Till Eulenspiegel?

Das Volksbuch berichtet, dass Till Eulenspiegel 1300 in Kneitlingen geboren wird und 1350 in Mölln im Herzogtum Lauenburg stirbt. Zu Lebzeiten reist er umher und obwohl er oft als Narr bezeichnet wird, ist er den Menschen, denen er begegnet, geistig überlegen und spielt ihnen immer wieder Streiche. Till Eulenspiegel zeichnet sich dadurch aus, dass er alles was seine Mitmenschen zu ihm sagen wörtlich nimmt. Ihm gelingt es dadurch, die Opfer seiner Streiche bloßzustellen und gleichzeitig die zu seiner Zeit herrschenden Probleme aufzudecken. Wie Till mit damaligen Fürsten und Geistlichen seine Scherze trieb und schelmisch durch die Städte zog, ist im berühmten Eulenspiegelbuch verewigt, das heute im gut sortierten Buchhandel immer noch erhältlich ist. Seit nunmehr 500 Jahren lachen Jung und Alt darüber, wie Eulenspiegel sich als Kind gleich dreimal taufen lassen muss, wie er zum Seiltänzer wird, einem Esel das Lesen beibringt und von Ort zu Ort zieht und sich dabei gerne als Handwerksgeselle ausgibt, obwohl er vom Schneidern, Backen oder Zimmerhandwerk keine Ahnung hat.

Till Eulenspiegel taucht in der europäischen Literatur immer wieder auf: Es existieren Neubearbeitungen und Nachdichtungen von H. Sachs, J. Nestroy, G. Hauptmann, E. Kästner, C. Wolf und außerdem eine sinfonische Dichtung von R. Strauss. In vielen Kulturen existiert ein »Pendant « zum deutschen Till Eulenspiegel: In der Türkei heißt Eulenspiegel beispielsweise Hodscha Nasreddin, in der jüdischen Kultur ist er unter dem Namen Hersch Ostropoler bekannt.

Till Eulenspiegel (auch Ulenspegel, Ulenspiegel) spielte seine Schelmenstreiche vorwiegend im Braunschweiger Land. Aber auch nach Berlin, Ulm, Nürnberg, sogar Prag und Rom führten ihn seine Wege. Er soll um 1300 in Kneitlingen am Elm geboren und 1350 in Mölln gestorben sein, wo sich auch ein Gedenkstein befindet. Exakte Nachweise für die tatsächliche Existenz der historischen Person Till Eulenspiegel gibt es aber nicht.

Die Geschichten vom Leben und den grotesken Abenteuern des Till Eulenspiegel wurde von Hermann Bote in seinem Volksbuch "Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel" überliefert. Die älteste erhaltene Fassung des Buches stammt aus dem Jahr 1510/1511. In 96 Historien werden die Schelmenstreiche dieses rauen Zeitgenossen beschrieben, der nicht nur ein Schalknarr war, sondern auch als fauler Gelegenheitsarbeiter, Gauner, Zechpreller, Bauernfänger und Beutelschneider, der verspottete, betrog und erpresste, beschrieben wird. Eulenspiegel ist aber nur nach außen hin ein Narr. Schaut man genauer hin, so sieht man, dass er seinen Mitmenschen an Denkvermögen, Scharfsinn und Witz überlegen war. In seinen Schelmenstreichen stellte er sich mit Schläue dumm und nahm jedes Wort seiner Mitmenschen stets wörtlich. Er hielt seinen Mitmenschen den Spiegel vor und wies sie so auf ihre Schwächen und Verfehlungen hin. Mittels Gelächters und Schadenfreude setzte er sie öffentlich der scharfen, aber nicht ausgesprochenen Kritik aus und deckte so auch die Missstände seiner Zeit auf.

Der Name Eulenspiegel kommt übrigens ursprünglich nicht von der Eule. Im plattdeutschen "Ulenspeygel" bedeutet der Name "ulen" = fegen, reinigen und "spiegel" = Spiegel in der Jägersprache, also Hinterteil. "Ul'n spegel" bedeutet daher nichts anderes als "Wisch' mir den Hintern" oder einfach "Leck mich am Arsch!".

Auch wenn Till Eulenspiegel der Überlieferung nach in Mölln gestorben sein soll, sucht man dort vergebens nach einem Grab. Aber ein am Westportal der Kirche St. Nikolai eingemauerter Gedenkstein, der ihn mit einer Eule zeigt, soll an ihn erinnern. Dass es ein Grabstein ist, wird bezweifelt. Wahrscheinlich wurde dieser Stein erst 1530 angebracht. Die Inschrift auf dem Stein "Disen Stein sol nieman erhaben. Hie stat (steht) Ulenspiegel begraben. Anno domini MCCCL (1350) jar." soll daran erinnern, dass er der Überlieferung nach senkrecht, also stehend begraben wurde, da der Sarg bei der Beisetzung abstürzte und senkrecht im Grab stand.

1995 wurde am Markt in Mölln in einem Bürgerhaus aus dem 16.Jahrhundert das Eulenspiegel-Museum eingerichtet, in dem viele Eulenspiegel-Exponate, die ihn häufig auch mit einer Eule zeigen, ausgestellt sind. Ein weiteres Eulenspiegelmuseum gibt es in Schöppenstedt. Unter anderem erinnert auch Braunschweig an Till Eulenspiegel mit dem Eulenspiegelbrunnen am Bäckerklint. Ebenfalls in Braunschweig verkauft die "Bäckerei Eckhardt" am Ringerbrunnen "Apen und Ulen" (Meerkatzen und Eulen) als leckeres Sandgebäck.

Die bekanntesten Geschichten

Die Anzahl der Streiche des Till Eulenspiegel ist sehr groß, doch einige von ihnen sind bekannter geworden, als andere.

Zu den Bekanntesten gehört z.B. die Geschichte als Till Eulenspiegel auf der Burg des Grafen von Anhalt als Turmbläser wird. Er soll bei Sichtkontakt zu einem Feind sein Horn blasen. Doch weil er kein Essen erhält, beschließt er kein Zeichen zu geben, als tatsächlich Feinde auftauchen und die Burg überfallen. Als der Herzog ihn wütend nach dem Grund dafür fragt, besteht der Schelm darauf, dass man ohne Essen auch nicht ins Horn blasen könne. Eine weitere bekannte Geschichte ist die von Till Eulenspiegel als Bäcker. Auf die Frage was genau er denn backen solle, antwortet der Bäcker spöttisch, er solle Meerkatzen und Eulen backen. Till Eulenspiegel nimmt ihn jedoch beim Wort und formt aus dem Teig tatsächlich lauter Eulen und Meerkatzen.

In einer anderen Geschichte wird Till Eulenspiegel herausgefordert, einem Esel das Lesen beizubringen. Er legt zwischen die Seiten eines Buches Hafer und so dressiert er das Tier mit dem Maul die Seiten umzublättern. Dann versammelt er die Herausforderer und führt vor, wie der hungrige Esel die Seiten auf der Suche nach Futter umblättert, aber diesmal keinen Hafer findet. Ungeduldig ruft der Esel: "I-a. I-a." und da erläutert der Schelm, dass der Esel schon die ersten beiden Buchstaben, das I und das A, gelernt habe und er ihm die restlichen später beibringen wolle. So zeigt er sich selbst in dieser Situation überlegen.

Bis heute lacht man über ihn: Till Eulenspiegel ist der bekannteste Narr der Welt, ein Sinnbild der Schadenfreude und des Spottes. Zur Freude der Eulensammler wird er häufig zusammen mit einer Eule dargestellt.

Autor: VHSt, (Quelle: Wissen.de / Eulenspiegel Museen)

HBZ · 12/2015
 
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