VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Archäologisches Museum Hamburg

Einmal durch die Zeiten

Archäologisches Museum Hamburg
Archäologisches Museum Hamburg

Seit der Gründung des Helms-Museums, wie das Archäologische Museum Hamburg (AMH) und Stadtmuseum Harburg lange Zeit hieß, sind mehr als 120 Jahre vergangen, was selbst für ein Museum ein langer Zeitraum ist. Seither hat es sich von einer kleinen Vereinssammlung zum archäologischen Landesmuseum und Sitz der Landesarchäologie entwickelt.

Die Forschungen und Ausstellungen beschränken sich dabei längst nicht mehr nur auf Hamburg und den niedersächsischen Landkreis Harburg, sondern setzen auch internationale Impulse. Gerade endet die große Ausstellung "Margiana - Ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan". Die nächste Ausstellung "Syrien. Fragmente einer Reise, Fragmente einer Zeit" mit Fotografien von Yvonne von Schweinitz aus den Jahren 1953 und 1960 ist in Vorbereitung und hat am 22. März Premiere. Das AMH hat aber noch viel mehr zu bieten und ist mit der Aufgabe der Bodendenkmalpflege in Hamburg und im Landkreis Harburg auch für den Erhalt und Schutz der Zeugen unserer Vergangenheit zuständig.

Vom Klassenzimmer zum Museum

Das heutige Archäologische Museum Hamburg verdankt seine Gründung dem damaligen Senator August Helms, der 1898 einen Verein ins Leben gerufen hat, mit dem Ziel, ein Museum für die damals preußische Stadt Harburg und ihren Landkreis zu gründen und geeignete Gegenstände zu sammeln. In den Statuten des bis heute bestehenden Museumsvereins steht an erster Stelle, Interesse für Geschichte, Kunst, Handel und Gewerbe im Stadt- und Landkreis Harburg zu fördern.

Die erste Ausstellung der gesammelten Exponate des jungen Museums fand 1899 in einem Klassenraum der Mittelschule für Jungen am heutigen Rathausplatz in Harburg statt. Schon zwei Jahre später befanden sich bereits mehr als 2.000 Objekte in der Sammlung. Ein weiteres Jahr später bezog das Museum die ehemalige Handelsschule mit 14 Räumen neben der barocken Dreifaltigkeitskirche.

Nach dem Tod von August Helms vermachten seine Söhne 1925 dem inzwischen auf mehr als 50.000 Exponate angewachsenen Museum eine große Gründerzeitvilla an der Buxtehuder Straße. Dem Stifter zu Ehren hieß das Haus fortan "Helms-Museum". Sein erster hauptamtlicher Direktor Willi Wegewitz führte das Museum von 1930 bis zu seinem Ausscheiden 1966 zu nationaler und internationaler Anerkennung und machte es zu einer bedeutenden archäologischen Forschungsstätte.

Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Museumsgebäude so schwere Schäden, dass der Ausstellungsbetrieb eingestellt werden musste. Nach langer Unterbrechung konnte erst 1955 ein Neubau bezogen werden, der auf den Trümmern des zerstörten Mariahilf-Krankenhauses als einer der ersten Museumsneubauten im Nachkriegsdeutschland errichtet wurde. Hier residiert das Museum bis zum heutigen Tage. Eine Dauerausstellung zur Geologie, Archäologie und Harburger Stadt- und Industriegeschichte machte den Anfang. Komplettiert wurde die Institution durch Restaurierungswerkstätten und eine große Studiensammlung. In einem zweiten Bauabschnitt erhielt das Gebäude einen großen Saal-Anbau für Vortragsveranstaltungen mit über 400 Sitzplätzen, wodurch das Museum zum kulturellen Mittelpunkt Harburgs avancierte. Die offizielle Umbenennung von "Helms-Museum" in "Archäologisches Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg" wurde 2018 vollzogen, wie uns der Sammlungsleiter des Museums Dr. Michael Merkel erklärt, der für die Sammlungen der beiden Häuser verantwortlich ist. "Heute ist der Name Helms nicht mehr so bekannt, und als anerkanntes Fachinstitut für Archäologie, als archäologisches Landesmuseum und als Amt für Bodendenkmalpflege sollte der Name entsprechend aufschlussreich sein."

Mobilität durch die Jahrtausende
Mobilität durch die Jahrtausende

Das Logo des Museums mit dem vierfüßigen Tier, das wohl einen Hund oder ein Reh darstellt, entstammt übrigens einem Motiv auf der berühmten Tangendorfer Scheibenfibel. Diese Gewandspange stammt aus dem dritten Jahrhundert und wurde bei der Abtragung eines bronzezeitlichen Grabhügels im Jahr 1930 bei Tangendorf im Landkreis Harburg gefunden. In künstlerischer Nachbildung zierte die Fibel als übergroße Metallplastik einst die Museumsfassade, wurde aber beim Umbau 2008 abgenommen und eingelagert. Dieser Umbau dauerte mehr als ein Jahr, und das Museum bekam endlich einen lichtdurchfluteten Foyer-Anbau mit einer langersehnten Museumsgastronomie.

Mit Reetdachromantik zum Geschichtsinteresse

Willi Wegewitz verstand es, durch Vorträge und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen breites Interesse zu wecken. Besonders mit seinem Freilichtmuseum traf er den Nerv der Zeit. Dr. Michael Merkel, Leiter der archäologischen Sammlung des AMH: "1953 begann Wegewitz, um die Volks- und Stadtgeschichte anschaulicher zeigen zu können, mit dem Aufbau einer ländlichen Heidedorfidylle am Kiekeberg. Damit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch das Bedürfnis nach einer heilen Landwelt mit Kirschblüten und Reetdachhaus- Romantik bedient. Es wurden Bauernhäuser aus den benachbarten Landkreisen zusammengetragen, die oftmals nur noch Ruinen waren, weil damals nach dem Krieg kaum noch Höfe bewirtschaftet wurden, es gab eine große Landflucht. Sein Nachfolger Claus Ahrens entwickelte die Anlage in den 70ern und 80ern zu einem besucherfreundlichen Freilichtmuseum weiter." Die Besucher konnten alte Berufe wie Schmied, Bauer und Steinmetz erleben und so die Lebensweise vergangener Zeiten nachempfinden. 1987 übergab die Hansestadt Hamburg das Freilichtmuseum am Kiekeberg an den Landkreis Harburg, wodurch es vom AMH unabhängig wurde.

Ausgrabungen und Bodendenkmalpflege

Kein anderes Museum ist gleichzeitig mit der hoheitlichen Aufgabe der Bodendenkmalpflege im Auftrag der FHH betraut. Worin der Vorteil liegt, erläutert Dr. Michael Merkel: "Wenn in Hamburg irgendwo gebaut wird und archäologisch untersucht werden muss, sind wir diejenigen, die vor Ort sind. Die Kombination von Museum und Bodendenkmalpflege erlaubt quasi ein 'Aus-Hamburger- Boden-frisch-auf-den-Tisch', was unser Museum so besonders macht." Die Wege sind auch wirklich nicht mehr lang, da seit 2004 alle 2,5 Millionen Fundobjekte nicht mehr auf verschiedene Magazine verteilt sind, sondern im neuen, eigens errichteten Archäologischen Zentralmagazin Hamburg zusammengeführt wurden.

Ein Beispiel hierfür sind die wichtigen Forschungen zur Hammaburg, die bereits beachtenswerte Erkenntnisse brachten (siehe Ausstellungskatalog Mythos Hammaburg) und noch heute bringen. Alle Fundstücke landen bei Dr. Merkel und seinem Team und werden dann in einer Ausstellung präsentiert. "Derzeit sind wir mit Ausgrabungen an der Neuen Burg unter dem Hopfenmarkt und neben der Nikolaikirche beschäftigt. Die Burg, eine Holz-Erde-Konstruktion aus dem 11. Jahrhundert, war die Nachfolgeburg der Hammaburg. Die Hölzer sind hervorragend erhalten. Wenn alles gut geht, werden wir dort ein kleines Museum bekommen", meint der Wissenschaftler und zeigt ein herrliches Stück Eichenholz aus den Baubefunden der Ausgrabung.

Archäologisches Museum Hamburg
Museumsplatz 2, 21073 Hamburg
Tel.: (040) 428 71 36 09
www.amh.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und feiertags 10 bis 17 Uhr

Hinweis: teilweise barrierefrei

Eintrittspreise:
6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre: Eintritt frei
Für Gruppen und Sonderveranstaltungen: gesonderte Eintrittspreise
Anfahrt mit Bus und Bahn: S3, S31 Haltestelle Harburg Rathaus


Modernes Hamburg archäologisch betrachtet
Modernes Hamburg archäologisch betrachtet

Spannende Außenstellen des AMH

Die "Neue Burg" wäre damit die neueste Außenstelle des AMH, die es neben den Häusern der Dauer- und Sonderausstellungen an historisch bedeutsamen Orten zu besuchen gibt. Zu diesen Außenstellen gehört der "Bischofsturm" in der Hamburger Innenstadt, der sich als Nordturm des ältesten Hamburger Stadttores herausstellte, sowie der idyllische Archäologische Wanderpfad in der Fischbeker Heide, der Burgwall Hollenstedt und der Archäologie-Pfad mitten in Farmsen. Eine weitere Außenstelle entsteht gerade im Harburger Schloss.. In dessen gotisches Gewölbe aus dem 15. Jahrhundert zieht bald das Stadtmuseum Harburg als neueste Außenstelle des AMH mit einer Filiale ein. Zuvor wird dieser älteste erhaltene Raum Hamburgs umfangreich restauriert. Aber auch, wenn die "Neue Burg" keine neue Außenstelle wird und in der Nähe der Elbphilharmonie die Gruben wie schon bei den Ausgrabungen der "Cremon-Insel" nach den letzten Vermessungen und Fundsicherungen wieder verfüllt werden, kann das Archäologische Museum erneut viele neue Erkenntnisse zur Hamburger Siedlungsgeschichte sichern.

Gang von der Vergangenheit zur Gegenwart

Woher kommen wir? Wohin entwickeln wir uns? Diese beiden Fragen sind bei einem Gang durch die Ausstellungsfläche der Dauerausstellung im AMH allgegenwärtig. Im Museum begibt man sich auf eine Zeitreise. Die Ausstellung im Erdgeschoss zeigt den Zeitraum von damals, als Hamburg noch eine eiszeitliche Gletscherlandschaft war, über die Kulturgeschichte der Steinzeit, vorrömischen Eisenzeit und Bronzezeit bis zum Mittelalter. Im Obergeschoss führt der Gang von der Vergangenheit zur Gegenwart und zeigt sogar eine mögliche Zukunft. Die Themenkomplexe Werkstoffe, Innovationen, Mobilität sowie Gewalt und Tod rahmen bei jedem Thema das zentrale Thema Nahrung ein. Begehbare große runde Sichtfenster zwischen den Stockwerken erlauben jederzeit einen direkten Blick und somit Bezug zur Vergangenheit oder Gegenwart. Auch die Anordnung der Exponate legt diesen Gedanken nahe, denn hier sieht man beispielsweise den Fischfang in der Vorgeschichte in einer als überdimensionale Sardinenbüchse gestalteten Vitrine dargestellt, und spannende Funde aus Hamburg stehen mit Hörstationen auf einem riesigen HVV-Plan.

Digitaler Blick in die Vergangenheit

Mit dem "Archäologischen Fenster Harburg" öffnete das Archäologische Museum Hamburg an der Harburger Schloßstraße ein Geschichtsbuch, das jahrhundertelang geschlossen war. Das Museum zeigt dort in drei Schaufenstern eine digitale Ausstellung, die die frühe Harburger Stadtgeschichte multimedial und interaktiv, aber auch mit originalen Exponaten lebendig werden lässt. Das Fenster ist aber nur eines von vielen digitalen Projekten des Museumsdirektors Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss und des Archäologen Dr. Michael Merkel. So hat das Museum u. a. im Rahmen des Projektes "SmartSquare" einen digitalen Domplatzführer produziert, der die Geschichte des Platzes in unterhaltsamen, kurzen und knackigen Sound-Häppchen präsentiert. Wer das Museum nicht persönlich besuchen kann, hat zudem auch über Google-Streetview die Möglichkeit, virtuell durch die Dauerausstellung zu wandern und sich die wichtigsten Exponate auf dem Smartphone oder am heimischen Computer anzusehen.

Bildergalerie
Zum Vergrößern Bild anklicken.
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern

Autor: VHSt
Fotos: (c) Archäologisches Museum Hamburg

HBZ · 03/2019
 
Weitere Meldungen:

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 

Keine Angst vor dem Finanzamt

Einkommenssteuerberatung des VHSt

Der erfahrene Steuerberater Jörg Hahn berät alle Mitglieder des Vereins Hamburgischer Staatsbeamten kompetent rund um das Thema Steuererklärung - kostenlos. Fu...
HBZ · 3/2024
 

Editorial

Gut beraten und vernetzt

Liebe Mitglieder des VHSt, liebe Kolleginnen und Kollegen, inzwischen liegt die Lohnsteuerbescheinigung des letzten Jahres wohl auch auf Ihrem Tisch und sorgt für ein schlechtes Ge...
HBZ · 3/2024
 

Das Hamburg-Rätsel

Auf welchem Gebäude thront diese Weltkugel?

Liebe Leserin und lieber Leser, mit unserem Hamburg-Rätsel können Sie testen, wie gut Sie Hamburg kennen....
HBZ · 1/2024
 

Aufgeblättert: Buchtipp

Fußball-Ikone: 'Uns Uwe'

Uwe als Buttje mit Lederball, Uwe auf Schneeboden im Stadion Rothenbaum, Uwe im Nationaldress, Uwe beim Autogrammschreiben, Uwe mit 'Vadder' Erwin, Mutter Anny und Schwester 'Purze...
HBZ · 1/2024
 

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Wappentier

Die Alsterschwäne symbolisieren seit Jahrhunderten Hamburgs Unabhängigkeit....
HBZ · 1/2024
 
 
 
 

TOP