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Hamburgs Weltkulturerbe

Die Speicherstadt


Wenn die Abenddämmerung hereinbricht und die alten Backsteinfassaden mit über 800 Scheinwerfern angestrahlt werden, gibt es kaum einen schöneren, geheimnisvolleren und romantischeren Ort in Hamburg als die Speicherstadt.

Das von etlichen Fleeten durchzogene, rund 26 Hektar umfassende Areal ist denkmalgeschütztes Weltkulturerbe der UNESCO und fester Bestandteil und Identität der Hansestadt.

Stadtstaat mit Ambitionen

Ende des 12. Jahrhunderts entstand der Hamburger Hafen und mit ihm reger Handel, der den hanseatischen Kaufleuten Reichtum brachte. Erst zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 musste sich auch Hamburg den damaligen Gegebenheiten anpassen. Als neuer Stadtstaat im Bund galt es für die Hansestadt, die neu definierten Regelungen, Handels- und Zollbestimmungen zu beachten. Um den Sonderstatus zu behalten, wurde ein abgetrenntes, eigenständiges Gebiet als Freihafenzone benötigt. Oberste Priorität hatten die zollfreie Lagerung importierter Güter, deren Veredelung und Weiterverarbeitung sowie eine optimale Anlandungsmöglichkeit des Schiffverkehrs. Zur Realisierung des großzügig ausgelegten Lagerhauskomplexes war es notwendig, ein auf der Brookinsel gewachsenes hübsches Wohnviertel abzureißen. Rund 24.000 Menschen, viele von ihnen Arbeiter, Handwerker und Einwanderer aus den Niederlanden, wurden daher zwangsumgesiedelt. Nach dem Abriss ihrer Häuser wurde eine eigens hierfür gegründete Aktiengesellschaft, die Hamburger Freihafen und Lagerhaus Gesellschaft (HFLG), mit der Projektrealisierung und der späteren Verwaltung beauftragt.

Die Blöcke A bis O entstanden in den Jahren 1885 bis 1888. Kaiser Wilhelm persönlich nahm im Jahr 1888 die feierliche Endsteinlegung zur termingerechten Fertigstellung des ersten Baukomplexes vor, als die Hansestadt Mitglied des Deutschen Zollvereins wurde. In den 1890er-Jahren folgten die Blöcke P bis R. Der Erste Weltkrieg unterbrach das Bauprojekt zwar, doch der Handel florierte bereits. Nach dem Krieg wurden die letzten Blöcke vollendet. Die Gebäude der Speicherstadt wurden im neogotischen Stil nach Vorbild der norddeutschen Hansestädte gebaut und mit damals hochmoderner Technik wie hydraulisch betriebenen Winden oder elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Anfangs wurden noch Stahlträger als Stützen verwendet, doch bei einem Brand zeigte sich deren Instabilität, weswegen man den Komplex auf Tausenden Eichenpfählen errichtete und erst bei den letzten Blöcken auf T-Träger im Betonmantel umstieg. Mit ihren Türmchen, Staffelgiebeln und Gesimsen wurden die Gebäude des Lagerkomplexes auch scherzhaft die eigentlichen Kirchen der hanseatischen Kaufleute genannt.


Das Tor zur Welt

Im Jahr 1927 wurde die Hansestadt Hamburg alleinige Aktionärin der Freihafengesellschaft, aus der später die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hervorging. Ihren Sitz hat die HHLA in dem verspielt wirkenden Eckhaus an der Straße St. Annen, die auch das Hafenrathaus genannt wird. Das florierende Treiben und der durch den Hafen immer weiter wachsende Wohlstand wurden zum Inbegriff des hanseatischen Strebens und festigten die Vormachtstellung Hamburgs als Tor zur Welt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde rund die Hälfte der Speicherstadt zerstört und mit viel Detailtreue bis in die 1960er- Jahre wieder aufgebaut. An einigen Gebäuden wurde aber vereinfacht gearbeitet. Beim Sandtorkai sind beispielsweise die Krangiebel nur mit einer Plane bespannt, auf der Ziegelsteine aufgedruckt sind, statt aus echtem Backstein zu bestehen. Seit 1991 steht die Speicherstadt unter Denkmalschutz. Im Jahr 2015 wurden die Speicherstadt und das Kontorhausviertel in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Die Mischung macht's

Die Kunst, zwischen traditionellem kulturellen Erbe Spielraum für Neues zu ermöglichen, ist bei der Speicherstadt gelungen. Seit in den 1970er-Jahren die Containerschifffahrt die Speicher obsolet gemacht hat, sind nach und nach andere Mieter in die alten Speicherböden gezogen. Dieser Trend wurde verstärkt, als zu Beginn des neuen Jahrtausends der Freihafenstatus auf andere Gebiete verlegt wurde. Inzwischen haben Kreative aller Branchen wie Designer und Kunsthandwerker sowie Werbeagenturen und Erlebnisgastronomie die wunderschöne und geschichtsträchtige Speicherstadt für sich entdeckt.


Die bekanntesten Mieter sind neben der renommierten Stage-School für Schauspieler, Sänger und Musicaldarsteller im Kehrwieder das Hamburger Dungeon mit der gruselig erzählten Geschichte unserer Stadt und nur wenige Meter weiter das Miniatur-Wunderland,das mit seinen Modelleisenbahnanlagen Touristen wie Einheimische anlockt.

In der Speicherstadt sind viele Museen zu finden. Das Kaffeemuseum Burg zeigt eine große Ausstellung zur Erfolgsgeschichte der edlen Bohne. Im Spicys Gewürzmuseum am Sandtorkai erfahren Sie, warum die Hamburger Kaufleute auch Pfeffersäcke genannt wurden und allerhand mehr über edle Gewürze. Wer noch mehr in die Tiefe der Geschichte der Speicherstadt eintauchen möchte, kann dies gleich nebenan im Speicherstadtmuseum machen. Wo wertvolle Güter umgeschlagen wurden, waren auch Schmuggler und Gauner nicht fern. Alles Wissenswerte über sie erfährt man im Zollmuseum im Alten Wandrahm. Ein paar Meter weiter findet sich auch das Dialoghaus mit seinen drei Ausstellungen "Dialog im Dunklen", "Dialog mit der Zeit" und "Dialog im Stillen". Im Kaispeicher B in der Koreastraße ist das Internationale Maritime Museum mit seinen rund 45.000 Modellschiffen und der Darstellung von über 3.000 Jahren Seefahrt.

Unbedingt einmal besuchen sollten Sie das Wasserschloss. Es ist nicht nur das beliebteste Fotomotiv der Speicherstadt, sondern beherbergt auch ein exklusives Teekontor und gehobene Gastronomie. Am Brooktorkai befindet sich in einem ehemaligen Zollgebäude das gemütliche Ausflugslokal Fleetschlösschen, bei dem neben den Snacks und Gerichten auch die Lokalität selbst schon einen Besuch wert ist. Alle Restaurants und Cafés aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Gefühlt jedes zweite Haus trumpft nämlich mit kulinarischen Genüssen auf, weswegen man sich quasi einmal durch die Speicherstadt futtern kann.

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Autor: VHSt
Fotos: Samira Aikas

HBZ · 01/2020
 
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