Bedeutsamer Ort deutscher Geschichte
Das Deutsch-Russische Museum in Berlin
Das Deutsch-Russische-Museum im Berliner Stadtteil Karlshorst
Wie viele Orte in der Bundeshauptstadt atmet auch die Museumseinrichtung in Berlin- Karlshorst Geschichte: Am 8. Mai 1945 wurde hier die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterschrieben und somit der Zweite Weltkrieg beendet. Doch das Museum hat noch weitaus mehr zu bieten als diesen geschichtsträchtigen Raum.
Ein dunkles Kapitel endet
Nachdem im französischen Reims der durch den letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz autorisierte Generaloberst Jodl bereits am 7. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation gegenüber den Alliierten unterzeichnet hatte, kam es in Berlin einen Tag später zu einem Folgeakt. Die Sowjets bestanden auf einer vollständigen Kapitulation aller Truppenteile des Deutschen Reichs, bestehend aus dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) sowie den Oberbefehlsinhabern von Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine. Diese Ratifizierung wurde am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr im Sitz des Oberkommandierenden der Roten Armee in Deutschland unterschrieben, im ehemaligen Speiseraum der Heerespionierschule I der Wehrmacht in Berlin- Karlshorst - dem heutigen Deutsch- Russischen Museum.
Die Unterschriften leisteten Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel für das OKW und das Heer, Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg für die Kriegsmarine und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff für die Luftwaffe, alle drei bevollmächtigt durch Dönitz. Für das Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force (SHAEF), unterzeichnete Luftmarschall Arthur Tedder, für das sowjetische Oberkommando Marschall Schukow. Als Zeugen unterschrieben der französische General Lattre de Tassigny sowie der US-General Carl Spaatz. Auch wenn die Kapitulationserklärung durch Jodl am Vortag rechtlich bedeutsamer war, gilt die Erklärung am 8. Mai 1945 als offizielles Kriegsende.
Von Kontrollorgan zum Museum
Das heute historische Haus in der Zwieseler Straße in Berlin-Karlshorst ist Ort der Erinnerung und der Begegnung. Als zentrale Ausbildungsstätte für die Pioniereinheiten der deutschen Wehrmacht 1936 eingeweiht, wurde es nach der großen Schlacht um Berlin 1945 zum Sitz des Oberkommandierenden der Roten Armee in Deutschland. Marschall Schukow selbst bezog einen der ehemaligen Klubräume. Nach der Stunde Null diente die ehemalige Offiziersmesse zunächst weiterhin als Chefamtssitz der sowjetischen Militäradministration und zu Gründungszeiten der DDR als Sitz der neu geschaffenen sowjetischen Kontrollkommission. Das Gremium überwachte und kontrollierte die Entstehungsphase des neuen Arbeiter- und Bauernstaates.
Außengelände mit vielen ausgestellten Panzern und Militärfahrzeugen
Von 1953 bis 1954 residierte der sowjetische Hohe Kommissar im Gebäude des jetzigen Deutsch-Russischen Museums. Mit der Beendigung des Besatzungsstatutes über die DDR am 25. März 1954 verlor dieser seinen Tätigkeitsbereich. Ab dem 20. Jahrestag des Kriegsendes 1965 setzte in der Sowjetunion eine museale Erinnerung an den "Großen Vaterländischen Krieg" ein, wie der Krieg von sowjetischer Seite genannt wurde, da es allein in Russland rund 24 Millionen Opfer gab. Auf dieser Grundlage wurde hier 1967 das sowjetische "Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg" eröffnet. Fast ein halbes Jahrhundert lang prägten die Sowjetmacht, deren Truppen und Einrichtungen das Alltagsbild Ostdeutschlands. Zu Hochzeiten des Kalten Krieges waren in der DDR rund 380.000 Soldaten der Sowjetarmee an über 620 Standorten stationiert.
1990 ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet, der den gesamten russischen Truppenabzug vom Gebiet der ehemaligen DDR regelte und diesen Ort zu einer gemeinsamen Gedenkstätte des deutschsowjetischen Krieges und des Endes der nationalsozialistischen Herrschaft umwandelte. 1995 wurde das historische Anwesen als Deutsch-Russisches Museum neu eröffnet.
Brücke zwischen Aufarbeitung und Gedenken
Nach gründlichen Umstrukturierungen und einem überarbeiteten Konzept wurde das Museum im Jahr 2013 nach fast einem Jahr Schließung wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Noch immer steht die Dauerausstellung mit ihrem Kernthema des Zweiten Weltkrieges ganz im Zeichen der Jahre 1941 bis 1945. Die Russen gedenken des "Tages des Sieges" am 9. Mai, da die Unterzeichnung für Moskau durch die Zeitverschiebung erst um 00:01 Uhr erfolgte.
Ehemaliger Speiseraum des Offizierscasinos
Die äußerst interessante Dokumentation richtet den Blick auf den menschenverachtenden Eroberungs- und Vernichtungskrieg, die unsagbaren Verbrechen gegenüber den osteuropäischen Juden sowie das Massensterben der Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter und Zivilbevölkerung. Zusätzlich thematisiert die Dauerausstellung im modern umgesetzten Ambiente die weit in die Gegenwart reichenden Folgen des Krieges. Viele der grundlegenden Sammlungsobjekte gehen zurück auf die Anfänge des Zentralmuseums der Streitkräfte in Moskau, darunter etliche Leihgaben, Schenkungen, zeitgeschichtliche Gegenstände, Dokumente und Fotografien.
Nach dem Ende der Coronavirus-Situation wird die Anfang des Jahres eröffnete Sonderausstellung "Von Casablanca nach Karlshorst" fortgesetzt. Im gemeinsamen Erinnern an den 75. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges skizziert die themenbezogene Museumspräsentation das gemeinsame Kriegsziel der Alliierten. Grundstein hierfür war die Konferenz von Casablanca im Januar 1943. Jenes dort bekräftigte gemeinsame Ansinnen auf eine bedingungslose Kapitulation Deutschlands und seiner Verbündeten wurde am 1945 in Berlin-Karlshorst Wirklichkeit.
Deutsch-Russisches Museum
Zwieseler Straße 4, 10318 Berlin
Tel.: (030) 50 15 08 10
www.museum-karlshorst.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
(derzeit coronavirusbedingt geschlossen)
Eintritt frei, barrierefrei
Bildergalerie
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Autor: VHSt
Fotos: Samira Aikas
HBZ · 05/2020
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