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Hamburger Jahre

Die jungen Beatles und ihre Fotografin

The Beatles, 1964 (Foto: Pxhere.com)
The Beatles, 1964 (Foto: Pxhere.com)

50 Jahre ist es her, dass sich The Beatles, eine der größten Bands der Musikgeschichte, auflösten. In diesem Jahr feiert ihr Schlagzeuger Ringo Starr seinen 80. Geburtstag.

Am 12. Mai diesen Jahres verstarb Astrid Kirchherr, die Hamburger Fotografin, die die jungen Beatles in ihren Anfängen in Hamburg begleitete. Wir wollen in diese wilden Hamburger Jahre der Beatles eintauchen, von denen John Lennon sagte, er sei in Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg erwachsen geworden.

Von "The Quarrymen" zu "The Beatles"

Im Jahr 1956 gründete der 16-jährige musikbegeisterte Schüler John Lennon in Liverpool eine Band mit dem Namen "The Quarrymen". Bei einem Gartenfest der dortigen Pfarrgemeinde St. Peter's Church im Stadtteil Woolton traf er am 6. Juli 1957 den 15-jährigen Paul McCartney, der ihn beeindruckte, weil er textsicher und ohne große Improvisation einen Rocksong zum Besten gab. Wenige Tage später nahm Lennon McCartney in die Band auf. Zwei Jahre später stieß der erst 14 Jahre alte George Harrison, ein Freund McCartneys, dazu. Einige Auftritte und Aufnahmen später kam Anfang 1960 Stuart Sutcliffe, ein Freund John Lennons, zur Band. Nach einigen Namensänderungen entschied sich John Lennon im Sommer 1960 für eine Umbenennung in "The Silver Beatles", eine Verknüpfung der Worte "Beat" für die Musik und "Beetle", das englische Wort für Käfer. Der Namenszusatz "Silver" wurde kurze Zeit später gestrichen.

Auf nach Hamburg!

Noch im Mai des Jahres 1960 begleiteten die Beatles den Sänger Johnny Gentle bei einer Schottlandtournee, die ihnen aber nicht den lang ersehnten Durchbruch bescherte. Kurze Zeit später suchte der Hamburger Unternehmer und Veranstalter Bruno Koschmider nach neuen englischen Bands für Szenelokale. Er nahm Kontakt zu seinem Liverpooler Geschäftspartner Allan Williams auf, der das Management der Beatles übernommen hatte. Williams vermittelte ein Engagement und die Beatles machten sich mit dem kurz zuvor angeheuerten Schlagzeuger Pete Best auf den Weg in die Hansestadt.

Harte Anfänge im Indra

Am 17. August 1960 war es dann so weit. Die Beatles gaben ihr erstes Hamburger Konzert in Koschmiders Nachtclub "Indra" in der Großen Freiheit 64. Die jungen Musiker mussten sich ihren ersten Gig mit einer Stripperin teilen und die Kiezgröße Koschmider ging nicht zimperlich mit ihnen um. Sie schliefen in zwei kleinen Zimmern des ehemaligen "Bambi-Kinos" in der Paul-Rosen-Straße. Pro Auftritt bekam jeder 30 Mark. Die harten Bedingungen in diesem rauen Umfeld verlangten den Beatles einiges ab. Alkohol, Drogen, Gewalt und Sex hinterließen Spuren, so manche Nacht überstanden die Bandmitglieder nur mit dem aufputschenden Schlankheitsmittel Preludin. Doch die Beatles wuchsen an ihrer frühen Hamburger Zeit. Sie erweiterten ihr Repertoire und ihre Bühnenauftritte wurden stetig wilder.

Die geführte Beatles-Tour mit Tourguide Stefanie Hempel (Foto: Mediaserver Hamburg / Christian Spahrbier)
Die geführte Beatles-Tour mit Tourguide Stefanie Hempel (Foto: Mediaserver Hamburg / Christian Spahrbier)

Die Fotografin, ihre Jungs und der Kaiserkeller

Ab Oktober 1960 spielte die Band im berühmten Kaiserkeller in der Großen Freiheit 36, der ebenfalls Koschmider gehörte. Sie wechselten sich mit der auch aus England stammenden Musikgruppe Rory Storm and the Hurricanes ab und lernten deren Schlagzeuger Ringo Starr kennen.

Der Kaiserkeller war auch das Terrain der Hamburger Fotografin Astrid Kirchherr. Sie und ihr Kollege Jürgen Vollmer lernten die jungen Liverpooler Musiker näher kennen und waren später für den besonderen Look der Beatles mitverantwortlich. Astrid Kirchherr machte etliche der heute noch berühmten Beatles-Fotografien und war mit der Band so vertraut wie kaum ein anderer. Während ihrer Arbeit verliebten sie und der Bassist Stuart Sutcliffe sich ineinander.

Obwohl sich die Beatles inzwischen einen Namen gemacht hatten und immer mehr Besucher auf den Kiez kamen, um die Band zu sehen, musste Koschmider Ende des Jahres 1960 das Engagement mit den Beatles beenden. Grund dafür war eine behördliche Anordnung, denn George Harrison war noch minderjährig und wurde ausgewiesen. Zunächst machten die Beatles zu viert weiter, doch der Streit mit Koschmider eskalierte. McCartney und Best verbrachten sogar eine Nacht in einer Zelle der Davidwache, da der Veranstalter sie wegen einer angeblichen Brandstiftung angezeigt hatte.

Anfang Dezember kehrten die Beatles nach England zurück, nur Stuart Sutcliffe blieb in Hamburg, da er sich mit Kirchherr verlobt hatte und die Beatles verließ. Er wollte mit ihr in Hamburg Eimsbüttel leben und seiner zweiten großen Leidenschaft nachgehen: der Malerei. Doch 1962 starb er im Alter von nur 21 Jahren an einer Gehirnblutung in Kirchherrs Armen.

Durchbruch im Star-Club

Im Frühjahr 1961 kehrten die Beatles in die Hansestadt zurück und gingen ohne Sutcliffe ein Engagement im Top Ten Club auf der Reeperbahn ein. Am geschichtsträchtigen Ort des ehemaligen Hippodroms wechselte sich die Band mit dem Sänger Tony Sheridan ab. Dabei entdeckte sie der erfolgreiche Komponist Bert Kaempfert, der mit ihnen erste Songs aufnahm, darunter "My Bonnie", einen der frühen Hits. In der Folgezeit hatte die Band mehrere Gastspielwochen im legendären Hamburger Star-Club in der Großen Freiheit 39, wo neben den Beatles weltberühmte Künstler wie Jimi Hendrix oder Little Richard gastierten. Ihr letztes Gastspiel hatten die Beatles zum Jahresende 1962, nachdem Ringo Starr den Außenseiter Pete Best am Schlagzeug ersetzt hatte. Als die Beatles vier Jahre später nochmals nach Hamburg kamen, waren sie längst Weltstars und spielten vor Tausenden in der Ernst-Merck-Halle.

Der Beatles-Platz an der Großen Freiheit (Foto: Mediaserver Hamburg)
Der Beatles-Platz an der Großen Freiheit (Foto: Mediaserver Hamburg)

Weltruhm und das Ende der Hamburger Jahre

Während der Hamburger Jahre gelang den Beatles auch in England der Aufstieg. Gründe hierfür waren Auftritte im Liverpooler Cavern Club und der Musikverleger Brian Epstein, der die Band auch aus einem zuvor geschlossenen Plattenvertrag mit dem deutschen Unternehmer Alfred Schacht befreite.

Die Freundschaft zu Astrid Kirchherr bestand auch nach dem Tod von Sutcliffe fort. Im Frühjahr 1963 machten Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr einen letzten gemeinsamen Urlaub mit ihr und Klaus Voormann - ein Abschied von der Hamburger Zeit und von Kirchherr. Zur gleichen Zeit hatte die Band in Großbritannien mit "From Me To You" ihren ersten Nummer-eins-Hit und nichts war mehr wie zuvor. Eine regelrechte Beatlemania durchzog die weiteren Jahre.

Astrid Kirchherr arbeitete nach ihrer Beatles-Zeit als Stylistin und Innenarchitektin. Nur noch das Albumcover von Harrisons erstem Soloalbum "Wonderwall Music" schoss sie. Ihr Archiv verkaufte sie 2011 an US-amerikanische Investoren, die die Werke seitdem verwalten und auf Ausstellungen der Öffentlichkeit zeigen. In dem Kinofilm "Backbeat" (1994) über die Anfänge der Beatles hat sie eine bedeutende Rolle.

Für immer Teil von Hamburg

Die Wege der erfolgreichsten Band aller Zeiten trennten sich am 10. April 1970 endgültig. Paul McCartney gründete mit "Wings" eine eigene Band. Der exzentrische John Lennon und seine Ehefrau Yoko Ono widmeten sich experimentellen Projekten. Zehn Jahre später wurde er in den USA von einem verwirrten Fan erschossen. George Harrison verschwand zunächst völlig von der Bildfläche, hatte später noch mit einigen Songs etwas Erfolg, bevor er im Jahr 2001 an Krebs verstarb. Ringo Starr versuchte sich zunächst als Schauspieler, später wieder als Musiker, doch ohne bedeutende Erfolge. Einzig Paul McCartney blieb der Musik immer treu, hatte auch nach seiner Beatles-Zeit etliche Erfolge und engagiert sich seit Beginn des neuen Jahrtausends in zahlreichen sozialen Projekten.

In Hamburg erinnert seit dem Jahr 2008 der Beatles-Platz an der Ecke Reeperbahn und Große Freiheit an die bedeutenden Musiker. Das Indra und den Kaiserkeller gibt es immer noch, sie gehören zu jeder Beatles-Tour in Hamburg. Dort, wo früher der Star-Club war, erinnert nur noch eine Gedenktafel an den berühmten Club.

Fotos: Junge Beatles: Pxhere.com; Star-Club: Wikimedia Commons © ThomasFHH; Beatles-Tour mit Stefanie Hempel: © Mediaserver Hamburg / Christian Spahrbier; Beatlesplatz: © Mediaserver Hamburg

Quellen: Wikipedia.org, Rainer Bratfisch: Das Beatles- Lexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2007; Hunter Davies: A Hard Day's Night - The Beatles, 1994; Thorsten Knublauch, Axel Korinth: Komm, Gib Mir Deine Hand - Die Beatles in Deutschland 1960 - 1970, 2008


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Autor: VHSt

HBZ · 07/2020
 
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