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Hamburgs Partnerstädte

Dar Es Salaam - Tansanias Hafenmetropole


Hamburgs einziges städtepartnerschaftliches Engagement auf dem afrikanischen Kontinent ist auch das jüngste: Am 1. Juli 2010 unterzeichneten die Vertreter beider Hafenstädte die Vereinbarung zwischen Hamburg und Dar Es Salaam.

Das einstige Fischerdorf am Indischen Ozean südlich der Insel Sansibar war bis zum Jahr 1974 die Hauptstadt des ostafrikanischen Landes und gilt bis heute als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Tansanias. Noch heute ist die Metropole, deren Name "Haus des Friedens" bedeutet, Regierungssitz, verfügt über mehrere Universitäten und beherbergt rund vier Millionen Einwohner.

Zehn Jahre Städtepartner

Die Bestrebungen zur Stärkung der Freundschaft und Verständigung beider Städte beruhten vor allem auf der Initiative vieler Gruppen, Organisationen und Vereine. Hierbei entwickelte sich bis heute ein enormes privates, soziales und gemeinnütziges Handeln, das Kooperationen und Projekte ins Leben rief. So werden aktuell mehr als 50 Gruppen und Vereinigungen, die einen regen Austausch zwischen den Städtepartnern betreiben und in einer Art Netzwerk organisiert sind, durch die Kooperationsstelle der Hamburger Diakonie begleitet. Die Anlaufstelle informiert beispielsweise über die städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der unterschiedlichsten Projekte. Die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum seit der Partnerschaftsunterzeichnung fielen leider wie etliche Veranstaltungen den Maßnahmen im Kampf gegen die Corona- Epidemie zum Opfer.


Wenn Sie mehr über einzelne Projekte oder eine der zahlreichen Vereinigungen erfahren möchten, finden Sie alle Akteure im Internet unter www.hamburg-daressalaam.de oder können sich bei Inken Bruns von der Diakonie Hamburg unter der Telefonnummer (040) 30 62 04 29 melden, die dort die Städtepartnerschaft betreut.

Kolonialismus und Anti-Apartheid

Die Wurzeln der größten Stadt Tansanias liegen in einem kleinen Fischerdorf, in dem bereits zur Zeit der Antike ein reger Handel stattfand. Bedingt durch die geografische Lage wollte viele Jahrhunderte später der Sultan von Sansibar seinen Festlandsitz an jenem Ort errichten lassen, dem er seinen heutigen Namen verlieh. Der Bau des Palastes begann im Jahr 1862, doch die großzügig geplante Anlage konnte bis zum Tod des Sultans im Jahr 1870 nicht fertiggestellt werden. Nachfolgende Herrscher zeigten kein Interesse mehr an der Fertigstellung der Residenz, ließen aber die weitläufigen Plantagen in der Nähe der Küstenstadt bewirtschaften.

Im Jahr 1888 verpachtete der Sultan Dar Es Salaam und die gesamte Küstenregion Tansanias an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, die das Gebiet zwei Jahre später käuflich erwerben konnte. Als Verwaltungsbeamter wurde der Offizier und Architekt August Leue beauftragt, zunächst eine Kolonialstation zu errichten. Aufgrund seiner natürlichen Hafenanlagen war Dar Es Salaam für das Kaiserreich dabei wesentlich interessanter als die ursprünglich für den Kolonialsitz vorgesehene Ortschaft Bagamoyo.


Im Laufe der deutschen Kolonialherrschaft unter der anfänglichen Führung des Gouverneurs Hermann von Wissmann wurden Verwaltung und Teile der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika nach Dar Es Salaam verlegt. Die katholische Erzbistumskathedrale St. Josef und die evangelisch-lutherische Azania-Kathedrale entstanden. Um dem aufkommenden Schiffsverkehr Rechnung zu tragen und auch Wartungsarbeiten vor Ort wahrnehmen zu können, wurde im Jahr 1902 ein Schwimmdock in Betrieb genommen. Auch das erste große Krankenhaus, das Ocean-Road-Klinikum, stammt aus der kaiserlichen Kolonialzeit und ist noch heute in Betrieb. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden Dar Es Salaam und Tansania unter eine britische Mandatsregierung gestellt und erst im Jahr 1961 in die Unabhängigkeit entlassen.

Von 1964 bis 1974 war Dar Es Salaam die Hauptstadt Tansanias, bevor Dodoma diese Rolle einnahm. Dennoch blieb Dar Es Salaam immer das politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der ostafrikanischen Republik. Als in Südafrika das System der Apartheid herrschte, bot die Hafenstadt Mitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) Exil und verkündete über den freien Kurzwellensender "Radio Freedom" deren politische Botschaften für ein rassismusfreies Südafrika.

Kultureller Schmelztiegel

Dar Es Salaam und seine drei großen Stadtteile sind ein Schmelztiegel verschiedener Ethnien und Religionen, was wie in vielen Großstädten auch manche Konflikte und Probleme mit sich bringt. Bei einem Terroranschlag auf die Botschaft der Vereinigten Staaten im Jahr 1998 wurden insgesamt elf Menschen getötet, worauf die Botschaft in ein weniger belebtes Viertel verlegt wurde. Ausgehend von einer guten Infrastruktur und der Ansiedlung etlicher Unternehmen und Industriebetriebe profitiert die Metropole von einem starken wirtschaftlichen Wachstum. Ein Motor ist dabei ganz wie in Hamburg der Hafen. Mit der zunehmenden Urbanisierung der Küstenregion steigt auch die Bevölkerung stetig an. So erwarten Experten für den Ballungsraum Dar Es Salaam bis zur Mitte des Jahrhunderts einen Zuwachs auf bis zu 16 Millionen Menschen.

Viele Chancen, langer schwerer Weg

Als der Erste Hamburger Bürgermeister Ole van Beust und sein ostafrikanischer Amtskollege Adam O. Kimbisa vor nunmehr zehn Jahren das Städtepartnerschaftsabkommen unterzeichneten, ging es vor allem um unterstützende Maßnahmen zur Stabilisierung und Förderung der städtischen Infrastruktur der tansanischen Großstadt. Insgesamt 13 Bereiche sind in der gemeinsamen Erklärung der beiden Städte zusammengefasst, darunter Entwicklungshilfen zur Förderung der Solarenergie, Bildungsprojekte, wissenschaftliche Zusammenarbeit und die Gesundheitsversorgung. Mindestens genau so wichtig sind der individuelle Austausch, die menschlichen Begegnungen im Zusammenwirken der verschiedenen Kulturen.

Dar Es Salaam boomt, an vielen Stellen wird gebaut. Das schürt den Traum von einem besseren Leben, der besonders die jungen Menschen in die großflächige Küstenstadt lockt. Aber angesichts vieler Probleme, wie beispielsweise der Müllbeseitigung und Abwasserreinigung oder der immer präsenten Armut, bleibt noch ein langer Weg zu gehen.

Als Reiseziel kann Dar Es Salaam nicht mit touristischen Attraktionen anderer Gegenden in Tansania konkurrieren. Wer Tansania hört, denkt nun einmal an Safaris in der Serengeti, Bergsteigen auf den Kilimandscharo, Massai-Krieger und wunderschöne Sandstrände der Inselwelten. Aber es wird stetig am "Haus des Friedens" gearbeitet, um eine bessere Zukunft möglich zu machen. Außerdem laden mit ein paar unbewohnten Inseln in unmittelbarer Nähe der nur 30 Minuten entfernten Halbinsel Msasani feinste Sandstrände Urlauber an und das Village Museum stellt u. a. in seiner Anthropologischen Abteilung ein paar unserer ältesten Vorfahren aus.

Auf die Corona-Krise war Dar Es Salaam relativ gut vorbereitet. Es herrschen strenge Hygienemaßnahmen, doch diese sind nur schwer umzusetzen, da sich ein Großteil der Einwohner als Tagelöhner verdingt, sowie aufgrund der oft katastrophalen Lebensumstände vieler Menschen. Daher besteht derzeit eine Reisewarnung und bevor ein Impfstoff gefunden ist, würden wir Ihnen auch nicht dazu raten, nach Afrika zu reisen.

Quelle: Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg, de.wikipedia.org/wiki/Daressalam, Goethe-Institur Tanzania, Tansania.de, Tanzania Tourist Board

Fotos: Fotos: Pixabay.com: Blick über die Hafenbucht © Bill Kasman, Skyline © Jefferson Rusali, Marktstraße © Rodger Shija, Staststrand © Nici Keil, Strand der Halbinsel Msasani © Rodger Shija

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Autor: VHSt

HBZ · 10/2020
 
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