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Trabi Museum und Trabi-Safari

Knatternde Ostalgie am Checkpoint Charlie


Der Trabi, Kult-PKW der DDR, ist ein Stück Zeitgeschichte. Als Symbol der Massenmotorisierung ähnlich dem westdeutschen Volkswagen Käfer wurde das Fahrzeug zum Symbol der politischen Wende gegen Ende des Kalten Krieges und zur Zeit der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten.

Das Trabi Museum Berlin präsentiert in einer liebevoll zusammengetragenen Ausstellung alles Wissenswerte zum Trabi und die Geschichten hinter der Geschichte. Danach können Besucher gleich gegenüber bei der Trabi-Safari selbst einmal im Trabi durch Berlin knattern.

Museum als Ode an den Trabi


"Wie verdoppelt man den Wert eines Trabis? Volltanken!" Dieser alte Witz passt nicht mehr, denn seit 1991 der letzte Trabi vom Band lief, ist der DDRZweitakter zum begehrten Kultobjekt geworden. Etwas über 35.000 Fahrzeuge sind aktuell noch in der Bundesrepublik zugelassen. Das kleine Trabi Museum in Berlin präsentiert seit genau 20 Jahren alle Geschichten um das Kultmobil und zeigt auch Varianten des Kultfahrzeuges, die der breiten Öffentlichkeit verborgen blieben. Neben den klassischen Trabis sind unter anderem Sondertrabanten wie die Militär-Trabis und Polizei-Trabis, der Trabant PP70 mit seinem Holzfahrgestell, Camping-Trabis, Trabi-Limosinen und Ralley- und Renn- Trabis ausgestellt. Das älteste ausgestellte Fahrzeug ist der Trabantvorgänger DKW aus den 1930ern.

Besucher können einigen dieser "Rennpappen" unter die Haube schauen oder sich eine Filmvorführung ansehen. Im Museumsshop am Ausgang gibt es jede Menge Andenken wie Trabi-Modellautos, Trabi-Tassen, Trabi-Schlüsselanhänger und auch andere Memorabilia aus DDR-Zeiten zu kaufen. Da das Museum recht klein ist, nutzen es die meisten Besucher als Zeitvertreib, bis ihr eigentliches Trabi-Abenteuer startet: eine

Fahrt im Trabi!

Trabi-Safari: einmal selbst fahren Auf dem Gelände gegenüber des Museums bietet die Trabi-World, zu der das Trabi Museum gehört, auf ihren Freiflächen Trabis in Hülle und Fülle für ihre Trabi-Safaris: Cabrios, Limosinen, den klassischen 601er und mehr. Angefangen hatte auch hier alles im Jahr 2000 mit gerade einmal drei Trabis. Nun hat die Flotte mehr als 120 Fahrzeuge und jedes Jahr etwa 40.000 Fahrgäste. Dieses Jahr wird wohl coronabedingt etwas weniger los sein, aber die Betreiber versichern, dass die Touren "coronasicher" seien, da Teilnehmer, die nicht aus einem Haushalt stammen, eigene Trabis bekommen.


Mit einem Guide, der vorfährt und per Funk die Tour moderiert, können Besucher das ganze Jahr über auf einer Trabi-Safari einmal einen echten Trabi im Originalzustand durch die Hauptstadt fahren. Die reguläre 75-minütige Tour für 49 Euro pro Person führt dabei durch die Berliner Mitte, Teile des West- und des Ostteils bis zur East Side Gallery und zurück. Mit dem "The Wall Ride" geht die Tour entlang des ehemaligen Mauerverlaufs. Auch in Dresden gibt es eine Niederlassung mit Trabi-Safaris, die an den barocken Schönheiten der Stadt vorbeiführen. Da keiner der Trabis eine Umweltplakette bekommen würde, aber auch die Abgase Teil des Trabi-Erlebnisses sind, fahren die Fahrzeuge mit einer Sondergenehmigung durch die Stadt. Eine Ausnahme bilden die neuen Elektroautos der Flotte, die von den Guides gefahren werden.

Ein Auto für die Massen

Mitte der 1950er-Jahre beschloss die DDR-Führung, eine volkseigene Produktion von Personenkraftwagen voranzutreiben, um dem offenkundigen Mangel an Automobilen für die Bevölkerung entgegenzuwirken. Die Vorgaben für den neuen Wagen richteten sich dabei auf eine möglichst schnelle Umsetzung und zügige Massenfertigung. Gefordert wurde ein PKW mit vier Sitzplätzen, einem Maximalgewicht von rund 600 Kilogramm und einer Kunststoffkarosserie, der rund 4.000 Ostmark kosten sollte. Die angestrebte planwirtschaftliche Massenproduktion sollte das Karosseriebauunternehmen Sachsenring aus Zwickau umsetzen. Bis zur Serienreife des neuen Fahrzeugs sollten noch fast vier Jahre vergehen, bevor im Sommer des Jahres 1958 die eigentliche Automobilgeschichte des Trabants begann.

Kunststoffstinker mit Lieferproblemen

Das erste Modell des Trabants erhielt die Typenbezeichnung P 50, da ein von der Firma Barkas gefertigter 500-Kubikzentimeter- Zweitaktmotor zum Einsatz kam. Der Drehschiebermotor konnte stolze 18 PS vorweisen und war recht agil, obwohl der angestrebte Benzinverbrauch nie erreicht werden konnte. Auch im Leerlauf zeigte der Motor etliche Schwächen und die beim Betrieb entstehende Abgasbelastung erwies sich als enorm. Die neue Kunststoffkarosserie des Kleinwagens sollte nach dem Willen der DDR-Führung die innovative Entwicklungsfähigkeit des ostdeutschen Automobilbaus dokumentieren.


Tatsächlich wurde die Kunststoffhülle auf ein selbsttragendes Stahlgerippe angebracht. Die wesentlichen Vorteile waren kinderleichte Reparaturen am "Kleid" des Trabants, eine gute Stabilität und keine Korrosion. Ein erheblicher Nachteil wurde aber erst später bekannt: Die erforderlichen Kunststoffteile wurden in Pressen gefertigt und benötigten deutlich mehr Zeit, um auszuhärten, als vergleichbare Metallteile. Ein Grund, warum die Produktion in den Folgejahren nur relativ schleppend voranging und viele DDR-Bürger im Schnitt fast zehn Jahre auf ihr vorbestelltes Fahrzeug warten mussten.

Evolution der "Rennpappe"

Das bis heute bekannteste und in der Erinnerung prägendste Modell war der Trabant P 601. Die neue Version wurde vom Sachsenring-Werk ab dem Juni 1964 ausgeliefert, obwohl das Gesamtkonzept der Produktion längst als veraltet galt. Der Ottomotor verfügte nun über 600 Kubikzentimeter Hubraum und hatte eine Leistung von 23 PS. Das Fahrzeug wurde etwas länger und leichter als der Vorgänger, doch an der Technik änderte sich recht wenig. Dennoch rollten vom 601 in den folgenden 26 Jahren mehr als 2,8 Millionen Fahrzeuge vom Band. Es gab etliche Versionen, darunter beispielsweise offene Kübelfahrzeuge für die Nationale Volksarmee oder Kombivarianten. Sogar im Motorsport leistete der Trabant seinen Dienst und arbeitete stetig an seinem Kultstatus. Oft liebevoll als "Trabi" oder "Rennpappe" tituliert, stand er aber auch für die gescheiterte, stagnierende Planwirtschaft in der DDR. Im April 1991 verließ das letzte von über drei Millionen in Zwickau produzierten Fahrzeugen die Fertigungsstätte.

Vergessen und wiederentdeckt

Als im Oktober 1989 der Eiserne Vorhang fiel, stauten sich Tausende Trabis auf den Straßen Berlins. Im Nebel der Abgase unzähliger Verbrennungsgemische, begleitet vom typischen Knattern, öffnete sich der Vorhang für ein neues Kapitel deutscher Geschichte, bei dem der Trabant eine letzte Ausfahrt durch die freie Welt unternehmen durfte. Schon bald deckte sich die DDR-Bevölkerung mit neuen Fahrzeugen aus dem Westen ein. Dem Trabant schenkte kaum noch jemand Aufmerksamkeit. Rund zehn Jahre später wurde der Trabi durch eine Form der Ostalgie jedoch wieder begehrter. Als Werbeträger, exotisches Wochenendfahrzeug oder witziger Umbau für manch eine Geschäftsidee wie das Trabi Museum und die Trabi-Safari ist er heute ein Sammlerstück.

Trabi Museum Berlin
Zimmerstraße 14-15
Eintritt: 5 Euro
Trabi-World: Trabi-Safaris
Zimmerstraße 97-100

Öffnungszeiten für beides:
täglich 10 bis 17 Uhr
Tel.: (030) 30 20 10 30
www.trabi-world.de

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Autor: VHSt
Fotos: Samira Aikas

HBZ · 10/2020
 
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