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Hamburgs Partnerstädte

Dresden: Perestroika und Deutsche Teilung

Die Semperoper
Die Semperoper

Hamburg und Dresden verbindet vor allem eines: der Elbstrom. Der Fluss ist seit jeher die Lebensader der Metropolen. Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Städte verheerend getroffen. Dresdens Innenstadt wurde gegen Ende des Krieges mit einer bis dahin nicht da gewesenen Menge an Sprengbomben nahezu vollständig vernichtet.

Für eine saubere Elbe

Vom Ausmaß der Kriegsfolgen konnte sich Hamburg deutlich schneller erholen. In Dresden blieben die Spuren der Zerstörungen länger sichtbar und das in der ehemaligen Hymne der Deutschen Demokratischen Republik besungene "Auferstehen aus den Ruinen" überdauerte sogar die Jahrtausendwende. Die städtepartnerschaftliche Vereinbarung zwischen Hamburg und Dresden hatte allerdings ganz andere Gründe. Die Elbe war seit dem Wirtschaftswunder und dem stetigen Wachstumsaufschwung der Nahfolgejahre starken Umweltverschmutzungen und Verunreinigungen ausgesetzt. Die Wasserqualität des viertgrößten Flusses in Mitteleuropa war äußerst schlecht. Deshalb bemühte sich der damalige Erste Bürgermeister Hamburgs, Klaus von Dohnanyi, bereits Mitte der 1980er-Jahre um eine Annäherung an die Städte im Osten.

Gegen alle Widrigkeiten

Von Dohnanyis Ziel einer offiziellen Städtepartnerschaft zwischen den beiden Elbmetropolen fiel auf bundespolitischer Ebene nicht gerade auf fruchtbaren Boden. Generell galt die Devise, dass Städtepartnerschaften nur auf internationaler Ebene geschlossen werden sollten. Da die DDR nach der allgemeinen Rechtsauffassung im Sinne des Grundgesetzes kein Ausland war, sondern ein Teil Deutschlands, waren derartige Bemühungen schlichtweg unerwünscht. Von Dohnanyi blieb allerdings seiner Linie treu, um besonders die Reinhaltung der Elbe und den Kulturaustausch zu verwirklichen. Nach ersten Offerten an die DDR-Führung kam schließlich das Ensemble der Dresdner Semperoper zu einem Gastspiel nach Hamburg und signalisierte, vertreten durch seinen Intendanten, die Bereitschaft zu einer städtischen Zusammenarbeit.


Hohe Erwartungen

Beim Gegenbesuch der Philharmonischen Gesellschaft Hamburgs wurde die Offerte des Senats bekräftigt. Auch wenn das Misstrauen des SED-Machtapparates der DDR sehr groß gewesen sein muss, stimmte auch Staats- und Parteichef Erich Honecker einer Städtepartnerschaft letztendlich zu, da er sich dem Argument der ökologischen Kehrtwende in Sachen Elbschutz nicht verschließen konnte. Am 14. Dezember 1987 reiste Hamburgs Erster Bürgermeister schließlich nach Dresden und wurde sogleich von seinem Amtskollegen Wolfgang Berghofer begrüßt. Am Folgetag wurde das Partnerschaftsabkommen der beiden deutschen Elbestädte unterzeichnet. Natürlich konnte man sich der Strahlkraft und Pragmatik der städtepartnerschaftlichen Vereinbarung kaum entziehen, die wichtig war für die Beziehungen beider deutscher Staaten und die Friedenspolitik.

Selbstverständlich waren beide Seiten anfangs auch neugierig und wollten möglichst viele Informationen übereinander sammeln. Diese sollten im Besonderen einen offenen Dialog beinhalten, der auch gemeinsame Wege für kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit eröffnen konnte oder einen gegenseitigen Austausch auch in Form von Reiseaktivitäten zwischen den Partnerstädten in Gang zu setzen vermochte. Die angeschobenen Initiativen des Hamburger Bürgermeisters brachten wieder etwas Schwung in die festgefahrenen Ost- West-Gespräche und waren bedacht so gewählt, um sicherlich im Hintergrund schwellende Erwartungshaltungen zu erfüllen. Die entsprechenden Projekte und Programme wurden auch vom nachfolgenden Ersten Bürgermeister Hamburgs, Henning Voscherau, fortgeführt. Als kaum zwei Jahre später der Berliner Mauerfall das Ende der DDR besiegelte und die Deutsche Einheit nur noch eine Frage der Zeit war, wurde Dresden offizielle Partnerstadt des Hamburger Hafengeburtstages, und der erste klassische Dresdner Elbdampfer überfuhr die innerdeutsche Grenze.

Kaum Kooperationen

Heute ist die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Dresden ein wenig eingeschlafen. Das ostdeutsche Elbflorenz steht längst wieder auf eigenen Beinen und hat nach der Wende eine florierende Metropolregion zum Leben erweckt. Im wiedervereinigten Deutschland gab es zunächst einige Förderprogramme, die unter anderem auch dem Aufbau der Dresdner Frauenkirche zugutekamen, und im Jahr 2013 unterstützte Hamburg Dresden dabei, die Folgen der Elbhochwasserkatastrophe zu beseitigen. Selbst wenn die einstigen Beweggründe für die städtepartnerschaftliche Verbindung nicht mehr allzu viel Gewicht haben, so ist man dennoch nach wie vor füreinander da und es gibt genügend Bereiche und Themen, welche die beiden Städte immer noch miteinander verbinden.


Sachsens Perle

Durch die montäglichen Pegida-Demonstrationen negativ ins Licht der Öffentlichkeit geraten, kämpft Dresden derzeit um seinen guten Ruf. Der Dresdener Stadtrat will laut Medienberichten einschreiten und der Pegida-Bewegung die Plätze für ihre Aufmärsche nehmen. Ein überwältigender Teil der Dresdner Bürger hat bereits eine entsprechende Petition unterschrieben. Es wäre auch zu schade, wenn die wunderschöne Stadt an der Elbe nicht mehr hauptsächlich wegen der rekonstruierten Altstadt, der barocken Frauenkirche, des Zwingers, der Semperoper und vieler weiterer Sehenswürdigkeiten bekannt wäre, die Hamburgs Partnerstadt immer einen Besuch wert machen.

Quellen: Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg, de.wikipedia.org/wiki/Dresden, Sächsische. de, Touristeninformation Dresden, Mediaserver.Dresden. de

Fotos: Helge Rodewald; www.mediaserver.dresden.de (DML-BY): Dresdner Striezelmarkt © Sylvio Dittrich, Gemäldegalerie Alte Meister© Sebastian Weingart

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Autor: VHSt

HBZ · 11/2020
 
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