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Blues und Swing rund um Alster und Elbe

Cotton Club und Co.

Generationen von Jazz-Fans zieht es in den Cotton Club
Generationen von Jazz-Fans zieht es in den Cotton Club

Schon in den frühen 1930er-Jahren war die Hansestadt Ort einer ausgeprägten Jazz-, Blues- und Swing-Bewegung.

Besonders als die Swing-Musik und die dazugehörigen Tänze wie Charleston oder Lindy Hop das Bild der großen Tanzflächen prägten, lebte die junge Generation das von Amerika über den Großen Teich schwappende Lebensgefühl stark aus.

Musik und Tanz trotz NS-Regime

Das Schreckensregime der nationalsozialistischen Herrschaft veränderte alles. So formierte sich mit der Swing-Jugend eine Opposition, die nicht gewillt war, auf ihren freiheitlichen Stil zu verzichten, und die man getrost als erste Untergrund- oder Popkultur bezeichnen kann. Hamburg hatte zu jener Zeit eine Vorreiterstellung inne und besaß eine stattliche Fangemeinde der ausländischen Tanzmusik. Entgegen einer allgemein vorhandenen Vorstellung war das Swing-Tanzen in den Tagen des Dritten Reiches nicht verboten. Durch das Tragen einer besonderen Mode, bekannt aus vielen US-amerikanischen Filmen jener Zeit, die längeren Haare oder die von jungen Mädchen oft bevorzugten typischen Matrosenanzüge, gerieten die Jugendlichen jedoch schnell in das Blickfeld der Geheimen Staatspolizei. Noch heute kann man auf den Spuren der Swing-Jugend wandeln, denn einige traditionelle Kaufhäuser, die zu jener Zeit schon das klassische Swing-Outfit verkauften, sind immer noch präsent. Der bei allen Hamburgern bekannte Alsterpavillon war in den 1930er-Jahren eine der Top-Adressen für Swing-Begeisterte.

Hamburgs legendärer erster Jazz-Keller

Nach Kriegsende und unter der britischen Besatzung entwickelte sich in der Hansestadt dann sehr rasant ein breites Aufblühen der amerikanischen Musikstile. Jazz-Stars wie Ella Fitzgerald, Duke Ellington oder Louis Armstrong gaben Konzerte in der Elbmetropole. Bis heute gilt Hamburg als Hochburg des klassischen Jazz. Auch die anderen Musikstile etablierten sich und seit den 1990er- Jahren hat auch die Swing-Szene wieder an Fahrt aufgenommen. Neben vielen Tanzkursen ist es natürlich besonders die Musik, die fortan in vielen Clubs der Stadt ein stetiges Revival erlebt.

Eine von diesen Locations ist eine echte Hamburger Institution und gilt als erster Jazz-Keller der Stadt. Zentral gelegen im Alten Steinweg am Großneumarkt werden hier im Cotton Club über 60 Jahre Jazz, Dixieland, Swing, Blues, Skiffle und ähnliche Stilrichtungen zum Besten gegeben. Die Wurzeln des musikalischen Veranstaltungsbetriebes der besonderen Art gehen zurück auf das Jahr 1959. Zum damaligen Standort eines Tiefbunkers im Grindelhof strömten die Fans des Genres in den Vati's Tube Jazzclub. Zwei Jahre später führte der begeisterte Jazz-Anhänger und Gastronom W. Dieter Roloff die Belange des Etablissements fort und benannte es nach dem legendären New Yorker Nachtclub der 1920er- und 1930er- Jahre in Cotton Club um.

Nach einigen Standortwechseln übernahm Roloff im Jahr 1967 auch den Hamburger Jazzclub e. V. und dessen Räumlichkeiten im Hochbunker des Poelchaukamps. Der fortan eingetragene Verein Cotton Club zog im Jahr 1971 in die kultige Kellertaverne am Alten Steinweg und setzte sich neu in Szene. Spielten bis dahin überwiegend deutsche Künstler im Abendprogramm, wurden nun auch vermehrt weltbekannte Bands aus dem Ausland verpflichtet.

Zu den berühmtesten Größen gehörten beispielsweise die Jazz-Band Monty Sunshine aus London, das Pasadena Roof Orchestra, Mr. Acker Bilk oder die Geoff Bull's Olympia Jazz Band aus Down Under. Stars wie Benny Waters, der Posaunist Louis Nelson, der Pianist Alton Purnell oder "Banjo" Ikey Robinson aus Chicago gaben sich im Cotton Club die Klinke in die Hand. Andere, wie die deutsche Gruppe Leinemann, der Klavierspieler Gottfried Böttger, die Country-Barden von Truck Stop oder die Bourbon Skiffle Company begründeten im verruchten Ambiente der Clubbühne ihre musikalischen Karrieren. Noch heute ist der Cotton Club ein wahrer Besuchermagnet. Die nahezu täglichen Livemusik-Acts sind äußerst gefragt, weshalb Reservierungen oder ein rechtzeitiges Erscheinen vor Ort zu empfehlen sind.

Cotton Club Hamburg
Alter Steinweg 10
Tel.: (040) 34 38 78
www.cotton-club.de

Hoffen auf Lockerungen

Normalerweise steht man bei guten Konzerten in langer Schlange vor dem Kellereingang zum Cotton Club. Neben der Musik genießt man Snacks wie Wurstbrote oder Flammkuchen und spült sie mit Bier, Wein, Cocktails und anderen Spirituosen oder alkoholfreien Getränken herunter. Zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses war noch nicht bekannt, ob die Schließungen der kulturellen Einrichtungen noch in den Dezember verlängert werden. Nach der Schließung im Rahmen des ersten Shutdowns wurde der Cotton Club von Dieter Roloff umfangreich aufgerüstet. Es wurde in eine Änderung der Lüftungs- und Heizungsanlage investiert, ein ausgefeiltes Hygienekonzept erarbeitet und umgesetzt, sodass mit reduzierter Besucherzahl im September und Oktober wieder bei Livekonzerten gegroovt werden konnte. Genauere Informationen zum Programm, wann wieder geöffnet sein wird und wer dann dort spielen wird, erhalten Interessierte direkt beim Cotton Club.

Quellen: cotton-club.de, hamburg.de, Die Welt, 10.05.2014, "Der verschwiegene Pate des Jazz", von Tom R. Schulz

Autor: VHSt
Fotos: Samira Aikas

HBZ · 12/2020
 
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