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Schlösser, Burgen, Herrenhäuser

Plöner Schloss und Prinzenhaus

Stich von Christian Friedrich Fritzsch (1719-1774) der Barockanlage mit dem Prinzenhaus und dem Schloss im Hintergrund
Stich von Christian Friedrich Fritzsch (1719-1774) der Barockanlage mit dem Prinzenhaus und dem Schloss im Hintergrund

Als eines der größten Schlösser Schleswig-Holsteins thront das Plöner Schloss in exponierter Höhenlage und gibt im Südwesten den Blick auf den Großen Plöner See frei.

Im 17. Jahrhundert, mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, wurde der prächtige Bau verwirklicht, der einst den Herzögen von Schleswig-Holstein-Plön als Residenz diente. Das Großbauwerk erlebte dabei eine ebenso wechselvolle Geschichte wie das im Schlosspark errichtete und durch die Schlossgartenanlage verbundene Prinzenhaus. Das wesentlich kleinere Gartenschlösschen und Rokokokleinod diente u. a. als Lustschloss für die privaten Vergnügungen des Adels.

Zwischen Festung und kulturellem Zentrum

Bereits im 10. Jahrhundert befand sich in der Nähe des heutigen Schlossgeländes eine Burgbefestigung der von westslawischen Verbänden abstammenden Wagrier. Ihre Ansiedlung auf der heute unbewohnten kleinen Insel Olsborg im Großen Plöner See nannten sie "Plune". Nach der Zerstörung der wagrischen Anlagen wurde für einen Stützpunkt von Graf Adolf II. von Schauenburg und Holstein im Jahr 1173 ein erster Burgbau auf dem Bischofsberg realisiert. Einige Epochen später gelangte die kleine Festung in den Besitz des dänischen Königshauses und wurde Anfang des 16. Jahrhunderts infolge der Fehde zwischen Dänemark und Lübeck zerstört. Es folgte ein erster größerer Bauabschnitt mit neuen Gebäudeteilen, bevor der dänische König Friedrich das Areal im Jahr 1564 seinem Bruder Johann dem Jüngeren überschrieb.

Johann war Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg, das später in mehrere Herzogtümer zerfiel, darunter auch das Herzogtum Schleswig-Holstein-Plön. Er war auch der Bauherr des bekannten Wasserschlosses von Glücksburg an der Flensburger Förde. 1632 ließ der damalige Regent Joachim Ernst die Burgbefestigung abreißen und gab den Neubau eines repräsentativen Schlossgebäudes anlässlich seiner Vermählung mit der aus dem Hause der Gottorfer stammenden Prinzessin Dorothea Augusta in Auftrag. In nur drei Jahren Bauzeit, inmitten des Dreißigjährigen Krieges, entstand ein prachtvolles Großschloss im Stil der Renaissance. Der Gebäudekomplex ist der erste echte Schlossbau Deutschlands, der die umliegende Landschaft mit einbezog und erhielt. Die strahlend weiße Fassade hält stilistische Übergänge bereit. Durch das Hauptportal erreicht man den prächtigen Mittelbau des Schlosses, unter dessen Giebeln sich der große Rittersaal befindet.

Dänen, Preußen, Nazis und ein Optiker

Der Dreiflügelbau mit Ehrenhof und drei Geschossen ragt aus einem Sockelfundament aus Feldsteinen empor und ist durch die Höhenlage schon aus weiter Ferne sichtbar. Zu früheren Zeiten war die typische Backsteinoptik mit einer braunroten Schlämme aus Ziegeln überzogen und die Dächer waren mit roten Pfannen gedeckt. Als Vorbild diente dem Erbauer das eher schlicht wirkende Habsburgerschloss in Linz. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts als offizieller Sommersitz des dänischen Königs Christian VIII. erhielt das Schloss den weißen Außenputz und die grauen Schieferdächer. Wenige Jahre später unter preußischer Ägide wurden große Teile der Innenausstattung entfernt und das Plöner Schloss wurde zur Kadettenanstalt umfunktioniert.

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 fungierte das Bauwerk als in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt, kurz Napola genannt. Ein Jahr später wurde hier die erste Eliteschule der Nationalsozialisten eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den das Schloss fast unbeschadet überstanden hatte, wurde das Schloss zum staatlichen Jungeninternat. Im Schloss wohnten die Schüler und mangels Mitteln verfiel das Bauwerk zusehends.

Kurzfristige Einnahmen durch Filmarbeiten, die noch in den 1990ern mit dem Schloss als Kulisse gedreht wurden, halfen nicht. Da mehrere Millionen zur Restaurierung nötig waren, erwog Schleswig-Holstein den Verkauf des Schlosses und fand in dem bekannten Unternehmer Günther Fielmann einen solventen Käufer, der eine denkmalgerechte Instandsetzung zusagte. Die gemeinnützige Fielmann-Akademie des Optikers investierte große Summen und ließ durch Sanierungen, die bis 2006 dauerten, das Schloss wieder in alter Pracht erstrahlen. Seither wird das Schloss Plön als Bildungsstätte für Augenoptik und Optometrie unseres VHSt-Nachbarn, der Fielmann-Optikerkette, genutzt und ist ein häufig gebuchter Tagungsort. Trotz des Schulbetriebs kann man außerhalb der Corona-Lockdownzeiten an Schlossführungen teilnehmen.


Die einstige Sommerresidenz von Christian VIII. von Dänemark gehört zu den größten Schlössern Schleswig-Holsteins, Foto: © Matthias Süßen

Rokokoromantik in Plön

Der Kernbau des heutigen Prinzenhauses wurde um 1750 nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Gottfried Rosenberg als privates Gartenschlösschen im Rokokostil für den Plöner Herzog Friedrich Carl errichtet. Hier genossen der Herzog und seine Frau eine ungezwungene Privatsphäre, die ihnen im Residenzschloss versagt blieb. Da Herzog Friedrich Carl keine männlichen Nachkommen hatte, setzte er 1756 den dänischen König Friedrich V. als seinen allgemeinen Erben ein. So gehörte das Herzogtum inklusive Schloss und Gartenschloss von 1761 bis zum Deutsch-Dänischen Krieg zu Dänemark. 1782 bezog der königlich-dänische Forstbeamte Andreas Gottlieb von Rosen mit seiner Familie das Haus. In den 1840er-Jahren verwandelte der Plöner Hofgarteninspektor Christian Schaumburg den Garten in einen Landschaftspark, der die barocke Grundstruktur beibehielt. Die von Rosens lebten nahezu hundert Jahre im Gartenschloss, bis die letzte noch in Plön lebende Tochter 1871 starb. In diesem bisher längsten Kapitel der Nutzung des Hauses war es der gesellschaftliche Mittelpunkt Plöns.

Wie das Prinzenhaus seinen Namen bekam

Anschließend wurde das Gartenschloss dem Plöner Kadettenhauspfarrer als Dienstwohnung zugeteilt, der die im Schloss ansässige Kadettenakademie leitete. Als bekannt wurde, dass die Söhne des Kaisers die Schule in Plön besuchen sollten, wurde 1895 das Haus, das nun Prinzenhaus genannt wurde, umgebaut und u. a. durch Seitenflügel erweitert. Alle sechs Söhne Kaiser Wilhelms II. drückten im Prinzenhaus von 1896 bis 1910 die Schulbank. Die Prinzen waren normale Schüler, die hier ihr Abitur machten, und keine Kadetten, weswegen ihre Prinzenschule auch unabhängig von der im Schloss befindlichen Kadettenakademie war. Plön und das Gartenschloss wurden vom Kaiser gewählt, da zum einen die Kaiserin aus Schleswig-Holstein stammte und zum anderen durch die Anwesenheit der Prinzen die Bindung zum Reich nach langer dänischer Herrschaft gefestigt werden sollte.

Bei den Umbauten blieb der ursprüngliche fünfachsige Mittelbau erhalten. Der zweistöckige Gartensaal, den man durch ein Vestibül betritt, beeindruckt auch heute noch mit Musikempore und etlichen Verzierungen. Im Florasaal über dem Vestibül prangt ein herrliches Deckengemälde des Hofmalers Bleiel. In der Musikempore wurden damals in erster Linie Stücke von Georg Philipp Telemann, Johann Gottlieb Braun und Franz Benda gespielt.

Die Unterrichtsräume befanden sich in den unteren Kabinetten, der Gartensaal war die Mensa und die Kaisersöhne wohnten in den Obergeschossen der Seitenflügel. Die Lehrerwohnungen, Wirtschaftsräume und sanitäre Einrichtungen befanden sich in den Anbauten. Der alte Treppenaufgang musste einem neuen repräsentativen im Südflügel und einem unauffälligen Dienerschaftstreppenaufgang im Nordflügel weichen.

Auch neue Stallungen, ein Lazarett und ein Schwimmbad wurden eigens für die Prinzen gebaut, wie auch eine Prinzenfarm mit Farmtieren auf einer nahegelegenen Insel. Damit die Kaiserin unbehelligt ihre Kinder besuchen konnte, wurde außerdem eine Eisenbahnstation eingerichtet.


Das Prinzenhaus ist eines der bedeutendsten Rokokokleinode Norddeutschlands, Foto: © Matthias Süßen

Von Bildungseinrichtungen zum neuen Highlight der Stadt

Während des Ersten Weltkriegs wurde das Prinzenhaus als Lazarett genutzt. Von den 1920er-Jahren bis zum Jahr 1997 war es Wohnraum für Internatsschüler, deren Schulen im großen Schloss ihren Sitz hatten. Bis 1933 diente es als staatliche Bildungsanstalt, danach als NS-Erziehungsanstalt und NS-Eliteschule, im Anschluss als staatliches Internat und bis 1997 als zum Internat gehöriges Mädchenwohnheim.

Die Stadt suchte nach dem Auszug der letzten Bewohnerinnen des Mädchenheims nach einem Investor für das mittlerweile sanierungsbedürftige Prinzenhaus. Da keiner der Bewerber sich zu einer denkmalgerechten Sanierung und Nutzung verpflichten wollte, übergab man im Jahr 2000 das Prinzenhaus und die angrenzende Gartenanlage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Das bis 2003 vollständig sanierte und restaurierte Prinzenhaus ist ganz wie zu Zeiten der von Rosens wieder zu einem beliebten Veranstaltungsort und Anziehungspunkt der Stadt geworden. Der gemeinnützige Verein Prinzenhaus zu Plön e. V., der von der Stiftung Denkmalschutz die Nutzungsrechte erhielt, organisiert hier außerhalb der Corona-Lockdownzeiten regelmäßig Konzerte, Lesungen, Empfänge, Ausstellungen und Hochzeiten. Im Nordflügel informiert eine Dauerausstellung über die spannende Geschichte des Hauses.

Prinzenhaus Plön
Schlossgebiet 10
Tel.: (04522) 50 27 30
www.prinzenhausploen.de

Schloss Plön
Schlossgebiet
Tel.: (04522) 80 10
www.fielmann-akademie.com/schloss-ploen

Quellen: Fielmann-Akademie; Dorothee Reimann - Monumente-online.de; Prinzenhaus zu Plön e. V.; Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Fotos: Außenansichten Prinzenhaus u. Schloss Plön © Matthias Süßen; Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Bleiel-Deckengemälde: © Anette Mittring; Marmorkabinett: © M. L. Preiss; Stich von Fritschius: Wikimedia Common

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Autor: VHSt

HBZ · 02/2021
 
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