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Gesundheitssonderbehörde der UN

Die WHO: die Weltgesundheit im Blick

Die WHO: die Weltgesundheit im Blick
Die WHO: die Weltgesundheit im Blick

Nach der Gründung der Vereinten Nationen (UN) 1945 als globales, international befähigtes Organ der völkerrechtlichen Zusammenarbeit entstand auch der Wunsch nach einer Weltgesundheitsorganisation, deren Ziel es sein sollte, das höchstmögliche Gesundheitsniveau für alle Völker zu erreichen.

Heute ist die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO für World Health Organization, mit ihren 194 Mitgliedstaaten leitende Instanz in globalen Gesundheitsfragen und in der Gestaltung der Forschungsagenda im Gesundheitssektor, im Aufstellen von Normen und Standards sowie in der Formulierung evidenzbasierter Grundsatzoptionen. Die WHO bietet fachliche Unterstützung, überwacht und bewertet gesundheitliche Entwicklungen, unterstützt medizinische Forschung und leistet Soforthilfe bei Katastrophen.

Eine Gesundheitsorganisation für alle

Im Rahmen der Konferenzen zur Gründung der Vereinten Nationen wurden die grundlegenden Strukturen der WHO notiert. Rund ein Jahr später, im Jahr 1946, wurde eine Leitlinienverfassung für die Sonderorganisation der UN verabschiedet, die zu diesem Zeitpunkt von 61 Staaten unterzeichnet wurde. Diese an der Grundfassung beteiligten Staaten, zu denen auch Deutschland gehörte, erklärten in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen, dass u. a. folgenden Grundsätze gelten sollen:

  • Gesundheit ist ein Zustand von vollständigem physischem, psychischem und sozialem Wohlbefinden und nicht nur das Nichtvorhandensein von Erkrankungen und Verletzungen.

  • Jeder Mensch hat ein Recht auf das höchstmögliche Gesundheitsniveau und nicht abhängig von Rasse, Religion, politischen Überzeugungen, wirtschaftlichem oder sozialem Stand.

  • Die Gesundheit aller Menschen ist fundamental für die Erreichung des Weltfriedens und der Sicherheit und hängt von der vollumfänglichen Kooperation der Einzelnen und der Staaten ab.

Die völkerrechtlich bindende Erklärung wurde am 7. April 1948 ratifiziert und trat in Kraft. Die Weltgesundheitsorganisation als eine Spezialorganisation der Vereinten Nationen war gegründet. Im Fokus standen schon damals die Bekämpfung schwerer Erkrankungen und Infektionen sowie die Förderung des allgemeinen globalen Gesundheitszustandes. Um diesen Bestrebungen gerecht zu werden, wurde festgelegt, dass die Mitgliedschaft in der Weltgesundheitsorganisation allen Staaten im Verbund der Vereinten Nationen offen steht. In den Folgejahren nutzten alle UN-Mitgliedsstaaten bis auf das Fürstentum Liechtenstein diese Option und traten der WHO bei. Die ersten Jahre waren geprägt von der Entdeckung der heutigen Antibiotika und der Beratung über den verantwortungsbewussten Umgang damit.

Aufbau der WHO

Die WHO hat ihren Hauptsitz in Genf und ist aufgeteilt in sechs Regionen, die jeweils von einem Regionalbüro gesteuert werden. Darüber hinaus verfügt sie über mehr als 150 Länderbüros und beschäftigt über 7.000 Mitarbeiter. Der Zweijahreshaushalt sieht derzeit fast fünf Milliarden US-Dollar vor. Gesteuert wird die WHO durch die Weltgesundheitsversammlung (WHA), das höchste Entscheidungsorgan bestehend aus allen 194 Mitgliedstaaten. Zwischen den einmal jährlich stattfindenden Sitzungen der WHA ist der aus 34 Regierungsvertretern zusammengesetzte Exekutivrat für die Steuerung der WHO zuständig. Deutschland ist derzeit Mitglied im Exekutivrat und gehört der WHO-Euroregion mit Sitz des Regionalbüros in Kopenhagen (Dänemark) an.

Pressekonferenz der ACANU (Association of Accredited Correspondents at the United Nations), Foto: (c) WHO / C. Black
Pressekonferenz der ACANU (Association of Accredited Correspondents at the United Nations), Foto: (c) WHO / C. Black

Nicht nur UN-Staaten sind WHO-Mitglieder

Da eine global agierende Organisation eine möglichst große Bandbreite an Unterstützung erhalten sollte, wurde festgelegt, dass auch andere Länder oder Vereinigungen, die nach den Rechten und Pflichten des Völkerrechts handeln, mit einfacher Mehrheit in die WHO aufgenommen werden können, wobei letzteren nur ein beobachtender Status eingeräumt wurde. Beispiele hierfür sind der Vatikan, das Internationale Rote Kreuz oder der Malteserorden. Als geschäftsführende Organe der Organisation wurden die WHA und der Exekutivrat bestimmt. Gewählt werden diese Vertreter für eine Amtszeit von drei Jahren von der WHA, dem Organ mit der höchsten Entscheidungsgewalt. Dem Exekutivrat als Ausführungsgremium obliegt die Durchführung der getroffenen Beschlüsse oder Regelungen.

Allgegenwärtiger finanzieller Druck

Ein derart riesiges, weltweit tätiges Verwaltungskonstrukt wie die WHO will finanziert sein. Von den Anfängen bis zur Jahrtausendwende stiegen die immensen Kosten immer weiter an. So lag das Zweijahresbudget der Organisation im Zeitraum 2008-2009 beispielsweise bei rund vier Milliarden US-Dollar. Neben den Beiträgen aus den Mitgliedsstaaten, die sich an einem Rechenschlüssel der Liquidität des Geberlandes ausrichten, ist die WHO auch auf freiwillige Beiträge von Stiftungen, privaten Geldgebern oder NGOs (Nichtregierungsorganisationen) angewiesen. Rund die Hälfte der freiwilligen Beitragszahlungen wird von Ländern wie Japan, Deutschland, China und Großbritannien entrichtet. Deutschland ist einer der größten Geber unter den Mitgliedsstaaten, sowohl was die Pflichtbeiträge als auch die freiwilligen Beiträge angeht. Großzügige andere bekannte Unterstützer sind unter anderem die Bill und Melinda Gates Foundation oder die in der Schweiz ansässige Stiftung Gavi, eine weltweit tätige private und öffentliche Partnerschaftsvereinigung zur Förderung der Zugänglichkeit von Impfstoffen.

WHO in der Kritik

Die enorm gestiegenen Anforderungen an das Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert durch eine immer stärker anwachsende Weltbevölkerung, große Umwelteinflüsse wie den Klimawandel und immer neue Erkrankungen erhöhten in der jüngeren Vergangenheit stetig den Druck auf die Handlungsweisen der WHO. Die enormen finanziellen Belastungen und die notwendigen Investitionen zur Durchführung wichtiger Weltgesundheitsprojekte ließen an der einst so hervorgehobenen Unabhängigkeit der Organisation zweifeln, da viele Gelder nicht mehr aus den Reihen der Mitgliedsstaaten flossen. Es wurden Stimmen laut, dass so Lobbyisten und Profiteuren aus der Wirtschaft Tür und Tor geöffnet würde. Umso größer war das Aufsehen, als 2020 einer der größten Beitragszahler, die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump, die Mitgliedschaft kündigte. Die Zweifel an der Unabhängigkeit, eine mangelnde Transparenz und viele ausgelagerte Gesundheitsprogramme wie beispielsweise der Kampf gegen HIV/AIDS oder die Krebsforschung, die inzwischen von anderen eigenständigen Institutionen vollzogen werden, sind aktuelle Probleme der WHO.

WHO: Retter von Millionen

Trotz aller Kritikpunkte sind der WHO die zahlreichen positiven Aspekte und großen Erfolge nicht abzusprechen und verdienen großen Respekt. Im letzten Jahrhundert hat sich der durchschnittliche Gesundheitszustand in der europäischen Region der WHO deutlich verbessert. Diese Fortschritte sind jedoch nicht gleichmäßig verteilt und die Unterschiede zwischen Ländern und gesellschaftlichen Schichten signifikant.

Die Ausrottung von Pocken und die nahezu vollständige Ausrottung von Kinderlähmung (Polio) gehören zu ihren größten Erfolgen und retteten Millionen Menschen. Die Zahl der Tuberkulosefälle hat sich in der europäischen Region der WHO zwischen 2006 und 2015 halbiert, wenn auch die Bedrohung durch multiresistente Tuberkulose (MDR-Tb) noch nicht gebannt ist.

Eine der größten Infektionskrankheiten ist die Malaria, verursacht durch die Anopheles-Mücke. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts als so bezeichnete Tropenkrankheit näher erforscht, ist sie weltweit immer noch eine der lebensbedrohlichsten Erkrankungen. Die WHO hat sich seit vielen Jahren dem Kampf gegen Malaria verschrieben und hierfür ein eigenständiges Programm ins Leben gerufen. Allein in den letzten beiden Jahren arbeiteten weltweit 400 Experten aus 70 Mitgliedsstaaten an einem final wirkenden Medikament oder einem Impfstoff. Derzeit gibt es im Malariaprogramm der WHO u. a. einen ersten vielversprechenden Impfansatz, der schwere, lebensbedrohliche Ausbrüche besonders bei Kindern erheblich vermindern kann.

Eine weitere Bedrohung für die Menschheit ist das Ebola-Zaire-Virus. Wie aus dem Nichts tauchte die Infektionskrankheit im Jahr 1976 am Flusslauf des Ebolas im damaligen Zaire (heute Kongo) auf und stellte Gesundheitsexperten vor ein Rätsel. Nicht nur die extrem hohe Sterblichkeit war besorgniserregend, sondern auch die Tatsache, dass man gegen einen unsichtbaren, bislang nicht gekannten Gegner kämpfen musste. Immer wieder entwickelten sich in den letzten Jahren gefährliche Ebolaepidemien, die nur unter enormen Anstrengungen auch unter der Mitwirkung der WHO eingedämmt werden konnten. Zur Bekämpfung einer besonders rasanten Ausbreitung des Virus erklärte die WHO seinerzeit den Einsatz von noch nicht zugelassenen Impfstoffen als ethisch vertretbar. Da die Ebola-Virus-Krankheit (EVD) seit ihrer Entdeckung eine Sterblichkeitsrate von 50 Prozent aufweist, gilt sie als eine der gefährlichsten Infektionen überhaupt. Die WHO entwickelte zahlreiche Programme zur weiteren Eindämmung der Erkrankung, darunter das Kontroll- und Präventionsmanagement, wissenschaftliche Forschungsprojekte, Therapien, Diagnostik oder die Impfstoffentwicklung.

Vor dem Hauptsitz der WHO erinnert eine Bronzestatue an den 30. Jahrestag der Ausrottung der Pocken. Foto: (c) WHO / C. Black
Vor dem Hauptsitz der WHO erinnert eine Bronzestatue an den 30. Jahrestag der Ausrottung der Pocken. Foto: (c) WHO / C. Black

Zentrale Aufgaben der WHO

Als übergeordnete, global agierende Organisation ist die Weltgesundheitsbehörde in den letzten Jahrzehnten zur internationalen Instanz im dauerhaften Kampf gegen jede Form von übertragbaren Krankheiten geworden. Neben Ebola und Malaria waren es bis 2020 insbesondere AIDS, SARS und die Influenza, die die volle Aufmerksamkeit der Gesundheitsexperten forderten. Eine zentrale Aufgabe der WHO ist es, Leitlinien, Standards und Methoden in gesundheitsbezogenen Bereichen zu entwickeln, zu vereinheitlichen und weltweit durchzusetzen. Wichtige Handlungsfelder sind dabei u. a.:

  • weltweite Koordination von nationalen und internationalen Aktivitäten beim Kampf gegen übertragbare Krankheiten wie HIV/AIDS, Tuberkulose, Hepatitis, Influenza und jetzt auch COVID-19 sowie zur Vorbeugung von Pandemien

  • Initiierung und Unterstützung von globalen Impfprogrammen und Medikamentenentwicklungen

Ein weiteres großes Arbeitsfeld der WHO ist der umweltbezogene Gesundheitsschutz. Fast 20 Prozent aller Todesfälle sind auf Umwelteinflüsse zurückzuführen. Im Jahr 1989 initiierte die WHO die Europäische Charta für Umwelt und Gesundheit, an der sich heute in Deutschland und vielen anderen europäische Staaten die Masterpläne für Umwelt und Gesundheit orientieren. Alle fünf Jahre finden zu diesem Thema ministeriale Konferenzen von 53 europäischen Mitgliedsstaaten statt, die von der WHO geleitet werden. Zu den Bereichen, für die Maßnahmen erarbeitet werden, zu deren Umsetzung sich die Mitgliedsstaaten verpflichten, gehören u. a. Luft- und Wasserqualität, sanitäre Versorgung und Klimawandel.

WHO und COVID-19

Während weiter an den bisherigen übertragbaren Krankheiten geforscht wird, kam im letzten Jahr mit dem Coronavirus eine neue Herausforderung auf die WHO zu. In der weltweiten Coronavirus-Pandemie ist die WHO ein wichtiger Faktor bei der Datenerhebung und Analyse. Rund um den Globus arbeiten Expertengremien der WHO an der Entschlüsselung der durch die Infektionskrankheit hervorgerufenen Symptomatik, der Ansteckungs- und Übertragungswege sowie den hieraus resultierenden Verhütungsmaßnahmen. Dabei sind das vorhandene Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation und die Verbindung zu führenden Wissenschaftlern, Pharmabetrieben und Forschungseinrichtungen von äußerst großer Bedeutung.

Mit stetig aktualisierten Situationsberichten, breiten Informationen, Aufklärung und Vorschlägen ist die WHO ein wichtiger Mitstreiter im Kampf gegen COVID-19. In den globalen Forschungsdatenbanken und durch ihr Netzwerk ist es der WHO möglich, alle Wissenschaftler der Welt zusammenzubringen, um effektiv die notwendigen Schritte, Forschungs- und Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, damit sich erste Erfolge einstellen und schnell reproduziert werden können.

Quellen: WHO-International, Bundesministerium für Gesundheit, Statista.com, Deutsche Nationalbibliothek zur Literatur über die Weltgesundheitsorganisation, WHO Regionalbüro für Europa, Thirteenth General Programme of Work (GPW13) Methods for impact measurement, 9. November 2020; WHO Prgramme Budget 2020/2021, WHO Satzung (CONSTITUTION OF THE WORLD HEALTH ORGANIZATION)

Fotos: Pressekonferenz Juli 2020, Denkmal zum 30. Jahrestag der Pockenausrottung und WHO Generaldirektor Dr. Ghebreyesus © WHO / Christopher Black; Pockenpatient 1972 © WHO/David Egli; Einzug in das Hauptquartier 1966 © WHO; WHO-Haupthalle/Headquarter © WHO / Roxane Schneider

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Autor: VHSt

HBZ · 02/2021
 
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