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Weltoffener Impressionist

Max Liebermann (1848-1935)

Max Liebermann war mehr als nur Maler mit stilistischem Tiefgang: Er war Symbolfigur der Weimarer Republik und prägte den damaligen Zeitenwandel mit.

Heute verehrt als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Impressionismus, wurde Liebermann zu Lebenszeiten gefeiert und geächtet.

Früher Kuss der Muse

Der junge Liebermann stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Sein Großvater hatte es als Textilunternehmer zu einem beträchtlichen Wohlstand gebracht. Schon früh vertrieb sich Max die Zeit lieber mit Zeichnen. Er war zehn Jahre alt, als sein Vater ein Haus, das später sogenannte Palais Liebermann, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brandenburger Tor am Pariser Platz 7 erwarb. Im Jahr 1859 begleitete der junge Max seine Mutter zur Berliner Malerin Antonie Volkmar, die ein Porträt von ihr anfertigen sollte. Um das lange Warten zu überbrücken, bat Max um Papier und Stift und begann zu zeichnen. Die Malerin war vom Talent des Jungen beeindruckt und überredete seine Eltern, ihm privaten Kunstunterricht zu geben.

Von der Leidenschaft zur Profession

Nach dem Abitur studierte Max an der Friedrich-Wilhelm-Universität Chemie. Mehr oder minder ein Vorwand, um vor dem Vater den Anschein einer seriösen Beschäftigung aufrechtzuerhalten. Liebermann vernachlässigte zusehends die Vorlesungen und übernahm immer mehr malerische Gehilfenarbeiten für den Künstler Carl Steffeck. Hier lernte er auch seinen größten Förderer kennen: Wilhelm Bode, den Kunsthistoriker und Museumsdirektor des Berliner Kaiser- Friedrich Museums. Max Liebermann brach das Studium ab, um die Kunstschule in Weimar zu besuchen, fand aber keinen Anschluss an die dort gelehrte Historienmalerei.

Obwohl sich Liebermann schon als Jugendlicher für die sozialistischen Gedanken Ferdinand Lasalles interessierte, diente er im Deutsch-Französischen Krieg als Sanitäter. 1871 zog es den jungen Mann nach Düsseldorf und durch die Unterstützung seines Bruders Georg reiste er für die Ausweitung seines malerischen Schaffens das erste Mal in die Niederlande. Nach seiner Rückkehr entstand 1872 Liebermanns erstes großes Ölgemälde. Das von Rembrandt inspirierte "Gänserupferinnen" war geprägt von dunklen Farbtönen und zeigte eine ländliche Darstellung mehrerer Frauen, die das Federvieh rupfen.

Harsche Kritik und privates Glück

Das Gemälde fand seinen Weg zur Kunstausstellung nach Hamburg, wo man seine technisch gute Malweise lobte, aber sein Abweichen von den geläufigen Konventionen kritisierte. Fortan galt Liebermanns Malerei in Deutschland als abstoßend und hässlich. 1873 zog Liebermann zunächst in das Pariser Künstlerviertel Montmartre, später dann nach Barbiton, der damaligen Entwicklungsregion für den Impressionismus. Nachdem sich Liebermann bei einem erneuten Hollandaufenthalt vor allem als Porträtmaler verdingte, fand er seinen eigenen impressionistischen Stil, der die Kraft der Farben und des Lichtes in den Vordergrund stellte. Er zog nach München, wo seine Darstellung "Der zwölfjährige Jesus im Tempel" heftige antisemitische Erregungen nach sich zog. Nach einem Italienaufenthalt kehrte Liebermann im Jahr 1884 schließlich in seine Heimatstadt Berlin zurück und heiratete 1885 Martha Marckwald, eine Schwägerin seines älteren Bruders. Mit ihr bekam er im gleichen Jahr sein einziges Kind, Marianne Henriette Käthe, genannt Käthe. Auch beruflich war es ein gutes Jahr für Liebermann, der in den Verein Berliner Künstler aufgenommen wurde.

Durchbruch und Anerkennung

Als Liebermann 1892 an der Akademie der Künste einige Arbeiten ausstellte, war Alfred Lichtwark, der Direktor der Hamburger Kunsthalle, schon auf ihn aufmerksam geworden und hatte sein großes impressionistisches Potenzial erkannt. Im Kreise der Künstler und einiger Förderer war Liebermann nun akzeptiert. Für das Bild "Frau mit Ziegen" erhielt er 1891 die Goldmedaille des Münchner Kunstvereins. Max Liebermann wurde zum Kopf der Berliner Secession, einer Vereinigung von elf unabhängigen Kunstmalern.

Nach dem Tod des Vaters 1894 wurde er Miterbe eines Millionenvermögens und gestaltete das Haus am Pariser Platz um. Liebermann war getrieben, reiste viel, oft auch nach Hamburg, wo Bilder wie "Polospiel im Jenischpark" oder "Terrasse im Restaurant Jacob" entstanden. In späteren Jahren malte er viel in seiner Sommerresidenz am Berliner Wannsee. Aus dieser Zeit stammen Gemälde wie "Das Haus am Wannsee" und etliche Gartenmotive. 1920 wurde Liebermann Präsident und später Ehrenpräsident der preußischen Akademie der Künste. 1927 entstand sein Porträtbild von Reichspräsident Paul von Hindenburg.

Tragisches Ende

Der kämpferische Kulturpolitiker wurde zu einer Symbolfigur der Weimarer Republik. Nach Hitlers Machtergreifung legte Liebermann sein Amt nieder und erklärte seinen Austritt. Anfang Februar 1935 starb der einst gefeierte und nun geächtete Maler. Seine Tochter Käthe wanderte mit ihrer Familie 1939 in die USA aus, seine Witwe flüchtete in den Freitod, als sie 1943 deportiert werden sollte.

Quellen: Max Liebermann - Jahrhundertwende, Ausstellung Alte Nationalgalerie 20.7. bis 20.10.1997; Staatsbibliothek Berlin; Max Liebermann, Eine Biographie, von Nicole Bröhan, 2012, Jaron Verlag; Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne, von Robert Fleck, DuMont Buchverlag, 2011, 2. Edition; HaGalil.com - Jüdisches Leben online, Kunsthalle Hamburg

Bild: Max Liebermann, Terrasse im Restaurant Jacob in Nienstedten an der Elbe © Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Elke Walford

Autor: VHSt

HBZ · 02/2021
 
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