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Hamburger Flughafen

110 Jahre citynahes Flugdrehkreuz des Nordens

Luftaufnahme des Flughafens in einem normalen Betriebsjahr, Foto: (c) Mpenner
Luftaufnahme des Flughafens in einem normalen Betriebsjahr, Foto: (c) Mpenner

Am 10. Januar dieses Jahres feierte der Hamburg Airport Helmut Schmidt sein 110-jähriges Bestehen, in dem er auf viele Meilensteine zurückblicken kann.

Der älteste internationale Airport Deutschlands ist auch einer der ältesten Verkehrsflughäfen weltweit und einer der wenigen, die sich noch an ihrem Originalstandort befinden.

Luftschiffe am Horizont

Die Entstehung des Flughafens geht auf die Pionierzeiten der Luftfahrtgeschichte zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts dachte man über den komfortablen Passagiertransport mittels Flugverbindungen nach. In Hamburg gründeten sich zu diesem Zwecke die aus Privatgeldern finanzierte Hamburger Luftschiffhallen GmbH (HLG). Es war die Zeit der monströsen und doch so fragilen Zeppeline. Auf einer Gesamtfläche von 45 Hektar nahm der Luftschiffhafen 1912 vor den Toren Hamburgs nahe dem Dorf Fuhlsbüttel den Betrieb auf. Die Einweihungsfeier wurde wie ein Volksfest gefeiert, so groß war die Faszination für das neue Verkehrsmittel.

Doppeldecker und Kriegsmaschinen

Bereits 1913 erweiterte die Gesellschaft das Areal auf etwa 60 Hektar, sodass fortan im Südwesten des Airports auch die ersten Flugzeuge starten und landen konnten, die die Zeppeline schnell ablösten. Waghalsige Piloten mit Schal, Helm und Fliegerbrille nahmen bis zu fünf Passagiere in offenen Doppeldeckern mit. Während des Ersten Weltkriegs wurde der Flughafen rein militärisch genutzt. Durch eine unsachgemäße Traggasauffüllung zerstörte ein Feuer die Luftschiffhalle. Erst nach dem Krieg begann der Wiederaufbau unter den strengen Regularien des Vertrages von Versailles, die eine Nutzung als Flughafen kaum zuließen.

Internationale Passagierflüge

Dennoch entwickelte sich bereits 1919 eine erste Linienverbindung mit umgebauten Kriegsmaschinen nach Berlin, die von der Deutschen Luft-Reederei, einem Vorläufer der Lufthansa, ins Leben gerufen wurde. Im Jahr 1920 begann auch die niederländische Fluggesellschaft KLM, den Hamburger Flugplatz für internationale Verbindungen zu nutzen. Man flog die Strecken Rotterdam - Amsterdam - Hamburg - Kopenhagen mit immer höheren Passagierzahlen. Oft hatten die Norddeutschen als Luftfahrtpioniere im technischen Wettlauf die Nase vorn. 1923 war der Hamburger Flughafen der erste in Deutschland, der eine Funkstation besaß. Im Jahr 1929 eröffnete das erste Terminal in Form eines Abfertigungsgebäudes für Passagiere und Fracht mit Restaurant, Aussichtsplattformen und Flughafenverwaltung. Es folgten immer weitere Flugrouten, etwa nach Athen, Belgrad oder Rhodos. Die zu jener Zeit als längste Flugrouten der Welt deklarierten Verbindungen führten nach Damaskus und Bagdad.

Das ehemalige erste Terminal 1929 (Bildmitte) aus der Luft gesehen, Foto: (c) Gburucker
Das ehemalige erste Terminal 1929 (Bildmitte) aus der Luft gesehen, Foto: (c) Gburucker

Rosinenbomber und der Hamburg Airport

Im Zweiten Weltkrieg folgte eine weitere Periode der militärischen Nutzung. Trotz der gewaltigen Zerstörungen während des Krieges war der Flughafen bei der Übergabe an die Briten in einem fast unzerstörten Zustand. Im durch die Briten in Hamburg Airport umgetauften Flughafen gab es bereits im Herbst 1946 eine Verbindung der British European Airways, die London, Amsterdam, Hamburg und Berlin verband. Kurze Zeit später kam die KLM-Strecke Kopenhagen - Hamburg hinzu.

Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, delegierte die Royal Airforce den Neubau einer weiteren Start- und Landebahn sowie weitere Ausbauten. Dringend erforderliche Maßnahmen, denn durch die plötzlich entstandenen historischen Wendungen sahen sich die britischen Besatzungskräfte dazu veranlasst, den Hamburger Flughafen als Knotenpunkt für die Berliner Luftbrücke mit einzuplanen. Der Hamburg Airport war der einzige zivile Flughafen Deutschlands der Rosinenbomber, die die Versorgung der Berliner Bevölkerung während der Blockade durch die Sowjetunion sicherten. Auf Geheiß der Royal Air Force erfolgten zahlreiche Sanierungs- und Ausbauarbeiten, um auch wieder eine zivile Nutzung des Airports zu ermöglichen. Im Herbst 1950 wurde der Flughafen wieder unter deutsche Verwaltung gestellt.

Lufthansa und stetiger Wachstum

Mitte der 1950er-Jahre betrieb die Lufthansa den innerdeutschen Flugverkehr nach München und nahm die Langstreckenverbindung nach New York auf. Hamburg war Heimatflughafen der traditionsreichen Fluggesellschaft, bis später Frankfurt am Main die Position einnahm. Trotzdem blieb die Lufthansa dem Standort Hamburg treu und große Teile des Unternehmens wie die Lufthansa-Technikabteilung sind immer noch hier ansässig.

Der ansteigende Boom des Flugverkehrs in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts - 1920 waren es 240 Fluggäste und 1961 bereits mehr als eine Million - brachte auch für den Airport Hamburg etliche Umstrukturierungen mit sich. Um den immer größeren Passagier- und Frachtmaschinen gerecht zu werden, wurden Start- und Landebahnen vergrößert, wodurch sich das Flughafengelände auf rund 500 Hektar vergrößerte. Diese Größe hat der Hamburger Flughafen übrigens heute noch fast unverändert.

Am 30. März 1970 landete das erste Großraumflugzeug der Lufthansa, eine Boeing 747, in Hamburg. 1976 besuchte die Concorde Hamburg das erste und einzige Mal. In den 1970ern stiegen die Zahlen der Fluggäste erstmals mehr als die Flugbewegungen - gerade für einen Airport im Stadtgebiet eine Herausforderung in Sachen Lärmbelästigung und Logistik. Die Politik erwog eine Verlagerung des Flugverkehrs vor die Tore Hamburgs nach Kaltenkirchen in Form eines neuen riesigen Flughafens. Durch einen Einbruch der Hochkonjunktur im Luftverkehr durch Fluglotsenstreiks und die Ölkrise wurden diese Pläne jedoch verworfen.

Rundflug von Joachim Meyer aus 2009 mit einer Junkers Ju52 der Lufthansa (in Betrieb seit 1932)
Rundflug von Joachim Meyer aus 2009 mit einer Junkers Ju52 der Lufthansa (in Betrieb seit 1932)

Zeitgemäße Erweiterungen

Die zentrale Rolle als Luftfahrtdrehkreuz in der Bundesrepublik hatte Frankfurt am Main übernommen. In Hamburg glich man mit neuen Shuttle-Buslinien, Nachtbussen sowie dem modernen Erweiterungsbau des Terminals 1, elf neuen Fluggastbrücken und einem neuen Parkhaus die Infrastruktur an. Als Highlight ging 1993 Terminal 4 (heute Terminal 2) mit seinem Tragflächen nachempfundenen Dach in Betrieb. Im gleichen Jahr zählte der Hamburg Airport erstmals über sieben Millionen Passagiere. Mit dem neuen Jahrtausend startete dann das größte Ausbauprogramm HAM21 am Flughafen: Bis Ende 2009 entstanden Airport Plaza, zwei Passagierterminals, ein dynamisches Parkleitsystem, breite Vorfahrten, zusätzliche Parkplätze, ein eigener S-Bahnanschluss sowie ein Komforthotel.

Namenszusatz: Helmut Schmidt

Am 10. November 2016 wurde dem Hamburg Airport der Namenszusatz "Helmut Schmidt" gegeben. Der Altkanzler war Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats und Nachbar aus Langenhorn. Mit einer Dauerausstellung im Terminal 2 wird das Lebenswerk von Helmut und Loki Schmidt gewürdigt.

State of the Art Airport

Heute ist der Hamburg Airport Helmut Schmidt ein innovativer Großstadtflughafen mit hervorragender Verkehrsanbindung, Shoppingmöglichkeiten und Gastronomie. An- und Abreisewege, Parken und Sicherheit entsprechen modernen Anforderungen und wurden im letzten Jahr bereits zum vierten Mal mit der ACI-Auszeichnung (Airports Council International Award) zum besten Airport Europas gekürt. 2017 meisterte der Flughafen noch anlässlich des G-20-Gipfels über 100 Sonderflugzeuge zusätzlich zum normalen Flugbetrieb und begrüßte 2018 den ersten Emirates-Linienflug des Airbus A380, auf dem auch Ihre HBZ-Redakteurin an Bord war. 2019 wurde das Vorfeld des Airports erneuert und umfangreiche Investitionen in Lärm- und Umweltschutz wurden getätigt.

Jubiläum im Schatten der Pandemie

Die Corona-Pandemie ist auch am Hamburger Airport nicht spurlos vorbeigegangen. Unter normalen Umständen arbeiten rund 15.000 Beschäftigte im Airport oder in dessen Umfeld. Etwa 70 Fluggesellschaften verbinden die Hansestadt mit weltweit 130 Zielen und transportieren jährlich rund 17 Millionen Passagiere. Nun ist der Luftverkehr nahezu vollständig lahmgelegt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind für die gesamte Tourismus- und Reisebranche verheerend. Erstmals in seiner Geschichte musste der Flughafen Hamburg Kurzarbeit anmelden. Mit schnell eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung verharrt der Flughafen nun bis zum Ende der Lockdowns und Reiseeinschränkungen und feiert sein diesjähriges 110. Jubiläum gerade sehr leise.

Fotos: Ju52: Joachim Meyer, alle weiteren: © Archiv Hamburg Airport, Foto des Vorfelds: © M. Penner; Flughafengelände vor 1928: © Gburucker; Tag der offenen Tür 1986, Pier Süd, Luftaufnahme Vorfeld: © Mpenner; Parkhäuser, Flughafenbetrieb © Oliver Sorg

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Autor: VHSt, Quellen: Flughafen Hamburg GmbH, Hamburg.de

HBZ · 03/2021
 
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