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Wissenschaftler und Erkundungspionier der Polargebiete

Alfred Wegener

Alfred Wegener mit Pelzmütze bei seiner letzten Expedition nach Grönland im Jahr 1930. Foto: (c) AWI
Alfred Wegener mit Pelzmütze bei seiner letzten Expedition nach Grönland im Jahr 1930. Foto: (c) AWI
Alfred Wegeners Passion war die Polarforschung. Doch die wissenschaftlichen Arbeiten des 1880 in Berlin geborenen Meteorologen führten ihn zu umfangreichen Analysen und Theorien im Bereich der Kontinentalverschiebung.

Erst nach dem Tod des brillanten Naturwissenschaftlers sollten seine Forschungen Anerkennung finden und als Basis zum heutigen Modellbild der Plattentektonik dienen.

Naturenthusiast mit Drang zur unabhängigen Wissenschaft

Fünf Kinder zählte die Pastorenfamilie Wegener, Alfred Lothar war das jüngste von ihnen. Neben der Theologie lehrte der Vater alte Sprachen am Gymnasium. Schon in frühen Jahren lernten die Kinder die Vielfältigkeit der Natur kennen, als die Familie ein Haus in der Gemeinde Zechlinerhütte bei Rheinsberg kaufte und zunächst als Feriendomizil nutzte, bevor sie es später als ständigen Wohnsitz einrichtete. Der junge Alfred besuchte das ehemalige Cöllnische Gymnasium in Berlin und schloss als Klassenprimus ab. Vom endenden 19. Jahrhundert bis in das Jahr 1904 studierte er an Universitäten in Berlin, Heidelberg und Innsbruck Physik, Astronomie sowie Meteorologie und assistierte an der Sternwarte der Berliner Gesellschaft "Urania".

Alfred Wegeners Passion
war die Polarforschung.

Im Alter von nur 25 Jahren schrieb Wegener seine Doktorarbeit auf dem Gebiet der Astronomie an der Berliner Universität, doch bereits zu dieser Zeit galt sein vorwiegendes Interesse der Meteorologie und der Physik. Seiner Auffassung nach gab es in der Astronomie nur wenig Forschungsperspektiven und dem entdeckungsfreudigen Wissenschaftler missfiel es, seine Beobachtungen standortgebunden durchführen zu müssen. Direkt nach dem Doktortitel arbeitete Wegener zusammen mit seinem ebenfalls den Naturwissenschaften zugewandten älteren Bruder Kurt am Aeronautischen Observatorium, einer Einrichtung zur Erforschung der Erdatmosphäre in Lindenberg. Im Zuge einer Ballonfahrt zu meteorologischen Beobachtungszwecken und der Erprobung eines Navigationsverfahrens gelang es den Gebrüdern Wegener im April des Jahres 1906, einen neuen Dauer-Ballonfahrerrekord zu verwirklichen. Insgesamt waren sie 52,5 Stunden in der Luft.

Expeditionen ins Polareis

Insgesamt vier Expeditionen in Grönlands Polarwelt unternahm Alfred Wegener. Seinen ersten Aufbruch in das ewige Eis machte er im Jahr 1906. Die Reise stellte einen bedeutsamen Wendepunkt im Leben des jungen Wissenschaftlers dar. Die Expeditionsleitung übernahm der Däne Ludvig Mylius-Erichsen. Ziel der Unternehmung war es, das letzte Stück der noch unbekannten Nordostküste Grönlands zu erforschen. Wegener war es vorbehalten, bei Danmarkshavn die erste meteorologische Wetterstation zu errichten. Erkundungstouren mit dem Schlitten führten die Männer zum nördlichen 81-Grad-Punkt. Dieses Abenteuer blieb nicht ohne Folgen: Bei einer Erkundungstour starben der dänische Expeditionsleiter und zwei weitere Mitstreiter.

Als Wegener fast zwei Jahre später von der Expedition zurückkehrte, übernahm er zunächst eine private Dozentenstelle im mittelhessischen Marburg. Hier war er Mitbegründer des Kurhessischen Vereins für Luftfahrt, führte dauerhafte Ballonfahrten für meteorologische Messungen durch und begann die Arbeiten an seinem Werk Thermodynamik der Atmosphäre. Die wissenschaftliche Phase in Marburg war äußerst fördernd und in diesem Umfeld präsentierte Wegener zum ersten Mal seine Theorie von der Kontinentalverschiebung. Kurz vor der Hochzeit mit seiner späteren Frau Else nahm Wegener an einer zweiten Expedition teil. Trotz einiger Schwierigkeiten gelang es der Gruppe, im Inlandeis von Grönland zu überwintern, was vorher niemals versucht worden war. Neben zahlreichen meteorologischen Beobachtungen durchquerten die vier Expeditionsteilnehmer eine Strecke, die zweimal so lang war wie die südgrönländische Route des bekannten norwegischen Polarforschers Fridtjof Jansen.

Professur und posthume Anerkennung

Den Ersten Weltkrieg, obwohl zunächst als Offizier der Infanterie zweimal verletzt und danach dem Heereswetterdienst zugeteilt, nutzte Wegener auch, um sein wissenschaftliches Hauptwerk Die Entstehung der Kontinente und Ozeane auszuarbeiten. Nach dem Krieg zog es die Familie nach Hamburg, wo Alfred Wegener zunächst als Meteorologe bei der Seewarte arbeitete, dann an der Universität eine Professur annahm. Die neu überarbeitete Ausgabe seines Hauptwerkes zur Kontinentalverschiebung und die Berücksichtigung von Erkenntnissen zum Klima führten 1922 zu heftigen Diskussionen in Fachkreisen. Wegener übernahm einen Lehrstuhl für Geophysik und Meteorologie in Graz und nahm dort auch die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Bei einer Grönlandexpedition im Jahr 1930 setzten harsche Wetterbedingungen und unzureichende Ausrüstung dem Wissenschaftler so zu, dass er vermutlich durch Herzversagen aufgrund völliger Erschöpfung ums Leben kam. In ihrer Gesamtheit wurden die Kontinentalverschiebungstheorien Wegeners erst in den 1970er-Jahren anerkannt, seine wissenschaftliche Arbeit wurde posthum honoriert.

Quellen: Im Eis vergraben, Johannes Georgi, F. A. Brockhaus, 1957; Leibniz-Informationszentrum, Alfred-Wegner-Stiftung/Museum; Alfred Wegener: Polarforscher und Entdecker der Kontinentaldrift, Christine Reinke-Kunze, Berlin: Birkhäuser, 1994

Autor: VHSt
Fotos: Alfred-Wegener-Institut

HBZ · 04/2021
 
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