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Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Alfred-Wegener-Institut

Das Hauptgebäude des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven, Foto: (c) Alfred-Wegener-Institut (AWI)/Sina Löschke
Das Hauptgebäude des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven, Foto: (c) Alfred-Wegener-Institut (AWI)/Sina Löschke

Das Alfred-Wegener-Institut ist eine Forschungseinrichtung, die um die Bedeutung des globalen Klimasystems weiß.

Deshalb richtet sich ein Hauptaugenmerk der Institutsarbeit auf die Erforschung von Polargebieten wie der Arktis und Antarktis sowie von Meeren und Küstenregionen auch in den Breiten mit gemäßigten Wetterbedingungen. Die umfassenden wissenschaftlichen Analysen von der Tiefsee bis hoch in die Atmosphäre sollen wichtige Erkenntnisse zur Klimaforschung beitragen und nachfolgenden Generationen von Nutzen sein.

Klimawandel im Fokus

Das Forschungsinstitut gründete sich unter dem Namen des deutschen Polarforschers und Geowissenschaftlers Alfred Wegener, der mit seinen Expeditionen, meteorologischen Auswertungen und theoretischen Abhandlungen auch viele Erkenntnisse auf dem Gebiet des Klimawandels zusammentragen konnte. Mit Sitz in Bremerhaven wurde das Institut 1980 im Zuge des deutschen Beitritts zum Antarktisvertrag als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Der Initiator und Gründungsdirektor war Gotthilf Hempel, der elf Jahre später das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen gründete, das in vielen Bereichen das tropenbiologische Äquivalent zum Alfred-Wegener-Institut darstellt. Das Institut gehört zu der größten deutschen Organisation für die finanzierende Förderung der Forschung: dem eingetragenen Verein der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren in Bonn.

Anfangs widmeten sich nur wenige Wissenschaftler und Mitarbeiter der Entschlüsselung der komplexen Vorgänge im Erdsystem sowie der damit zusammenhängenden klimatischen Bedingungen in den kalten Polarregionen oder Meeren. Bereits ein Jahr nach Gründung errichtete das Institut die erste Forschungsstation in der Antarktis. Der politische Hintergrund war die Idee, Rohstoffressourcen in den Polarregionen zu finden, um sich vom Öl aus dem Nahen Osten unabhängig zu machen. Das Alfred-Wegener-Institut verwarft dieses Forschungsziel jedoch schnell und baute seine biologische Polarforschung aus. Noch bevor der Klimawandel ein Medienthema war, untersuchte der Geophysiker Albrecht Müller im Jahr 1985 die Auswirkungen des Klimas auf die Antarktis. Die ersten Schlagzeilen machte das Alfred-Wegener-Institut wegen eines tragischen Vorfalls im Jahr 1985, bei dem Kämpfer der Widerstandsbewegung Frente Polisario ein Forschungsflugzeug des Institutes auf dem Rückweg aus der Antarktis über die Sahara abschossen und dabei drei Menschen ums Leben kamen.

International anerkannte Forschungseinrichtung

Im Jahr 1986 wurde in Bremerhaven-Mitte beim Alten Hafen das damalige Hauptgebäude des Alfred-Wegener-Instituts nach Plänen des Architekten Oswald Mathias Ungers fertiggestellt. Im Jahr 2004 wurde der Hauptstandort an die Fischereihafenschleuse verlegt. Den Neubau am Handelshafen entwarf der Architekt Otto Steidle.

Im Jahre 2020 feierte das AWI 40-jähriges Bestehen. Heute sind mehr als 1.000 Menschen mit der faszinierenden, zukunftsorientierten Tätigkeit in den einzelnen Bereichen des Institutes befasst. Nach mittlerweile über 40 Jahren kompetenter wissenschaftlicher Arbeit ist das Alfred-Wegener-Institut eine international anerkannte Forschungseinrichtung mit einer umfassenden Infrastruktur, klar definierten Organisation und fundierten Vernetzung. Neben Bremerhaven sind wesentliche Bereiche noch an die Standorte Oldenburg, Helgoland und Sylt ausgelagert. Die Institutsführung obliegt dem Direktorium, dem der wissenschaftliche Beirat und das Kuratorium zu Seite gestellt sind. Interne Gremien wie Personalrat, die Frauenbeauftragte, eine unabhängige Schiedsperson und der wissenschaftliche Rat agieren auf einer Ebene. Ein Nutzerbeirat ist zuständig für die Anschaffung von Großgerätschaften und nationale sowie internationale Büros vertreten die Belange der Forschungseinrichtung im Sinne der Institutsleitung.

Das deutsche Forschungsschiff 'Polarstern' in der zentralen Arktis im Jahr 2015, Foto: (c) Mario Hoppmann
Das deutsche Forschungsschiff 'Polarstern' in der zentralen Arktis im Jahr 2015, Foto: (c) Mario Hoppmann

Fachbereiche und Arbeitsweisen

Die verschiedenen einzelnen Fachbereiche des Institutes gliedern sich in vier Sparten. In den Geowissenschaften werden die Entwicklungsgeschichte der Polarregionen unter Einbeziehung der Klima- und Umweltgegebenheiten erforscht sowie die gegenwärtigen Auswirkungen auf das globale System analysiert. Hierzu spaltet sich der Fachbereich in die Geophysik, die Permafrostforschung, die Glaziologie - das ist die Wissenschaft vom Auftreten und den Formen von Eis, Schnee oder Gletschern -, die marine Geochemie und Geologie sowie eine spezifische Forschungsgruppe für polare, terrestrische Umweltsysteme. Der Fachbereich Biowissenschaften widmet sich den marinen Ökosystemen mit Schwerpunkt auf den Lebensbedingungen und Reaktionen von Organismen, Zellen und anderen Populationen. Die einzelnen Segmente dieses Bereichs setzen sich zusammen aus der polaren biologischen Ozeanografie, der funktionellen Ökologie, den marinen Biogeowissenschaften, sechs anderen meeresbiologischen Sparten sowie einer besonderen Sektion zur funktionellen marinen Biodiversität des Helmholtz-Institutes an der Universität in Oldenburg.

Der Fachbereich Klimawissenschaften ist seit einigen Jahren aktueller denn je und nahezu ständig in den alltäglichen Nachrichten vertreten. Die hier optimiert angelegten Aufgaben dienen dem Verständnis komplexer klimatischer Vorgänge, den kurz- und langfristigen Entwicklungen, aber auch der Dokumentation. Der Bereich unterteilt sich in die Sparten der atmosphärischen Physik, der Klimadynamik, der Meteorologie innerhalb der Polargebiete, der physikalischen Ozeanografie, der Physik des Meereises und der Dynamik des Paläoklimas. Der Fachbereich Infrastruktur und Verwaltung befasst sich mit allen anderen Belangen.

Transparenz, Expertise und Stellenwert

Die heutigen wissenschaftlichen Forschungsmitarbeiter des Institutes haben es nicht mehr so schwer wie der namensgebende Pionier im Polareis, Alfred Wegener. Mit modernster Ausstattung und umfangreichem Hightech-Equipment sind die Arbeitsverhältnisse am Institut oder bei den spezifischen Expeditionen stets am Puls der Zeit. Das Forschungsschiff "Polarstern", ein top ausgestatteter Eisbrecher, ist das Vorzeigeflaggschiff und Wahrzeichen der deutschen Polarforschung. Etliche Gerätschaften, Labore, Beiboote und zumeist auch zwei Helikopter sorgen für den reibungslosen Ablauf der wissenschaftlichen Expeditionsarbeiten. Neben dem zweitgrößten, 55 Meter langen Forschungsschiff "Heincke" stehen dem Institut mit dem Kutter "Uthörn" und kleineren Motorbooten noch weitere Schiffe zur Verfügung. Zwei speziell für Forschungszwecke umgebaute Doppelpropellerflugzeuge des Typs Basler BT sind unverzichtbare Bestandteile von Einsätzen bei extremen Wetterverhältnissen.

Dr. Marco Zanatta und Nora Fried sammeln Schnee für Ruß- und Strahlungsmessungen, Foto: AWI/Esther Horvath
Dr. Marco Zanatta und Nora Fried sammeln Schnee für Ruß- und Strahlungsmessungen, Foto: AWI/Esther Horvath

Im Kernland der Forschungsgebiete vor Ort nutzt das Alfred-Wegener-Institut sechs verschiedene Stationen: vier in der Antarktis und zwei in den nördlichen Polargebieten. Verschiedenste Observatorien leisten ihren Beitrag für die Luftbedingungen auf dem Gebiet der Meteorologie sowie im Wasser und auf der Erdoberfläche. Die institutionellen Arbeitsweisen dienen hochaktuellen Themengebieten wie der Klimaerwärmung und den damit verbundenen chemischen Veränderungen unserer Ozeane, den meteorologischen und polaren Vorhersagen, der Müllverbreitung in den Weltmeeren sowie vielen anderen Themen. Durch eine klare Transparenz und die weitreichende Analyse entstehen wichtige Publikationen, Berichte und Expertisen, die auch für andere Verantwortungsträger, beispielsweise aus der Politik, von großem Nutzen sind. So ergehen vom Institut auch Sonderberichte an den Weltklimarat, Archive oder die Presse. In einem Netzwerk und anderen Kooperationen auf nationaler Ebene genießt das Alfred-Wegener-Institut einen hohen Stellenwert.

Für die Forscher von morgen

Spezielle Nachwuchsgruppen garantieren den Fortbestand an geschulten Fachkräften und bieten attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb der Institutsstruktur. Nachwuchsförderung beginnt beim Alfred-Wegener-Institut allerdings bereits in der Schule. HIGH school of Science & Education @ the AWI, kurz HIGHSEA, ist ein seit 2001 existierendes Unterrichtsprojekt in Kooperation mit den Bremerhavener Schulbehörden. Schülerinnen und Schüler der zehnten bis zwölften Jahrgangsstufe an Gymnasien bereiten sich über drei Jahre auf das Abitur vor und erarbeiten forschend und experimentell Unterrichtsgegenstände. Dabei unterstützen AWI-Wissenschaftler die Unterrichtsgestaltung der freigestellten Biologie-, Chemie-, Physik-, Mathematik- und Englischlehrer und gewährleisten eine enge Anknüpfung des Unterrichts an laufende Projekte des Instituts und ermöglichen jedem Jahrgang eine echte Expedition.

Quellen: Alfred-Wegener-Institut (AWI); Helmholtz- Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V.; Der Ozean - Lebensraum und Klimasteuerung. Weltweite Meeresforschung in Bremen und Bremerhaven, Gotthilf Hempel, Wittheit zu Bremen, Jahrbuch 2001/2002; de.wikipedia.org/wiki/Alfred-Wegener-Institut

Fotos: Hauptgebäude © Alfred-Wegener-Institut (AWI)/Sina Löschke; Neumayer-Station III © AWI/Thomas Steuer; FS Polarstern © Mario Hoppmann; Ruß- und Strahlungsmessungen, Fesselballon © AWI/Esther Horvath; Prof. Dr. Boetius © AWI/Rebikoff-Niggeler Foundation

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Autor: VHSt

HBZ · 04/2021
 
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