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Trägergesellschaft im Dienste der Wissenschaft und Forschung

Die Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute

Die Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft in München, Foto: (c) Kai Weinsziehr/Max-Planck-Gesellschaft
Die Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft in München, Foto: (c) Kai Weinsziehr/Max-Planck-Gesellschaft

Fast jeder hat schon einmal vom 'Max-Planck-Institut' (MPI) gehört. Besonders seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wird täglich darüber berichtet.

Die Forscherinnen und Forscher arbeiten dort an Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus und geben Prognosen ab, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Jedoch gibt es das eine Max-Planck-Institut nicht. Vielmehr ist die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) der Dachverband einer Vielzahl von Max-Planck-Forschungsinstituten und -einrichtungen, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit agieren. Bei der Auswahl der Themen, Aufgaben, Forschungen und wissenschaftlichen Arbeit sind die jeweiligen Institutionen unabhängig.

Ehrerbietung an das Genie Max Planck

Zur Förderung der Wissenschaften wurde im Januar des Jahres 1911 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin gegründet. Als verwaltendes Steuerungsorgan der Institution wirkte der Senat, der den mit viel wissenschaftlichem Organisationstalent behafteten Theologen Adolf Harnack zum ersten Präsidenten wählte. Die neue Gesellschaft sollte der schnell wachsenden Zahl der Studierenden, dem zunehmenden wissenschaftlichen Konkurrenzkampf mit dem Ausland sowie dem erheblich gestiegenen Aufwand zur Bewältigung der wissenschaftlichen Forschung entgegenwirken. Als Forschungseinrichtung außerhalb der Universitätsbildung nutzen die verschiedenen Forschungsbereiche der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft private Finanzmittel großzügiger Unterstützer und Förderer.

"Dem
Anwenden
muss das
Erkennen
vorausgehen"

Bereits in der Gründungsphase war eine dezentrale Struktur der einzelnen Fachinstitute unter dem Dach der Gesellschaft beabsichtigt, damit die jeweiligen Teilbereiche präzise Grundlagenforschung betreiben konnten. Nach den Prinzipien des ersten Präsidenten Harnack wurde um einen führenden Wissenschaftler ein kompletter Mitarbeiterstab aufgebaut und ein separates Institut begründet. Aus den Reihen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gingen 15 Nobelpreisträger hervor, darunter beispielsweise Albert Einstein, Carl Bosch, Fritz Haber, Werner Heisenberg und Max Planck. Letzterer war auch mehrere Jahre Präsident der Gesellschaft und ihm zu Ehren wurde die Organisation im Jahr 1948 zur Max-Planck-Gesellschaft umbenannt.

Keine neue Grundausrichtung

Rein rechtlich ist die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften ein eingetragener Verein. Im Zuge der Gründung der neuen Bundesrepublik Deutschland nach den verheerenden Folgen des nationalsozialistischen Dritten Reichs, in dem sich auch die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft der inhumanen Forschung im Sinne des Rassenwahns schuldig gemacht hatte, gab es keine grundlegenden Änderungen an der Institutsausrichtung. Erster Nachkriegspräsident wurde der Chemiker und Pionierforscher auf dem Gebiet der Radiologie Otto Hahn. Die noch bestehenden Institutsableger in den einzelnen Besatzungszonen und später auch die ehemaligen Forschungszentren Berlins wurden schließlich wieder unter ein Dach gestellt. Nur die Finanzierung der verschiedenen Institute änderte sich grundlegend: Waren zunächst allein die Länder für den Unterhalt verantwortlich, beteiligte sich ab Mitte der 1960er- Jahre auch der Bund an den nicht unerheblichen Kosten.

Die Bestrebungen der Gesellschaft richteten sich stets nach dem Credo von Max Planck, dessen Zitat "Dem Anwenden muss das Erkennen vorausgehen" zum leitenden Motto wurde. Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft sind einerseits führende Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, die ein Institut leiten. Ein weiterer Teil der Mitglieder besteht aus Förderern, bei denen es sich sowohl um Einzelpersonen als auch um Firmen, Verbände oder ganze Kommunen handeln kann. Des Weiteren steht die Entwicklung der Max-Planck-Gesellschaft auch immer mit den weltweit verstreuten Kooperationen und der damit einhergehenden Mitgliedergewinnung unter ausländischen Wissenschaftlern in Verbindung. Als Logo hat die MPG das Abbild ihrer Vorgängerorganisation übernommen, das den Kopf der Minerva, der Tochter des Jupiters und Göttin der Weisheit sowie der Künste, zeigt.

Bibliothek des MPI für ausländisches und internationales Privatrecht, Foto: (c) MPI für Privatrecht
Bibliothek des MPI für ausländisches und internationales Privatrecht, Foto: (c) MPI für Privatrecht

Forschungseinrichtungen und wichtige Arbeiten

Der MPG obliegt die Einschätzung, ob die verschiedenen Institutionen und Organisationen den wissenschaftlichen Ansprüchen und Forschungskriterien entsprechen, um Mittel für Projekte oder Unterstützungen von anderer Seite zu erhalten. Die laufenden Geschäftsbelange und die unterstützenden Gesellschaftsausgaben obliegen der Generalverwaltung in München. Rund 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der MPG beschäftigt. Die Gliederung der 86 eigenständigen Max-Planck-Institute, der Arbeitsgruppen und Forschungsstellen ist flächendeckend angelegt. Fünf Max-Planck-Institute und eine Außenstelle befinden sich im Ausland in Rom, Florenz, Nijmegen, Manaus, Luxemburg und Florida. Die einzelnen Institute verwalten sich selbst und sind fünf spezifischen Sektionen zugeordnet, wobei sich mehrere Max-Planck-Institute auch demselben Forschungsgebiet widmen können.

Im Sektor Biologie und Medizin arbeiten aktuell 27 Max-Planck-Institute und weitere Forschungseinrichtungen aus sämtlichen Bereichen der Lebenswissenschaften. Diese reichen von evolutionärer Anthropologie über molekulare Biomedizin bis hin zur Biologie des Alterns. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings die Neurobiologie als übergeordneter Schwerpunkt hervorgehoben.

Das größte Forschungsspektrum wird in der Sektion Physik, Material und Technik abgedeckt, in der 32 Max-Planck-Institute eigenverantwortlich beschäftigt sind. Unter den Sammelbegriff der Physik gehören hier u. a. Astronomie, Astrophysik, Gravitationsphysik und Festkörperforschung zu den Forschungsgebieten. Unter dem Begriff Material sind materialwissenschaftliche Bereiche wie Chemie, biophysikalische Chemie, aber auch die Dynamik komplexer technischer Systeme oder die Physik des Lichts zusammengefasst. Das MPI für Struktur und Dynamik der Materie in Hamburg Bahrenfeld auf dem DESY-Campus erforscht beispielsweise die Struktur und Eigenschaften der Materie im Bereich atomarer Längenskalen und ultrakurzer Zeitskalen im Femto- und Attosekundenbereich.

In der Sektion Kultur und Gesellschaft befassen sich 19 Max-Planck-Institute mit Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften. Davon beschäftigen sich acht Institute mit Rechtswissenschaften. Zu der Sektion Umwelt und Klima gehört das MPI für Meteorologie an der Universität Hamburg. Hier werden in den Abteilungen Atmosphäre, Land und Ozean im Erdsystem anhand von hoch komplexen Erdsystemmodellen, in-situ-Messungen und Satellitenbeobachtungen die Ursachen für den Klimawandel erforscht.

Das MPI für Meteorologie an der Universität Hamburg, Foto: (c) MPI für Meteorologie
Das MPI für Meteorologie an der Universität Hamburg, Foto: (c) MPI für Meteorologie

Forschungsgruppen und digitale Bibliothek

Um weitere Verbindungen zu Universitäten herzustellen, hat die Max-Planck- Gesellschaft in den letzten Jahren vermehrt damit begonnen, fachübergreifende Arbeitsgruppen an den Universitäten zu etablieren, die sogenannten Max-Planck-Forschungsgruppen. Diese befristeten Maßnahmen dienen zur weiteren Vernetzung auf Basis des gemeinsamen Interesses an den erforschten Wissenschaften. Das umfangreiche Archiv der Gesellschaft befindet sich in Berlin, wobei das digitale Wissen zur Unterstützung aller Wissenschaftler im Bereich der Institute im zentralen Einrichtungsorgan der Max-Planck-Digital-Library in München abrufbar ist. Viele weitere Einrichtungen und Tochtergesellschaften wie Stiftungen, Tagungsstätten oder Datenverwaltungen unterstützen die Belange der Max-Planck-Institute.

Nobelpreise und wissenschaftlicher Nachwuchs

Die Mitarbeiter an den Instituten der MPG konnten bis in die jüngste Vergangenheit zahlreiche Erfolge verzeichnen. Letzte mit hohen Würden ausgezeichnete Wissenschaftler waren beispielsweise im Jahr 2007 der Physiker Gerhard Ertl, der für seine Studien zu chemischen Prozessen auf Festkörperoberflächen den Nobelpreis erhielt, sowie im Jahr 2020 der Astrophysiker Reinhard Genzel, der Direktor des MPI für extraterrestrische Physik in Garching. Die Gesellschaft ist eine wichtige Nachwuchsschmiede für viele Stipendiatinnen und Stipendiaten und über einen großen Mentoringverbund karrierefördernde Ausgangsstelle. Mit vielen Publikationen, Dokumentationen und einem dauerhaft erscheinenden Forschungsmagazin informiert die Max-Planck-Gesellschaft über wichtige Ergebnisse sowie hilfreiche Perspektiven. Als "Wissen der Welt" ist die Gesellschaft wesentlicher Akteur auf allen Forschungsgebieten und herausragende Informationsquelle im globalen Netzwerkverbund.

Quellen: Max-Planck-Gesellschaft (mpg.de), R. Vierhaus, Internet Archive (World University Rankings), Wiki.org, History Report of the Max Planck Society, L. Beck (Hrsg. - Zum 150. Geburtstag von Max Planck und der Max-Planck-Gesellschaft)

Fotos: MPG-Generalverwaltung: © Kai Weinsziehr/Max-Planck-Gesellschaft; MPI für Struktur und Dynamik © Joerg M. Harms/CFEL; Optischen Aufbauten in einem Laserlabor des MPI für Struktur und Dynamik © Jörg Harms / MPSD; MPI für Privatrecht: © MPI für Privatrecht; MPI für Meteorologie: © MPI für Meteorologie; Klimamodell ICON: © MPI-M, L. Linardakis

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Autor: VHSt

HBZ · 05/2021
 
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