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Deutschlands größtes Institut für Tropenmedizin

Bernhard-Nocht-Institut

Das Bernhard-Nocht-Institut heute
Das Bernhard-Nocht-Institut heute

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin ist in Deutschland eine führende Instanz für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten.

Damals zu Zeiten der Gründung vor 120 Jahren wie heute gehört die Bekämpfung von Malaria immer noch zu den Forschungsschwerpunkten. Aber auch hämorrhagische Fieberviren, Immunologie, Epidemiologie, tropische Infektionen sowie die Mechanismen der Virenübertragung durch Stechmücken sind Kernthemen. Zu Zeiten der Corona-Pandemie ist die Wichtigkeit des Institutes alltäglich spürbar geworden.

Das Tor zur Welt als Institutsstandort

Mit Unterstützung des Hamburger Senats, der Bürgerschaft und der Reichsregierung nahm das neu geschaffene Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten am 1. Oktober 1900 in Hamburg seinen Betrieb auf. Ursprünglich sahen die Planungen des renommierten Bakteriologen Robert Koch die Errichtung eines Fachinstituts für Tropenmedizin an einem Standort in Berlin vor, doch Bernhard Nocht setzte sich durch und etablierte das neue Institut in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hafen. Als Schiffsknotenpunkt und Tor zur Welt war der Standort Hamburg optimal gewählt und auch nach der abklingenden Choleraepidemie gab es neue medizinische Herausforderungen im Zuge der Kolonialisierung. Außerdem war es für die Verantwortlichen der Hansestadt wichtig, das Trinkwasser- und Gesundheitssystem grundlegend umzustrukturieren, wobei das Institut auch eine wichtige Rolle spielte.

Zunächst bezog das Institut Räumlichkeiten des ehemaligen Seemannskrankenhauses direkt an den St.-Pauli-Landungsbrücken, doch schon kurze Zeit später erfolgte ein Neubau zwischen der heutigen Bernhard-Nocht-Straße und der emporragenden Hafenuferseite in der Verlängerung der Davidstraße. Die Planungen des modernen Institutsgebäudes mit Laboratoriumstrakt stammten von Fritz Schumacher, dem berühmten Architekten und Oberbaudirektor der Stadt Hamburg. Neben der städtischen Unterstützung konnte Bernhard Nocht auch auf erhebliche Investitionen durch die Hamburger Kaufleute zählen, die ein erhebliches Interesse an der Weiterentwicklung im tropenmedizinischen Bereich hatten. Allein der Choleraausbruch mit rund 9.000 Toten hatte auch der Wirtschaft Hamburgs großen Schaden zugefügt.

Moderne, länderübergreifende Forschungsentwicklung

Bereits in der frühen Aufbauphase und dem ersten Wirken des neuen Instituts für Schiffs- und Tropenerkrankungen erweiterte sich das Aufgabenfeld. Die Einrichtung wurde zu einer bedeutenden Weiterbildungsstätte für Ärzte, die sich in Fachkursen neues Wissen aneignen konnten. Der beginnende Erste Weltkrieg unterbrach die Forschungsarbeiten zu exotischen Erregern und Übertragungswegen. Das Institut wurde zum Lazarett. Durch die Folgen des Krieges und den Vertrag von Versailles wurde auch das Ende der deutschen Kolonialbestrebungen besiegelt. Die neue weltpolitische Ordnung sowie die wirtschaftlichen und finanziellen Anforderungen im Rahmen der neuen, fragilen Weimarer Republik hatten auch Auswirkungen auf das Tropeninstitut, das vor einer ungewissen Zukunft stand.

Die nachfolgende Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus zwang mehrere jüdische Wissenschaftler dazu, die Arbeit am Institut zu beenden. Medikamentenversuche zur Erprobung neuer Heilverfahren an Insassen von Pflege- und Heilanstalten in Hamburg zählen zu den wohl schwärzesten Kapiteln der Institutsgeschichte. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Institutsgebäude schwer beschädigt. Wiederaufbau und Neuanfang unter dem Namen des ehemaligen Leiters Bernhard Nocht folgten auf dem Weg zur neuen Bundesrepublik. Nun stand vor allem die Knüpfung internationaler länderübergreifender Kontakte im Vordergrund der verantwortlichen Leiter, sodass sich damit einhergehende Forschungskooperationen ergeben konnten. Bis gegen Ende der 1960er-Jahre sollte die mit dem Tropenmedizinischen Institut voranschreitende Arbeit als Entwicklungshilfe besonders den afrikanischen Ländern von Nutzen sein.

Der Kursussaal in den 1930er-Jahren
Der Kursussaal in den 1930er-Jahren

"Malaria
immer noch
Forschungs-
schwerpunkt"

Weiterentwicklungen und zurück zum Gründermotto

Bis zu diesem Zeitpunkt war das Institut mit moderner Ausstattung und versierten Forschungsmöglichkeiten zeitgemäß aufgestellt. So verfügte es schon Anfang der 1950er-Jahre über eines der ersten Mikroskope mit Elektronenabbildung. Dennoch stellte das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium der Bundesrepublik, der Wissenschaftsrat, später fest, dass das Institut die Anforderungen an eine zeitgemäße außeruniversitäre Forschungseinrichtung nicht mehr erfüllte: Es hatte versäumt, neue Fachdisziplinen wie Molekularbiologie oder Immunologie in die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten einzubeziehen. Erst in den 1990er-Jahren änderte sich dieser Umstand und es gelang, die Struktur des Institutes neu zu ordnen und wieder international renommierte Fachkräfte zu gewinnen. Heute verfügt das Bernhard-Nocht-Institut über die modernste Ausstattung und ist selbst für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten mit Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe und einem Sicherheitsinsektarium gerüstet.

Neue Kooperationen zum Beispiel mit der Republik Ghana förderten die Wiederaufnahme von wissenschaftlicher Forschung auf dem afrikanischen Kontinent. Diese Entwicklungen und die Verflechtung des Instituts mit anderen wichtigen Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik sicherten den wesentlichen Erfolg zum Fortbestand des Hamburger Tropeninstitutes. Die stationäre Patientenaufnahme wurde in eine spezielle Abteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ausgelagert und das prägende Gründungsmotto "Forschen, Heilen, Lehren" wieder zum prägenden Credo der Einrichtung.

Abteilungsleiter des Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten, wie das Bernhard-Nocht-Institut früher hieß
Abteilungsleiter des Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten, wie das Bernhard-Nocht-Institut früher hieß

Nationales Referenzzentrum

Heute ist das Bernhard-Nocht-Institut eine national und global sehr hoch angesehene Einrichtung und zählt zu den weltweit führenden Forschungsinstitutionen für neu auftretende Infektionen und tropentypische Erkrankungen. Es dient den Disziplinen der Epidemiologie, der Kontrolle von anderenorts eher vernachlässigten klassischen Tropenerkrankungen wie beispielsweise Malaria, dem Gelb- und Dengue-Fieber oder Ebola sowie der Therapieentwicklung und Forschung. Die Wissenschaftler haben Zugang zu allen wichtigen medizinischen und biologischen Fachbereichen sowie neuesten Forschungsergebnissen. Aufgeteilt in verschiedene Abteilungen und Arbeitsgruppen übernimmt das Institut unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft übergeordnete Aufgaben innerhalb der Bundesrepublik.

Mit der im Jahr 2002 ausgesprochenen Anhebung des Instituts zum Nationalen Referenzzentrum für tropische Infektionen wurde die Einrichtung auch für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum wichtigen Partner und zum Kollaborationspunkt auf dem Gebiet der Arbound Fieberviren. Hieraus ergab sich eine enge Verflechtung mit anderen Stellen wie etwa dem Robert Koch-Institut und die Verpflichtung zu regelmäßigen Stellungnahmen oder Beratungsfunktionen für wissenschaftliche, wirtschaftliche sowie politische Gremien.

Hilfe in der Corona-Pandemie

Auch in der Coronavirus-Pandemie setzt sich das Bernhard-Nocht-Institut bei der nationalen Eindämmung der Pandemie ein und hat mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit zusätzliche Diagnostikkapazitäten für Deutschland aufgebaut. Seit Beginn der Pandemie trägt es zu deren Bekämpfung und Kontrolle durch Virusdiagnostik, Verbesserung diagnostischer Tests, Beiträge zur Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen COVID-19, epidemiologische Studien, wissenschaftliche Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Fachpersonalschulung bei. Auch Länder mit stark verbesserungsbedürftigen Gesundheitssystemen, die durch die Pandemie vor besonders großen Herausforderungen stehen, unterstützt das Bernhard-Nocht-Institut.

Quellen: BNITM.de - Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Leibniz-Gemeinschaft, Bundesministerium für Gesundheit, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf, Universität Hamburg

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Autor: VHSt
Fotos: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

HBZ · 06/2021
 
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