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Prof. Dr. Erich Übelacker

Prof. Erich Übelacker in einer seiner wissenschaftlichen Sendungen über den Mond beim NDR im Jahr 1987, Foto (c) NDR
Prof. Erich Übelacker in einer seiner wissenschaftlichen Sendungen über den Mond beim NDR im Jahr 1987, Foto (c) NDR

In dieser neuen Serie stellen wir künftig unregelmäßig Mitglieder des Vereins vor. Passend zum Bericht über das Hamburger Planetarium beginnen wir mit Prof. Dr. Erich Übelacker, der es 25 Jahre leitete und seit 31 Jahren Vereinsmitglied ist.

Der Physiker und Astronom Erich Übelacker wurde 1936 geboren und wuchs in Österreich auf. Als sein Vater eine Anstellung im Mercedes-Werk Untertürkheim annahm, zog die Familie nach Stuttgart, wo er die Schule besuchte und sein Diplom in Physik machte: "Ich betrachte Stuttgart als meine eigentliche Heimat, obwohl wir auch knapp fünf Jahre in Südfrankreich gelebt haben", sagt Übelacker. Als Student war er im AStA aktiv: "Zu meinen Studentenzeiten habe ich mich besonders für die Belange der Studentinnen eingesetzt, die damals stark benachteiligt waren", erinnert er sich. Er promovierte an der Sorbonne-Universität in Paris. Hamburg verlieh ihm später den Ehrentitel Professor.

Zeiss, Planetarien und die NASA

Nach dem Studium arbeitete Übelacker bei Carl Zeiss in Oberkochen als Leiter des Fernrohrlabors und der Planetariumsabteilung. In dieser Funktion besuchte er Planetarien in der ganzen Welt und unterstützte auch die NASA: "Wir haben von Zeiss ein Planetarium für das Astronautentraining aufgestellt, das auch für Raumfahrtsimulationen angepasst war", so Übelacker. Einmal durfte er mit dem Flugzeug sogar selbst fast ins Weltall: "Wir waren 18 km hoch. Schwerelosigkeit habe ich nicht erlebt, aber der Himmel war nicht mehr blau, sondern fast schwarz."

Das eigene Planetarium

Bei den Besuchen der vielen Planetarien fasste er den Wunsch, selbst einmal eines zu leiten. 1975 erfuhr er vom damaligen Verwaltungsleiter des Hamburger Planetariums, das er wegen Wartungsarbeiten oft besuchte hatte, dass dort eine Stelle frei werde. "Ich wurde unter 50 Bewerbern ausgesucht und begann im gleichen Jahr meine Arbeit", erinnert sich Übelacker an die glückliche Fügung. Das Einkommen war deutlich niedriger als in der freien Wirtschaft, doch darauf kam es ihm nicht an. Er hatte bereits einen Plan, um sich finanziell nicht stark zu verschlechtern: Mit Genehmigung der Behörde verfasste er als Autor und Co-Autor zahlreiche Bücher für die Jugendbuchreihe Was ist was und moderierte mehr als 100 wissenschaftliche Sendungen beim NDR. Als Planetariumsberater für die UNSECO hatte er schon vor seiner Hamburger Zeit nebenberuflich Städte bei der Planung von Planetarien unterstützt: "Meine beiden sozusagen schönsten Kinder waren das Planetarium in Luzern im Verkehrshaus und das Planetarium in Hongkong, wo sich die Frage stellte, ob es auf dem Festland oder der Insel gebaut werden sollte." In Hamburg war Professor Übelacker jahrelang Mitherausgeber und Redakteur der Fachzeitschrift Sterne und Weltraum: "Während die anderen Mitherausgeber hauptberufliche Professoren für Astronomie waren, war ich sozusagen für den Amateurastronomenteil, der sich mit der Volksbildung beschäftigt hat, zuständig. Ich war auch sechs Jahre lang Vorsitzender der Gesellschaft für volkstümliche Astronomie (GvA e. V.). Ein Amateurastronomenverein in Hamburg, der auch eine Außensternwarte hat. Die Arbeit war aber schwer mit meinem Amt als Planetariumsleiter vereinbar, da dort auch Vortragsveranstaltungen stattfanden, weswegen ich dort nur noch Ehrenmitglied bin", so Erich Übelacker.

Eine neue Ära im Planetarium

Prof. Übelacker erinnert sich an seine ersten Jahre im Hamburger Planetarium, das zur Kulturbehörde gehört: "Kurz nachdem ich das Amt übernahm, war erst die Kultursenatorin Helga Schuchard, dann ihre Nachfolgerin Dr. Christina Weiss für mich zuständig, die sich ja mit Philharmonien und Opernfahrstühlen beschäftigt. Und wenn ich etwas für 100.000 DM haben wollte, hieß es: 'Endlich mal was Billiges!'."

Anfangs gehörten außer ihm nur eine Verwaltungsleiterin, ein Techniker und die Kassiererinnen und Kassierer zum Planetariumsteam. Dann stellte er zwei wissenschaftliche Mitarbeiter und zusätzliches technisches Personal ein und weckte, wie er sagt, das Planetarium mit neuen Gerätschaften und Veranstaltungen aus dem Dornröschenschlaf. Das lag auch an seinem Führungsstil: "Ich war ein sehr liberaler Chef. Mir kam es nicht darauf an, dass einer pünktlich stempelt, sondern dass die Arbeit gemacht wird, egal in welcher Zeit. Dadurch, dass die Mitarbeiter für damalige Zeiten ungewöhnlich viele Freiheiten hatten, sind sie dann auch für mich durchs Feuer gegangen, wenn mal was war. Manchmal gab es Beschwerden von Besuchern, Schwierigkeiten mit dem Bezirksamt wegen Umbauten oder es gab auch mal, wie in jeder Behörde, Unregelmäßigkeiten", so Übelacker.

Vielseitiges Tagesgeschäft im Planetarium

Nach seinem Arbeitsalltag und seinen Aufgaben im Planetarium gefragt, antwortet er: "Ich kam relativ spät, so um neun oder zehn Uhr, weil vorher alles gereinigt wurde und man mich da gar nicht haben wollte. Feierabend hatte ich meist erst gegen 20 Uhr. Morgens habe ich oft Schulführungen gemacht. Da wir jeden Monat ein neues Thema hatten, wie z.B. im Oktober 'Mars in Erdnähe', im November 'Tierkreiszeichen' oder im Dezember 'Der Stern von Bethlehem', habe ich zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Themen der öffentlichen Vorführungen der nächsten Monate geplant, ausgearbeitet, Diashows vorbereitet und Folien für Power-Point-Präsentationen erstellt und dann nachmittags durchgeführt. Anfangs habe ich noch fast alle selbst gemacht und selbst gesprochen, später aus Zeitgründen noch ein Drittel. Die Vorträge hatten zu meiner Zeit mehr einen volkshochschulartigen Charakter und das Planetarium war bis auf einige Ausnahmen ein rein astronomisches Volksbildungsinstitut."

"Zu meinen Aufgaben gehörte es auch immer, die Neuerungen in der Technik im Auge zu behalten und zu schauen, was man als Nächstes anschaffen könnte. Verwaltungsaufgaben hat meine Verwaltungsleiterin übernommen, aber ich hatte trotzdem die Aufsicht. Wenn alles gut ging, war es ihr Erfolg, und wenn was schieflief, meine Schuld", sagt der Professor und lacht. "Ich habe auch verschiedene Veranstaltungstypen eingeführt. Donnerstags vormittags fanden immer Hochzeiten statt. Etwas, das mein Nachfolger nicht weiterführte, da es sehr zeitaufwendig war", meint der Professor, dessen Tochter auch im Planetarium heiratete. Abends vermietete Übelacker das Planetarium an Firmen und große Vereine für Tagungen und Veranstaltungen und hielt zu deren Auflockerung Vorträge über Sterne. Er meint, auch den VHSt einmal im Planetarium begrüßt zu haben. Von den Einnahmen wurden neue Anschaffungen getätigt. Auch die "Konzerte unter dem Sternenhimmel" - Kammerkonzerte im Planetarium - waren seine Idee. Rund 300 Konzerte fanden zu seiner Zeit im Planetarium statt. Damit alles klappte, war er immer bei den Proben dabei und half, Probleme zu lösen, die sich unweigerlich ergaben: "Die Noten beispielsweise mussten mit Rotlicht beleuchtet werden, da es, anders als weißes Licht die Sterne nicht stört. Einige Musiker waren aber farbenblind und konnten nichts sehen oder es gab andere Herausforderungen", erinnert sich Übelacker.

Nach 25 Jahren als Leiter des Planetariums ist Übelackers Fazit positiv: "Ich habe das Planetarium erweitert, vergrößert und bekannt gemacht. Die Besucherzahlen haben sich während meiner Amtszeit von 50.000 auf 160.000 mehr als verdreifacht. Das ist die Leistung, auf die ich besonders stolz bin. Worüber ich mich auch immer sehr gefreut habe, war das Feedback der Gäste. Wenn ich dann hörte, dass jemand wegen mir zum Amateurastronom wurde oder Physik studierte und einen tollen Job bei IBM bekommen hat, war ich immer sehr glücklich."

"Ich habe das Planetarium
erweitert, vergrößert und
bekannt gemacht."


Das Ehepaar Heidemarie Übelacker-Bröring und Erich Übelacker, Foto (c) Samira Aikas
Das Ehepaar Heidemarie Übelacker-Bröring und Erich Übelacker, Foto (c) Samira Aikas

Das Planetarium heute

Der heutige Planetariumsleiter, Prof. Thomas Kraupe, kam vom Planetarium in New York und brachte dessen technische Finessen nach Hamburg. Übelacker erinnert sich an den Wandel: "Thomas Kraupe produziert Shows, die technisch extrem hochwertig sind, und kauft gelegentlich Weltraumshows hinzu. Es finden immer noch Livevorträge statt, aber nicht mehr in dem Maße wie zu meiner Zeit. Durch ihn wurde das Planetarium mehr zu einem vielfältigen Eventtheater mit Schwerpunkt Astronomie und Raumfahrt, aber eben auch Pink-Floyd-Konzerten und vielen anderen Dingen. Das holte Menschen in das Planetarium, die dort sonst nie hingekommen wären und dann später auch zu astronomischen Vorträgen und Shows kommen. Ich bin mit 64 etwas früher in den Ruhestand gegangen, weil große Umbauten geplant waren und ich meinem Nachfolger da nicht mehr reinpfuschen wollte. Thomas Kraupe und ich sind gut befreundet und treffen uns auch privat. Er geht jetzt auch bald in den Ruhestand und hat die Besucherzahl nochmals verdoppelt. Eine große Leistung! Für seinen Nachfolger und die Zukunft des Planetariums wünsche ich mir, dass er oder sie erst mal alles so lässt, wie es jetzt ist. Das Planetarium ist zusammen mit der Kunsthalle die kulturelle Einrichtung mit den höchsten Besucherzahlen in Hamburg. Es ist ein echtes Erfolgsmodell."

Aktiver Un-Ruhestand

Nach der Pensionierung arbeitete Übelacker mit seiner Frau lange Jahre auf Kreuzfahrtschiffen. Sie gab Malkurse und er hielt als wissenschaftlicher Reiseleiter Vorträge über Astronomie, Länder- und Meereskunde, Meeresökologie sowie den Klimawandel.

31 Jahre VHStler

Prof. Übelacker erinnert sich, wie er zum VHSt kam: "Der Verein, ich meine sogar Dr. Streller, schrieb mich damals an, ob ich Mitglied werden oder zumindest mal zu einer Veranstaltung kommen möchte. Ich hatte damals etwas andere Vorstellungen und dachte, dass der Verein sich etwas für die Interessen von Beamten und gegen die Einschränkungen in der Beihilfe und Streichungen von Weihnachtsgeld, was mich auch betraf, einsetzt. Das tat er zwar nicht, aber ich fand den VHSt trotzdem gut und wurde Mitglied. Vor meinem Herzinfarkt habe ich auch ein paar kleine Angebote wahrgenommen. Reisen allerdings nicht, da ich ja auf den Kreuzfahrtschiffen arbeitete. Ich lese die Zeitschrift gern und mag das hilfreiche Serviceangebot, wenn es um Pensionen, Erbschaftsfragen geht. Auch die Kursangebote, Exkursionen und der Zusammenhalt sind gute Angebote, sodass sich der kleine Beitrag wirklich lohnt. Für mich ist der Verein aber in erster Linie eine Vereinigung, in der viele alte Kollegen aus verschiedenen Dienststellen sind, die Hamburg groß gemacht haben und machen. Außerhalb des Vereins würde man sich sonst gar nicht mehr sehen und kann so noch verbunden bleiben. Auch nach der Pensionierung. Es ist ja, wenn man die HBZ aufschlägt, offensichtlich, dass der Verein sich sehr, wenn nicht sogar hauptsächlich für Pensionäre engagiert, da man auf den Fotos nur graue Haare sieht", sagt Übelacker und schmunzelt.

Nach einem Wunsch an den Verein gefragt, antwortet er: "Ich würde mir wünschen, dass er ein bisschen kämpferischer wird und sich mehr für die Interessen der Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst einsetzt. Quasi etwas mehr Gegenpol zu den Behörden bildet. Der Verein hat ja sehr potente Mitglieder, deren Einfluss man nutzen könnte. Sonst ist der Verein gut, wie er ist."

Fotos: NDR-Sendung mit Prof. Übelacker © NDR/Brückner; Ehepaar Übelacker © Samira Aikas

Autor: VHSt

HBZ · 11/2021
 
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