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Lea Singer: Anatomie der Wolken

Den Frühjahrskurs im Literaturkreis des VHSt haben wir mit einem historischen Roman gestartet, der es in sich hat: Lea Singers Anatomie der Wolken (2015) - auch für Mitglieder, die nicht mit uns lesen, eine lohnenswerte Lektüre.

Versprechen Buchtitel und Buchumschlag vor allem Wolken, steckt doch viel mehr in dieser höchst amüsant erzählten Geschichte über das Zusammentreffen von Johann Wolfgang von Goethe und Caspar David Friedrich.

Doch zurück zum Titel: Warum geht es um Wolken, und wieso ist das interessant? Mag uns dieses Wetterphänomen - insbesondere den norddeutschen Lesenden - bestens vertraut sein, so überrascht die Lektüre: Denn wir erfahren, dass den alten Dichterfürsten Goethe und den jungen Maler Friedrich eine Leidenschaft verbindet: Wolken. Das ist erst einmal nichts Neues in Kunst und Literatur: Wolken wurden seit jeher besungen, bedichtet und gemalt. Goethe aber hat ein besonderes Faible für die Wolkenstudien. Begeistert liest er die Schriften des englischen Apothekers und Wolkenliebhabers Luke Howard. Dieser legte in On the Modifications of Clouds (1803) ein Klassifikationssystem für Wolken vor, das Goethe sogar für die eigene Lyrik übernimmt: Euphorisch bedichtet er Stratus (Schichtwolke), Cumulus (Haufenwolke), Cirrus (Federwolke) und Nimbus (Regenwolke).

Ganz anders hingegen macht es Friedrich, den wir als romantischen Rebellen kennenlernen: Er zieht den Blick an den Himmel der Wissenschaft vor. Doch sein großer Erfolg (auch bei den Damen, die für den jungen Künstler schwärmen) passt dem alten Goethe überhaupt nicht. Wir erleben einen eifersüchtigen Goethe, der sich zähneknirschend eingestehen muss: "Keine Ahnung von Mythologie und klassischen Regeln, doch Wolken malen kann dieser Friedrich." Es ist vor allem Singers humorvolle Figurenzeichnung, die uns immer wieder über Goethe und seine Eitelkeiten schmunzeln lässt - und die diesen Roman so unterhaltsam macht.

Tipp: Wer Lust verspürt, den Wolkenlandschaften von Caspar David Friedrich nicht nur im Roman zu begegnen, dem sei ein Besuch der Hamburger Kunsthalle ans Herz gelegt, die Friedrichs bekanntes Wolkengemälde "Ziehende Wolken, um 1820" in ihrer Sammlung beherbergt.

Zum Weiterlesen:
  • Richard Hamblyn: Die Erfindung der Wolken. Wie ein unbekannter Meteorologe die Sprache des Himmels erforschte, Suhrkamp, 2003.
  • Klaus Reichert: Wolkendienst. Figuren des Flüchtigen, S. Fischer Verlag, 2016.


Autor: VHSt

HBZ · 03/2022
 
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