
Konsulatsstadt Hamburg Teil 7: Portugal
Partnerschaft seit mehr als 400 Jahren
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Der Generalkonsul Portugals in Hamburg: Vasco Seruya |
Die Beziehungen zwischen Hamburg und Portugal reichen weit zurück. Entscheidend für deren Entwicklung war die Migration von Kaufleuten zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
Heute ist die portugiesische Gemeinde, eine der größten in Deutschland, aus dem Hamburger Stadtbild nicht mehr wegzudenken.
Handel und Wandel
Bereits im frühen Mittelalter verschiffte die Hanse Getreide nach Portugal und brachte dafür vor allem Salz in den norddeutschen Raum. Als im 15. Jahrhundert die portugiesische Überseeexpansion begann, nahm der Handel erheblich zu. Im nachfolgenden Jahrhundert setzte in Hamburg ein regelrechter Wirtschaftsboom ein, als die Stadt sich mehr und mehr dem globalen Handel zuwendete. In Folge der Handelsverbindungen siedelten immer mehr Hamburger Kaufleute nach Portugal aus. Im Gegenzug begann etwa um das Jahr 1580 eine erste kleinere Welle der portugiesischen Einwanderung nach Hamburg. Es handelte sich in erster Linie um sogenannte Neuchristen, Nachfahren von Juden, die unter der portugiesisch-spanischen Krone gezwungen wurden, zum christlichen Glauben zu konvertieren.
Während die Hamburger Kaufleute in Portugal anerkannt und geschätzt waren, verlief die Integration der eingewanderten Portugiesen in Hamburg eher schleppend. Allerdings gab es auch bekannte portugiesische Geschäftsleute in Hamburg wie Duarte Nunes da Costa, der im Jahr 1626 in die Hansestadt kam. Von hier aus versorgte Da Costa zunächst das spanische Königshaus mit Waffen und Schießpulver. Im Zuge der Unabhängigkeit ab dem Jahr 1640 diente er in gleicher Funktion dem portugiesischen König, der ihn dafür adelte.
Im Jahr 1658 kam es zur ersten offiziellen Ernennung eines portugiesischen Konsuls in Hamburg mit einer ständigen Generalvertretung. Die Hamburger Stadtväter ehrten die fruchtbaren Beziehungen im Stadtbild. Zwischen Rathaus und Handelskammer hängt das Wappenschild Lissabons und an der Kornbrücke steht seit 1903 die Statue des berühmten portugiesischen Entdeckers Vasco da Gama.
Generalkonsulat von Portugal in Hamburg
Das Generalkonsulat von Portugal in der Amelungstraße ist zuständig für die rund 23.200 Portugiesinnen und Portugiesen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen. Etwa 9.000 leben allein in Hamburg. Seit August 2021 ist Vasco Seruya der portugiesische Generalkonsul in Hamburg.
Der 53-Jährige wuchs in Portugals Hauptstadt Lissabon auf und studierte dort internationale Beziehungen. Hamburg ist seine erste Station als Generalkonsul. Zuvor leitete er die konsularischen Abteilungen einiger portugiesischer Botschaften. Als er während der Pandemie seinen Posten in Hamburg antrat, galten noch sehr strenge Besucherregelungen im Generalkonsulat. Keiner konnte vorbeikommen, um Papiere erneuern zu lassen. Diesen Rückstau hat er mit seinem Team langsam abgearbeitet und das Konsulat ist zum nahezu normalen Betrieb zurückgekehrt.
Durch die Pandemie fanden wenig Veranstaltungen statt, weswegen sich Seruyas Aufgaben wesentlich auf das Management der Bürotätigkeiten des Konsulats beschränkten. Der Großteil der Arbeit bezüglich Handelsabkommen, kultureller Belange und Politik gehört zu den Aufgaben der Botschaft in Berlin. Allerdings übernimmt Seruya repräsentative Aufgaben, die die Botschaft in Berlin nicht wahrnehmen kann, z. B. die Begleitung des Präsidenten der autonomen Region Madeira bei dessen kürzlichem Besuch in Hamburg. Typische Aufgaben sind jedoch eher die direkten Belange der Portugiesen in seinem Amtsgebiet, Treffen des konsularischen Korps und Teilnahmen an Zeremonien und anderen Aktivitäten. Auch die Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg, in der Portugiesisch unterrichtet wird, und die Unterstützung und Kooperation mit den vielen portugiesischen und portugiesisch- deutschen Organisationen wie der Portugiesisch-Hanseatischen Gesellschaft gehören zu seinen Aufgaben.
Galão, Pastéis de Nata und ganz viel Portugal
Nach einem Stück von Portugal in Hamburg gefragt, sagt Seruya "Das Portugiesenviertel! In Portugal wissen viele nicht, dass es so ein Viertel in Hamburg gibt, und ich glaube, es ist auch weltweit das einzige seiner Art. Restaurants und Cafés gibt es aber überall in der Stadt verteilt." Tipps aus der HBZ-Redaktion sind das gemütliche Restaurant Lusitano mit portugiesischer Landküche in der Rambachstraße und das Café M.I.P. (Made in Portugal) beim Schulterblatt.
Quellen: Generalkonsulat von Portugal in Hamburg; Forschungsverbund Kulturgeschichte Hamburg; "Migrating Merchants: Trade, Nation, and Religion in Seventeenth-Century Hamburg and Portugal", Jorun Poettering, De Gruyter Verlag; Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft
Autor: Samira Aikas
HBZ · 09/2022
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