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Sternwarte in Bergedorf

Unesco-Weltkulturerbe als Ziel

Der 1911 gebaute Große Refraktor ist eines der Spiegelteleskope der Sternwarte
Der 1911 gebaute Große Refraktor ist eines der Spiegelteleskope der Sternwarte

Die Sternwarte der Freien und Hansestadt Hamburg ist das am besten erhaltene Ensemble aus der Übergangszeit von der klassischen Astronomie des 19. Jahrhunderts zur heutigen Astrophysik.

Sie ist ein bedeutendes Kultur- und Technikdenkmal und zieht jährlich rund 40.000 Besucher an. Zeitgleich ist sie Forschungs-, Lehr- und Bildungsstätte für Astronomie und Astrophysik.

Vom Millerntor nach Bergedorf

Das neobarocke Gebäudeensemble entstand zwischen 1906 und 1912 nach Entwürfen des Hamburger Architekten Albert Erbe. Es ersetzte die 1825 erbaute Sternwarte auf dem westlichen Wallring am Millerntor. In Bergedorf bekam jedes astronomische Instrument sein eigenes Gebäude. So entstanden im Astronomiepark neben dem Hauptdienstgebäude sechs Kuppelbauten für Spiegel- und Linsenteleskope (Refraktoren), ein Sonnenbau für das horizontale Sonnenteleskop, ein Mirenhäuschen für Astrometrie sowie Hütten für die kleineren Teleskope, Wohnbauten und Nebengebäude. Die Sternwarte ist seit 1968 Teil der Universität Hamburg und seit 1996 denkmalgeschützt.

Instrumente des 19. und 20. Jahrhunderts

Das Äquatorial von 1867, das aus der Millerntor- Sternwarte stammt, und der Große Meridiankreis von 1909 repräsentieren die Astronomie des 19. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten auf Positionsbestimmung und visuelle Beobachtung. Der Hamburger Meridiankreis dient zur Kartierung des Sternenhimmels. Nachdem der Nordhimmel fertig war, wurde er an das Observatorium im australischen Perth ausgeliehen, um den südlichen Sternenhimmel zu kartieren. Das einen Meter große Zeiss-Spiegelteleskop, die Astrografen und der Große Refraktor stellen den Übergang zur fotografischen Beobachtungstechnik, besonders zur Spektroskopie und Fotometrie, dar.

Der in der Sternwarte 1930 entwickelte Schmidtspiegel ist ein Teleskop zur Astrofotografie mit sehr großem Gesichtsfeld bei verzerrungsfreier Abbildung. Der für die Sternwarte 1954 gebaute 80 Zentimeter große Schmidtspiegel wird heute wegen der besseren Sichtbedingungen im Deutsch-Spanischen Astronomischen Zentrum für wichtige Beobachtungsaufgaben eingesetzt. Das 1976 als Ersatz für den Schmidtspiegel angeschaffte Oskar-Lühning-Teleskop repräsentiert die moderne Teleskoptechnik. Neben großen Katalogprojekten ist die Sternwarte für die Entdeckung zahlreicher Kleinplaneten und Kometen bekannt. Aber auch im Bereich der Kosmologie und theoretischen Astrophysik hat sie bedeutende wissenschaftliche Beiträge geleistet.

HAMBURGER STERNWARTE

Eingang: August-Bebel-Str. 196
Ticketpreise: 10 Euro, ermäßigt 7,50 Euro oder gegen Spenden.
Tickets gibt es vor Ort.


Prof. Gudrun Wolfschmidt in der mehr als 200 Jahre umfassenden Sternwartenbibliothek
Prof. Gudrun Wolfschmidt in der mehr als 200 Jahre umfassenden Sternwartenbibliothek

Lebendige Bildung und aktive Wissenschaft

Im Projekt "Astronomie-Werkstatt" der Schulbehörde für astronomische Schulbildung ist die Sternwarte ein wichtiger Bildungsort. Bei Führungen und Beobachtungsabenden können Schüler und die Öffentlichkeit anhand der astronomischen Instrumente erfahren, was die Astronomie in früheren Zeiten leisten konnte, und Hamburger und weltweite Astronomiegeschichte erleben. Das Oskar-Lühning-Teleskop ist das einzige Instrument, das für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, da es für u. a. moderne Infrarotastronomie genutzt wird. "Bei der Infrarotastronomie spielt das Wetter keine Rolle, weshalb Hamburg dafür ein günstiger Standort ist. Aber auch die historischen Teleskope, Spektrografen oder Fotometer können zusammen mit modernen Instrumenten wie den CCD-Kameras für Forschung und Ausbildung genutzt werden", erklärt die Astronomin und Wissenschaftshistorikerin Prof. Gudrun Wolfschmidt. Die Auswertung der durch die Hamburger Wissenschaftler über ESO, Hubble und andere Satelliten gewonnenen Daten findet ebenfalls in der Sternwarte statt.

Bald UNESCO-Welterbestätte?

Nachdem die erste Bewerbung bei der UNESCO 2012 nicht erfolgreich war, haben sich die Kulturbehörde und der Förderverein Hamburger Sternwarte zusammengetan und eine neue Bewerbung verfasst. Die Kultusministerkonferenz entscheidet 2023, ob sie in die Tentativliste, die Vorschlagsliste der Bundesrepublik für die UNESCO, aufgenommen wird. Nur dann kann sie sich als UNESCO-Weltkulturerbe beim Komitee in Paris bewerben. Der Titel würde für die Sternwarte wichtige Spenden und Fördergelder bedeuten.

25 Jahre Förderverein Hamburger Sternwarte

"Die Hamburger Sternwarte ist ein wissenschafts- und architekturgeschichtliches Kulturdenkmal von internationalem Rang. Außerdem gehört sie zu den schönsten der Welt und ich kannte sie bereits sehr gut, als ich 1997 als Professorin an die Universität kam", sagt Prof. Wolfschmidt, die Gründerin und erste Vorsitzende des Fördervereins Sternwarte Hamburg ist. "Ich erfuhr, dass Spekulanten Interesse an ihr zeigten, um aus ihr ein Altersheim oder eine Chipfabrik zu machen. Als vom damaligen Universitätspräsidenten der Vorschlag kam, die Astronomen doch bei DESY mit unterzubringen, habe ich mich mit Freunden und Kollegen zusammengetan. Wir haben dann 1998 gemeinsam den Förderverein gegründet", erinnert sie sich.

Die Beobachtung einer Mond- oder Sonnenfinsternis zieht jedes Mal viele Besucher nach Bergedorf
Die Beobachtung einer Mond- oder Sonnenfinsternis zieht jedes Mal viele Besucher nach Bergedorf

Der Förderverein konnte erfolgreich den Verkauf verhindern. Seitdem schaffte es der Verein, Spenden- und Fördergelder für Sanierungen und Restaurierungen zu organisieren. Die erfolgten Sanierungen brachten der Sternwarte 2006 den Nationalpreis für Denkmalpflege ein und 2008 die Einstufung als nationales Kulturdenkmal - eine Voraussetzung für die Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Hamburger Sternwarte ist ein wissenschafts- und architekturgeschichtliches Kulturdenkmal von internationalem Rang.

Eine weitere wichtige Arbeit der Gruppe aus Fach- und Amateurastronomen, Architekten, Ingenieuren und Denkmalpflegern sind öffentliche Veranstaltungen. Hierzu gehören die wöchentlichen Sonntagsführungen durch den Sternenpark. Im Winter gibt es an jedem ersten Mittwoch Beobachtungsabende und jeden dritten Mittwoch Vorträge. Sonderveranstaltungen wie die Lange Nacht der Museen oder Beobachtungen von Sonnen- oder Mondfinsternissen, die bei gutem Wetter und klarer Sicht stattfinden, runden das Angebot ab. Aktuelle Termine und Sondervorträge wie Casten Buschs Vortrag "Die Weltuntergangsmaschine" am 18. Januar oder Prof. Wolfschmidts "Weltbild im Wandel - zum 550. Geburtstag von Nicolaus Copernicus" am 15. Februar können Sie auf der Website des Fördervereins, unter www.fhsev.de, erfahren.

Der Verein sucht noch Aktive für die Veranstaltungen: "Es müssen keine Astronomen sein. Wir brauchen auch Unterstützung beim Kaffeeverkauf oder zum Aufpassen bei Ausstellungen", sagt Prof. Wolfschmidt und ermutigt interessierte VHSt-Mitglieder, sich beim Verein zu melden.

Quellen: Förderverein Hamburger Sternwarte, Universität Hamburg, Hamburg.de

Fotos: Großer Refraktor und Sonnenfinsternis © Prof. Dr. Wolfschmidt - Förderverein Hamburger Sternwarte e. V.; Prof. Dr. Wolfschmidt © Samira Aikas

Autor: Samira Aikas

HBZ · 01/2023
 
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