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Urbane Skurrilitäten
Georg Koppmann Preis für Enver Hirsch
Fotograf Enver Hirsch dokumentiert Facetten der städtebaulichen Dynamik Hamburgs, Foto: (c) Enver Hirsch
Fotograf Enver Hirsch dokumentiert Facetten der städtebaulichen Dynamik Hamburgs.
Der Hamburger Fotograf Enver Hirsch lichtet mit Vorliebe Skurriles ab - ein Rind neben einer ausgedienten Telefonzelle auf einer unwirtlichen Weide zum Beispiel. Einen Namen hat er sich mit Porträts von Prominenten wie Barbara Schöneberger, Senta Berger oder dem Comedian Bastian Pastewka gemacht, den er inmitten von in Plastikfolien gehüllten Schaufensterpuppen abgelichtet hat. Neben derlei Inszenierungen interessieren ihn vor allem "Dinge, die ohne künstlerische Absicht entstanden sind und durch das Fotografieren eine skulpturale Qualität bekommen", sagt der 1968 geborene Bildkünstler.
Streifzüge durch das Hamburger Stadtbild
Letztgenannte Motive soll Hirsch nun bis zum Sommer im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg mithilfe seiner Kamera vor allem in seinem Wohnumfeld im Stadtteil Eimsbüttel aufspüren. Zu diesem Zweck hat ihm die Stadt das mit 8.000 Euro dotierte Stipendium "Georg Koppmann Preis für Hamburger Stadtfotografie" zur Realisierung des Projekts "Expansion" verliehen.
Beide Fotos aus dem Projekt 'Expansion', Foto: (c) Enver Hirsch
"Im Fokus seiner Streifzüge durch das Hamburger Stadtbild werden besondere Beispiele zumeist individuell gestalteter stilistischer Widersprüche bei Gebäudeerweiterungen stehen, deren komische Effekte zu einer Reflexion über die Rolle provisorischer Veränderungen in einer rasanten städtebaulichen Dynamik einladen", heißt es in einer Verlautbarung der Stadtentwicklungsbehörde.
Preiswürdiges Konzept
Der Georg Koppmann Preis für Hamburger Stadtfotografie wird seit 2018 ausgeschrieben. Sein Ziel ist es, künstlerisch-dokumentarische Auseinandersetzungen mit dem sich wandelnden Stadtbild Hamburgs zu fördern. Der Preis wird jährlich von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Kooperation mit der Stiftung Historische Museen Hamburg zu Ehren des Hamburger Fotografen Georg Koppmann (1842-1909) vergeben, der Ende des 19. Jahrhunderts die Entwicklung Hamburgs zur Großstadt erstmals umfangreich dokumentierte.
Die Jury bestand in diesem Jahr aus Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Hans-Jörg Czech, SHMH-Direktor und Vorstand, sowie Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Fotografie. Vor allem der "konzeptuelle Ansatz" des von Hirsch skizzierten Projekts habe die Jury überzeugt, nämlich sein Vorhaben, den Blick auf die architektonischen Mesalliancen jenseits öffentlich orchestrierter Stadtplanung mit augenzwinkerndem Humor zu verbinden. Ob ihm das gelingen wird, können künstlerisch interessierte Hamburgerinnen und Hamburger nach Abschluss des Projekts beurteilen, denn Hirschs Streifzüge durch die Stadtlandschaft sollen in einem Buch dokumentiert werden.
Preisträger Enver Hirsch, Foto: (c) Enver Hirsch
Was die Leserschaft erwartet, umreißt Hirsch so: "In meinen persönlichen Foto-Projekten interessieren mich vor allem die seltsamen Spuren, die der urbane Mensch im Laufe seines Lebens im Stadtbild hinterlässt. Insbesondere mag ich informelle und provisorische Eingriffe in die Architektur und den öffentlichen Raum." Nun macht er sich also auf die Suche nach "individuellen Gebäude-Interventionen, die ästhetisch und funktional gesehen diskussionswürdig, aber auch sehr komisch sind". Museen-Chef Hans-Jörg Czech ist bereits voller Vorfreude: "Enver Hirsch verfolgt mit seinem Projekt den fotografisch-künstlerischen Ansatz, diese Irritationen im urbanen Raum ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und zum Nachdenken über Kriterien wie Schönheit und Homogenität anzuregen." Er sei deshalb auf die Ergebnisse des Projekts "sehr gespannt".
Der Preisträger
In der Foto- und Kunstszene ist Enver Hirsch als international ausgestellter Fotograf, Buchautor und Magazin-Journalist für GQ, stern und Brigitte, kein Unbekannter. Er studierte von 1989 bis 1992 Fotografie am Bournemouth and Poole College of Art and Design in England. In seiner fotografischen Arbeit konzentriert sich Hirsch auf die absurden Spuren, die Menschen im urbanen Raum hinterlassen. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen Der Mops (2005), Generation Großmutter (2007), Toast Hawaii (2008), Bangkok Curbside (2014) und Behelfsheim (2020). Seit 2015 lehrt Hirsch an verschiedenen Hochschulen.
Bildergalerie
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Autor: Volker Stahl
HBZ · 04/2025
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