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Schiffshebewerk Scharnebeck

Faszinierende Ausblicke bietet das nördlich von Lüneburg gelegene Schiffshebewerk Scharnebeck, eines der grössten Doppelsenkrecht-Schiffshebewerke der Welt. Jedes Jahr besuchen mehr als eine halbe Million Menschen das prächtige Bauwerk. In zwei Wassertrögen werden die Fracht- und Sportschiffe auf ihrem Weg durch den Elbe-Seiten-Kanal über eine Höhe von 38 Metern gehoben.

Das Schiffshebewerk Lüneburg in Scharnebeck ist ein Doppelschiffshebewerk. Wer aus nördlicher Richtung sich dem Schiffshebewerk nähert, sieht im Süden am Geestrand der Elbemarsch schon von weitem die vom Wald umrandeten, hellen Betontürme und die roten Tröge der Anlage. In ihnen überwinden die Schiffe eine Höhenstufe von 38 Meter wie in einem überdimensionalen Fahrstuhl.

In Betrieb genommen wurde die Wasserstrasse Elbeseiten Kanal mit einer Länge von 115,2 Km am 15. Juni 1976. Die damalige Baukosten beliefen sich alleine für das Schiffshebewerk auf 152 Mio. DM und die Gesamtkosten inkl. des Elbeseitenkanals beliefen sich auf 1,7 Milliarden DM. Das erste Schiff wurde am 05. Dezember 1975 mit den Trögen des Schiffshebewerkes gehoben. Beide Tröge des Schiffshebewerkes arbeiten unabhängig voneinander und werden von einem zentralen Steuerstand aus vollautomatisch im Einmannbetrieb gefahren.

Von einer Plattform unmittelbar unter den Kanalbrücken entdeckt man tief unten die mächtigen Trogwannen aus Stahlbeton, die die Tröge in ihrer untersten Stellung aufnehmen. Jedem Trog sind vier Führungstürme zugeordnet. Durch die wannenartigen Öffnungen in diesen Türmen ist das gegenläufige Auf und Ab vom Trog und den Gegengewichten zu erkennen. Das Gewicht eines wassergefüllten Troges mit 100 m nutzbarer Länge, 12 m Breite und 3,40 m Wassertiefe beträgt mit oder ohne Schiff immer 5 800 t, da die Schiffe beim Ein- und Ausfahren so viel Wasser aus dem Trog verdrängen wie sie selber wiegen. Das Gewicht entspricht etwa einer Last von ca. 6000 Mittelklasse Autos.

Im Bereich der Türme liegen die Tröge auf Stützrahmen auf. Jeder Trog wird von 240 je 54 Millimeter dicken Stahlseilen gehalten. Diese werden im obersten Stockwerk der Türme über Seilscheiben geführt und an einem Seilende mit dem Stützrahmen, am anderen Ende mit den Gegengewichten verbunden. Sie bestehen aus 224 Schwerbetonscheiben mit jeweils rd. 26,5 Tonnen Einzelgewicht. Für den Antrieb eines Troges reichen 4 Drehstrommotoren mit je 160 Kilowatt Leistung aus. Sie befinden sich im Bereich der Stützrahmen auf dem Trog und treiben über Getriebe die Ritzel an, mit denen der Trog an den Zahnstangen in den Türmen in 3 Minuten die 38 Meter Höhenunterschied überwindet. Auf die Spindeln neben den Zahnstangen setzt sich der Trog in Stör- und Katastrophenfällen ab.

Bei einem Rundgang um das Hebewerk werden weitere Bauelemente sichtbar, so zum Beispiel der Untere Vorhafen und die hohen Dämme, die den Oberen Vorhafen umfassen. Hoch aus den Dämmen heraus ragen die 42,5 m langen und 12 m breiten roten Kanalbrücken aus Stahl. Sie stellen die Verbindung zu den Trögen her und überspannen gleichzeitig eine Strasse.

Jährlich werden über 21000 Schiffe durch das Schiffshebewerk geleitet. Eine Durchfahrt durch das Schiffshebewerk inkl. Einfahrt, Hebe- oder Senkvorgang und Ausfahrt dauert ca. 15 Minuten.

Die Planung des Hebewerks zog sich über Jahrzehnte hinweg. Um eine Verbindung zwischen Elbe (Artlenburg) und Mittellandkanal (Wolfsburg) zu schaffen bauten Ingenieure in acht Jahren Bauzeit den Elbe Seitenkanal. Auf der gesamt Strecke des Elbeseitenkanals wird ein Höhenunterschied von 61 Metern überwunden. Davon überbrückt die Schleuse Uelzen 23 Meter und die restlichen 38 Meter das Schiffshebewerk Scharnebeck.

Interessierte Besucher erhalten im Ausstellungspavillon gleich neben dem Hebewerk. eine Vielzahl von Informationen über das Schiffshebewerk. So können am beweglichen Grossmodell des Schiffshebewerkes die einzelnen Ablaufphasen des Hebewerkbetriebes, wie Öffnen und Schliessen der Trog- und Haltungsrohre sowie der Hebe- und Senkvorgang der Tröge beobachtet werden. Bei einer Führung durch die Ausstellungshalle und am grössten Doppelsenkrecht- Hebewerk Deutschlands wird alles Wissenswertes vermittelt. Und wer den Hebe- bzw. Senkvorgang live erleben möchte, den erwarten Schiffsfahrten zum Beispiel mit einer original Hamburger Hafenbarkasse.

Der Elbe-Seitenkanal ermöglicht die Umfahrung der fahrtechnisch schlechten und von wechselnden Wasserständen beeinflussten Elbstrecke zwischen Lauenburg und Magdeburg und verkürzt über die Oststrecke des Mittellandkanals die Entfernung zwischen diesen Orten sogar noch um 33 km. Er wurde nach achtjähriger Bauzeit am 15.06.1976 für die Schifffahrt freigegeben, musste jedoch am 18.07.1976 nach einem Dammbruch gesperrt werden. Nach Behebung des Schadens und Durchführung zusätzlicher Sicherungsmassnahmen an Einzelbauwerken wurde der Kanal dann am 24.06.1977 wieder in Betrieb genommen.

Der Elbe-Seitenkanal ist 115,2 km lang. Der Höhenunterschied von 61,0 m zwischen dem Wasserspiegel der Mittellandkanal- Scheitelhaltung (NN + 65,0 m) und dem Normalstau der Elbe-Staustufe Geesthacht (NN + 4,0 m) wird mit zwei Abstiegsanlagen - zwei Schachtschleusen in Uelzen (Fallhöhe 23,0 m) und dem Doppelsenkrecht-Schiffshebewerk Lüneburg (Fallhöhe 38,0 m) - überwunden. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und der Öffnung der osteuropäischen Märkte hat der Elbe- Seitenkanal noch weiter an Bedeutung gewonnen. Er bietet für die Schifffahrt einen ökologisch und ökonomisch günstigen Verkehrsweg. In den letzten Jahren hat sich ein erfreulicher Verkehrszuwachs auf knapp 9 Mio. Gütertonnen pro Jahr eingestellt, wobei in Spitzenzeiten bis zu knapp 90 Schiffseinheiten pro Tag geschleust wurden. Dieser Trend wird weiter durch die Attraktivität des Elbe-Seitenkanals anhalten.

Denn neben der wichtigen verkehrlichen Funktion hat der Kanal insbesondere auch Bedeutung für die Wasserwirtschaft (Beregnung, Hochwasserabführung) und erfüllt eine wichtige Freizeit- und Erholungsfunktion.

Autor: VHSt

HBZ · 07/2011
 
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