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Mythen, Gebräuche und Religion

Kobolde und Holzboote zu Weihnachten

In Griechenland vermischen sich Mythen, Gebräuche und Religion zur Weihnachtszeit. In Zeiten von Finanzkrise, Umbruch und ungewisser Zukunft haben die Griechen zu ihren alten, teilweise fast in Vergessenheit geratenen Weihnachtstraditionen zurückgefunden.

Wie in allen Ländern, in denen die orthodoxe Kirche Staatsreligion ist, beginnt auch in Griechenland Weihnachten (Christougenna) erst am 25. Dezember, da die 40-tägige Fastenzeit Heiligabend mit einschließt. Am ersten Weihnachtstag feiern die Griechen daher, neben dem Beginn der 12-tägigen Weihnachtszeit, Dodekaimero genannt, auch das Ende der Fastenzeit. Erst am 6. Januar, am Tag der Heiligen drei Könige oder Ta Agia Theofánia, wie er bei den Griechen heißt, ist bis Ostern erst mal Schluss mit feiern.

Weihnachtsboote

Über die letzten 150 Jahre hatte sich die Tradition des Weihnachtsbaums, die von König Otto aus Bayern eingeführt wurde, der seinerzeit über die Griechen herrschte, etabliert und die alte griechische Tradition des geschmückten Weihnachtsboots, des Karavaki, abgelöst. Diese Boote standen schon lange vor dem Christentum für Griechenland wie kaum ein anderes Symbol, waren die Griechen doch nicht nur Philosophen und Erfinder, sondern auch ein berühmt-berüchtigtes Seefahrervolk. Der Brauch geht zurück auf die Zeit des griechischen Byzanz, in dem die Boote der Seefahrer, die in ihre Heimat zurückkehrten, von ihren Familien empfangen und mit Zweigen geschmückt wurden. Zuerst auf den Marktplätzen der Großstädte wie Athen, aber zunehmend auch überall auf Dorfmarktplätzen und in privaten Haushalten wurden in den letzten Jahren Boote anstelle von Tannen mit vielen Lichtern geschmückt. Das Karavaki steht für die Griechen nicht nur symbolisch für Weihnachten, sondern für die Hoffnung auf ein neues Identitätsgefühl und Selbstbewusstsein als Volk.

Weihnachtskobolde und Weltenbaum

Um symbolisch das neugeborene Christuskind zu wärmen, wird in jedem Haus an Heiligabend ein besonders schönes Holzscheit, das Christoxylo genannt wird, entzündet. Bis zum Tag der Heiligen drei Könige werden nun ununterbrochen und überall im Land Weihnachtsfeuer lodern, und die Glut in den Kaminen wird nicht mehr erlöschen. Der Grund hierfür ist Furcht vor den Kalikanzari. Diese mythischen Wesen sind gemeine Kobolde, die zur Weihnachtszeit allerlei Schabernack mit den Menschen treiben. Ihr Lebensraum soll tief unter der Erde liegen und ihr Hass gegen die Menschen so groß sein, dass sie das ganze Jahr über an den Wurzeln des Weltenbaums sägen, um diesen zu Fall zu bringen und mit ihm die Welt. Nur während der 12 Tage andauernden Feier schaffen es die Kalikanzari, an die Oberfläche zu gelangen. Durch die Segnung aller Gewässer durch die Priester am 6. Januar werden sie wieder in die Unterwelt verbannt. Dort beginnen sie sogleich, erneut an den Wurzeln des inzwischen wieder geheilten Weltenbaums zu sägen.

Singende Kinder an Kalanda

An Heiligabend und Silvester gehen überall in Griechenland Kinder in Gruppen von Tür zu Tür und singen Weihnachtslieder, begleitet von Triangel und Gitarre. Ähnlich dem amerikanischen Halloween bitten sie dabei um Geschenke in Form von Bonbons oder Geld. Vielerorts gibt es auch hier eine Belebung der Tradition, kleine geschnitzte Holzboote als Sammelbehältnis für die erhaltenen Geschenke zu benutzen.

Basilius von Caesarea und die Armenspeisung

Nach einem Silvesterabend mit großer Tafel im Familienkreis und vielerlei Glücksspielen gibt es am Neujahrsmorgen, wie in der orthodoxen Kirche üblich, die Geschenke. In Griechenland legt der heilige Basilius die Geschenke vor das Bett. In seiner Person hat die orthodoxe Kirche Griechenlands einen ihrer beliebtesten Heiligen zu einer Art Nikolaus und Weihnachtsmann erkoren. Bischof Basilius (Vassilios) lebte von 330 bis zum 1. Januar 379 n. Chr. in Caesarea, Kappadokien in der heutigen Türkei. Er war der Enkel eines christlichen Märtyrers und wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, aus der - neben ihm - noch sieben weitere Mitglieder heiliggesprochen wurden. Einer Überlieferung nach soll Basilius die Reichen um Hilfe gebeten haben, als arme Bürger die hohen Steuern nicht mehr zahlen konnten. Als die Schuld auf diese Weise getilgt werden konnte, soll der herrschende römische Präfekt so gerührt gewesen sein, dass er die Steuern erließ. Das nun zurückerhaltene Steuergeld ließ sich jedoch nicht mehr zu seinen rechtmäßigen Besitzern zurückverfolgen, und so ließ der Bischof Vassilios die Münzen in Brotteig einbacken und unter der Bevölkerung verteilen. Diese Geste machte ihn in Griechenland zum Gabenbringer. Ihm zu Ehren wird, wie in vielen südeuropäischen Ländern, eine Münze in einen Hefekuchen eingebacken. Wer sie in seinem Stück Basilius-Brot findet, soll das ganze Jahr über Glück haben. Während einer Hungersnot verkaufte Basilius - damals noch ein Mönch - seine ererbten Güter und half persönlich in einer Suppenküche mit. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen Juden und Christen und begründete dies mit den Worten: "Sie haben alle die gleichen Eingeweide." Ganz nach seiner Lehre werden in der Weihnachtszeit überall im Land, in Suppenküchen und auf Märkten, solidarische Essen für und mit den Bedürftigen der Nachbarschaft durchgeführt. Zu den großen kulinarischen Genüssen der Feiertage bleiben die Familien doch meistens für sich. Zwei klassische Weihnachtsspeisen der Griechen sind Melomakarona und Kreatopita.

Honigsüße Melomakarona

Diese Walnussplätzchen versüßen nicht nur den griechischen Kindern die lange Wartezeit von Heiligabend bis zur Bescherung. Die Zubereitung dauert etwa anderthalb Stunden und kann eine interessante und leckere Alternative zu den hierzulande üblichen Zimtsternen und Spritzgebäck sein.

Zutaten für etwa 40 Melomakarona:
  • 600 g Weizenmehl

  • 1 TL Backpulver

  • 1 Zitrone

  • 1 Orange

  • 0,5 TL Nelken (gemahlen)

  • 300 ml Olivenöl

  • 100 g Walnüsse (die Hälfte grob, die Hälfte fein gehackt)

  • 150 g Zucker

  • 2 EL Weinbrand

  • 1 TL Zimt (gemahlen)

  • 500 g Honig

  • 350 ml Wasser

  • 3 Nelken

  • 1 Zimtstange

  • 150 g Sesam

  • ½ TL Zimt (gemahlen)

  • 100 g Walnuss (fein gehackt)


  • Zubereitung: Mehl und Zucker mischen. Backpulver im Saft der halben Zitrone auflösen. In einer separaten Schüssel Öl, Orangensaft, Weinbrand, Zitronenschale und Gewürze mischen, dann Mehl und aufgelöstes Backpulver untermischen. Den Teig erst rühren, dann kneten, mit einem Esslöffel Portionen entnehmen und zu Kugeln ausformen. Etwas flach drücken, sodass Wellen entstehen. Mit der gewellten Seite nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech platzieren. Bei 180 Grad etwa 30 Minuten backen. In der Zwischenzeit wird der Sirup zubereitet: In einem großen, flachen Topf Wasser, Honig, den restlichen Zitronensaft und die Gewürze erhitzen. Unter Rühren etwa 10 Minuten köcheln lassen und anschließend die Gewürze entnehmen. Für das Topping: Walnüsse, Sesam und Zimt separat mischen.

    Melomakarona nun für etwa 20 Sekunden in den noch heißen Sirup legen, so dass sie ganz ummantelt sind. Mit einer Gabel oder einem kleinen Sieb herausnehmen, leicht abtropfen lassen und mit der Toppingmischung bestreuen.

    Feiertags-Kreatopita

    Dieser Fleischstrudel wird in jeder Familie etwas anders zubereitet. Hier ist das Grundrezept, für das man etwa anderthalb Stunden einplanen sollte.

    Zutaten für 6 Portionen Kreatopita:
  • 12 Blätter Filo-Teig oder dreilagiger Blätterteig

  • 400 g Rindfleisch (Hüfte)

  • 1 TL Tomatenmark

  • ½ EL Oregano (getrocknet)

  • 1 Zwiebel (klein gehackt)

  • 2 Eier (verschlagen)

  • Salz und Pfeffer

  • ¼ Liter Rinderbrühe

  • 100 g Kefalotyri (alternativ Parmesankäse)

  • 100 g Petersilie (gehackt)

  • Olivenöl


  • Zubereitung: Ofen auf 200 Grad vorheizen. Das gewürfelte Rindfleisch wird in einer mit Olivenöl ausgeriebenen Pfanne braun angebraten. Angefallene Flüssigkeit wird abgegossen und mit Rinderbrühe vermengt, sodass es 250 ml ergibt. Zwiebel, Tomatenmark und Oregano zum Fleisch geben und mitbraten, bis die Zwiebeln golden sind. Die Mischung abkühlen lassen und Käse, Petersilie und Eier untermengen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eine Auflaufform großzügig mit Olivenöl einpinseln. Nun immer abwechselnd sechsmal den Teig in Lagen auslegen und mit reichlich Olivenol bestreichen. Die Fleischmischung wird darüber verteilt. Nun die restlichen sechs Lagen des mit Olivenol bestrichenen Teigs auslegen. Die letzte Lage Teig wird besonders dick eingeölt. Jetzt wird der Strudel mit einem scharfen Messer bis zum Anfang der Fleischfüllung geviertelt. Zum Schluss wird die Kreatopita leicht mit Wasser besprenkelt, sodass die oberste Schicht überall leicht benetzt ist. Die Auflaufform kommt nun für eine Stunde in den Ofen, bis die Kruste goldbraune Farbe angenommen hat. Die letzten 10 Minuten wird die Temperatur auf 225 Grad erhöht. Den Strudel aus dem Ofen nehmen und warm servieren. Kala Christougenna kai Kali Chronia!

    Autor: Samira Alinto
    Fotos: Fotos: kanvag - Fotolia.com / Wikicommon, Directmedia Publishing GmbH / Wikicommon / Flickr.com, Michael Koukoullis

    HBZ · 12/2015
     
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