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Wo man heute noch mit einer Hamburger Straßenbahn mitfahren kann!

Als in Hamburg noch Straßenbahnen fuhren

Ein einzigartiges Erlebnis erwartet Sie auf dem Gelände der Museumsbahnen am Schönberger Strand in der Nähe von Kiel.

Hier verkehren nicht nur historische Eisenbahnzüge mit Dampf- und Dieselbetrieb, sondern auch Originale historischer Straßenbahnen wie die gute alte Hamburger Straßenbahn. Manche der Fahrzeuge im Museum sind schon über 100 Jahre alt. Und einmalig ist es auch, dass Sie in einigen historischen Straßenbahnen mitfahren können, die vor dem Bahnhof Schönberger Strand auf einer eigenen Strecke ihre Runden drehen. Wir haben - nicht ohne eine gewisse Wehmut- einige Touren mit dem noch vielen von uns bekannten "Roten Sambawagen" der Hamburger Hochbahn gedreht und dabei ein großes Kapitel der Hamburgischen Verkehrsgeschichte wieder aufleben lassen.

Die Hamburger Straßenbahn war eines der ältesten und größten deutschen Straßenbahnnetze. Bereits 1866, als zweite deutsche Stadt nach Berlin, wurde in Hamburg eine private Pferdebahnstrecke eröffnete. Für drei Schillinge ging es damals vom Rathausmarkt nach Wandsbek, laut Fahrplan in 42 Minuten. Die Hamburger nahmen das Angebot gut an, die Pferde-Eisenbahn Gesellschaft (PEG) führte bald Abonnements und Sammelbilletts ein. 1876 kosteten 25 Fahrten fünf Mark. Ende des 19. Jahrhunderts verkehrten in Hamburg bereits verschiedene Pferdebahnen privater Gesellschaften, die um das Geschäft konkurrierten. Bis zu 3.600 Pferde im Schichtbetrieb waren im Einsatz. Lediglich als einzige Linie wurde die Strecke Rathausmarkt - Steindamm - Wandsbeker Chaussee - Wandsbek-Zoll in der Regel mit zwei doppelstöckigen Beiwagen, deren Obergeschoss aber allein Herren reserviert blieb, von Dampflokomotiven betrieben. Der Dampfbetrieb 1897 wurde durch elektrische Triebwagen abgelöst. Denn ab 1894 setzte sich mehr und mehr die elektrisch betriebene Straßenbahn durch und die dunkelgrün gestrichenen Fahrzeuge der Strassen-Eisenbahn Gesellschaft (SEG), die ihre kleineren Wettbewerber nach und nach schluckte, begannen das Straßenbild zu prägen.

Ab 1. Januar 1920 übernahm die HHA (Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft) den Straßenbahn-Betrieb der SEGH und ab dem 1. Januar 1923 auch den Betrieb der Zentralbahn. Einer ersten Neubaustrecke zur Stadthalle am Stadtpark (1921) folgten Linien nach Hochrad (Teil-Reaktivierung der Blankeneser Bahn), zur Trabrennbahn in Farmsen, nach Jüthorn, zur Horner Rennbahn und nach Billbrook. Von Barmbek nach Rothenburgsort wurde die Linie 21 als neue Querverbindung angeboten. Der Verkehr im Zentrum konzentrierte sich seit Ende der 1920er-Jahre in der Mönckebergstraße. Ab 1925 wurden die ersten ständigen Buslinien eingerichtet. Auch Vororte wie Bramfeld und westlich von Altona wurden teilweise durch Buslinien anstatt Straßenbahnlinien angeschlossen. Nach den Bombardierungen Hamburgs Ende Juli 1943 war - außer in Harburg - kein Straßenbahnverkehr mehr möglich. Während auf den Hauptlinien nach wenigen Tagen oder Wochen wieder mit dem Betrieb begonnen wurde, kamen manche Strecken erst nach Monaten oder gar Jahren wieder unter Fahrdraht. Einige Strecken (z. B. in Altona, St. Pauli, Hammerbrook und Hamm sowie die Linie 21 von Barmbek über Eilbek nach Rothenburgsort) wurden nicht wieder in Betrieb genommen. Dennoch stand 1947 ein Netz mit den wichtigsten Linien wieder zur Verfügung. Denn bereits 1948 kam die Neubaustrecke nach Bramfeld in Betrieb. Am 4. Juli 1954 erreichte Linie 16 Jenfeld, und am 29. Oktober 1955 schließlich wurde Lurup an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Damit hatte das Streckennetz seine größte Ausdehnung nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht. Doch schon am 30. August 1954 begann mit der 44 (früher 38) in Harburg die Umstellung von Straßenbahnlinien auf Busbetrieb.

In den Nachkriegsjahren hatte die Straßenbahn gegenüber Omnibusverkehren zunächst absolute Priorität. Städtische Busverkehre im Innenstadtbereich wurden nicht wieder eingeführt. Buslinien hatten nahezu ausschließlich eine Zubringerfunktion zur U-, S- und Straßenbahn. Um dies zu ändern, wurde Mitte der 1950er-Jahre ein Schnellbusnetz geplant. Die erste Schnellbuslinie wurde 1956 eingeführt, in den Folgejahren entstand zügig ein zuschlagpflichtiges Busnetz. Da die Straßenbahn durch Schnellbahnen ersetzt werden sollte, sollten mit Schnellbussen alternativ umsteigefreie Verbindungen angeboten werden (die im bisherigen Straßenbahnbetrieb gegeben waren). Die Schnellbusse dienten schließlich auch als Argument dafür, dass Busse komfortabler als die Straßenbahnen seien. Allerdings entsprachen die Ende der 1940er Jahre von Falkenried konstruierten Straßenbahnfahrzeuge technisch schon nicht dem damaligen Stand; man wollte Entwicklungskosten für ein nicht mehr als modern geltendes Verkehrsmittel sparen. Schnellbusse sollten direkt keine Straßenbahn ersetzen, aber kurios ist doch, dass nach der 1955 umbenannten Linie 31 Richtung Billstedt 1958 eine Schnellbuslinie 31 auf ähnlichem Linienweg folgte. 1957 wurden die letzten neuen Straßenbahnwagen in Betrieb genommen. 1958 beschloss der Senat, den Straßenbahnbetrieb schrittweise einzustellen und gleichzeitig das U-Bahn-Netz zu erweitern.

Die Planungen für eine Einstellung der Straßenbahn und die Schaffung von Voraussetzungen, diese gegenüber der Hamburger Bevölkerung durchzusetzen, begannen jedoch lange vorher. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg waren vielen Linien auf nicht mehr betriebene Strecken eingestellt worden. Es folgten am 10. Mai 1959 die Linien 13 und 17. Seit Oktober 1960 (Einstellung der Wandsbeker Linien 3 und 16 wegen des U-Bahn-Baus) wurde fast jedes Jahr ein Teilstück stillgelegt. In der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober 1978 fuhren die letzten fahrplanmäßig eingesetzten Wagen der letzten Straßenbahnlinie 2 in den Betriebshof Lokstedt ein. Am Sonntag dem 1. Oktober fuhren letztmals die noch betriebsbereiten Wagen zwischen Rathausmarkt und Schnelsen, damit die Fahrgäste Abschied nehmen konnten. Seit dem 2. Oktober 1978 ist Hamburg straßenbahnlos, die Gleise wurden sofort entfernt, um auf dieser Trasse in Mittellage der Straßen Edmund-Siemers- Allee, Grindelberg, Grindelhof, Hoheluftchaussee und Lokstedter Steindamm Busspuren einzurichten.

Unbeeindruckt blieb der SPD-Senat aber nicht nach den jahrelangen Protesten in Zeitungen, Bürgerinitiativen und Gutachten. Denn ganz zum Schluss, als die Linie 2 am 1. Oktober 1978 ihre letzte Fahrt antrat, damit ein mehr als 100-jähriges Kapitel beendete und über 200.000 Menschen am Rathausmarkt Abschied von ihrer geliebten Tram nahmen, sagte SPD-Bürgermeister Hans-Ulrich Klose: "Es kann sein, dass es ein Fehler gewesen ist!"

Autor: VHSt
Fotos: Dietrich Severin

HBZ · 10/2017
 
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