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Demokratieerziehung - das Recht mitzuentscheiden

Das Kinderparlament

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Kindern spezifische Rechte eingeräumt. Die UN-Kinderrechtskonvention, das Übereinkommen über die Rechte der Kinder, trat jedoch erst 1990 in Kraft und wurde in Deutschland 1992 gesetzlich verankert.

In Artikel 12 Absatz 1 der Kinderrechtskonvention wird unter anderem festgelegt, dass die Vertragsstaaten den Kindern zusichern, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich frei äußern zu können zu Angelegenheiten, die sie betreffen. Außerdem wird festgelegt, dass die Meinung von Kindern auch berücksichtigt wird - angemessen und bemessen ihres Alters und ihrer Reife.

Das Recht auf Partizipation, also Beteiligung und Mitbestimmung, ist für die Entwicklung einer ausgeglichenen Gesellschaft wichtig. Kinder müssen spüren, dass sie ernst genommen werden und ihre Stimme etwas verändern kann. In Zeiten, in denen der Politik immer weniger Vertrauen geschenkt wird und die Wahlbeteiligung sinkt, scheint ein "Kinderparlament" der richtige Weg zu sein, um demokratische Werte zu vermitteln.

Die Bildungsempfehlungen der FHH

Die Bildungsvorschriften an Tagesbetreuungseinrichtungen sind innerhalb der Bundesrepublik Deutschland nicht einheitlich festgelegt. Sie werden von jedem Bundesland einzeln beschlossen - unterteilt in feste Bildungspläne, die zwingend einzuhalten sind, und Bildungsempfehlungen. Für Hamburg gelten Bildungsempfehlungen, die Eigeninitiative und Selbstbestimmung als Voraussetzungen für Erfahrungen und Kompetenzen ansehen, die sich die betreuten Kinder im Alltag aneignen können. Diese Empfehlung müssen allerdings nicht alle Betreuungseinrichtungen gleichermaßen umsetzen.

Die Arten der Mitbestimmung

Je nach Umsetzungsart ist das Kinderparlament eine Mischform aus den drei Formen der Kinderbeteiligung: Es gibt die projektbezogene Beteiligung, bei der Kinder gemeinsam mit Erziehern oder Lehrern an einem gemeinsamen Projekt mitwirken, das die Kita oder Schule bereichern soll. Bei der repräsentativen Beteiligung werden Kinder gewählt, die die anderen Kinder bei Entscheidungen vertreten. Bei der offenen Form gibt es kein vorgegebenes Thema oder Projekt und alle Kinder dürfen frei ihre Interessen äußern und vertreten.

Demokratiemüdigkeit vorbeugen

Laut einer Studie des Kinderreports Deutschland 2017 vom Kinderhilfswerk zweifelt ein Drittel der Bevölkerung an der Demokratiefähigkeit der nachfolgenden Generation. In einer solchen Zeit ist es wichtig, dem mit frühkindlicher politischer Bildung entgegenzusteuern. Dass die Studie so ausgefallen ist, liegt auch daran, dass viele Erwachsene selbst das Vertrauen in die Politik verloren haben und daher die äußerst wichtige Bedeutung der Demokratie nicht mehr vermitteln können oder wollen.

Gemeinschaft statt Anarchie

Kinderparlamente haben nicht das Ziel, alle Wünsche und Interessen der Kinder ohne jegliche Regeln oder Grenzen zu verwirklichen. In einem Rahmen, der von Erziehern oder Lehrern geschaffen wird, sollen Kinder nach festgelegten Regeln bis zu einem gewissen Grad frei entscheiden können. Dies stärkt ihre kommunikativen Fähigkeiten und führt dazu, dass sie zu gebildeten und willensstarken Erwachsenen heranwachsen. Wer so im Selbstvertrauen gestärkt ins Leben geht, dem fällt es später auch leichter, sich im Berufs- und Privatleben zu behaupten. Hinzu kommt, dass das politische Interesse geweckt und in den Alltag mitgenommen wird. Diese Entwicklung ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein demokratisches und soziales Deutschland.

Erfolgreiche Kinderparlamente

Ein Paradebeispiel für ein funktionierendes Kinderparlament ist die Kita Einstein-Dolli-Haus in Pinneberg. Sie wurde am 9. Januar 2017 als erste Demokratie-Kita Deutschlands nach dem Konzept "Die Kinderstube der Demokratie" des Instituts für Partizipation und Bildung in Kiel zertifiziert. Das Prinzip der Kinder-Partizipation wird dort beispielhaft in die Tat umgesetzt. Die Kinder können nicht nur entscheiden, welchen Kuchen es als Nächstes gibt, sondern auch, welches Spielgerät angeschafft werden soll, und vieles mehr. Es gibt wöchentliche Konferenzen, Vertreterwahlen und Abstimmungen. Die Kinder lernen früh, dass sie Rechte haben, und fordern diese auch ein, um ihre Kita und den Alltag dort aktiv mitzugestalten. Die Kita Zeiseweg der Elbkinder e. V. in Eimsbüttel steht dieses Jahr wegen der Aktionen ihres Kinderparlaments sogar zur Wahl für die "Beste Kita des Jahres".

Wo die Demokratieerziehung beginnt

In erster Linie sollte die Demokratieerziehung von Kindern in den Familien beginnen. Doch auch die Bildungseinrichtungen sind hier gefragt. Immer mehr Hamburger Kindertagesstätten und Schulen haben sich, neben Wahlen zum Klassen- und Schulsprecher, auf diesen Bildungsweg eingelassen und feiern damit große Erfolge.

Quellen: "Mitmachen erlaubt?" Carola Pfleger, "Partizipation - ein Kinderspiel?" Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, "Konvention über die Rechte des Kindes" UNICEF, "Kinderreport Deutschland 2017" Deutsches Kinderhilfswerk

Autor: VHSt
Fotos: Wikimedia Commons - Markus Althoff

HBZ · 04/2018
 
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