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Weihnachten in Spanien

Wenn die Heiligen Drei Könige kommen

In Spanien kommen nicht Weihnachtsmann und Christkind, sondern die Heiligen Drei Könige und bringen am 6. Dezember die Geschenke zu den Kindern. Auch wenn es sich vom Hiesigen unterscheidet, ist Weihnachten auch hier das wichtigste Familienfest mit vielen schönen Ritualen und Traditionen.

Krippen als Kunstwerke

"El Pesebre", die Weihnachtskrippe, ist ein spanischer Vorweihnachtsbrauch. Es werden hier nicht nur die Hauptfiguren dargestellt, denn neben der Heiligen Familie gibt es noch viele andere Figuren und Elemente wie Hirten auf Feldern, jede Menge Tiere, Engel, Hütten, Bäume etc. und eben die Heiligen Drei Könige. Anstatt des Adventskalenders werden die drei Weisen jeden Tag ein Stück näher an die Krippe gerückt, bis sie am 6. Dezember endlich ankommen und Geschenke bringen. Denn auch wenn das Christkind am 24. Dezember geboren wurde, brauchten die Heiligen Drei Könige ja eine gewisse Zeit, um den Weg auf den Rücken ihrer mit Gold, Myrrhe und Weihrauch bepackten Kamele zurückzulegen.

In den katalanischen Krippen gibt es eine Extrafigur, die man sonst nirgends finden wird. Der "Caganer", zu Deutsch: der kleine Scheisser, ist eine Figur, die gerade die Erde "düngt" und somit die Fruchtbarkeit symbolisiert. Ebenfalls aus Katalonien stammt die Tradition der lebenden Krippen, die man aber mittlerweile auch anderswo in Spanien sehen kann. Laienschauspieler stellen in den "Pressebres vives" den Alltag zu Zeiten von Jesus' Geburt dar. Neben den Krippenspielen und Kerzen in allen Fenstern, sind in der Vorweihnachtszeit die Einkaufsstrassen illuminiert und geschmückt.

Die Weihnachtslotterie

Die staatliche "Sorteo extradinario de Navidad" gilt aufgrund der ausgespielten Gesamtsumme als grösste Lotterie der Welt und findet in Spanien seit 1763 statt und besteht in ihrer heutigen Form seit 1812. König Karl III. rief sie ins Leben um seine Staatskasse aufzufüllen. Schüler und Schülerinnen der Madrider Schule San Ildefonso, einem ehemaligen Waisenhaus mit mehr als 500 Jahre Geschichte, singen die Gewinnzahlen vor. So ziemlich jeder Spanier kauft sich Lose und verfolgt die mehrstündige Ziehung am 22. Dezember im Radio oder Fernsehen.

Heiligabend und der Erste Weihnachtstag

Weihnachten gibt es, ausser in Katalonien, noch keine grossen Geschenke. An der "Noche Buena", der Heiligen Nacht wird nach einem festlichen Abendmahl im Kreise der Familie eine Art Julklapp veranstaltet. Aus einer Schüssel darf sich jeder ein Los nehmen, das zu kleinen Geschenkchen oder auch mal Nieten gehört. Jeder darf solange ziehen, bis er ein Geschenk ergattert hat. Danach folgt dann die feierliche Mitternachtsmesse des Hahns, die "Misa del Gallo" in der Kirche. Die Messe wird so genannt, weil der Hahn als erster die Geburt von Jesus verkündet haben soll. Während der Messe wird gesungen, die in der Kirche errichtete Krippe bewundert, und das Jesuskind geküsst. In den meisten Ortschaften wird nach der Messe grosse Feuer auf öffentlichen Plätzen entzündet und gefeiert.

Tag der unschuldigen Kinder

Ganz so unschuldig wie es der Name "Dia de los Inocentes" vermuten lässt, geht es am 28. Dezember nicht zu. Was ursprünglich an den von Herodes befohlenen Kindermord erinnern sollte, ist nun mit unserem 1. April vergleichbar. Im ganzen Land werden Streiche gespielt und Leute veräppelt.

Trauben und der Jahreswechsel

An Silvester ist es Tradition, nach dem obligatorischen Festmahl, die letzten 12 Sekunden vor Mitternacht 12 Weintrauben zu essen. Jede steht für einen Monat und nur wer alle schafft, hat auch alle Monate des neuen Jahres Glück. Ein kleines Feuerwerk gibt es auch, aber längst nicht so gross wie in Deutschland, dafür wird mindestens genauso ausgelassen auf rauschenden Fiestas gefeiert.

Das Dreikönigsfest

Am Sonntag vor dem 6. Januar - dem Dreikönigsfest - , nehmen als Hirten verkleidete Kinder mit ihrer Schafherde an Parade der "Les Pastoretes" teil, um dem neugeborenen Jesuskind mit Geschenken aufzuwarten. Am 4. Januar kündigt ein königlicher Abgesandter die Ankunft der Heiligen Drei Könige an. Begleitet wird er bei seiner Kundgebung von Eseln die Briefkästen tragen, in die die Kinder ihre Wunschzettel an die Könige werfen können.

Am Abend des 5. Januar halten überall in Spanien die Heiligen Drei Könige mit ihrer Entourage in spektakulären Umzügen auf schwer mit Geschenken beladenen Kamelen oder Festwagen - je nach Grösse der Ortschaft - Einzug. Die königlichen Pagen, die "Les Negres" bringen den Kindern Geschenke in Form von Süssigkeiten - oder bei unartigen Kindern ein Stück Kohle aus Zucker zur Strafe. In der Nacht zum 6. Januar bringen die drei Weisen, auf ihren Kamelen die Geschenke und hinterlassen sie in den Schuhen. Jedes Kind achtet daher darauf dass sein Zimmer aufgeräumt ist, die Schuhe geputzt und für die Weisen und ihre Kamele Verpflegung bereit steht. Morgens dürfen dann die Kinder ihre Geschenke auspacken und das letzte grosse Familienessen der Weihnachtszeit findet statt.

Schlemmen, Feiern und wieder Schlemmen

An besonderen Tagen wie dem 24. und 25. Dezember, Silvester, Neujahr und natürlich am Hauptfeiertag, dem Tag der Heiligen Drei Könige, wird viel getafelt. Es gibt kein spezielles Weihnachtsgericht, sondern eine grosse Auswahl an möglichen Gerichten für die Weihnachtstafeln. Normalerweise beginnt das Menü mit verschiedenen Tapas. Danach folgen ein oder zwei Hauptgänge und als Abschluss ein Nachtisch. Unter den beliebtesten Gerichten sind Meeresfrüchte, Lamm, Schinken, Fisch sowie Gans und Ente. Das Einzige was auf jeder spanischen Tafel gleich ist, sind zwei Nachspeisen: Turrón und der Roscón de Reyes - der Dreikönigskuchen.

Während der ganzen Weihnachtszeit gibt es Turrón

Turrón (Spanisch) oder Torró (Katalanisch) ist eine rechteckige, längliche Leckerei die traditionell aus Mandeln, Honig, Zucker und Ei hergestellt wird. Dieses Pendant zum hiesigen Lebkuchen und Plätzchen gibt je nach Geschmack noch in weiteren Varianten mit Nüssen, Schokolade, einem Schuss Rum oder Anisschnapps, oder Früchten.

Zutaten für 4 Personen:
  • 1 kg Honig
  • 1,5 kg Mandeln
  • 500 g Zucker
  • 2 Eier
  • 1 Zitrone

Zubereitung: Den Honig auf kleiner Flamme solange erhitzen, bis er eine zähe Masse wird. Den Zucker mit dem Honig verrühren. Das Eiweiss der Eier entnehmen, schlagen und zu der Masse hinzufügen. Bei mittlerer Temperatur etwa 10 Minuten erhitzen und dabei ständig rühren bis die Masse zu karamellisieren beginnt und sich bräunt. Die Zitronenschale reiben und den Abrieb zusammen mit den Mandeln hinzufügen und verrühren. Das Ganze muss so weit abkühlen, dass man es anfassen kann. Nun wird der Teig auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech in Formen gegossen. Die Spanier bevorzugen längliche Rechtecke, aber auch jede andere Form ist möglich. Das Blech mit den Formen kommt nun für etwa drei Stunden in den Kühlschrank und kann danach, wenn es wieder Zimmertemperatur angenommen hat, serviert werden.

Roscón de Reyes

Wird am 6. Januar, dem Festtag der Heiligen Drei Könige, aufgetischt. Die Tradition will es, dass in den Kuchen ein kleines Pfand und eine Bohne eingebacken werden. Meistens ist das Pfand eine Mandel, eine kleine Figur oder eine Münze. Wer die Bohne findet muss den nächsten Kuchen bezahlen, oder abwaschen. Wer das Pfand ergattert, darf für einen Tag König der Familie sein und hat im nächsten Jahr viel Glück. Den Kuchenkranz gibt es traditionell in einer Variante mit und einer ohne Schlagsahnefüllung und einer mit oder ohne Alkohol (Schuss Rum).

Zutaten für einen Kranz:
  • 500 g Mehl
  • 100 g Zucker
  • 50 g Butter
  • 25 g Hefe
  • 60 ml Milch
  • 60 ml Wasser
  • 3 TL Orangenblütenwasser
  • 1 geriebene Orangenschale
  • 1 geriebene Zitronenschale
  • 2 Eier
  • ½ TL Zucker
  • 1 Prise Salz

Zubereitung: Wasser, Milch, Zitronenschalen- und Orangenschalenabrieb in einem Topf aufkochen und dann wieder abkühlen lassen. Das Orangenblütenwasser hinzufügen. In einer Schüssel Hefe und Zucker kneten und etwa 10 Minuten quellen lassen. Butter zerlassen und abkühlen lassen. Mehl, Zucker, Salz, ein Ei und Butter hinzufügen und einkneten. Nun das Wasser/Milch-Gemisch beigeben und alles verrühren, bis es ein glatter und geschmeidiger Teig ist, der sich von der Schüssel lösen lässt. Sollte er noch zu klebrig sein, kann man etwas warmes Wasser hinzufügen. Den Teig abdecken und etwa eine Stunde ruhen lassen. Etwas Mehl auf der Arbeitsfläche verteilen und aus dem Teig einen Kranz formen, auf ein ausgelegtes Backblech legen und das Loch in der Mitte durch einen feuerfesten Becher fixieren. In den Teig versteckt man dann die Bohne und das Pfand. Nun trennt man das zweite Ei und bepinselt den Kranz mit Eigelb. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen und den Kuchen solange wieder ziehen lassen. Mittig einschieben und etwa 20 Minuten backen lassen. Als Verzierung werden kandierte Früchte in Stückchen mit Zuckerguss aufgeklebt. Für die Füllungsvariante wird der Kranz in der Höhe geteilt, eine dicke Schicht Schlagsahne aufgetragen und wieder zusammengesetzt.

Globales Weihnachten

Mittlerweile verwässern die alten spanischen Traditionen immer mehr und viele Kinder bekommen seit einigen Jahren zweimal Geschenke; einmal am 24. Dezember vom Weihnachtsmann aus der Coca-Cola-Werbung und dann noch einmal von den Heiligen Drei Königen am 6. Januar. Auch findet sich seit etwa 15 Jahren oft ein Weihnachtsbaum - meist aus Plastik - neben der Krippe.

¡Feliz Navidad y Próspero Año Nuevo!

Autor: Samira Alinto
Fotos: Roscon de Reyes, Turron und Les Pastoretes: (c) Institut für Tourismus in Spanien - TURESPANA

HBZ · 12/2013
 
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