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Island

Die isländischen Weihnachtskerle kommen!

Island - die Insel der Vulkane mit 332.000, zumeist fußballbegeisterten, Menschen, verteilt auf 103.000 Quadratkilometer Land. Dort, wo der Winter viele Monate andauert und weiß und düster ist, herrscht zu Weihnachten eine ganz besondere Stimmung. Unzählige Lichter und bizarr anmutende Traditionen verzaubern Dörfer und Städte und laden auch Touristen ein, die Festtage dort zu begehen.

Lange bevor Island christianisiert wurde, gab es das große Fest zur Wintersonnenwende, bei dem die Wiederkehr des Lichts gefeiert wurde. Aus dieser heidnischen Tradition wurde im Jahr 1000 a. D. eine Weihnachtstradition. Jól, ein Wort, das als Jul, Jule oder Yule auch in allen anderen skandinavischen Ländern für Weihnachten benutzt wird, stammt aus vorchristlichen Zeiten. Viele der Traditionen wurden beibehalten und zu Weihnachtsbräuchen umgewandelt.

Lichter in der Dunkelheit

Schon im Herbst ist es in Island nachmittags so dunkel wie bei uns in tiefster Nacht. Lichter gehören zu der winterlichen Hauptdekoration, die an den Häusern, in Gärten und natürlich auch in den Räumen überall im Überfluss zu finden ist. Mitunter trägt die Natur ihren Anteil zu dieser Illumination durch die faszinierenden Nordlichter bei. Island ist im Winter einfach ein wahres Lichtermeer. Der üppig geschmückte und natürlich beleuchtete Weihnachtsbaum gehört ebenso zu den lieb gewonnenen Traditionen, wie Adventskranz und die Weihnachtskarten, die Isländer in großer Zahl verschicken. Der Weihnachtskranz mit den Adventskerzen wurde durch Deutsche in den 30er Jahren dort bekannt gemacht und ist spätestens seit den 70ern fester Bestandteil der weihnachtlichen Dekoration.

Land der Fabelwesen

In Island glauben heute noch viele "Sons" und "Dottirs" (Söhne und Töchter - die Namensendung wird an den Vornamen des Vaters gehängt) an die Existenz von Feen, Elfen, Dunkelelfen, Trollen und Ogern. Nicht ohne Grund war J. R. R. Tolkien ein großer Liebhaber der isländischen Mythen. Der ursprünglichen Sage nach leben Oger und Dunkelelfen in Dimmuborgir (Deutsch: Dunkle Festung) und Ludentarborgir (benannt nach dem Luden-Krater). Diese Tuffsteinformationen, die an erkaltete Lavaseen geschmiegt sind, ähneln alten Burgruinen. Geografisch liegen sie östlich des Lavasees Mývatn, bei dem aktiven Vulkansystem Krafla im Nordosten Islands.

Die 13 Jólasveinarnir kommen

Seit jeher gab es die isländische Sage vom gigantischen Oger-Paar Grýla und Leppalúdi und dessen übler Nachkommenschaft. Oger sind riesenhafte, hässliche, trollähnliche Menschenfresser, vor denen sich die isländischen Kinder zu Zeiten der Wintersonnenwende besonders fürchteten. Die dreiköpfige kinderfressende Grýla und ihr eher moderater dritter Gefährte Leppalúdi, die in Ludentarborgir leben, haben mehr als 80 Nachkommen, die die Menschen allerdings weitestgehend in Ruhe lassen. Der Legende nach schickt Grýla jeden der 13 Tage vor Weihnachten einen ihrer 13 Söhne aus Dimmuborgir, wo diese leben, hinab in die Dörfer und Städte, um die Menschen zu terrorisieren. Die unartigen Kinder konnten sich nur davor retten, als Eintopfgericht in Grýlas Kochtopf zu enden, indem sie echte Reue zeigten.

1743 wurde allen Eltern gesetzlich untersagt, ihren Kindern mit Ogern, Trollen und anderen bösen Mythenwesen Angst einzujagen. Seitdem wurde diese Folkloresage immer kinderfreundlicher, dann christianisiert und neuzeitlich auch äußerlich mit rotem Anzug an den Weihnachtsmann mit rotem Anzug - wie aus der Coca-Cola-Werbung - angepasst. Heute sind die 13 Jólasveinarnir als liebenswerte, wenn auch immer noch ruppige Weihnachtskerle bekannt, die lediglich Schabernack treiben. Die Kinder fürchten sich nicht mehr vor ihnen, sondern freuen sich auf den Besuch jedes Weihnachtskerls. Sie stellen ihren besten Schuh auf die Fensterbank, der dann jeden Morgen mit einem kleinen Geschenk gefüllt ist. Unartige Kinder finden nun nur noch eine vergammelte Kartoffel im Schuh. Die Streiche an den 13 Tagen werden einfach billigend in Kauf genommen.

Nomen est omen

Die Namen der Weihnachtskerle geben meistens einen Hinweis darauf, was sie im Schilde führen. Der erste von ihnen erscheint am 12. Dezember, heißt Stekkjastaur (Pferchpfosten) und stiehlt Milch aus dem Euter; ihm folgen: Giljagaur (Schluchtentrottel), Stúfur (Dicker Knirps), Ţvörusleikir (Kochlöffellecker), Pottaskefill (Topfschaber), Askasleikir (Essnapflecker), Hurđaskellir (Türzuschläger), Skyrgámur (Quarkgierschlund), Bjúgnakrćkir (Wurstdieb), Gluggagćgir (Fensterglotzer), Gáttaţefur (Türschlitzschnüffler), Ketkrókur (Bratendieb) und schließlich am Weihnachtstag Kertasníkir (Kerzenschnorrer).

Jólakötturinn, die böse Weihnachtskatze

Die berüchtigten 13 Brüder sind mit Unterstützung von Grýlas riesiger schwarzer Katze Jólakötturinn unterwegs. Früher soll sie, wie ihre Herrin, unartige Kinder gefressen haben. Später soll sie kontrolliert haben, ob unter den Geschenken auch neue Kleidungsstücke waren. Sollte das nicht der Fall sein, fraß die Katze die Beschenkten. Auch heute noch liegt deshalb zumindest ein neues Kleidungsstück für jeden unter dem Weihnachtsbaum.

Auf Tuchfühlung mit den Weihnachtskerlen

In der Vorweihnachtszeit kann man die Weihnachtskerle gegen ein Eintrittsgeld von etwa 8 Euro (Kinder unter 12 Jahre zahlen keinen Eintritt) hautnah erleben. Zum einen können sie in Hallerflöt/Dimmuborgir zwischen 13 und 15 Uhr besucht werden. Das eingenommene Geld geht an ihre mittlerweile auch nicht mehr so gruselige Mutter Grýla, die sich davon schöne Sachen oder einen neuen Pyjama für Leppalúdi kauft, da die Weihnachtskatze diesen wohl jedes Jahr frisst. Zum anderen findet am 12. Dezember um 17 Uhr das große Bad der Weihnachtskerle in dem Naturbad am Mývatn (Mückensee) bei Dimmuborgir statt bei dem alle Besucher mitbaden dürfen. Das Naturbad bietet eine Temperatur von 36 bis 40 Grad, wobei es, beheizt durch vulkanische Aktivitäten, im Zulaufbecken noch fast 130 Grad heiß ist.

Weihnachtsmärkte in Hafnarfjörđur und Reykjavík

Einen Weihnachtsmarkt wie bei uns in Hamburg gibt es ab dem 26. November in Hafnarfjörđur an der Südwestküste und an den ersten drei Adventssonntagen im Árbćr Open Air Museum in Reykjavík. Hier gibt es Handwerkskunst, Musik und Fressbuden, jede Menge Weihnachtsbäume und alle Dekorationen, die es auch hierzulande gibt - allerdings ist der Schnee garantiert.

Saint Ţorláks Messe

Die Ţorláksmessa, die am Tag vor Heiligabend für Ţorlákur Ţórhallsson (deutsch: Thorlak Thorhallson) gehalten wird, ist auch in Norwegen und auf den Färöern ein wichtiges Ereignis. Ţórhallsson war ein isländischer Priester in Skálholt aus dem 12. Jahrhundert, der 1198, drei Jahre nach seinem Tod, posthum vom isländischen Althing (Regierungskonzil) seliggesprochen. Seine Gebeine wurden daraufhin in einem Schrein aus Gold, Silber und Edelsteinen beigesetzt. Er stand symbolisch für die Befreiung der augustinischen Kirche von Unkeuschheit, vom Handel mit Ablassbriefen sowie dem Handel und der privaten Nutzung von Kirchengütern. Hierfür und für seine bewirkten Wunder wurde Ţórhallsons Grab zum beliebtesten Wallfahrtsort für Isländer, Norweger und Färöer. 1984 wurde er durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen und zum Schutzheiligen Islands erklärt, obwohl nur etwa 1 % der Isländer katholisch ist und nahezu alle anderen der lutherischen Kirche angehören.

Sehr viel weltlicher geht es vor und nach der Messe zu, da hier traditionell fermentierter (riecht stark nach Ammoniak) oder geräucherter Skate (Rochen) zum Abendessen gegessen wird und Isländer zum Last-Minute-Shopping der Weihnachtsgeschenke tendieren.

Heiligabend und das Festessen

Wie bei uns finden die Bescherung unter dem Weihnachtsbaum und das erste große Familienessen an Heiligabend statt. Schon vormittags findet sich ein Großteil der Familie in der Küche zusammen und kocht gemeinsam das Festtagsmenü. Der Heiligabend wird ab sechs Uhr abends mit Kirchenglocken eingeläutet und man wünscht sich "Gleđileg Jól". Früher war Ptarmigan (Schneehuhn) das Essen der armen Isländer, heute ist auf fast jeder isländischen Festtagstafel zu finden. Weitere traditionelle Weihnachtsgerichte sind Hamborgarahryggur (Schinken), geräucherter Lachs und Hangikjöt (geräuchertes Lamm). Das traditionelle Weihnachtsgetränk für Jung und Alt ist Malt og Appelsin (Malzbier mit Orangensaft). Als Nachtisch stehen Reisbrei, Milchreis, Weihnachtskuchen, Lebkuchen und Kekse auf dem Speiseplan.

Hangikjöt

Das Festtagsgericht Hangikjöt, mit Käsesahnesoße und karamellisierten Kartoffeln gereicht, wird traditionell mit geräuchertem Lammfleisch zubereitet. Alternativ kann man aber auch Kassler oder andere geräucherte Braten verwenden. Anstelle der karamellisierten Kartoffeln wird in vielen Familien auch Kartoffelbrei serviert.

Zutaten für 6 Portionen Hangikjöt:

  • 1 ˝ kg Hangikjöt
  • 300 ml Wasser
  • 200 ml Sahne
  • 1 ˝ Teelöffel Fleischbrühe
  • 4 Esslöffel Soßenbinder
  • 50 g Gorgonzola
  • 50 g Weichkäse
  • 2 Esslöffel Weißwein

Zubereitung: Sahne, Wasser und Fleischbrühe in einem Topf erhitzen. Den Gorgonzola und den Weichkäse klein geschnitten dazugeben und schmelzen lassen. Die Soße unter schwacher Hitze 5 Min. köcheln lassen und nach und nach den Weißwein einrühren. Zum Schluss das Hangikjöt erwärmen und mit der Soße, Erbsen oder Bohnen und karamellisierten Kartoffeln servieren.

Reisbrei mit Zimt und Rosinen

Die Tradition des Reisbreis zu Weihnachten ist sehr alt und überall in Skandinavien in verschiedenen Variationen anzutreffen. Eine ebenso beliebte Nachspeise ist Milchreis mit einer Glücksmandel.

Zutaten für 6 Portionen Reisbrei:

  • 1 Liter Milch
  • 2 dl Milchreis
  • 2 dl Rosinen
  • 1 Teelöffel Salz
  • 10 g Butter
  • 2 ˝ dl Zucker
  • 2 Teelöffel Zimt

Reis in der Milch bei geringer Hitze in etwa einer Stunde gar kochen, gelegentlich umrühren. Wenn der Brei fertig ist, Salz und eine Butterflocke zugeben, zusammen mit den Rosinen verrühren. Zucker und Zimt zum Bestreuen mischen. Reisbrei heiß mit Milch oder Sahne servieren, portionsweise bestreuen.

Frohes Nachkochen, Gleđilega Hátíd und Gleđileg Jól!

Autor: Samira Aikas, Quellen: Mythenlexikon, Island.is
Fotos: Ragnar Th. Sigurdsson (www.iceland.is)

HBZ · 12/2016
 
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