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Hamburgs schönste Privatbühne

Leichte Muse im Engelsaal

Foto: Samira Aikas
Foto: Samira Aikas

Der Engelsaal am Valentinskamp ist mit seinen stuckgeschmückten Bogengewölben, Kronleuchtern und dem plüschigen Foyer wohl eine der schönsten Spielstätten unserer Stadt und eine echte Hamburgensie.

Rund 130 Stuhlplätze warten dort jeden Abend darauf, die Gäste in die Welt der leichten Muse zu entführen. Das Repertoire des kleinen Engelsaal-Ensembles ist vielfältig und reicht von der Operette über 50er-/60er-Schlager-Revues und 70er-Shows bis zu Swing-Revues. Das Publikum des intimen Theaters besteht zum großen Teil aus Stammgästen.

Der Traum der Witwe Hantje


Das Ende des 18. Jahrhunderts erbaute Haus zwischen Bürgermeistergarten und Gängeviertel wurde als sogenannte Theaterbude an durch das Land ziehende Schauspielgruppen vermietet. Dort betrieb die Witwe Hantje das Ausflugslokal "Hotel de Rome", das sie um einen Theatersaal erweitern wollte. Eine Frau als Theaterbesitzerin war in der damaligen Männerwelt unerhört, weswegen die Witwe gegen den Senat vor Gericht zog und sich die nötige Genehmigung erfolgreich erstritt. Genau vor 210 Jahren konnte das "Theater im Engelsaal", dessen Name sich von den goldenen Engeln an der Balustrade herleitete, eröffnet werden. Hantje war damit nicht nur die erste Theaterchefin, sondern auch die erste Privatperson, die ein Theater besaß.


Fortan wurden im Engelsaal volkstümliche Theaterstücke für Arbeiter mit musikalischen Lokalpossen und Komödien aufgeführt. Es war eine ziemlich unruhige Zeit und die Pläne Napoleons waren unkalkulierbar, weswegen sich die Hamburger nach Zerstreuung sehnten und der Engelsaal von Anfang an sehr erfolgreich war. Auch nach dem Tod der Witwe Hantje wurde der Theatersaal in ihrem Sinne weitergeführt. Die eigentliche Konzession erwarb 1842 Charles Maurice Schwarzenberger, der Direktor des "Theaters in der Steinstraße", der damit das "Thalia-Theater" gründete.

Aus dem Dornröschenschlaf erweckt


Im Jahr 1920 wurde der Engelsaal geschlossen und für andere Zwecke genutzt, wie als Zeitungsredaktion, Druckerei und Auktionsraum. Die Hamburgensie verfiel zusehends. 1997 wurde sie durch private Investoren historisch getreu rekonstruiert, als Kulturraum wiedergenutzt und unter Denkmalschutz gestellt. Karl-Heinz Wellerdiek beschloss, den Engelsaal wieder zu einem echten Privattheater der leichten Muse zu machen. Er gründete die Hamburger Volkstheater GmbH und erweckte das Theater nach 85 Jahren aus seinem Schlaf. Neben der Dresdner Staatsoperette, der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig und dem Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz ist der Engelsaal das einzige private Operettenhaus Deutschlands mit Repertoire-Programm.

Abschied vom König der leichten Muse


Ein Grund, warum der Engelsaal auch heute noch so erfolgreich ist, ist der intime Charme der kleinen Bühne. Prinzipal Karl-Heinz Wellerdiek erschuf mit seinem Ensemble eine Atmosphäre, in der sich Gäste als Teil des Ganzen fühlen können. Er begrüßte die Gäste, riss selbst die Eintrittskarten ab und stand danach in vielen Aufführungen auf der Bühne. Selbst gemachte Engelsaalbowle und kleine Leckereien vervollständigten die Wohnzimmeratmosphäre. Anfangs von Kulturschaffenden und Medien belächelt, fanden Wellerdieks Operetten und Revues großen Anklang. Im April 2010 wurde Wellerdiek für seine Verdienste um die Hamburger Kultur mit dem Portugaleser in Silber der Hamburger Bürgervereine ausgezeichnet. Das besondere Gefühl des Engelsaals will das rund zwanzigköpfige freie Ensemble, aus dem für jede Produktion geschöpft wird, auch nach seinem zu frühen Ableben im Januar dieses Jahres fortführen. Der künstlerische Leiter Philip Lüsebrink sagt hierzu: "Ich bin seit 2006 Teil des Ensembles und habe damals als Zweitbesetzung einer Operette angefangen. Bisher hatte ich die Programmplanung immer mit Herrn Wellerdiek zusammen gemacht. Jetzt müssen der musikalische Leiter Herbert Kauschka und ich ohne ihn planen. Wir stimmen uns dabei auch mit seinem Ehemann und Erben, Thomas Wellerdiek, ab, dem das Theater nun gehört." Lüsebrink und Kauschka haben seit Juni das erste Programm für die Spielzeit bis Oktober 2019 ohne den Begründer herausgebracht, und das hält viel Bekanntes und charmante Neuerungen parat.

Operette, Revue und Bowle


Zu dem wechselnden Repertoire, das immer mit liebevollen Bühnenbildern einhergeht, gehören in dieser Saison das Musical "Die große Heinz-Erhardt- Show" und bekannte Hausinszenierungen wie die Swing-Revue "Fly Me To The Moon", "Primadonna Assoluta” - ein Abend, der ganz Maria Callas und Giuseppe Di Stefano gewidmet ist -, eine Les- Humphries-Party "Mama Loo”, die Jazz- Revue "Auf ins Metropol" oder die Schlager-Revuen "Komm ein bisschen mit nach Italien" und "Ganz Paris träumt von der Liebe". Neu dabei ist das "Operettencafé" an den beiden Sonntagen 21. Juli und 18. August jeweils um 15 Uhr. Dann sitzen die Gäste bei leckerem Kaffee, Kuchen und Engelsaalbowle an runden Tischen und können das Programm wie bei einer Jukebox durch Wünsche selbst mitgestalten.


Hamburger Engelsaal
Valentinskamp 40- 42
Karten Tel.: (040) 30 05 15 55
www.engelsaal.de
Hinweise: barrierefrei, zwei Rollstuhlplätze
pro Vorführung
Ticketpreise: 18 bis 48 Euro


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Autor: VHSt

HBZ · 07/2019
 
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