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MENTOR HAMBURG e. V.

Leselernhilfe für Schulkinder

Foto: (c) MENTOR Hamburg e. V.
Foto: (c) MENTOR Hamburg e. V.

Wer gut lesen kann, versteht mehr, fragt mehr, lernt mehr und jedes Kind sollte Spaß am Lesen haben - so der Grundgedanke des Vereins MENTOR HAMBURG.

Seit 2004 lesen hier an mehr als 100 Grund- und Stadtteilschulen rund 850 ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren mit etwa 1.000 Kindern, organisiert durch rund 70 Koordinatoren. Zu den aktiven Mentorinnen gehören u. a. auch unsere VHSt-Mitglieder Barbara Crabiell und Ursula Eichmann, die ihre Arbeit mit den Kindern lieben und uns etwas über ihre Lesekinder erzählt haben. Ein Kooperationspartner von MENTOR sind die Hamburger Bücherhallen, die Büros für die Organisatoren und kostenfreie Kundenkarten für die Mentoren bereitstellen, damit es nie an Lesematerial mangelt.

Jedem Kind sein Mentor

Das Lesekind und seine Mentorin oder sein Mentor treffen sich, nach dem 1:1-Prinzip, mindestens ein Jahr lang zu einer wöchentlichen Lesestunde in der Schule des Kindes. Hat das Kind ausreichende Fortschritte gemacht, wechselt es die Schule oder gibt es andere gute Gründe, bekommt die Mentorin oder der Mentor ein neues Lesekind zugeteilt.

Die Schulen arbeiten eng mit MENTOR zusammen und dortige Kooperationslehrer empfehlen Schüler, die von einem Lesepaten profitieren können. Koordinatoren von MENTOR agieren als Bindeglied zwischen Verein, Lesekind und Schule. Die letzte Entscheidung haben aber Kinder und Mentoren. Passt das Duo und haben die Eltern eine Einverständniserklärung unterschrieben, kann die erste Lesestunde beginnen.

Leseförderung und Zuwendung

Die Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren stammen etwa zu 60 bis 70 Prozent aus Familien mit Migrationshintergrund. Die Schüler ohne Migrationshintergrund stammen oft aus Familien, in denen eine ausreichende Förderung aus verschiedenen Gründen nicht gegeben ist. In der Regel erbitten Grundschulen und Stadtteilschulen die Hilfe von MENTOR. Aber auch in den Gymnasien beklagt man sich mittlerweile über Defizite beim Lesen, wie Thomas Helfer, Vorsitzender des Vereins, feststellt.

Mentor und Kind gestalten ihre Lesestunde selbst, die zumeist aus einer halben Stunde Lesen und anschließendem Spielen besteht. Das Lesematerial orientiert sich nicht am Schulstoff, sondern passt zu den Interessen des Kindes und wird in der Regel von den Kindern ausgesucht. Durch die gemeinsame Zeit wecken die Mentoren nicht nur mehr Leselust, es entsteht auch eine persönliche Beziehung, die dem Kind die nötige Zuwendung und damit auch Selbstvertrauen gibt. Den Mentoren werden kostenlose Fortbildungen angeboten und einmal jährlich lädt der Verein die Ehrenamtliche und Kinder zum gemeinsamen Besuch einer Weihnachtsvorführung ins Theater ein.

Freude der Kinder als Lohn

Ursula Eichmann, Verwaltungsangestellte im Ruhestand und langjähriges VHSt-Mitglied, betreut mittlerweile das vierte Grundschulkind. "Mein erstes Lesekind war Bülent*, ein sehr wohlerzogener Viertklässler mit türkischem Elternhaus" erinnert sich Frau Eichmann. "Ich habe ihn ein knappes Jahr betreut, bis er dann zur fünften Klasse die Schulform wechselte. Wir haben uns einmal pro Woche im Leseraum der Schule getroffen und eine halbe Stunde gelesen und eine halbe Stunde gespielt, da bei mehr als einer halben Stunde Lesen die Konzentration nicht mehr da ist. Er war gut in der Schule, hatte aber eine Leseschwäche. Nach ihm hatte sie noch Ennis*, dessen Eltern aus Tunesien und Afghanistan kamen, und Anton* aus russischem Elternhaus. "Derzeit betreue ich Ariya*, eine Zweitklässlerin aus Thailand, die sehr gut Deutsch spricht, aber eine Leseschwäche hat."

Barbara Crabiell, Erzieherin im Ruhestand und VHSt-Mitglied, betreut derzeit ihr drittes Lesekind aus einer Stadtteilschule. "Mein erstes Lesekind war Clara* aus Spanien. Sie kam erst zur vierten Klasse nach Deutschland und musste dieses Jahr wiederholen. Als sie zu mir kam, war sie in der fünften Klasse und konnte Deutsch und war eine gute Schülerin, hatte aber einen sehr eingeschränkten Wortschatz. Danach hatte ich Anna*, eine deutsche Fünftklässlerin. Sie war ein Scheidungskind, die Mutter hatte erneut geheiratet und Anna war ein wenig das fünfte Rad am Wagen. Sie hatte allerdings wenig Lust zum Lesen und Lernen." Als sich die Fehlzeiten häuften, wurden die Lesestunden beendet. Bei einem zufälligen Treffen erfuhr Frau Crabiell aber, dass Anna das Buch, das sie damals zusammen lasen, schon dreimal gelesen hatte. "Heute betreue ich Zuri*, ein sehr motiviertes Mädchen mit Eltern aus Ghana, die auch Probleme mit dem Wortschatz und eine Leseschwäche hat."

Mentoren und Koordinatoren gesucht

Mentoren werden immer gesucht, aber besonders an Koordinatoren besteht bei MENTOR großer Bedarf. Koordinatoren übernehmen bei freier Zeiteinteilung die Abstimmung mit den Schulen und organisieren vierteljährliche Treffen der Mentoren. Sie sind auch Ansprechpartner für Mentoren und Lesekinder, wenn diese miteinander Probleme haben. VHSt-Mitglieder, die sich dafür interessieren, mitzumachen, sollten kommunikative Organisationstalente sein, gerne lesen, Kinder mögen und eine Schulaffinität mitbringen. "Ehemalige Lehrer, Beamte aus der Verwaltung oder dem Schulwesen - wir würden uns sehr freuen", sagt Thomas Helfer.

*Die Namen der Kinder wurden von der Redaktion geändert.

MENTOR
- Die Leselernhelfer Hamburg e. V.

Hühnerposten 1C
Telefon: (040) 20 00 35 64
www.mentor-hamburg.de


Autor: VHSt
Fotos: (c) MENTOR Hamburg e. V.

HBZ · 11/2019
 
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