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Promis und Labskaus satt

Old Commercial Room


Es heißt, wer noch nie im Old Commercial Room Labskaus gegessen und mit Onkel Butsche geklönt hat, kennt Hamburg nicht.

Wirt und Wirtschaft mit Kultfaktor

Wer die elf Stufen überwindet, findet sich in einer Atmosphäre wie in einer Seemannskneipe wieder: urige Holzeinrichtung, Hafendekorationen und Wände voller Fotos, die Hamburg und den Hafen in vergangenen Tagen und bekannte Gesichter aus über 50 Jahren zeigen. Eigentlich gibt es den Old Commercial Room schon seit 1765. Damals eröffnete ein englischer Reeder das Restaurant, das aber 1943 von einer Bombe zerstört wurde. 1970 ließ Paul Rauch, ein Hamburger Gastonom und Casinobetreiber, es nach Originalvorbild in der Englischen Planke wieder aufleben. Seit seinem Tod 1988 führt es sein Sohn Reinhard Paul Rauch.

Rauch, auch Onkel Butsche genannt, sitzt morgens, bevor die ersten Gäste eintrudeln, in seiner Zentrale am Captain's Table beim Eingang, trägt Reservierungen in sein dickes Buch und klönt mit den Angestellten, die nach und nach eintrudeln. Nebenbei streichelt er seine Chihuahua-Dame "Cosi" und nuckelt an einer dicken unangezündeten Zigarre - ein Zugeständnis des 75-Jährigen an das Nichtraucherschutzgesetz. "Im Obergeschoss haben wir eine Raucherlounge", sagt er und blickt schmunzelnd auf einen riesigen Zylinder voller leerer Zigarrendosen bei den Weinfässern gegenüber. "Ein Tisch für sechs Personen in dieser Woche?" Er seufzt. "Mittags ist das kein Problem, aber abends kann ich erst in drei Wochen etwas anbieten." Schwierigkeiten, an den 364 Tagen, die das Restaurant geöffnet hat, alle 200 Plätze auf den zwei Etagen vollzubekommen, hat er nicht. Liegt das an den vielen prominenten Gästen, der Geschichte und Atmosphäre oder doch am Essen?


Norddeutsche Gerichte

Labskaus gibt es im Old Commercial Room in mehreren Ausführungen und Größen: als Mini-Labskäuschen im Glas, als kleine Portion und als große für echte Seebären. Das klassische Labskaus nach hanseatischer Art wird mit Spiegelei, Roter Bete und Elbländer Gurke serviert. Drei weitere Varianten gibt es mit Pfeffersoße, Curry und Wachtelei sowie Chilisoße und Garnele. Auf meine Frage, wo denn der Hering sei, rümpft Rauch die Nase. "Die Seeleute hatten genug Fisch auf dem Speiseplan, daher gehört da kein Hering dazu. Aber wenn Gäste es wünschen, gibt es ein Matjesfilet auf einem Extrateller dazu." Labskaus war laut Rauch die Feuerprobe des Smutje an Bord. Wenn es auf der Heimfahrt schmeckte, durfte er bei der nächsten Fahrt wieder mit dabei sein.

Ein Blick in die Speisekarte zeigt, dass es hier auch andere norddeutsche Klassiker gibt, wie Bohnen und Speck, Hamburger Aalsuppe, Altonaer Hummersuppe, Räucheraal, Pannfisch und vieles mehr. Auch für Fleischliebhaber, Vegetarier und Veganer hat der Old Commercial Room Gerichte auf der Karte.


Traue keinem Labskaus in der Dose

In Feinkostläden und manchen Supermärkten sieht man Dosen mit Namen und Logo des Old Commercial Rooms. Auf die Frage, warum Labskaus aus der Dose nicht so gut schmeckt wie der im Restaurant, seufzt Rauch. "Die Dosen sind von der Old Commercial Handels GmbH und haben außer dem Namen nichts mit unserem Restaurant zu tun. Das Zeug schmeckt grässlich."

Prominente Gäste als Magnet

Auf den Tischen liegen Flyer, die eine Auswahl von Prominenten zeigen, die dort schon gesessen haben. Zu fast allen Prominenten, die man auf den Fotos im Restaurant sieht, kann Rauch eine Anekdote erzählen. Alle bekannten Gäste hier aufzuzählen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber zu Gast waren u. a.:

  • Maler wie Andy Warhol und David Hockney
  • Musiker wie Sting, Joe Cocker und Roy Black
  • Schauspieler wie Woody Allen, George Clooney und Gert Fröbe
  • Komiker wie Dieter Hallervorden, Otto Waalkes und Hape Kerkeling
  • Sportler wie Boris Becker, Rudi Assauer und Franz Beckenbauer
  • Politiker wie Helmut Schmidt, Willy Brandt und Olaf Scholz

Onkel Butsche, seine charmante Crew und die urige Atmosphäre sind Grund genug, sich für die etwas gehobenen Preise zwischen 17 und 30 Euro ein hanseatisches Gericht zu gönnen.

Autor: VHSt
Fotos: Samira Aikas

HBZ · 03/2020
 
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